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Aus der Pop-Up-Ausstellung "Mein Mögeldorf" in der VR-Bank vom 10.01. bis 24.1.2020

Heftausgabe: April 2020

 

Unsere abwechslungsreiche und informative Präsentation Mögeldorfs ist sehr erfolgreich gewesen.

„Made in Mögeldorf“ und vieles mehr:  Vom 10. bis 24. Januar 2020 war im Foyer der Volks- und Raiffeisenbank in der Tullnau die vierte Station des Pop-Up-Projekts „Mein Mögeldorf“ zu sehen. Der Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf e.V. und das Museum Industriekultur gewährten Einblicke in die Geschichte Mögeldorfs und zeigten, wie überraschend vielseitig der „älteste“1) Stadtteil Nürnbergs ist.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit gab die Ausstellung anhand von Exponaten, historischen Fotographien, Filmen und Mitmach-Stationen Einblicke in die Geschichte des fast 1000-jährigen Nürnberger Stadtteils. Sie erzählte von weltmarktführenden Unternehmen, die hier ihren Sitz haben, vom Mögeldorfer Vereinswesen, vom Schmausenbuck, von den Schulen der Mögeldorfer und davon, wie der Stadtteil im 19. Jahrhundert sein Gesicht veränderte.

 

Über Aspekte der Stadtteilgeschichte zu informieren war nur eins der Ziele der Ausstellung. Denn darüber hinaus sollten sich die Besucher auch selbst im Stadtteil verorten und reflektieren, was der Stadtteil für sie persönlich bedeutet. Geschichte und Gegenwart des Viertels sind bunt und vielfältig, was sowohl die historischen Beispiele als auch die persönlichen Ansichten verdeutlichten.

Olympische Sportgeräte, Noris-Weinbrand und Elektromotoren – dies und vieles mehr wurde und wird in Mögeldorf hergestellt. Unter der Überschrift „Made in Mögeldorf“ ließen sich in der Ausstellung zahlreiche bekannte, aber auch überraschende Produkte aus den letzten 150 Jahren entdecken.

 

Wem ist zum Beispiel bewusst, dass einer der bedeutendsten Sportgerätehersteller seinen Sitz bis 1992 in Mögeldorf hatte? Sprinter-Starthilfen der Firma Kaspar Berg, die bei der Olympiade 1972 in München benutzt wurden, holten als Ausstellungsstück den Duft der großen weiten Sportwelt zurück nach Nürnberg. Zahlreiche Neuentwicklungen machten Spitzensportler aus aller Welt zu Fans dieses Unternehmens, das international zu einem der erfolgreichsten Sportgerätehersteller wurde – nicht zuletzt durch die Erfindung der Scheibenhantel, also einer Hantel, die durch mehrere Scheiben mit unterschiedlichen Gewichten bestückt werden konnte.

 

Neben den Geräten für die Leichtathletik fertigte die Firma Kaspar Berg ab 1924 das nötige Zubehör für die wichtigsten Kämpfe im Boxring. So wurde der „Jahrhundert-Fight“ von Max Schmeling gegen Joe Louis im Jahr 1936 mit Boxhandschuhen aus Mögeldorf ausgetragen. Auch Bubi Scholz stieg in der Nachkriegszeit mit Ausstattung von Kaspar Berg in den Ring. Doch dem Unternehmen erging es wie vielen anderen: Mitkonkurrenten drängten auf den Markt und die Produzenten von Sportgeräten wurden immer stärker vom Sponsoring abhängig. 1992 kam das Ende der Produktion in Mögeldorf.

 

Eine gegenläufige Entwicklung nahm die Firma Baumüller, die Antriebs- und Automatisierungssysteme produziert. Sie expandierte weltweit und hat ihren Firmensitz noch immer in Mögeldorf. Zwei Motoren dieses Unternehmens zeigten, wie sich die Produkte im Lauf der Jahre veränderten. War ein Motor, der von 1975 bis 1995 produziert wurde, ein großes, gewichtiges Gerät mit einer ausladenden Belüftung, so hat ein vergleichbarer Motor, der seit 2002 in der Fertigung ist, eine Größe von nur noch knapp 10 x 10 Zentimetern.

Neben den Unternehmensgeschichten Mögeldorfs zeigte die Ausstellung auch Beispiele aus dem Mögeldorfer Vereinswesen. Die Erzählungen reichten vom Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf e.V. bis hin zu den Sportvereinen. Besonderer Höhepunkt sind die beiden Vereinsstandarten des Pfeifenclubs von 1953 und des Trachtenvereins D´Boarischzeller Nürnberg Mögeldorf von 1934.

 

Eine weitere Station thematisierte den Schmausenbuck als Ausflugsort. Dort wurden anhand von originalen Postkarten die Besonderheiten dieses Naherholungsgebiets für die Nürnberger gezeigt. Die historischen Grüße vom Schmausenbuck stammten aus den Beständen des Stadtarchivs und brachten eine persönliche Note aus vergangenen Zeiten in die Ausstellung.  

Wo und wie man in Mögeldorf in die Schule ging, war ebenfalls Teil der Ausstellung. Die Thusneldaschule als traditionelles Schulhaus der Mögeldorfer mit dem markanten Turm stand dabei im Zentrum. Ein Film, von der Schule selbst produziert, holte das aktuelle Schulleben in die Ausstellung und zeigte, wie lebendig der Stadtteil ist. Auch die Billrothschule und das Loni-Übler-Haus waren mit Filmen vertreten.

 

Die Ausstellung lud an vielen Stellen dazu ein, selbst aktiv zu werden.So konnten sich die Besucher vor Fotokulissen in historisch gewandete Spaziergänger verwandeln oder in einer überdimensionalen Blechspielzeuglokomotive ans Steuer stellen.

Eine Duftstation bot die Möglichkeit, sich zum Hopfenaroma-Experten fortzubilden. In zwölf Gläschen konnten die Besucher verschiedene Aromen erschnuppern, die sich alle im Hopfen befinden. Die seit 1996 in Mögeldorf ansässige BarthHaas Group, einer der weltgrößten Hopfenhändler, hat die Fülle des Hopfengeschmacks erforscht und übersetzt die einzelnen Geschmacksklassen in eine leicht verständliche Sprache. Diese Verkostungssprache dient heute Brauern wie auch Biersommeliers dazu, den Geschmack genau zu benennen und das geeignete Hopfenprodukt  für den gewünschten Biergeschmack auszuwählen.

 

An anderer Stelle hieß es „Ran an die Klebe-zettel und lass uns wissen, was Mögeldorf für dich ist!“ – ein Tisch mit knallroter Gitteroptik diente als horizontale Kommentarwand zum Thema „Mögeldorf ist für mich …“. Bekannte und unbekannte Menschen, die einen Bezug zu Mögeldorf haben, haben diesen Satz bereits ergänzt. So erfährt der Leser, daß Ulrich Maly seinen Zivildienst in Mögeldorf absolviert hat, Markus Söder sich am liebsten im Tier-garten entspannt, Mögeldorf für den Künstler Alexander Broy eine „zerschnittene und entstellte Schönheit“ darstellt und für den Postboten Peter Rieger sein Mögeldorfer Arbeitsumfeld schlicht und ergreifend
„Lebensfreude“ bedeutet.

 

Hintergrund des Pop-Up-Projektes

Das Museum Industriekultur entwickelt sich mehr denn je zu einem partizipativen, lebendigen Haus der Nürnberger Stadtgesellschaft von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hier soll die Teilhabe möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen und Communities gefördert und Integration als wechselseitiger, für alle höchst gewinnbringender Prozess verstanden werden.

Ziel dieses ersten umfangreicheren Pop-Up-Projektes der Museen der Stadt Nürnberg ist es, in Zusammenarbeit mit dem Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf e.V. den Stadtteil Mögeldorf  in Geschichte und Gegenwart über einen längeren Zeitraum hinweg an verschiedenen Orten immer wieder in den Fokus zu rücken. Das Museum kommt in den Stadtteil – dort, wo die Menschen sich aufhalten – und möchte unterschiedlichste Personen-gruppen ansprechen: von den Klassen der Schulen über die Fußgänger am „Mögeldorfer Plärrer“, Sportvereinsmitglieder und Ausflügler am Schmausenbuck bis hin zum multikulturellen Publikum des Loni-Übler-Hauses. Die zentrale Ausstellung in der Volks- und Raiffeisenbank in der Tullnau trägt die Geschichte und die Diversität des Viertels in die Öffentlichkeit und ist Teil der Audience-Development-Strategie des Museums Industriekultur.

 

Mehr Informationen zum Pop-Up „Mein Mögeldorf“ unter www.meinmoegeldorf.de

 

Fotowettbewerb „Wo ist (dein) Mögeldorf?

Neben dem Angebot, sich an den einzelnen Pop-Up-Stationen selbst zu fotografieren, wird während der gesamten Laufzeit des Projektes dazu aufgefordert, Bilder einzuchicken, die unter dem Motto „Wo ist dein Mögeldorf?“ stehen. Die Aktion dient dazu, den ganz persönlichen Blick der Menschen auf ihren Stadtteil einzufangen.

Die Bilder können bis 28. Juni 2020 über die Website meinmoegeldorf.de eingereicht werden. Im Anschluss wählt eine Jury die Gewinner aus, denen als erster Preis eine Jahreskarte der Museen der Stadt Nürnberg, als zweiter Preis Familienkarten des Nürnberger Tiergartens und als dritter Preis ein Spezialeisbecher „Mein Mögeldorf“ im Eiscafé Cristallo winkt.

 

Stempelaktion

Zur Pop-Up-Aktion ist ein Flyer erschienen. Er enthält eine Seite, die an jeder Station abgestempelt, beklebt oder abgeknipst werden kann. Vollständig ausgefüllte Seiten können bis 1. Juli 2020 postalisch eingesendet werden an den Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf e.V., Wolfgang Köhler, Zochastr. 2, 90480 Nürnberg. Unter den Einreichungen werden am 4. Juli 2020 auf dem Schlossfest des Bürger- und Geschichtsvereins Mögeldorf e.V. Über-raschungspreise ausgelost.

 

 

1) Bis zur Eingemeindung von Großgründlach 1972

 


Quelle: Pressemitteilung der Stadt Nürnberg vom 9.1.2020  | Letzte Änderung: 25.03.2020