Ein Bleistift macht seinen Weg rund um die Welt!
Bericht über die Betriebsbesichtigung bei Staedtler
am Donnerstag, 27. Oktober 2005

An diesem Donnerstag versammelten sich ca. 50 Mögeldorfer Bürgerinnen und Bürger am Eingangstor der Firma Staedtler in der Moosäcker Straße in Boxdorf. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bürger- und Geschichtsvereins, Wolfgang Köhler, der sich bei dem technischen Vorstand der Firma, Herrn Ullrich Gerhart für die Einladung bedankte, übernahm dieser den Part der Einführung. Mittels einer Powerpoint-Präsentation, eines Kurzfilmes und dazu gehörender Erklärungen wurden die Mögeldorfer mit der Geschichte der Firma Staedtler vertraut gemacht.

Das Thema Bleistift ist sehr attraktiv – dieser Markenartikel ist eng mit der Stadt Nürn-berg verbunden. In Nürnberg ist nach wie vor die Produktion der Bleistifte angesiedelt, allerdings werden im Nürnberger Werk keine Buntstifte hergestellt, sondern vielmehr in Neumarkt. Jährlich verlassen 1,3 Millionen gros (ein gros entspricht 144 Stück) das Werk, also umgerechnet ca. 200 Millionen Bleistifte! Bei dieser Zahl kam mancher der Anwesenden ins Grübeln – eine kaum vorstellbare Menge – und das jährlich … Noch ein Wort zum Standort Nürnberg: Hier werden im Verwaltungs- und Produktionszentrum die grundlegenden Unternehmens- und Marketingsstrategien entwickelt, die von den STAEDTLER Niederlassungen bzw. den lokalen Partnern in den jeweiligen Märkten entsprechend den lokalen Anforderungen umgesetzt werden.

Als erstes ging Herr Gerhart auf die Firmengeschichte ein, die ich hier chronologisch wiedergeben möchte:

1662 Friedrich Staedtler wird das erste Mal als „Blei-weiß-Steftmacher“ in den Bü-chern der Stadt erwähnt. Er konnte sich als Zimmermann in der Stadt niederlassen, denn die sog. „Schmutzige Industrie“, musste außerhalb der Stadtmauern bleiben.

1835 baut Johann Sebastian Staedtler einen Handwerksbetrieb zum industriellen Fachbetrieb aus.

1900 die Marke Mars wird beim kaiserlichen Patentamt angemeldet, es kommt zur Firmenbezeichnung: Staedtler-Mars

1901 Die Marke Noris wird beim kaiserlichen Patentamt angemeldet

1978 Die Firma von Eberhard Faber wird von Staedtler übernommen, Ausbau für die Produktion holzgefasster Stifte, bekannt wird auch FIMO oder auch Plastelin, das in der Automobilindustrie von großer Bedeutung ist, hiermit werden täuschend ähnliche Prototypen der Automobile hergestellt

1988 Umzug des Unternehmens von der Altstadt (Kirchenweg) zum heutigen Standort

1997 Der Staedtler-Stiftung wird urkundlich die staatliche Genehmigung erteilt, sämtliche Anteile werden von der STAEDTLER-Stiftung gehalten.

       Zweck ist u. a. die Förderung der Fachhochschule und der Universität, aber auch die Förderung von kulturellen Dingen, z. B. für das Freilichtmuseum Bad Windsheim, ein Chörlein in der Altstadt oder auch Maßnahmen für das Germanische Nationalmuseum. Nachdem keine direkten Erben mehr vorhanden waren, wurde die Stiftung treuhänderisch von drei Geschäftsführern verwaltet.

1997 der Gesetzgeber will für die Übergabe Erbschaftssteuer verlangen, das wäre das Aus für Staedtler gewesen

2000 Die Marke Mars feiert 100-jähriges Jubiläum

2002 Staedtler entwickelt die größte Radiererproduktion in Europa - Siam Pencil: In Thailand vertreten

2003 in Iran vertreten - in Mexiko vertreten, somit ist Staedtler auf allen Kontinenten in über 100 Ländern vertreten - die STAEDTLER-Gruppe ist europaweit der größte Hersteller von Schreib- und Zeichengeräten

       STAEDTLER gewinnt den „reddot design award 2003“ für die
„STAEDTLER box“

       3.000 Mitarbeiter weltweit, alle Produktions- und Marketingstrategien werden am Stammsitz in Nürnberg entwickelt. Lumocolor wird 50 Jahre alt (als Folienstift erfunden, heute Allesschreiber)

STAEDTLER zählt heute mit 24 ausländischen Vertriebsniederlassungen und 11 Produktionsstätten weltweit zu den füh-renden Anbietern von Schreib- und Zeichengeräten. In Deutsch-land sind insgesamt 1.500 Mitarbeiter für STAEDTLER tätig, in England kommen noch weitere 200 hinzu.

Die Firmenphilosophie zielt auf eine Identifikation des Kunden mit der Marke STAEDTLER ab. Hier geht es um Qualität, gemäß dem Motto: Lieber einen guten Stift als zwei billige! Der Umsatz der Firma beträgt weltweit 250 Millionen Euro.

Herr Gerhart betont, dass es der Firma wichtig ist zu zeigen, dass STAEDTLER-Produkte Tradition und Moderne gekonnt verbinden. Präzision, Zuverlässigkeit, exzellenter Schreibkomfort bürgen für höchste Markenqualität.

Die Zuhörer aus Mögeldorf waren ob der vielen Zahlen – und in welcher Höhe! – sprachlos, aber weitere Superlative sollten folgen: So werden jährlich 110 Millionen Radiergummi von der Firma STAEDTLER hergestellt.

Im anschließenden Kurzfilm konnten die Gäste verfolgen, wie ein Bleistift hergestellt wird, von der Mischung aus Graphit und Ton, die je nach Härtegrad zu den unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten tauglich macht, über die Zubereitung des Holzes, dessen „Rillung“, dem Einlegen der Minen, der Verleimung bis hin zur Lackierung, die dann einen typischen STAEDTLER auszeichnet.

Als Zukunftsperspektive ist eine Lagerkonzentration in Nürnberg geplant mit einem erneuten Erweiterungsbau auf dem Gelände, da in ca. 24 Stunden jede europäische Großstadt erreichbar ist und so die Stifte auch schnell geliefert werden können.

Und weiter ging es mit den „großen“ Zahlen: Von dem Produkt „Lumocolor“ werden jährlich 47 Millionen hergestellt, von den Minen (Graphit und Farbe) 3,2 Millionen gros (Sie wissen hoffentlich noch vom Beginn des Textes, was ein „gros“ an Stückzahl beinhaltet!!)

Die lange Nacht der Wissenschaft, die am 22. Oktober stattfand, war für das Unternehmen einer toller Erfolg. Es war eine erfolgreiche Demonstration der Kompetenz des Unternehmens – ca. 1.600 Besucher waren da, das positive Echo in den Medien war dementsprechend.

Andächtig, ja fast überwältigt von so vielen Zahlen und der dargestellten Leistungsfähigkeit dieses Nürnberger Unternehmens, lauschten die Mögeldorfer und gaben dem vortragenden Geschäftsführer gebührenden Applaus für seinen Vortrag. Dieser stellte noch zwei Mitarbeiter: Herrn Martin (Werkleiter des Werkes Nürnberg) und Herrn Paul (Leiter der Flüssigschreibgeräte-Produktion) vor, die nun mit ihm eine Führung durch das Werkgelände bewerkstelligen sollten. In drei getrennten Gruppen besichtigten wir das Werk, das nochmals zum Staunen Anlass gab. Bereits in der Eingangshalle konnte man Exemplare der Produktion besichtigen: So den sog. ergosoft, den dreieckigen Stift. Bei Bleistiften ist der sechskantige wohl besser geeignet, da er gleichmäßiger abgeschrieben werden kann. Die Marke Karat aquarelle ist vorzugsweise für Künstler gedacht, aber auch an die „Kleinen“ wurde mit Wachsmalkreiden u. ä. gedacht.

Der Gang durch das ganz neu gestaltete Firmenmuseum bot manchem Besucher Anlass zum Schmunzeln oder erinnerte er ihn gar an seine ersten Erfahrungen mit Stiften der Marke STAEDTLER. So konnte man u. a. ein Modell des alten Firmengeländes am Kirchenweg/Rückertstraße begutachten oder auch Deckblätter ehemaliger Kataloge sowie Verkaufsständer für Stifte in Form eines Turmes. Auch der Stammbaum der Familie Staedtler bis hin zu ihrem letzten Vertreter, Herrn Dr. Rudolf Kreutzer, war zu sehen. Preislisten aus dem 18. Jahrhundert bezeugten die damals schon weltweite Tätigkeit des Unternehmens, da sie u. a. in Spanisch abgefasst waren. Auf die Frage, ob durch die EU-Osterweiterung einer neuer Markt erschlossen werden könnte, verwies der Geschäftsführer auf die schwierige Geldrückflusslage, d. h. man müsse gegen Vorkasse liefern, was beim Handel mit Stiften sehr schwierig sei. Die historische Werkstatt ergänzte auf anschauliche Weise die Informationen, die bereits im Film gezeigt worden waren. Die handwerkliche Herstellung eines Bleistiftes – sogar im Abschluss mit eigenhändiger Siegelung – beeindruckte.

Nach kurzem Gang durch das Firmengelände betraten wir eine Produktionsstätte, deren Eingangsbereich durch Blau und Silber dominiert wurde. Das Verwenden der Firmenfarben in möglichst allen Bereichen gehört zur Firmenphilosophie des Unternehmens. Wir besuchten verschiedene Ebenen und sahen Maschinen zu, die perfekte Arbeitsabläufe demonstrierten. Ob das Herstellen von Hülsen, das Befüllen von Faserstiften oder das Montieren eines Druckbleistiftes – alles läuft hochprofessionell ab. Diesen Maschinen zuzusehen – manche stoppten die Besucher durch Überschreiten der Lichtschranke – war für alle ein Erlebnis. Der Trocknungsofen für die Minen z. B. läuft 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr, d. h. immer. Das Aufheizen des Ofens, der eine Temperatur von 1000 Grad Celsius erreicht, würde eine Woche dauern, diese Zeit will man einsparen. Seit fünf Jahren läuft dieser Ofen nun tagein tagaus…

Um ca. 16:30 Uhr war die Führung zu Ende. Mit Stiftgeschenken versehen, um viele Erkenntnisse reicher, verließen wir eine Nürnberger Firma, die einen Spitzenplatz weltweit einnimmt. Wir waren auch ein bisschen stolz, dass eine Nürnberger Firma global so erfolgreich ist und wer seinen STAEDTLER-Stift in die Hand nimmt, wird noch lange an das Erlebnis „Betriebsbesichtigung bei STAEDTLER“ denken.                                                    

     Ute Köhler

 

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letzte Änderung: 17.06.04