Das ehemalige Dorf Erlenstegen
Die geschichtliche Überlieferung und Zusammenfassung. Bereicherung für die Leserinnen un Leser
Fr. Elfriede Schaller hat den Lichtvortrag kurz zusammengefast und im Mitteilungsblatt "Unser Mögedlorf" im Februar Heft 2007 veröffentlicht.
Danke an Hr. Prof. und Fr. Schaller
Wo
Mögeldorf Pharssaal St. Karl
Dia-Vortrag von Prof. Dr. Hermann Rusam
Wann
Am 15. Februar 2007 19:30 Uhr
Bemerkung: Heftausgabe beinhaltet nicht den gesamten Beitrag. Im Internet ist der komplette Beitrag ersichtlich
- Heftausgabe Februar 2007EINLADUNG ZUM VORTRAG
Vorwort von Fr. Schaller
Nach den Jubiläen der benachbarten Vorstädte Zabo und Laufamholz, die mit geschichtlichen Abhandlungen in unserem Mitteilungsblatt gewürdigt wurden, soll nun ein Lichtbildervortrag über Erlenstegen unsere sicht abrunden. Natür- lich ist Mögeldorf älter, hat aber auch viel Gemeinsames mit Erlenstegen aufzuweisen: Die Herrensitze, die Pegnitz als gemeinsamen Grenzfluss, be- gehrte von Nürnbergern gerne besuchte Wirtshäuser, große Zerstörungen in den Markgrafenkriegen und im Dreißigjährigen Krieg, die gleichzeitige Einglie- derung nach Nürnberg und vieles andere mehr.
Herr Prof. Dr. Rusam hat intensiv in der Geschichte Erlenstegens geforscht und alles zusammengetragen, was an lnformationen, Geschichten, Urkunden und Bildern zu bekommen war und vieles auch aus dieser sphäre veröffent- licht.
Der Primus wird auch für alle diesbezüglichen Fragen offen sein. Es wird wohl ein interessanterAbend werden, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Lichtbildvortrag von Prof. Dr. Rusam
Geschichte wurde lebendig durch Bilder und Geschichten. Im vollbesetzten Pfarrsaal St. Karl hat Herr Dr. Rusam uns einen informativen und doch kurzweiligen Abend präsentiert. Seine Bilder waren ausgesucht, treffend und sprechend. Wir haben viel erfahren, vor allem aber auch viel erlebt. Da waren die Mögeldorfer höchst beeindruckt! Der früheste steinzeitliche Fundplatz im Nürnberger Stadtgebiet befindet sich ausgerechnet in Erlenstegen. Im Gebiet des Tiefgrabens hat man Werkzeuge aus der Zeit von etwa 10.000 v. Chr. gefunden.
Der Name Erlenstegen taucht allerdings erst 1216 in einer Urkunde auf. Ein bescheidenes Bauerndorf war Erlenstegen und hat doch schon im 16. Jahrhundert die Reichen aus Nürnberg angezogen. Kein anderes der Dörfer im Umkreis von Nürnberg hatte so viele Herrensitze, Sitzlein oder Lusthäuser in Erlenstegen.
Heute sind noch drei erhalten:
►Das Kressenschlösschen in der Vossstrasse
►das Scheurlsche Schlösschen in der Erlenstegenstraße 111
►das Wölckernsche Schloss in der Günthersbühler Straße neben dem Naturgartenbad.
Bis ins 20.Jahrhundert war Erlenstegen bäuerlich geprägt. Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Nürnberger mit der zweiten Eroberung des Dorfes. Wie Mögeldorf wurde Erlenstegen 1899 nach Nürnberg eingemeindet. Schon vorher wurde die erste Villa in der Eichendorffstraße errichtet. Damit begannen die Konflikte zwischen den alteingesessenen Bauern und den zugezogenen feinen Städtern. Die Dung- und Abortgrube des Oekonomen Volkert erregte ob ihres Geruchs höchstes Ärgernis. Trotz jahrelanger Auseinandersetzungen musste der Magistrat dem Landwirt immer weitere Fristen einräumen. Darüber verstarben die Kontrahenten. Erst als 1943 beide Anwesen von Bomben zerstört wurden, war der Streit beendet.
Erlenstegen lockte nicht nur die begüterten Nürnberger. Seine Wirtschaften zogen die Stadtbevölkerung seit Jahrhunderten an. Heute noch beeindruckt der behäbige Sandsteinbau des „Goldenen Sterns“ gegenüber der Endhaltestelle der Straßenbahn. Etwa 1740 wurde der heutige Bau errichtet und er kann auf eine lange gastronomische Tradition zurückblicken. Manchen Nürnbergern Konrad Meisel noch in Erinnerung, der als bodenständiger Wirt zentnerweise den Kloßteig verarbeitete.1985 schloss er seine Wirtschaft. Zur Zeit ist es etwas still geworden um den Goldenen Stern.
Nicht weniger bekannt war der Kalbsgarten, der schon 1969 seinen Betrieb einstellte. Ihm ist es vor allem zuzuschreiben, dass im 19. Jahrhundert Erlenstegen als „vorzüglicher Belustigungsort“ beschrieben wird. Von ganz anderem Gewicht war das, was Rusam über Kriege und Kriegswirren in Erlenstegen berichtete.
Im Mittelalter war die Landbevölkerung um Nürnberg schutzlos gegen kriegerische Einfälle. Das erwies sich besonders im Ersten Markgräflichen Krieg, den der Ansbacher Markgraf Albrecht Achilles gegen die Reichsstadt Nürnberg führte. Zu seinem Heer gehörte ein eigener Brandmeister, der planmäßig die Ortschaften in Brand setzte. Im Zweiten Markgräflichen wurden von den Ansbachern ebenfalls 170 Dörfer eingeäschert. Vom Dreißigjährigen Krieg gibt es wenige Berichte. Aber 1631 waren Kaiserliche Truppen im Osten und 1632 Gustav Adolf auf dem Thumenberg. Truppen mussten ernährt werden! Noch im 18. und 19. Jahrhundert mussten Bauern zwangsweise durchziehende Truppen begleiten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde auch Erlenstegen schwer getroffen. Möglicherweise sollte die Bahnlinie oder auch das Wasserwerk das Ziel sein. Als im April 1945 amerikanische Truppen Erlenstegen besetzten, kamen schwere Tage. Der tragische Tod der 13 jährigen Margarete Kalb zeigte die Unerbittlichkeit von Kriegen. Das alte Dorf Erlenstegen gibt es nicht mehr. Nur noch wenige Bauten erinnern an seine Vergangenheit. Doch die wenigen verbliebenen steinernen Zeugen sollen eine Erinnerung und eine Mahnung an uns sein, darüber nachzudenken über unsere Wurzeln und die Kräfte, aus denen wir leben.
BERICHTSENDE
Heftausgabe Februar 2007 | Elfriede Schaller
Nähere Infos zum Bericht
Für die allgemein Bildung sehr hilfreich
Erwähte Begriffe aus dem Bericht kurz und bündig erklärt.

Erlenstegen Textpassage
Erlenstegen soll seinen Namen einem Steg verdanken, mit dem die Landstraße von Nürnberg nach Böhmen über den Tiefgraben, der bei Heroldsberg entspringt und bei Erlenstegen in die Pegnitz mündet, geführt wurde.
An dieser Stelle entstand auch eine der Kleinburgen, die zum Kranz der Reichsministerialensitze um die Reichsveste Nürnberg zählten. Als Sitz des Nürnberger Reichsschultheißen Giselherus de Erlinstegen erscheint zumindest der Ortsname urkundlich schon im Jahr 1216.

Urkunde Textpassage
Eine Urkunde ist eine schriftlich niedergelegte und häufig beglaubigte Erklärung, die einen bestimmten Tatbestand bzw. Sachverhalt fixiert und zumeist auch ihren Aussteller erkennen lässt. Dazu gehören in erster Linie Schriftstücke.

Bauerndorf Textpassage
Früher gehörten zu einem Bauernhof ein Bauernhaus, ein Stall mit Tieren und eine Scheune für Heu, Stroh und die Maschinen. Im Bauernhaus wohnte der Bauer mit seiner Familie. Die Bauersfrau und die Kinder halfen überall mit, so viel es ihnen ihre Zeit und die Kraft erlaubten. Die Familie arbeitete auf dem eigenen Land, oder sie hatte es gemietet, man sagt auch: gepachte

Reichen Textpassage
Reichtum bezeichnet den Überfluss an gegenständlichen oder geistigen Werten.
Im Mittelalter war der Großteil der Bevölkerung einer kleinen Oberschicht unterworfen. Die einfachen Menschen mussten laufend um ihr Leben kämpfen und jeder Winter war eine große Herausforderung. Währenddessen konnte sich der Adel zurücklehnen und rauschende Feste feiern.

Herrensitze Textpassage
Als Herrenhaus oder Gutshaus wird ein von Landadligen oder Gutsherren bewohntes Gebäude mit Gutshof bezeichnet – sofern es sich dabei nicht um ein Schloss handelt, es also keinem Herzog oder König als Residenz diente.

Sitzlein Textpassage
Angeblich Acht Sitzlein von Alt-Erlenstegen: Topplerschlösschen, Dietherrschen Sitz, Förrenbergerschen Sitz, Gugel-Schreiber-Imhoffschen Sitz, VoitEbnerschen Herrensitz, Kressenschlösschen, Wölckernschen Sitz, Groland-Scheurlschen Sitz"
Siehe Bücher von Prof. Dr Hermann Rusam "Der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg" Band 104

Lusthäuser Textpassage
Des Rates feste Häuser oder Lusthäuslein des reichstädtischen Patriziats
Ein Lusthaus war in der höfischen Kultur der Renaissance und des Barocks – zumeist in öffentlichen Parks in Residenzstädten – ein größeres Veranstaltungshaus für Feste, Empfänge und gesellschaftliche Veranstaltungen. Hier wurden größere und kleinere Festlichkeiten veranstaltet, Festmähler ausgerichtet und getanzt.

Kressenschlösschen Textpassage
Der älteste Beleg für einen Förster in Erlenstegen stammt aus dem Jahr 1429: In einem Waldbuch für den Sebalder Wald heißt es: «Die sechst forsthub hat ganz Merckel Rabnolt und ligt zu Erlestechgen.» Der hier genannte Förster Merckel Rabnolt war im damaligen Erlenstegen eine wichtige Persönlichkeit, hatte er doch auch das Amt des Dorfhauptmanns inne.

Wölckernsche Schloss Textpassage
Die Erbauung des Herrensitzes Günthersbühler Straße 15 ist bislang nicht geklärt. Gustav Voit mutmaßte eine Entstehung im 16. Jahrhundert. Friedrich August Nagel datierte den Bau des Herrenhauses erst auf die Jahre nach 1600, als sich hier ein Bauernhof und die Erlenstegener Mühle in der Hand des aus der Steiermark eingewanderten Eisenhändlers Tobias Holl befand. 1611 wurde erstmals ein Wohnhaus des Eisenhändlers bezeugt.

Scheurlsche Schlösschen Textpassage
Herrensitz, „Groland- oder Scheurl-Schloss“ - Erlenstegenstr. 111 - Das Grolandsche Schloss gehört nachweislich zu den älteren, schon 1504 vorhandenen Sitzen. Als erster belegbarer Besitzer scheint Ulrich I. Groland, gestorben 1373, auf. Ihm folgte der 1407 verstorbene Ulrich II. Groland, der auch auf der Oberbürg saß [vgl. Oberbürg]. Nach dem Tod Jakob Grolands d.Ä. 1515 übernahm Jakob d.J. den Sitz und räumte 1517 der Reichsstadt das Öffnungsrecht ein. Der Rat konnte den Sitz nun im Kriegsfall mit einer militärischen Besatzung belegen. Die Familie Groland soll jedoch schon im Ersten Markgrafenkrieg 1449 eine Zerstörung ihres Anwesens erlebt haben, als die Truppen des Markgrafen Albrecht Achilles den Ort Erlenstegen einäscherten. Ob sich die Öffnungsverschreibung des Hans Groland (er war der Bruder Jakobs) 1517 auf demselben Sitz bezieht, ist nicht bekannt.

Dung- und Abortgrube Textpassage
Im archäologischen Bereich werden historische Sickergruben unter einem Plumpsklo als Kloaken bezeichnet. Während des Mittelalters und in der Frühen Neuzeit wurden sie in Städten neben ihrer Funktion als Toilette auch zur Entsorgung von Abfällen aller Art genutzt.

Magistrat Textpassage
Der Magistrat ist in Deutschland ein Kollegialorgan an der Spitze der Verwaltung einer Stadt mit Magistratsverfassung; in einer Gemeinde ohne Stadtrechte nennt sich dieses Organ Gemeindevorstand.

Goldenen Sterns Textpassage
Spätestens seit 1476 gab es in Erlenstegen eine Schenkstatt, den späteren „Goldenen Stern“. 1744 wurde der heute noch zu sehende behäbige Barockbau fertiggestellt. Die Postkarte stammt aus der Zeit um 1900..Schon im Spätmittelalter war in Erlenstegen an der alten Landstraße nach Böhmen eine Gastwirtschaft entstanden, die erstmals 1476 erwähnt wurde.

Mittelalter Textpassage
Mittelalter bezeichnet in der europäischen Geschichte die Epoche zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit, also etwa die Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert.

Ersten Markgräflichen Krieg, Textpassage
Der Erste Markgrafenkrieg (1449–1450) entstand aufgrund von Zwistigkeiten zwischen dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg. Dabei forderte Albrecht, Sohn Friedrichs VI., Besitz zurück, der ehemals seiner Familie gehört hatte. Ein direkter Angriff auf die Festung Nürnberg mit 7000 Mann blieb erfolglos, aber während des Krieges wurden zahlreiche Orte um Nürnberg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Brandschatzung und weitgehende Verwüstung ganzer Ortschaften gehörte zur Strategie dieses Krieges.

Ansbacher Markgraf Albrecht Achilles Textpassage
Albrecht von Brandenburg, genannt auch Albrecht Achilles, aus dem Haus Hohenzollern, war als Albrecht I. ab 1440 Markgraf zu Ansbach und ab 1464 Kulmbach sowie später als Albrecht III. Markgraf und ab 1470 Kurfürst von Brandenburg

Reichsstadt Nürnberg Textpassage
Die Reichsstadt Nürnberg war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches, dessen Eigenständigkeit sich während des 13. bis 15. Jahrhunderts in mehreren Entwicklungsschritten vollzogen hatte und das bis zum Jahr 1806 existierte.

Dreißigjährigen Krieg Textpassage
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich und in Europa, der als Religionskrieg begann und als Territorialkrieg endete.

Kaiserliche Truppen Textpassage
Entsprechend war die Kaiserliche Armee eine von den Kaisern aufgestellte Truppe, mit Privilegien im ganzen Heiligen Römischen Reich. Im Gegensatz zu den Territorien hatte der Kaiser u. a. das Recht, in den Reichsstädten Truppen zu werben. Lediglich die Kurfürstentümer blieben für die kaiserliche Werbung der Soldaten ausgeschlossen. Alle anderen Territorien konnten die Rekrutierung nicht unterbinden.

Gustav Adolf Textpassage
Gustav II. Adolf König von Schweden. Gustav II. Adolf aus dem Haus Wasa war von 1611 bis 1632 König von Schweden und eine der wichtigsten Figuren der schwedischen Geschichte und des Dreißigjährigen Krieges
Das ehemalige Dorf Erlenstegen
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Heftausgabe Februar 2007
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