Früh
um 8 Uhr startete wie jedes
Jahr am vorletzten Samstag
des Monats September – genau
am 19. September – der Bus
von der Lechnerstraße. Das
Ziel war die Bayerische
Landesausstellung, die
dieses Jahr in Ingolstadt
statt fand und den Titel
„Napoleon und Bayern“ hat.
Wir Franken – natürlich auch
die Nürnberger im Speziellen
- haben zu diesem Franzosen
ein besonderes Verhältnis,
da in Folge seiner
Verbindung zu Bayern unsere
Stadt von der „Freien
Reichsstadt“ zu einer
„bayerischen“ Stadt wurde.
Der Schauplatz wird
an einem
geschichtsträchtigen Ort
gezeigt: Im Schloss von
Ingolstadt, das heute das
Bayerische Armeemuseum
beherbergt. Der 1417/18
begonnene Bau wurde in der
zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts zur
spätgotischen Residenz
ausgebaut. Die Stadt an der
Donau erlitt in der
napoleonischen Zeit über
Jahre hinweg
Truppendurchzüge der
Franzosen, Bayern und
Österreicher. Napoleon
befahl 1799 die Zerstörung
der barocken bayerischen
Landesfestung. König Ludwig
I. leitete den Wiederaufbau
ein und ließ sie zur
wichtigsten Festung des
Landes ausbauen, nahezu im
Zentrum des neuen Bayerns
gelegen und damit weit genug
entfernt von Österreich und
Frankreich, den beiden
wechselnden Verbündeten oder
Feinden. (Informationen aus
der Webseite: Haus der
bayerischen Geschichte).
Es folgt eine knappe
Schilderung der Ausstellung,
durch die wir geführt
wurden. Die in
Anführungszeichen gesetzten
Satzteile stellen die Titel
der einzelnen Abteilungen
der Ausstellung dar.
Diese beginnt mit dem
Titel „Der Kaiser kommt“ und
zeigt die Freude der Bayern
anlässlich der Ankunft
Napoleons in München am 24.
Oktober 1805. In diesem Teil
der Ausstellung wird u. a.
auch der Lebenslauf von
Napoleon geschildert, sein
Aufstieg zum Kaiser der
Franzosen.
Danach geht es um „Der Weg
zum Bündnis“ mit Bayern. Am
24. August 1805 stimmte Max
IV. dem Bündnis mit Napoleon
zu. Der Vertrag wurde im
September in Bogenhausen
unterzeichnet: Napoleon
versprach Bayerns
Territorium zu schützen, im
Gegenzug dazu mussten die
Bayern 30.000 Soldaten
stellen. Um diese Verbindung
zu festigen, kam es zu einer
„Französisch-bayerischen
Hochzeit“. Der Stiefsohn
Napoleons – Eugène de
Beauharnais – heiratete die
bayerische Prinzessin
Auguste Amalie. Wir
erfuhren, dass die Ehe nicht
nur politisch ein Gewinn
war, die beiden sollen eine
glückliche Ehe geführt
haben.
Am 1. Januar
1806 wurde das Königreich
Bayern ausgerufen. „Bayern
im Glück“ titelt dieser Teil
der Ausstellung. Ein halbes
Jahr nach der Proklamation
endete die jahrhunderte alte
Geschichte des Heiligen
Römischen Reiches deutscher
Nation. Bayern musste am
Krieg gegen Preußen und
Russland teilnehmen, dann
gegen Österreich und wieder
gegen Russland. 3500
bayrische Soldaten kehrten
aus Russland zurück. Aber es
gab auch positive Folgen des
französischen Einflusses:
Bayern wurde modern, es
wurde vermessen, das
Staatsgebiet hatte sich um
ein Viertel vergrößert und
die Einwohnerzahl
verdoppelt. Die Beamten
wurden von Fürsten- zu
Staatsdienern. Ein ganz
besonderer war der Minister
Montgelas, der lange die
politischen Geschicke unter
seinem Kurfürsten, später
bayerischen König, führte.
Er hatte nicht nur Freunde:
Kronprinz Ludwig (der schon
immer gegen eine Liaison mit
Napoleon war) und General
Wrede, von dem später noch
die Rede sein wird)
erwirkten 1817 beim König
seinen Sturz.
„Der
hohe Preis – Bayern blutet
aus“ – wie wahr:
Nach der Freude „Wir
sind König“ wurden
die Kriegsfolgen spürbar:
Bayern wurde zum
Durchmarschgebiet für
Hunderttausende Soldaten
sowohl befreundeter wie
feindlicher Armeen.
Frankreich hatte eine neue
Art der Versorgung seiner
Heere eingeführt: Die
Truppen mussten sich aus dem
Land, in dem sie gerade
standen, selbst verpflegen.
Was das bedeutet, lässt sich
denken: Die Menschen vor Ort
mussten Unterkunft und
Verpflegung für die
durchziehenden Truppen
bereitstellen, Fuhrdienste
leisten, die Tiere
versorgen. Es sollte
offiziell zwar
Entschädigungen geben, aber
es immer dem führenden
Truppenoffizier überlassen,
ob es zu Gewaltexzessen und
Plünderungen kam oder ob die
Einquartierung einigermaßen
zivilisiert ablief. In
diesem Zusammenhang hat mich
das Schicksal einer Frau
berührt, die – so die
Einträge im Kirchenbuch –
zweimal ein uneheliches Kind
zur Welt brachte,
vergewaltigt von einem
österreichischen und dann
noch von einem französischen
Soldaten. Man kann sich nur
ansatzweise vorstellen,
welches Elend in diesen
Jahren herrschte. Der Fall
des Wirtes Lorenz Aloys
Gerhauser wird genau
dargestellt: Innerhalb von
sechs Jahren hatte er 1.700
Offiziere, 11.200
Mannschaften und 11.241
Pferde zu versorgen. Da er
keine Entschädigung bekam,
machte er bankrott.
Ab dem Jahre kam es zu
„Rissen im Bündnis“. Da lag
u. a. an der Erhebung der
Tiroler unter Andreas Hofer.
Tirol war Bayern
zugesprochen, hatte aber zu
Österreich eine größere
Affinität. Von April bis
November 1809 kam es zu fünf
Schlachten am Bergisel. Erst
mit Unterstützung der
französischen und
italienischen Truppen konnte
Bayern gewinnen. Napoleon
war über die Leistung der
Bayern verärgert. Hinzu kam,
dass Napoleon im gleichen
Jahr seine erste Niederlage
– ausgerechnet gegen
Österreich – hinnehmen
musste. Napoleon taktierte
weiter geschickt und
heiratete Marie Louise, die
Tochter von Franz I. Mit ihr
hatte er einen Sohn –
Napoleon Franz Joseph Karl –
er war am Zenit seiner
Träume: Verwandt mit dem
Herrscherhaus Habsburg, die
Nachfolge durch einen Sohn
gesichert.
Diese
Freude nahm ein jähes Ende
mit der „Russischen
Katastrophe“. 1812 kam es
zur Niederlage in Russland.
Von den 30.000 bayerischen
Soldaten, die zwischen 20
und 22 Jahren alt waren,
kehrten knapp 3.000 in die
Heimat zurück.
Nachdem der Stern Napoleons
am Sinken war, hieß es auch
für Bayern „Adieu Napoleon“.
Es wurde wieder einmal
politisch taktiert und König
Max I. entschloss sich mit
dem Vertrag von Ried zu
einem Bündniswechsel. Nun
war Bayern zum Gegner
Napoleons geworden. Erneut
wurde gekämpft – mit einem
Heer von 60.000 Soldaten.
General Wrede gewann
entscheidende Schlachten –
am 6. April dankte Napoleon
ab und wurde nach Elba
verbannt. Und Bayern? Das
Land war bankrott – es ging
im Wiener Kongress 1815 um
Schadensbegrenzung –
zumindest wollte man den
territorialen Bestand des
Landes sichern.
Mit einem letzten Blick
auf Napoleon – seiner
Wirkung bis heute –
verließen wir das Schloss
und stärkten uns bei einem
wohlschmeckenden Mittagessen
für den zweiten Höhepunkt
des
Tages: das
AUDI-Museum.
Das nennt sich „AUDI-Forum“.
Laut Webseite gehen „im
Audi museum historische
Exponate und zeitgemäße
Präsentationsformen eine
spannungsreiche Symbiose ein“.
Stimmt! Schon das
architektonische Äußere
begeistert.
Ingolstadt ist eng mit der
Produktion von
AUDI-Automobilen verbunden.
Das Museum zeigt die
Geschichte dieser Autofirma
anhand von vielen Exponaten
auf. Manch einer der
Besucher fand seinen alten
Autotyp wieder, mancher
begeisterte sich an den
Rennwägen, die teilweise
eine utopische anmutende
Karosserie zeigten. Es gab
auch kleine, schnittige
Wägen, die für Damen gedacht
waren – wirklich schöne
Wägen.
Ein Tipp für
begeisterte Autofans. Auf
der Webseite des Audi-Forums
gibt es einen virtuellen
Rundgang.
Nach all diesen Eindrücken
wurden wir mit dem Bus
zurück in die Innenstadt
gefahren, wo alle noch etwas
Freizeit hatten. Bei
herrlichem frühherbstlichen
Wetter konnte man ein Eis
essen, Kaffee trinken oder
wie es einige unternahmen,
weiter auf kunsthistorischen
Spuren wandeln.
So wurde die Asamkirche –
Maria de Victoria – ein
Ziel. Sie ist die wohl
schönste Kirche Ingolstadts
ohne Türme und Vorplatz
mitten in der Altstadt. Sie
ist im Stil des Barocks
gehalten und hat das
weltweit größte
Flachdeckenfresko auf 490
Quadratmetern Fläche.
Geschaffen wurde es von
Cosmas Damian Asam. In der
Sakristei befindet sich u.
a. das Tilly-Kreuz, welches
der Feldherr Tilly angeblich
auf seinen Feldzügen mit
sich führte.
Das
Liebfrauen Münster ist
Ingolstadts größte Kirche
mit 89 Metern Länge im
Hauptschiff und 37 Meter in
der Breite. Gebaut wurde es
ab 1425 von dem
Wittelsbacher Herzog Ludwig
VII. Eigentlich wollte er es
als seine Grabkirche nutzen,
was aber nie der Fall war,
weil er in feindlicher
Gefangenschaft starb. Erst
100 Jahre später war der Bau
wirklich fertig gestellt.
Der berühmteste Pfarrer war
der Theologe Professor
Johannes Eck, der schärfste
Kritiker von Luthers
Reformation.
In
Ingolstadts Innenstadt waren
viele Familien unterwegs, da
an diesem Samstag der Tag
des Kindes gefeiert wurde.
So nahmen wir viele
Eindrücke mit und fuhren
erfüllt mit unseren
Erlebnissen nach Hause.
Jeder wird etwas Neues,
Besonders mitgenommen haben.
Die Bayerischen
Landesausstellungen sind
immer einen Besuch wert.
Aber auch das Audi Forum war
faszinierend.
So freuen wir
uns auf das kommende Jahr.
In Nürnberg wird es eine
Ausstellung über Karl IV.
geben – diese werden wir
Mögeldorfer Bürger uns nicht
entgehen lassen ...