An
diesem Donnerstag versammelten sich ca. 50 Mögeldorfer Bürgerinnen und Bürger am
Eingangstor der Firma Staedtler in der Moosäcker Straße in Boxdorf. Nach der
Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bürger- und Geschichtsvereins, Wolfgang
Köhler, der sich bei dem technischen Vorstand der Firma, Herrn Ullrich Gerhart
für die Einladung bedankte, übernahm dieser den Part der Einführung. Mittels
einer Powerpoint-Präsentation, eines Kurzfilmes und dazu gehörender Erklärungen
wurden die Mögeldorfer mit der Geschichte der Firma Staedtler vertraut gemacht.
Das Thema Bleistift ist
sehr attraktiv – dieser Markenartikel ist eng mit der Stadt Nürn-berg verbunden.
In Nürnberg ist nach wie vor die Produktion der Bleistifte angesiedelt,
allerdings werden im Nürnberger Werk keine Buntstifte hergestellt, sondern
vielmehr in Neumarkt. Jährlich verlassen 1,3 Millionen gros (ein gros entspricht
144 Stück) das Werk, also umgerechnet ca. 200 Millionen Bleistifte! Bei dieser
Zahl kam mancher der Anwesenden ins Grübeln – eine kaum vorstellbare Menge – und
das jährlich … Noch ein Wort zum Standort Nürnberg: Hier werden im Verwaltungs-
und Produktionszentrum die grundlegenden Unternehmens- und Marketingsstrategien
entwickelt, die von den STAEDTLER Niederlassungen bzw. den lokalen Partnern in
den jeweiligen Märkten entsprechend den lokalen Anforderungen umgesetzt werden.
Als erstes ging Herr
Gerhart auf die Firmengeschichte ein, die ich hier chronologisch wiedergeben
möchte:
1662
Friedrich Staedtler wird das erste Mal als „Blei-weiß-Steftmacher“ in den
Bü-chern der Stadt erwähnt. Er konnte sich als Zimmermann in der Stadt
niederlassen, denn die sog. „Schmutzige Industrie“, musste außerhalb der
Stadtmauern bleiben.
1835 baut Johann Sebastian Staedtler einen
Handwerksbetrieb zum industriellen Fachbetrieb aus.
1900 die Marke Mars wird beim kaiserlichen
Patentamt angemeldet, es kommt zur Firmenbezeichnung: Staedtler-Mars
1901 Die Marke Noris wird beim kaiserlichen
Patentamt angemeldet
1978 Die Firma von Eberhard Faber wird von
Staedtler übernommen, Ausbau für die Produktion holzgefasster Stifte, bekannt
wird auch FIMO oder auch Plastelin, das in der Automobilindustrie von großer
Bedeutung ist, hiermit werden täuschend ähnliche Prototypen der Automobile
hergestellt
1988 Umzug des Unternehmens von der Altstadt
(Kirchenweg) zum heutigen Standort
1997 Der Staedtler-Stiftung wird urkundlich
die staatliche Genehmigung erteilt, sämtliche Anteile werden von der
STAEDTLER-Stiftung gehalten.
Zweck ist u. a. die Förderung der
Fachhochschule und der Universität, aber auch die Förderung von kulturellen
Dingen, z. B. für das Freilichtmuseum Bad Windsheim, ein Chörlein in der
Altstadt oder auch Maßnahmen für das Germanische Nationalmuseum. Nachdem keine
direkten Erben mehr vorhanden waren, wurde die Stiftung treuhänderisch von drei
Geschäftsführern verwaltet.
1997 der Gesetzgeber will für die Übergabe
Erbschaftssteuer verlangen, das wäre das Aus für Staedtler gewesen
2000 Die Marke Mars feiert 100-jähriges
Jubiläum
2002 Staedtler entwickelt die größte
Radiererproduktion in Europa - Siam Pencil: In Thailand vertreten
2003 in Iran vertreten - in Mexiko vertreten,
somit ist Staedtler auf allen Kontinenten in über 100 Ländern vertreten - die
STAEDTLER-Gruppe ist europaweit der größte Hersteller von Schreib- und
Zeichengeräten
STAEDTLER gewinnt den „reddot design
award 2003“ für die
„STAEDTLER box“
3.000 Mitarbeiter weltweit, alle
Produktions- und Marketingstrategien werden am Stammsitz in Nürnberg entwickelt.
Lumocolor wird 50 Jahre alt (als Folienstift erfunden, heute Allesschreiber)
STAEDTLER zählt heute mit
24 ausländischen Vertriebsniederlassungen und 11 Produktionsstätten
weltweit zu den füh-renden Anbietern von Schreib-
und Zeichengeräten. In Deutsch-land sind
insgesamt 1.500 Mitarbeiter für STAEDTLER tätig, in England kommen noch
weitere 200 hinzu.
Die
Firmenphilosophie zielt auf eine Identifikation des Kunden mit der Marke
STAEDTLER ab. Hier geht es um Qualität, gemäß dem Motto: Lieber einen guten
Stift als zwei billige! Der Umsatz der Firma beträgt weltweit 250 Millionen
Euro.
Herr Gerhart betont, dass
es der Firma wichtig ist zu zeigen, dass STAEDTLER-Produkte Tradition und
Moderne gekonnt verbinden. Präzision, Zuverlässigkeit, exzellenter
Schreibkomfort bürgen für höchste Markenqualität.
Die Zuhörer aus Mögeldorf
waren ob der vielen Zahlen – und in welcher Höhe! – sprachlos, aber weitere
Superlative sollten folgen: So werden jährlich 110 Millionen Radiergummi von der
Firma STAEDTLER hergestellt.
Im anschließenden Kurzfilm konnten die Gäste verfolgen, wie ein Bleistift
hergestellt wird, von der Mischung aus Graphit und Ton, die je nach Härtegrad zu
den unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten tauglich macht, über die
Zubereitung des Holzes, dessen „Rillung“, dem Einlegen der Minen, der Verleimung
bis hin zur Lackierung, die dann einen typischen STAEDTLER auszeichnet.
Als Zukunftsperspektive ist eine Lagerkonzentration in Nürnberg geplant mit
einem erneuten Erweiterungsbau auf dem Gelände, da in ca. 24 Stunden jede
europäische Großstadt erreichbar ist und so die Stifte auch schnell geliefert
werden können.
Und weiter ging es mit
den „großen“ Zahlen: Von dem Produkt „Lumocolor“ werden jährlich 47 Millionen
hergestellt, von den Minen (Graphit und Farbe) 3,2 Millionen gros (Sie wissen
hoffentlich noch vom Beginn des Textes, was ein „gros“ an Stückzahl
beinhaltet!!)
Die lange Nacht der
Wissenschaft, die am 22. Oktober stattfand, war für das Unternehmen einer toller
Erfolg. Es war eine erfolgreiche Demonstration der Kompetenz des Unternehmens –
ca. 1.600 Besucher waren da, das positive Echo in den Medien war
dementsprechend.
Andächtig, ja fast
überwältigt von so vielen Zahlen und der dargestellten Leistungsfähigkeit dieses
Nürnberger Unternehmens, lauschten die Mögeldorfer und gaben dem vortragenden
Geschäftsführer gebührenden Applaus für seinen Vortrag. Dieser stellte noch zwei
Mitarbeiter: Herrn Martin (Werkleiter des Werkes Nürnberg) und Herrn Paul
(Leiter der Flüssigschreibgeräte-Produktion) vor, die nun mit ihm eine Führung
durch das Werkgelände bewerkstelligen sollten. In drei getrennten Gruppen
besichtigten wir das Werk, das nochmals zum Staunen Anlass gab. Bereits in der
Eingangshalle konnte man Exemplare der Produktion besichtigen: So den sog.
ergosoft, den dreieckigen Stift. Bei Bleistiften ist der sechskantige wohl
besser geeignet, da er gleichmäßiger abgeschrieben werden kann. Die Marke Karat
aquarelle ist vorzugsweise für Künstler gedacht, aber auch an die „Kleinen“
wurde mit Wachsmalkreiden u. ä. gedacht.
Der Gang durch das ganz
neu gestaltete Firmenmuseum bot manchem Besucher Anlass zum Schmunzeln oder
erinnerte er ihn gar an seine ersten Erfahrungen mit Stiften der Marke STAEDTLER.
So konnte man u. a. ein Modell des alten Firmengeländes am
Kirchenweg/Rückertstraße begutachten oder auch Deckblätter ehemaliger Kataloge
sowie Verkaufsständer für Stifte in Form eines Turmes. Auch der Stammbaum der
Familie Staedtler bis hin zu ihrem letzten Vertreter, Herrn Dr. Rudolf Kreutzer,
war zu sehen. Preislisten aus dem 18. Jahrhundert bezeugten die damals schon
weltweite Tätigkeit des Unternehmens, da sie u. a. in Spanisch abgefasst waren.
Auf die Frage, ob durch die EU-Osterweiterung einer neuer Markt erschlossen
werden könnte, verwies der Geschäftsführer auf die schwierige Geldrückflusslage,
d. h. man müsse gegen Vorkasse liefern, was beim Handel mit Stiften sehr
schwierig sei. Die historische Werkstatt ergänzte auf anschauliche Weise die
Informationen, die bereits im Film gezeigt worden waren. Die handwerkliche
Herstellung eines Bleistiftes – sogar im Abschluss mit eigenhändiger Siegelung –
beeindruckte.
Nach kurzem Gang durch
das Firmengelände betraten wir eine Produktionsstätte, deren Eingangsbereich
durch Blau und Silber dominiert wurde. Das Verwenden der Firmenfarben in
möglichst allen Bereichen gehört zur Firmenphilosophie des Unternehmens. Wir
besuchten verschiedene Ebenen und sahen Maschinen zu, die perfekte
Arbeitsabläufe demonstrierten. Ob das Herstellen von Hülsen, das Befüllen von
Faserstiften oder das Montieren eines Druckbleistiftes – alles läuft
hochprofessionell ab. Diesen Maschinen zuzusehen – manche stoppten die Besucher
durch Überschreiten der Lichtschranke – war für alle ein Erlebnis. Der
Trocknungsofen für die Minen z. B. läuft 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr, d. h.
immer. Das Aufheizen des Ofens, der eine Temperatur von 1000 Grad Celsius
erreicht, würde eine Woche dauern, diese Zeit will man einsparen. Seit fünf
Jahren läuft dieser Ofen nun tagein tagaus…
Um ca. 16:30 Uhr war die
Führung zu Ende. Mit Stiftgeschenken versehen, um viele Erkenntnisse reicher,
verließen wir eine Nürnberger Firma, die einen Spitzenplatz weltweit einnimmt.
Wir waren auch ein bisschen stolz, dass eine Nürnberger Firma global so
erfolgreich ist und wer seinen STAEDTLER-Stift in die Hand nimmt, wird noch
lange an das Erlebnis „Betriebsbesichtigung bei STAEDTLER“
denken.
Ute Köhler
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