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Bürger- und Geschichtsverein
Mögeldorf e.V. besucht die
tschechisch-bayerische Landesausstellung Karl IV.

im Germanischen Nationalmuseum

 

 


Zeit: Samstag, 12. November 2016, 11.00 Uhr
Ort: Eingang des Germanischen Nationalmuseums

Anmeldung unter Tel. 5460765 oder


Email: buergerverein@moegeldorf.de


Karl IV. war für Nürnberg der Kaiser schlechthin. Nie zuvor und danach stand Nürnberg so im Mittelpunkt kaiserlicher Politik.
 

Am 26.8.1346 unterlag ein französisches Heer bei dem Dorf Crecy in der Picardie der Armee des englischen Königs Edward III. Die zahlenmäßig schwächeren Engländer hatten sich auf einem Hügel verschanzt, gegen den die Franzosen über Stunden vergeblich anrannten. Unter den Reitern, die an diesem Tag für Frankreich kämpften, war auch der böhmische König Johann mit seinem ältesten Sohn Karl, der im Juli von fünf deutschen Kurfürsten zum römisch deutschen König gewählt worden war. Die mit diesem Titel verbundene Krone blieb für Karl freilich zunächst unerreichbar, da der traditionelle Krönungsort, die alte Karolingerstadt Aachen, zur Partei seines Rivalen Ludwig des Bayern hielt, der seit 1314 ebenfalls König und seit 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war. Das Gegenkönigtum Karls war die Konsequenz des Exkommunikation Ludwigs durch den Papst in Avignon, der die Kurfürsten im April zur Neuwahl aufgefordert hatte.

Bei Crecy nun reagierten Johann und Karl auf das Debakel der französischen Ritterschaft, die vor ihren Augen im Pfeilhagel der britischen Bogenschützen verblutete, auf ganz verschiedene Weise. Während sich der Vater, obwohl vollständig erblindet, von seinen Gefährten auf sein Pferd setzen und ins Getümmel führen ließ, wo er fiel, ritt der Sohn in aller Stille vom Schlachtfeld. Für den Chronisten Jean Froissart, der den Kriegertod des Königs von Böhmen in seinem Bericht ausführlich rühmt, war Karls Verhalten „schändliche Flucht“. Andere zeitgenössische Stimmen berichten, Johann selbst habe seinen Sohn in Sicherheit geschickt, und wieder andere rühmen die Klugheit des Thronfolgers, der nicht für eine fremde Sache, den gerade beginnenden hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England den Kopf hinhalten wollte.

Ende November 1346 empfing Karl in Bonn in einer improvisierten Zeremonie in Bonn die Krone, die Aachen ihm verweigerte.

Karl, den die Zeitgenossen als Friedenskaiser im Gedächtnis behielten, hat zeit seines Lebens keinen Feldzug mehr geführt und seine Feinde notfalls durch hohe Geldzahlungen beschwichtigt.

Ein Beispiel dafür ist der „Handwerker-aufstand“ 1348/1349 in Nürnberg. Letztlich war es mehr eine Ratsauseinandersetzung zwischen den Anhängern von Ludwig dem Brandenburger (Sohn von Ludwig dem Bayern) und Karl. Karl soll bei der Lösung des Konflikts am Mögeldorfer Kirchenberg gelegen sein. Die Lösung bestand darin, dass Ludwig dem Brandenburger nach Vertreibung der Juden in Nürnberg Teile deren Besitzes überlassen wurden.

Unter Karl fand eine Verlagerung des Machtgefüges von West- nach Mitteleuropa statt. Durch die Heirat von Karls Vater Johann von Luxemburg, dem Sohn Kaiser Heinrichs des VII., mit einer Premysliden-Prinzessin war das periphere Böhmen an die alten fränkischen Kerngebiete zwischen Rhein und Seine angeschlossen worden. Folgerichtig ging der böhmischen Thronfolger nach Paris, wo er anstelle seines Taufnamens Wenzel den Vornamen seiner Firmpaten, des französischen Königs, annahm. Karl. Als er nach Prag zurückkehrte, hatte er die Hochkultur des Westens im Gepäck, die gotische Architektur, die Bildhauerei, die Anfänge des weichen Stils in der Malerei. Der Hradschin, wie Karl ihn plante, war eine Kopie des Königspalastes von Paris, die Universität ebenso.

Die Entdeckung der Ausstellung ist der Reichtum der böhmischen Kunst. Mit dem nach Ludwigs Tod noch einmal in Aachen gekrönten Karl kam die Hochgotik nach Mitteleuropa.

Während er die Aura des Kaisertums wie ein Erbstück verteidigte, war der reale Besitz des Reiches für Karl ebenso Verhandlungssache wie die jüdischen Gemeinden. Die Zahl der Kronrechte und –territorien, ja ganzer Städte, die er für seine Zwecke verpfändete, ist Legende, die Liste der diplomatischen Erfolge, die er damit erzielte, auch. Noch als Greis gab er die Oberpfalz, die er mühsam arrondiert hatte, im Tausch gegen das Kurfürstentum Brandenburg größtenteils wieder her, und kurz vor seinem Tod trat er das Reichsvikariat im Arelat an Frankreich ab, um die Chancen seiner Söhne auf den polnischen Thron zu erhöhen. Auch wenn die Luxemburger am Ende nicht gewannen, profitierte doch das Reich, denn die Habsburger traten in ihre Fußstapfen und lenkten das brüchige Gebilde noch vierhundert Jahre.

Mit seiner Goldenen Bulle wurde er zum Gesetzgeber des Heiligen Römischen Reiches. Die erste Sitzung des neugewählten Kaisers musste danach in Nürnberg abgehalten werden.

 

Letzte Änderung: 26.07.2016