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"100 Schätze aus 1000 Jahren"
Jahresfahrt des Bürger-
und Geschichtsvereins
Heftausgabe Dezember 2019 |
In bewährter Tradition trafen
sich geschichtsinteressierte
Mögeldorferinnen und Mögeldorfer
um 07:30 Uhr, um gemeinsam nach
Regensburg zu starten. Ziel dort
war dieses Mal das neu eröffnete
Haus der bayerischen Geschichte
mit einer Sonderausstellung.
Zunächst schien es kein
freundlicher Herbsttag zu werden,
weil es in Nürnberg früh regnete.
Je näher wir uns aber der
Oberpfalz und somit unserem Ziel
näherten, desto besser wurde das
Wetter und es wurde insgesamt
ein schöner Herbsttag. Wir
trafen pünktlich in Regensburg
ein, um dort an einer Führung
durch die Ausstellung in dem neu
eröffneten „Haus der bayerischen
Geschichte“ teilzunehmen.
Es war ein interessanter,
ja spannender Rundgang, wurden
doch 100 ganz besonders
ausgewählte Exponate gezeigt.
Man be-ginnt im 6. Jahrhundert
und kommt bis 1800. Die Mischung
der Exponate ist sowohl von
Schätzen der Regierenden bis zu
Alltags-gegenständen der Bayern
geprägt. Dies ist insofern gut
gelungen, weil man einen
Einblick in die Lebensgestaltung
der Menschen bekommt und sich
als moderner Mensch gut in die
Vergangenheit einleben kann.
„Ergänzt wird diese 100-Objekte-Schau durch biografische Skizzen von Menschen aus den jeweiligen Zeitschnitten. Sie bilden gleichsam Gesichter der jeweiligen Zeit und sind als zweite mediale Konzeptebene in den Rundgang durch die Landesausstellung eingewoben: Ritter, jüdische Ärztin, Täuferin, Kaufmann, Bauerstochter, Dorfgeistlicher und andere Figuren begleiten in die Vergangenheit und schildern über ihre Biografie, was sie zu ihrer Zeit bewegt hat. Bewusst wurden keine Herrscherfiguren ausgewählt, sondern Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten.“ 1
So beschreibt der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, in seinem Grußwort zur Ausstellung die gelungene Symbiose zwischen dinglichen Objekten und der Darstellung menschlicher Schicksale.
Es sollen im Folgenden nur einige Exponate beschrieben werden, die wir gesehen haben. Gleich zu Beginn ein Highlight: Ein Geschwisterpaar, über 1.000 Jahre alt, deren Skelette man 1988 bei Straßkirchen (Kreis Straubing) gefunden hatte. Sie sind 21 bzw. 24 Jahre alt geworden. Auffallend sind die wunderschönen weißen Zähne, die auch kein Karies aufweisen. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ab welchem Zeitpunkt wir von den Bayern sprechen können. Es bietet sich das Jahr 788 an, in dem Karl der Große den Stamm der Agilofinger zur Präfektur erhoben hat.
Im Jahre 1180 erhielten die Wittelsbacher die Herzogswürde. Für uns Nürnberger sehr interessant drei Urkunden aus dem Jahr 1355, ausgestellt in Rom, von Kaiser Karl IV., in denen er Privilegien – u. a. die königliche Zollbefreiung – erneuerte und bestätigte. Wie ein Krimi lässt sich der Königsmord von 1208 in Bamberg nachvollziehen. In der Ausstellung steht stellvertretend dafür ein Bleisarg, in dem Philipp von Schwaben im Bamberger Dom bereits einen Tag nach seiner Ermordung bestattet wurde. Seine letzte Ruhestätte fand er dann im Dom zu Speyer. Sein Mörder – der Welfe Otto VIII., der bei der Königswahl leer ausging, bezahlte die Tat ebenfalls mit dem Tode.
Welche Geschichte können ein paar Stiefel Größe 36 erzählen? 1957 wurde beim Torf-abbau nahe Hohenpeißenberg eine weibliche Moorleiche entdeckt. Die junge Frau (sie ist ca. 20 bis 30 Jahre alt geworden), gibt Rätsel auf, denn ihr Fundort war außerhalb des eigentlichen Friedhofes, was darauf schließen könnte, dass es eine Selbstmörderin, eine Hingerichtete oder gar eine mit Bann belegte Frau war – aber alles bleibt Spekulation.
Ein Objekt, das im Zeitalter der Reformation eine Bedeutung – wiederum auch für Nürnberg hatte – ist eine Bügelbrille, deren Fassung aus Leder besteht. Hergestellt wurde sie in Nürnberg, Fünf Dutzend Brillen durften – laut Verordnung des Nürnberger Rates von 1583 – einen Gulden kosten. Nürnberg hatte ein Monopol auf die Brillenherstellung, sodass z. B. die Gesellen in diesem Handwerk nicht auf Wanderschaft gehen durften.
Natürlich darf der berühmteste Sohn Nürnbergs, Albrecht Dürer, in der Darstellung der Reformationszeit nicht fehlen. Dürer (1471–1528) malte u. a. den damals reichsten Mann der Welt – Jakob Fugger, genannt „der Reiche“. Auch der Nürnberger Ratsherr Willibald Imhoff – Gewürzhändler und Kunstsammler – wird kurz biografisch dargestellt.
Ein Pestkarren steht für die verheerenden Folgen der Pest, die über ein Drittel der Bevölkerung in Nürnberg und auch sonst in Bayern das Leben kostete.
Unser Interesse fand auch der Herkulespokal aus dieser Zeit, geschaffen von dem Nürnberger Christoph Jamnitzer (1563–1618). Nachdem dieser über der Arbeit verstorben war, wurde der Pokal erst 1631 fertiggestellt und dem schwedischen Heerführer König Gustav Adolf zum Ehrengeschenk gemacht, da dieser den Beinamen „der schwedische Herkules“ hatte.
Auch ein Löwe wird gezeigt, der ausgestattet mit zwei Röhren mit Maul, den Nürnbergern 1649 anlässlich des „Friedensmahls“ Gratiswein spendete. Natürlich gab es noch viel mehr zu sehen, u. a. Nymphenburger Porzellan, einen Theodolit zur Landesvermessung usw. Aber es ist wirklich eine derart faszinierende Ausstellung, dass sich jeder eigentlich bei einem Besuch einen eigenen Eindruck über die Vielfalt der Exponate verschaffen sollte.
Nach der Führung hatten wir Zeit, alleine durch die Ausstellung zu gehen bzw. auch die Dauerausstellung im ersten Stock zu besuchen. Hier geht es um das Thema „Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn besonders macht“. Die Entwicklung des neu gegründeten Königreiches Bayern über den Freistaat Bayern hin zur heutigen Gestalt des Bundeslandes. Zur Stärkung gingen wir in das Lokal „Heuport“ Mittagessen.
Weiter ging es zur Walhalla. Fast schon ein Muss, wenn man sich in Regensburg aufhält. Auch wenn man schon einige Male durch diese heiligen Hallen geschritten ist, beeindruckt sie doch immer wieder. Nicht nur durch die Lage oberhalb der Donau mit einem schönen Blick auf Regensburg. Hinter jeder Büste steht ein Mensch, der durch seine Biografie, seine Leistungen so beeindruckt hat, dass er eine lebenslange Erinnerung erhält.
Danach ging es wieder
zurück nach Regensburg. Hier
hatten wir noch Zeit zum Bummeln,
u. a. konnte man in der
berühmten Confiserie „Prinzess“
zu einem Stück Torte einkehren
oder ein paar Kostproben der
exzellenten Pralinen erstehen,
um daheim noch einige Zeit an
Regensburg erinnert zu werden.
Diese Confiserie hatte schon
während der Reichstage die
Herrscher im nahe gelegenen
Rathaus, dem Versammlungsort,
mit Pralinen versorgt. Voll
historischer Eindrücke, gestärkt
durch Regensburger
Köstlichkeiten ging es wieder
nach Hause. In Mögeldorf kamen
wir um 19:30 Uhr an und hatten
für das restliche Wochenende
noch genügend Gesprächsstoff, um
den schönen Tag nachklingen zu
lassen.
Ein besonderer Dank gebührt Frau
Weigert, die wieder einmal die
Jahresfahrt präzise und mit viel
Liebe vorbereitet und geplant
hat und unserem Busfahrer Herrn
Stein, der uns Reisenden schon
viele Jahres sicher zu unseren
Zielen gebracht hat. Text: Ute Köhler. Alle Bilder Ute Köhler |
Letzte Änderung: 24.12.2018 |