Meine Großeltern sind mit dem Schrebergarten öfter
umgezogen. Die Gärten mussten Neubaugebieten weichen. Neben den Gärten
wurden neue Straßen gebaut. Als Bub habe ich dabei öfter zugeschaut. In
Handarbeit wurde der Untergrund ausgehoben, mit zerkleinerten Steinen
der neue Unterbau hergerichtet und mit Schotter abgedeckt. Das alles
ohne Maschinen. Es waren sehnige Gestalten, die da arbeiteten. Diese
Leute wurden nicht sehr alt. Viele hatten die Staublunge. Es waren meist
Wanderarbeiter aus Italien und anderswoher.
Einmal war mein Vater dabei, als wir in den Garten
gingen. Unterwegs trafen wir einen Bekannten meines Großvaters, einen
älteren hageren Herrn mit dünnem Bart. Von dem Inhalt der Unterhaltung
weiß ich nur noch, dass mein Vater die Behauptung dieses Herrn
anzweifelte, er hätte an dem krieg 1870/71 teilgenommen. Damals war viel
vom Krieg die Rede, ich konnte mir darunter nur ganz unklar etwas
vorstellen. Ich hatte nur wenig Kriegsspielzeug. Mein Vater war kein
begeisterter Soldat gewesen. Zwar steckte auch ihn 1914 die allgemeine
Begeisterung an und er meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Aber sechs
Jahre Soldat - einschließlich Gefangenschaft - hatten seine Begeisterung
stark gemildert.
In den Vereinen wurde damals mehr als heute das Laienschauspiel
gepflegt. In einer Theateraufführung wurde der Krieg gefühlvoll, traurig
und romantisch dargestellt. Auf der Bühne wurde eine Schützengrabenszene
dargestellt. Der böse Feind erschoß einen Kameraden. Das Lied vom guten
alten Kameraden erklang und war so schön traurig.
Mein Großvater hatte einen silbernen Suppenlöffel, den er aus dem ersten
Weltkrieg mitgebracht hatte. Er war damals in einem belgischen Schloß
einquartiert gewesen. Sein Löffel stammte aus diesem Schloß, und er aß
nur mit diesem Löffel. Kein anderer durfte ihn benützen.
Ganz in unserer Nähe lebte ein Herr, der im ersten Weltkrieg ein Bein
verloren hatte. Der Unterschenkel war ersetzt durch einen Holzprügel.
Prothesen, wie sie Prof. Sauerbruch entwickelt hatte, konnten sich nur
ganz reiche Leute leisten.
Als kleiner Bub nahm mich meine Großmutter mit zu einem Besuch ins
Krankenhaus. Ich war vielleicht vier oder fünf Jahre. In einem großen
Krankensaal waren mindestens zwanzig Betten. Die Betten standen ganz
nahe beieinander, nur getrennt durch kleine Nachkästchen. Die Kleider
waren weggesperrt.
Neben uns wohnte die Familie Klinger. Die gingen immer schon um acht Uhr
ins Bett, um den Strom für das Licht zu sparen. Sie hatten einen Sohn,
der war Kellner. Und der hat dann später den Führer bedient, wenn dieser
in Nürnberg war. Nach dem Krieg hat er bei den Amis bedient. Im Hause
nebenan war ein kleiner Kolonialwarenladen. Er wurde von einer
alleinstehenden Dame betrieben. Zwischen den Säcken und Fässern hockend
habe ich ihr beim Verkaufen zugesehen. Manchmal wurde ich auch selbst
zum Einkaufen geschickt, eine Essiggurke zum Abendessen oder ein halbes
Pfund Salz. Ein Haus weiter war ein Kohlenhändler. Bei dem kaufte die
Großmutter manchmal ein paar Brikett, die sie dann in einem Korb nach
Hause trug, für den Kachelofen, der im Wohnzimmer stand. Geheizt wurde
er nur an hohen Feiertagen, an Weihnachten oder Ostern. Im gleichen
Hause wie der Kohlenhändler wohnte Frau Krieger, sie war Masseurin.
Unser Hauswirt hatte ein recht großes Dachdeckergeschäft. Er hatte drei
Söhne und eine Tochter. Die Tochter war recht lebenslustig und heiratete
einen Schuhcremevertreter, der war ein Doktor. Damals fuhren sie einen
grünen Opel Olympia. Später wurde er Direktor. Beide hatten eine kleine
Tochter, Ingrid war ihr Name.
Einer der drei Söhne des Hauswirts war Architekt. Er hatte einen Sohn
namens Franzl, etwa im gleichen Alter wie ich. Der hatte einen Holländer
(handgetriebenes Vierradfahrzeug; über einen Handhebel wurde die Kurbel
der Hinterräder angetrieben, gelenkt wurde mit den Füßen), um den ich
ihn herzlich beneidete.
Franzl hatte eine Schwester, die später zusammen mit ihrer Mutter
Nürnberger Mundartlieder vortrug, z.B. "Drei Närmberger Broudwärschdla
mit Graud oda Gree ...". Die anderen Söhne des Hauswirts waren beide
Dachdecker und arbeiteten im väterlichen Geschäft mit. Es waren
kraftvolle Gestalten. Sie hatten immer Geld, das sie lose im Hosensack
trugen. Um zu zeigen, dass sie Geld hatten, klimperten sie damit. Aber
dennoch waren sie sparsam. Den Dachdeckern gehörte ein riesiger Lastzug,
mit dem sie Dachziegel holten und zur Baustelle fuhren. Von unserm
Küchenfenster aus konnte ich sehen, wie der Lastwagen von Hand beladen
wurde. Die Gesellen und Helfer standen in einer Reihe und warfen sich
die Dachziegelpakete in rascher Folge zu. Die Haut ihrer Hände war wie
Schuhleder.
In der Nachbarschaft war ein Wirtshaus mit einem recht großen
Biergarten. Fast jeden Tag kam der Bierkutscher mit seinem herrlichen
Gespann. Es waren zwei prächtige und äußerst gutmütige Gäule. Es machte
mir großen Spaß, sie am Bauch zu streicheln. Wenn sie dann nervös von
einem Bein zum andern traten, kam sicher irgendeine Frau schreiend
angerannt, um mich zu retten.
Auf dem Platz neben der Wirtschaft hatten einige Leute ihr Holz
gelagert. Dort spielte ich oft mit Alban, dem etwa gleichaltrigen Sohn
des Schusters aus dem Nachbarhaus. Der Geruch frischen Holzes war immer
in meiner Kleidung. Auf diesen Platz kam regelmäßig ein Heringsbrater.
Es war ein herrlicher Anblick, wenn er mit dem Wedel aus Gänsefedern das
Holzkohlenfeuer anfachte. Sein Gesicht glänzte fettig dabei, und der
Rauch, der durch die ganze Gegend zog, war seine beste Reklame. Für uns
wurden dann zwei Heringe gekauft. Ich bekam den Rogen oder das Milchner.
Dazu holte ich beim Wirt eine Flasche Bier, die mein Großvater und mein
Vater gemeinsam tranken.
Auf dem Flur unserer Wohnung stand der Eisschrank. Das Eis dafür wurde
im Sommer täglich von Pferdefuhrwerken gebracht. Am Wagen kaufte man
eine Stange oder eine halbe. Das Eis wurde zerkleinert und in ein
besonderes Fach des Eisschrankes eingefüllt. Das Schmelzwasser musste
von Zeit zu Zeit abgelassen werden.
Zuweilen gab es auch Drehorgelspieler, denen ich gerne zuhörte. Von der
Oma erhielt ich eine kleine Münze, die ich geben durfte. Manchmal kamen
auch Bettler. Die bekamen einen Zweier oder einen Teller Suppe. Später
gab es dann keine Bettler mehr. Es gab ja wieder Arbeit.
Zu dieser Zeit wurde die Spannung des elektrischen Stroms von 110 V auf
220 V umgestellt. Es wurden auch alle elektrischen Geräte umgestellt
oder umgetauscht. Wir bekamen ein neues elektrisches Bügeleisen. Mein
Vater machte auch Elektroinstallation. Das war für mich Sechsjährigen
ein ungeheuer interessantes Gebiet. Bis dahin konnte ich mit meinem
Finger fühlen, ob Spannung da war. Nunmehr bekam ich einen ungeheueren
Schlag und ließ es bleiben. In den Schaltern und Steckern waren kleine
T-förmige Sicherungen, die durfte ich schon mal auswechseln. Mit dem
neuen Strom änderte sich vieles. Die Konzessionen wurden strenger
gehandhabt, und da mein Vater keine Elektromeisterprüfung hatte, gab er
diesen Zweig auf. Es gab ja wieder genügend Arbeit.
Manchmal kamen in den Schrebergarten die Schwester meines Großvaters mit
ihrem Mann zu Besuch. Die hatten eine Gastwirtschaft. Eines Tages
wollten sie nach Amerika auswandern, kamen aber nur bis Bremen und
hatten dann keinen Pfennig mehr. Die Verwandtschaft sollte aushelfen.
Mein Vater war dagegen. An die Gastwirtschaft kann ich mich noch gut
erinnern. Da stand ein Billardtisch. Ich durfte manchmal auch spielen.
Eine von den Tanten, die ich nicht mochte, schenkte mir einmal einen
Motorradfahrer aus Blech. Um sie zu ärgern lehnte ich das Geschenk mit
der Bemerkung ab, dass ich so ein Gelumpe nicht mag. Ein Vetter, den ich
auch nicht leiden mochte, erhielt es dann. In Zukunft beachtete ich
weder den Vetter noch das Spielzeug.
Mein Großvater war in Sachsen geboren, aber schon mit zwei Jahren nach
Fürth gekommen. Dennoch gehörte er dem Verein "Die Sachsen" an. Die
trafen sich regelmäßig, manchmal in einer Wirtschaft, manchmal auch zu
einer Wanderung durch die nähere oder weitere Umgebung von Nürnberg und
Fürth. Zuweilen kamen auch noch Verwandte aus Sachsen zu Besuch. Einer
der Onkels kam sogar mit einem Motorrad mit Beiwagen. ...
Am Sonntag ging mein Großvater regelmäßig zum Stammtisch. Es war der
Stammtisch der Werkmeister. Manchmal durfte oder mußte ich mitgehen,
denn gelegentlich dauerten diese Stammtische etwas länger. Er war früher
Formermeister in der Eisengießerei Earnshaw in Mögeldorf gewesen, nur
wenige hundert Meter von unserer Wohnung entfernt. Da kam er dann
regelmäßig zum Mittagessen nach Hause. Die Mittagspause war kurz und so
musste das Essen pünktlich und mundwarm auf dem Tisch stehen. Einmal
hatte sich die Großmutter verplaudert und die Suppe war zu heiß. Damals
soll es fliegende Suppenschüsseln gegeben haben. Die Eisengießerei ging
etwa um 1930 ein und Großvater wurde Nachtwächter im Benzinlager der
SHELL-RHENANIA-OSSAG in Mögeldorf. Später war er dann da Pförtner und
Lagerverwalter und betreute die Kantine auf dem Betriebssportplatz und
verkaufte Bier und Zigaretten. Er betreute auch die Fußbälle, d.h. ich
durfte sie aufblasen. Zwischen den Fußballern war ich fast wie zuhause.
Manchmal war die Rede davon, dass einer zum Club gehen solle. Der
Torwart des 1.FCN, Heiner Stuhlfaut, war ein Schulkamerad meines Vaters.
Manchmal kam er zu uns, manchmal durfte ich mit, wenn mein Vater bei
Stuhlfauts Reparaturen durchführte. Die Frau von Heiner Stuhlfaut war in
meinen Augen eine sehr elegante Frau.
Den kleinen Tabakhandel hatte mein Großvater noch zu Beginn des Krieges.
Da er auch ein kleines markenfreies Kontingent hatte, war er meinem
Vater in dieser Zeit besonders lieb und wert. Später baute mein
Großvater im Garten Tabak an. Es gab da den Virginia mit länglichen
Blättern und den deutschen Tabak mit mehr runden Blättern. Nachdem die
Blätter gelb wurden, wurden sie geerntet, zum Trocknen auf langen
Schnüren aufgefädelt und anschließend mit Geheimrezepten fermentiert.
Eine besondere Technik war für das Schneiden des Tabaks notwendig. Wir
hatten eine Maschine, das waren scharf geschaffene Metallsägeblätter,
wechselweise fest und beweglich angeordnet. Damit wurde der Tabak
geschnitten. Diese Tätigkeit oblag mir. Das Zeug stank fürchterlich. Das
haben dann später nur die gefangenen Russen geraucht.
Von meinem Großvater und meinem Vater lernte ich so manche
Lebensweisheit. Meist auf recht derbe, aber umso nachhaltigere Weise.
Das Innewerden solcher Weisheiten zog sich allerdings oft über Jahre
hin. Einmal kam ich mitleidheischend zu meinem Opa, weil ich mir beim
Spiel weh getan hatte. Er grinste nur und versicherte mir, dass er davon
nichts spüren würde. Es wurde mir klar, dass jeder Schmerz individuell
ist, dass niemand meinen Schmerz fühlen kann, dass ich nicht den Schmerz
anderer fühlen kann. Ich erkannte aber auch, dass jeder Schmerz real
ist, ich aber nicht den ganzen Schmerz der Welt lösen oder tragen kann.
Ein ander Mal brachte ich mich in eine missliche Lage und hoffte dadurch
die Aufmerksamkeit und die Hilfe meines Vaters zu erhalten. Er erzählte
mir verärgert die Geschichte von dem kleinen Jungen, der frierend auf
der Straße rief: "Gscheit soll's mi friern, das gschieht ihm recht,
meinem Vater, warum kauft er mir keine Handschuhe". Logik und
Verantwortlichkeiten bekamen ihren Platz in meinem Denken.
Mein Großvater hatte nie einen Wecker besessen, und dennoch hat er nie
verschlafen. Er meinte, das hätte er noch aus seiner Militärzeit. Er war
in Berlin bei der Garde gewesen und hat da die Pünktlichkeit gelernt.
Von meinem Großvater habe ich noch einen Christbaumständer, den er
selbst gegossen hatte und seine lederne Brieftasche. Manchmal rieche ich
daran, der leichte Duft erinnert mich an ihn und eine selige Zeit. Als
kleiner Bub begleitete ich Opa zur Arbeit. Der Weg führte über eine
Eisenbahnüberführung. Neben der Straße liefen die Telegraphenleitungen.
Schon bei geringem Wind begannen die Telephondrähte zu singen. Ich
stellte mir vor, dass das die Leute sind, die mit aller Welt sprachen.
Und ich träumte von der weiten Welt. Das Singen der Drähte entsteht
durch die Karman Wirbel, deren Frequenz zu f-- 0.4 * v/d angegeben wird.
Während des Krieges war ein Codierverfahren entwickelt worden, das die
Telephondrähte mitschwingen ließ, sodass man den Klartext mithören
konnte.
Meine Großmutter nahm mich einmal mit auf einen Ausflug, ich glaube nach
Vach. Wir fuhren auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal auf einem
"Schlagrahmdampfer". Auf dem Kanal gab es noch kleine Frachtschiffe, die
wurden getreidelt, d.h. von Pferden gezogen, die auf den Treidelpfaden
beidseitig des Kanals liefen. Auf diesem Pfade gingen wir spazieren, als
uns ein kleiner Lastkahn begegnete, der von einem Mann gezogen wurde,
seine Frau stand am Ruder.
Es waren nicht immer Urlaubsreisen, wenn ich mit meinen Eltern unterwegs
war. Mein Vater war häufig auf Montage. So hat er für oder mit der Firma
Scheidt und Bachmann Tankstellen eingerichtet. Diese Tankstellen halten
natürlich keinen Vergleich mit den heutigen aus. Es war wohl während so
einer Montage, als wir das Kloster Weltenburg besuchten. Ich erinnere
mich an eine Kahnfahrt durch den Donaudurchbruch. Der Schiffer treidelte
den Kahn im Totwasser. In der Felswand waren Ringe befestigt, durch die
Seile liefen, an denen der Schiffer den Kahn zog. Mit auf dem Kahn war
ein Mönch, mit dem ich mich sehr angeregt über Gott und die Welt
unterhielt. Noch viele Jahre später erzählte mein Vater, dass dieser
Klosterbruder beeindruckt und amüsiert meinen Ausführungen lauschte.
Einmal kam der Führer nach Nürnberg. Mein Großvater nahm mich mit, um
ihn zu sehen. Wir standen auf dem Vorplatz des Nürnberger Hauptbahnhofs
und Opa nahm mich zeitweise auf die Schultern. Unten, zwischen den Füßen
der Erwachsenen, wurde es mir zu langweilig. Und so lief ich ganz
einfach alleine nach Hause, nach Mögeldorf, das sind etwa fünf
Kilometer. Ich war gerade vier Jahre. Ich durfte nie mehr mit zum
Führer.
Es war einige Jahre später (1934?), als Onkel Schorsch wegen einer
Unstimmigkeit von RM 1 bei einer Sammlung für die SA von einem
Rollkommando der SA mit Schulterriemen und Koppeln im 'Gutmannsgarten'
fürchterlich verprügelt wurde. Ich kann mich noch an die Fotos erinnern,
die den zerschlagenen Rücken zeigten. Die wurden im Deckel vom Plumpsklo
versteckt. Diese Exekution war dann auch der Anlass, dass mein Vater aus
der SA wieder austrat. Aus der Partei auszutreten hatte er nicht den
Mut. Noch viele Jahre später erhielten wir die "Schulungsbriefe", die
niemand lesen wollte.
Meine Mutter war bei der NS-Frauenschaft. Eine entsprechende Uniform
hatte sie nicht, wohl aber die Uniform der Schwesternhelferin des DRK.
Mein Vater war bei der Arbeitsfront. Er hatte auch die entsprechende
Mütze. …
Ich kann mich nur an wenige politische Diskussionen in unserer Familie
erinnern. Wohl weil sie fur meine Ohren nicht geeignet waren. Einmal
hörte ich Frau Wagner, die im Hause wohnte, sagen, so ein Mann wie der
Führer würde nur einmal im Jahrhundert geboren. … Am Volksempfänger
hörten wir Musik, … Nachrichten und die Ansprachen des Führers. An einen
Ausspruch erinnere ich mich noch, er sagte, dass es nach dem nächsten
Krieg keine Sieger und Besiegte mehr gibt, sondern nur noch Tote und
Überlebende. …
Mein Großvater verglich immer die Nachrichten im Radio mit dem, was in
der NÜRNBERGER ZEITUNG stand. Erst nachdem beide Informationen
übereinstimmten, glaubte er auch an das Radio. Die Raffinesse des Joseph
Göbbels konnte er sich nicht vorstellen.
Damals sammelte ich auch Cigaretten-Bilderschecks für die berühmten
Bilderalben. Ich hatte mir schon die Alben der Vogelwelt, der Tiere und
der Pflanzen beschafft. Auch 'Deutschland erwacht' und 'Adolf Hitler".
Letzteres verschwand, als die Amerikaner einmarschierten. An ein Bild
aus diesem Album erinnere ich mich noch recht gut, das den Führer bei
einem Empfang englischer Frontkämpfer zeigte. Im zugehörigen Text war
zum Ausdruck gebracht, dass der Führer der Garant sei, der den Frieden
zwischen unseren beiden Völkern gewährleistet.
Nach der Geschichte mit Onkel Georg hörten die politischen Diskussionen
ganz auf. Wie ich später erfuhr war mein Großvater ein alter
Sozialdemokrat. Schon als junger Mann oder Lehrling war er der SPD
beigetreten, das muss so um 1890 gewesen sein. Einmal kamen meine Eltern
von einer Wahl nach Hause und erzählten, dass sie den Führer gewählt
hätten. Das war wohl 1934. Von meiner Oma habe ich nie eine politische
Äußerung gehört, sie machte ihr Kreuz sowieso nur dahin, wo es der
Großvater haben wollte.
An einem der ersten Reichsparteitage hatten wir auch einen SA-Mann als
Einquartierung. Es war ein ruhiger, stiller Mann. Ich kann mich nicht
erinnern, dass die Begeisterung groß war. Abends konnten wir von unserem
Wohnzimmerfenster aus, den Lichterdom und das Feuerwerk sehen. Das war
großartig.
Bei der Grundsteinlegung der Kongresshalle im Jahre 1935 soll der Führer
gesagt haben, dass an dieser Stelle einst der Präsident Europas sprechen
wird. …
Später sind wir während der Parteitage immer weggefahren. Meine
Großeltern fuhren dann mit mir in die Fränkische Schweiz, nach Öd bei
Hartmannshof. Dieser kleine Ort hatte zwei Gastwirtschaften, in der
kleineren und billigeren wohnten wir. Meine Großeltern hatten ein Zimmer
über dem Pferdestall. Hinter dem Haus gab es zwar ein Plumpsklo, aber
unter den Betten standen die Nachthaferln. Auf dem Waschtisch stand eine
große Porzellanschüssel. Das Wasser wurde jeden Tag von der Magd in eine
große Porzellankanne gefüllt. Ich liebe noch heute den Pferdegeruch.
Wenn wir kamen, holte uns anfangs der Wirt mit dem Zweispänner vom
Bahnhof ab. Wir waren zwei- oder dreimal in Öd zur Sommerfrische. Da war
ein Knecht, der Hartl, der fing mit der Reuse Forellen, die dann in ein
Bassin kamen, aus dem die Gäste sich die entsprechende Forelle für das
Abendessen aussuchen konnten. Der Bauer und Gastwirt war auch Metzger.
Es wurde öfter geschlachtet. Anderntags bekam ich das
Schweineschwänzchen extra zubereitet. Am Sonntag gab es Eis zum
Nachtisch. Die Zubereitung dieses Speiseeises machte mir immer großen
Spaß. In einem runden Holzbottich war ein kleinerer aus Stahl mit einem
Rührwerk. In den Zwischenraum kam kleingeschlagenes Stangeneis mit
Viehsalz.
Durch das Viehsalz wurde die Schmelztemperatur des Eises herabgesetzt,
und somit die Zubereitung des Speiseeises beschleunigt. Ich durfte
solange rühren, bis das Speiseeis steif war. Es war in den wenigen
glücklichen Jahren vor dem Krieg.
Die Mutter meines Vaters wohnte nicht weit entfernt. Von unserem
Küchenfenster aus konnte man den Balkon ihrer Wohnung sehen. Sie wohnte
dort mit ihrem Sohn Georg (Schorsch), dessen Frau Fanni und ihrer
Tochter Marianne. Die Wohnung hatte noch keinen elektrischen Strom.
Beleuchtet wurde die Wohnung mit Stadtgas. … Als kleiner Bub war ich oft
bei dieser Großmutter. Sie war sehr arm. Ihr Mann, mein Großvater, war
kurz nach dem ersten Weltkrieg gestorben, noch bevor mein Vater aus
englischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Von den sieben Kindern, die
sie geboren hatte, musste sie fünf begraben. Zwei der Kinder waren schon
als Säuglinge gestorben. Ihre Tochter Betti hatte einen schweren
Herzfehler und starb mit sechzehn. Ihr Sohn Willi war bei der Stadt
Nürnberg. Bei der Reinigung eines Abflusskanals in Mögeldorf erlitt er
eine tödliche Gasvergiftung. Bei diesem Unglück verstarben sieben
Männer, die meisten bei gegenseitigen Rettungsversuchen. Auch ein Vater
mit seinem Sohn waren darunter. Von diesem Onkel Willi hatte ich noch
lange einen kleinen Stoffbären. Onkel Schorsch war bei Leuna. Er
verbrannte bei der Reinigung eines großen Benzintanks. Meine Großmutter
war eine sehr traurige und fromme Frau. Wenn ich mit Marianne bei ihr
saß, hörte ich sie oft um ihre verstorbenen und verunglückten Kinder
weinen. Im Küchenschrank hatte sie einen großen Steinkrug mit
Schweineschmalz stehen. Ich habe bei ihr niemals etwas anderes als
Schmalzbrot gegessen.
Mein Vater hatte einen kleinen Handwerksbetrieb, deshalb war auch ein
Telefon notwendig, das wegen der möglichen Aufträge ständig besetzt sein
sollte. Die Müller-Oma, mit der wir zusammenwohnten, war sehr
schwerhörig und konnte deshalb keine Gespräche annehmen. So wurde bei
der andern Großmutter eine Nebenstelle eingebaut. Bei uns stand der
Hauptapparat, eine schwarze, schuhschachtelgroße Kiste. Über zwei kleine
Hebelschalter konnte man die Betriebsart wählen. Mit einer Handkurbel
konnte man die Nebenstelle anklingeln. Oft habe ich auf diese Weise
meinen Besuch angekündigt.
Vor der Machtübernahme gab es vielfältige Jugendgruppen. Die waren mehr
oder weniger organisiert. Eine Zeitlang stand ich einer kirchlichen
Jugendgruppe nahe. Die trafen sich im evangelischen Gemeindehaus. Der
Vikar las aus einem Buch vor, von Indianern und anderen Wilden. Aber das
war mir auf die Dauer zu langweilig. Interessanter war eine lose Gruppe,
die vom "Bampel' angeführt wurde. Wir zogen meist durch die
nahegelegenen Sandgruben und Baugebiete. Einmal fanden wir ein totes
Huhn, das wir nach echter Indianerart in Lehm betteten und brieten. Es
spricht für unsere robuste Gesundheit, dass wir nur an einer leichten
Magenverstimmung litten, das heißt wir kotzten im Reigen. Zu Hause wurde
natürlich nichts erzählt.
Im Sommer badeten wir in der Pegnitz. Manchmal bei der Satzinger-Mühle,
da war das Wasser tiefer. Auf der anderen Seite des Pegnitztales war
eine öffentliche Badeanstalt. Da ging das Wasser nur bis zum Nabel, und
der Eintritt kostete ein Zehnerl. Mal kam auch ein totes Schwein
angeschwommen. Das war eine Gaudi!
Einige der Schulkameraden fingen im Pegnitzgrund Frösche, bliesen sie
auf und ließen sie dann schwimmen. Es war lustig anzusehen, wie die
armen Viecher sich abstrampelten. Wenn der Lehrer davon erfuhr gab es
einen Riesenkrach.
Die Buben aus den umliegenden Orten bekämpften sich heftig. In
Laufamholz wurde ich öfters verprügelt, weil ich ein Mögeldorfer war.
Laufamholz war erst 1938 von Nürnberg eingemeindet worden.
Nach dem ersten Weltkrieg errichtete die Stadt Nürnberg an der
Marthastraße eine größere Wohnsiedlung zur Behebung der großen
Wohnungsnot. Zwischen diesem neuen Stadtteil, dem "Block" und dem alten
Mögeldorf herrschte erbitterte Feindschaft. Die Grenze war das Schulhaus
an der Thusneldastrasse. Unmittelbar nach dem Unterricht gaben wir uns
lustvoll dem Raufen hin.
Manchmal waren wir auch im Rehhof. Diesen Bauernhof bewirtschafteten die
Eltern unseres Klassenkameraden Peter Linhard. Bei der Kartoffelernte
haben wir etwas mitgeholfen. Im Kartoffelkrautfeuer durften wir
Kartoffeln braten. Nie haben Kartoffeln besser geschmeckt. Die
Großmutter von Peter verdiente sich etwas nebenbei. Sie verkaufte von
Tür zu Tür landwirtschaftliche Produkte, Eier, Hühnchen und Tauben. ...
Peter Linhard wurde, wie ich, am Ende des Krieges zur Wehrmacht
einberufen. Er wurde in die Tschechei verlegt. Er kam nicht wieder.
Den freien und unverbindlichen Gruppen standen die ideologisch und
weltanschaulich geprägten Gruppen gegenüber und natürlich auch die
Hitlerjugend. Pfadfinder, kirchliche Gruppen und Parteiorganisationen
warben um die Gunst der Jugendlichen. Adolf Hitler sagte in diesem
Zusammenhang einmal: "Wer die Jugend hat, hat die Zukunft". Dieser Satz
erklärt auch die Vehemenz, mit der diese freien Gruppen bekämpft und
schließlich zwangsweise in die Hitlerjugend eingereiht wurden. Die
Machtübernahme habe ich nicht mitbekommen. Als ich 1935 in die Schule
kam, waren die wirtschaftlichen Verhältnisse immer noch sehr schlecht.
Die meisten Eltern konnten nicht einmal eine Schultüte kaufen. Deswegen
bekam keiner von uns eine Schultüte. Auf den neuen Kurs wurden wir sehr
subtil vorbereitet. Eines Tages sollten wir ein Bild malen, das den
neuen Geist zeigte. Ich malte eine geballte Faust auf rotem Grund mit
der Überschrift "FRANKEN VORAN'. Das war nun zufällig das Motto der KPD.
Das Bild wurde konfisziert. Ich vermute, mein Vater hatte einige
Erklärungsschwierigkeiten.
Mein Schulweg war äußerst interessant. Nie habe ich später in so kurzer
Zeit so viele Erfahrungen sammeln können wie da. Auf dem Nachhauseweg
war ein kleines Häuschen mit Stall. Da war zeitweise ein Ziegenbock drin
und der stank fürchterlich. Der Besitzer lud mich ein, das Vieh näher
kennen zu lernen. Zu Hause erregte der Duft, den ich verbreitete,
einiges Missfallen. Auf dem Weg lagen auch einige Bäcker. Es waren meist
gute Bekannte meiner Eltern. In den Backstuben war ich wohl gelitten.
Ich machte dem Zahnarzt einen Besuch oder den katholischen Schwestern
oder der Polizeiwache, dort wohnte mein Klassenkamerad Heiner....
In den ersten beiden Schuljahren hatten wir den Lehrer Walter. Schon
meine Mutter hatte ihn, als er noch ein ganz junger Lehrer war. Und wie
sie erzählte, war sie damals sehr heftig in ihn verliebt. Anfangs hatte
er ein Kasperltheater im Klassenzimmer aufgestellt, um die ganz
Ängstlichen zu beruhigen. Er hat zuweilen mit dem Rohrstock auf die
Hände geschlagen. Ich habe auch einmal einige "Pföitschla" bekommen. Den
Grund habe ich weder damals noch heute verstanden. Wegen der
Rechtschreibung hatte ich Schwierigkeiten mit ihm. Der Vater von Alban
war Schuster, er kam aus Unterfranken und sagte immer "Lädr', und ein
Schuster muss doch besser wissen wie Lädr geschrieben wird und nicht
'Leder' wie der Lehrer behauptete.
In der dritten Klasse hatten wir den Lehrer …, der ziemlich viel
prügelte. Nach jedem Diktat wurde die Anzahl der Fehler mit dem
Rohrstock auf dem Hintern abgezählt. Es war sehr entwürdigend.
Einmal war in Nürnberg großer Flugtag. Von der Schule konnten wir da hin
gehen. Meine Eltern kamen auch mit. Sie ließen mich einen Rundflug
mitmachen, der kostete RM 5,-- . Es war eine ziemlich große
Wellblechkiste [JU 52]. Von dem Blick von oben auf Nürnberg und den
Luftlöchern war ich tief beeindruckt.
In der Schule wurde häufig für die Deutschen im Ausland gesammelt. Und
es gab kleine Gebinde mit einer blauen Kerze darin. Das sollte die Treue
des Deutschen Volkes zu seinen Volksgenossen in der Fremde zeigen.
Georg Loos war ein hervorragender Lehrer. Er hat nie geschlagen. Er
konnte überzeugen, und wenn die Leistungen einmal schlecht waren,
richtete er die Schüler wieder auf. Die Schulausflüge mit ihm waren
immer ein Erlebnis. Anlässlich eines Ausfluges lud er uns ein nach
Eschenbach, in eine große Wirschaft, die sein Elternhaus war. Wir wurden
herrlich bewirtet.
Mein Onkel Hans ... durfte sogar von der MAN aus, wo er als Dreher
arbeitete, nach Berlin fahren, um dem Führer die Hand zu schütteln - als
verdienter Arbeiter! An das Foto kann ich mich noch erinnern. .... Onkel
Hans war ein bemerkenswerter Mann, er hatte einen doppelten Daumen und
er war für mich der Inbegriff des biederen Deutschen. Er hatte eine sehr
liebe Frau, die ihn heiß und innig liebte. Beide hatten einen Sohn, den
Hansel, der etwa acht Jahre älter war als ich. Er war wohlerzogen, aber
dennoch recht lebenslustig. Als er gerade ausgelernt hatte, feierte er
mit seinen Kumpels. Er sollte um 10 Uhr zuhause sein. Es wurde aber
später. Onkel Hans wartete auf ihn am Gartentürl. Als er den Hansel
kommen sah, versteckte er sich hinter der Hausmauer, ergriff ihn
unvermutet und versetzte ihm einige recht kräftige Ohrfeigen. Nur, es
war nicht sein Sohn, der Hansel, sondern sein Schwager Fritz, den er in
der Dunkelheit und in der Hitze des Gefechts nicht erkannte. Hansel
suchte sich dann eine Arbeit in Hamburg. Seitdem sprach er mit einem
vornehmen Hamburger Dialekt.
Manchmal gab es Aufmärsche, und dann mussten Hakenkreuzfahnen gehisst
werden. Aus dem Fenster jeder Wohnung musste eine Fahne hängen. … Es
waren nur ganz wenige [Wohnungen, bei denen sie fehlten]. Auch bei uns
hingen Hakenkreuzfahnen. Bei manchen Leuten waren die Fahnen nur
Schwarz-Weiß-Rot.
Meine Mutter arbeitete als Hausschneiderin. ... Kurz vor dem Krieg hat
mein Vater mit mir einige Motorradreisen gemacht. Er fuhr mit mir nach
Heidelberg. Dort hatte er einen Kriegskameraden aus dem ersten
Weltkrieg, den Stadlers Karl, in Ziegelhausen. Beide waren zusammen in
Ägypten in englischer Kriegsgefangenschaft gewesen. Sie waren bei dem
deutschen Expeditionscorps, das die Türkei im Kampf gegen England und
die Araber unterstützte. Die Ereignisse dieses Kampfes sind in dem Buch
‘Die sieben Säulen der Weisheit" von T.E.Lawrence beschrieben. Bei ihm,
seiner lieben Frau, der Johanna und den beiden Töchtern, Marianne und
Hedwig verbrachte ich manche Ferien. Später einmal, nach einem
Luftangriff fand ich dort Unterschlupf. ... Mein Vater wollte selbst
nach Argentinien auswandern. Er war schon dort, meine Mutter sollte
später nachkommen. In der Zwischenzeit war jedoch ihre Schwester Frieda
gestorben, und sie wollte ihre Eltern nicht allein lassen. So war das
eben damals. Aus Argentinien hatte mein Vater einen interessanten Korb
aus dem Panzer eines Gürteltieres mitgebracht.
Manchmal erzählte mein Vater aus seiner Jugend. Wie er mit seinen
Geschwistern in Heimarbeit Scharniere steckte, sie dann nach Nürnberg
bringen und abliefern mußte. Die Not war groß, und für die fünf oder
sieben Kinder war jeder Pfennig notwendig.
Als mein Vater 1920 aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt
war, arbeitete er eine Zeitlang bei der Firma Chillingworth. Es war eine
sehr unruhige Zeit. Bei einem Streik ergriff er das Wort, hielt eine
Brandrede und wurde umgehend gefeuert.
Im Jahre 1939 kam ich zum Jungvolk. Und ich bekam auch eine Uniform. ...
Heimabend war im Pulvermagazin. ... Samstags war Dienst im Gelände, d.h.
es wurde exerziert, marschiert und es fanden Geländespiele statt -
gewöhnlich eine organisierte Rauferei eines Fähnleins gegen ein anderes.
Durch Mögeldorf und die umliegenden Ortsteile marschierten wir singend.
Eine Fahne oder Wimpel flatterte voran. Meistens waren auch
Fanfarenbläser und Trommeln dabei. Die Fahne, die der Marschkolonne
vorangetragen wurde, mußte von jedermann mit dem deutschen Gruß gegrüßt
werden. ... In der ‘Schwedenkapelle’ erhielten wir unsere Instruktionen.
... Im Sommer 1939 wurde vom Gau Franken ein riesiges Freizeitlager für
das Jungvolk, die HJ und das BDM organisiert. Es war an der Ostsee, in
der Nähe von Greifswald, vor der Insel Rügen. Wir exerzierten,
marschierten und machten Geländespiele und badeten in der Ostsee.
Kurz vor Ausbruch des Krieges wurde mein Vater zur deutschen Wehrmacht
eingezogen. Schon im ersten Weltkrieg war er sechs Jahre lang Soldat
(mit Gefangenschaft) bei den leichten Reitern. Er kannte also den
Betrieb. Er kam zur berittenen Artillerie, d.h. die Kanonen wurden mit
Pferden gezogen. Er konnte mit Pferden umgehen und er konnte reiten, so
wurde er Meldereiter. Seine Einheit wurde im Westen, in der Eifel
stationiert. Er muss für seine Vorgesetzten ein Alptraum gewesen sein
... , so dass er im Frühjahr 1940 wieder aus der Wehmacht entlassen
wurde. In seiner mehr als sechsjährigen Militärzeit hatte er es nicht
zum Gefreiten gebracht. Den Frankreichfeldzug hat er nicht mehr
mitgemacht.
Kurz nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht (1940) wurde mein Vater
mit seinem Lehrling dienstverpflichtet zum Aufbau eines Chemiewerkes in
Gendorf. Das liegt in der Nähe von Burghausen an der Salzach. Er wohnte
auf der anderen Seite der Salzach im österreichischen Ach, beim Pachlers
Bep. Der war ein ehemaliger Kaiserjäger und führte mit seiner Frau eine
große Gastwirtschaft mit mehreren Fremdenzimmern. In den Sommerferien,
den ersten in der höheren Schule, fuhren meine Mutter und ich nach Ach
zum Vater. Es waren herrliche Ferien. Im "Altreich" waren kriegsbedingt
die Lebensmittel schon stark rationiert. Im ehemaligen Österreich, in
der ‘Ostmark’, gab es noch sehr viel mehr. Allerdings musste man
achtgeben, dass man den richtigen Dialekt fand, und beim Bestellen
musste man "Deka’ verlangen, sonst war man gleich als
‘Nichtösterreicher’ identifiziert und bekam nichts. Einmal haben mich
ein paar Buben verprügelt, weil ich ein ‘Saupreuß’ war. Aber der
Pachlers Bep und seine Frau hatten einen Narren an mir gefressen - sie
hatten keine Kinder-, und ich wurde ausgiebig verwöhnt. An einem Sonntag
nach dem Mittagessen bekam ich den Rest Schlagobers. Es war eine riesige
Schüssel voll.
Mit der Schule hatte ich wenig Mühe, d.h. ich hatte nur den Ehrgeiz als
Vorletzter in die nächste Klasse zu kommen. Meinen Eltern machte das
sehr viel Kummer. Wir wohnten immer noch in der Laufamholzstraße. Im
Nebenhaus wohnte eine Familie im ersten Stock. Die alten Leute hatten
eine Tochter mit einem Sohn, der zwei oder drei Jahre älter war als ich.
Diese Tochter heiratete zu Anfang des Krieges einen Geheimpolizisten.
Ich vermute er war bei der Gestapo. Er lockte uns Buben in die Wohnung
und wollte dann wissen, ob wir auch für den Führer beten und ob wir auch
fleißig in das Jungvolk gingen und was unsere Eltern so sagen würden.
Ich bin heute noch erstaunt darüber, wie wir harmlose und regimetreue
Antworten gaben. Wir wussten, dass eine kritische Äußerung die Eltern
ins Gefängnis bringen konnte, ja, es wurde uns sogar nahegelegt
kritische Bemerkungen unserer Eltern zu melden. ...
Im Erdgeschoß wohnte mein Freund Alban. Sein Vater war Schuster und
hatte im Haus eine kleine Ladenwerkstatt. Alban war der Jüngste und er
hatte fünf oder sechs Geschwister. Die Familie war sehr fromm. Wenn ich
seine Mutter ärgern wollte, so erschien ich in HJ-Uniform und grüßte
stramm mit dem Hitlergruß. Ich habe die arme Frau wohl öfter geärgert.
Dem Hause in der Laufamholzstraße gegenüber war eine Lederfabrik. Von
unserem Wohnzimmerfenster konnte ich die Arbeiter sehen, wenn sie nach
Feierabend nach Hause gingen. Bevor der Führer an die Macht kam, standen
dort am Freitagabend die Frauen und holten ihre Männer ab, damit sie
nicht im nächsten Wirtshaus den Lohn versoffen. Im Dritten Reich kam das
nicht mehr vor. In der Lederfabrik wohnte mein Klassenkamerad Fritz
Merkel. Sein Großvater war dort Werkmeister. Am Wochenende gehörte die
ganze Fabrik uns. Es war auch eine Gerberei dabei. Die Lohe wurde aus
Eichenrinde und dünnen Eichenbrettchen hergestellt. Diese
Eichenbrettchen funktionierten wir zu Schwertern um. Beim Schwerterkampf
erhielt ich einen Schlag auf den Zeigefinger, der dabei wohl gebrochen
war. Aber zuhause habe ich erst am anderen Tag gesagt, ich hätte den
Finger in der Schule in die Türe eingequetscht. Der Finger ist heute
noch krumm und dick.
An den Tag des Kriegsausbruchs kann ich mich noch deutlich erinnern. Es
änderte sich so manches schlagartig. Lebensmittelkarten und Bezugscheine
wurden ausgegeben . Und das diskutierten wir Buben. Krieg an sich war
uns nichts Neues. Es gab den spanischen Bürgerkrieg, an dem von
deutscher Seite die Legion Condor teilnahm. Die konsequente Verdunkelung
war neu. Es gab zwar schon früher Luftschutzübungen. Aber jetzt wurde
konsequent darauf geachtet. Beim kleinsten Lichtschein durch das Fenster
kam der Luftschutzwart und machte Ärger. Einmal
gab es in der Schule Probealarm. Wir wurden in den Keller geführt, dort
war es dunkel und der Unterricht fiel aus. Einer von den Schulbuben
konnte die Sirene täuschend ähnlich nachmachen. Damit haben wir dann
auch mal eine halbe unterrichtsfreie Stunde herausgeschunden. Aber so
etwas funktioniert nur einmal.
Mit der doppelten Währung hatte ich zunächst Schwierigkeiten, denn ich
verstand nicht, warum man für die Lebensmittel Marken brauchte und dann
noch bezahlen musste. Das Leben aber ging fast seinen gewohnten Gang.
Die Begeisterung für den Krieg war nicht besonders groß, nicht so wie
1914/18. Die Reden des Führers allerdings und die Erfolgsmeldungen
begeisterten die Leute. Auch meine Eltern und Großeltern waren
beeindruckt. Großvater wurde jetzt zur Luftschutzwache im Benzinlager
eingeteilt. Ganz vereinzelt erschienen die ersten Todesanzeigen für
gefallene Soldaten, erkenntlich an dem eingedruckten eisernen Kreuz. Da
war von stolzer Trauer die Rede und von dem freudigen Opfer für Führer,
Volk und Vaterland. In der Kirche betete der Pfarrer für unsere
Soldaten, und dass der liebe Gott den Sieg an unsere Fahnen heften möge.
Und er betete für den Führer. Damals ging ich noch jeden Sonntag in die
Kirche. Die Einschränkungen habe ich fast nicht bemerkt, nur die
Sommerfrische mit den Großeltern fiel aus, aber dafür durfte ich nach
Heidelberg/Ziegelhausen zum Stadlers Karl fahren. Das waren sehr
glückliche Tage. Ich streifte am Neckar entlang, zog durch Heidelberg,
besuchte die Thingstätte, war auf dem Schloß und wäre beinahe ein
Dichter geworden.
Einmal war ich in den Ferien in der Lüneburger Heide, bei Uelzen auf
einem Bauernhof. Der Bauer war als Flak-Soldat in der Nähe von Nürnberg
stationiert. Da lernte ihn mein Vater kennen. Zur Einbringung der Ernte
bekam er einen Extra-Urlaub, und mich nahm er mit. Da lernte ich dann
auch Kühe melken und etwas reiten. Gewisse Speisen fand ich sonderbar,
zum Beispiel Schinken mit Marmelade.
Nachdem mein Vater aus der deutschen Wehrmacht entlassen worden war,
machten sich meine Eltern auch Gedanken über meine Zukunft. Es wurde
entschieden, dass ich etwas "Besseres" werden sollte und es wurde
beschlossen, dass ich eine höhere Schule besuchen solle. Es war die
Oberrealschule an der Wölkernstraße. Die Aufnahmeprüfung bestand ich.
Mit welchem Resultat habe ich nie erfahren. Es gab sehr viele Leute, die
ihren Kindern eine ‘Bessere Zukunft’ bereiten wollten. Alle höheren
Schulen waren überfüllt, obwohl das monatliche Schulgeld RM 20.— betrug.
Der Stundenlohn eines Arbeiters betrug damals etwa zwei Mark pro
Stunde’, also zehn Stundenlöhne für einen Monat Schule.
Die ‘Wölkernstraße’ betrieb eine Filiale in dem ehemaligen Schulgebäude
der ‘Englischen Fräulein", in der Nähe des Sterntores. Dort war auch
meine Klasse untergebracht. Die Nonnen, einst waren sie Lehrerinnen,
hatten nichts mehr zu tun. Nur an der Pforte waren sie zu sehen. Langsam
verschwanden sie ganz. Die Lehrerschaft veränderte sich auch allmählich,
die jüngeren Lehrer wurden einberufen und pensionierte Lehrer
reaktiviert. ...
Schon während der Zeit, da mein Vater in Gendorf dienstverpflichtet war,
begannen meine Eltern intensiv nach einem Anwesen zu suchen, das sie
käuflich erwerben wollten. In Mögeldorf gab es mehrere Angebote. Das
interessanteste war ein mittelalterliches Patrizierschlösschen. Der
Eigentümer war Herr Metzger, Miteigentümer einer Weinbrandbrennerei. Der
Zustand des Schlösschens war nicht sehr gut.... Nach dem Krieg wurde das
Anwesen ohne Entschädigung zurückgegeben....
In dem Anwesen, das meine Eltern gekauft hatten, waren mehrere
Wohnungen. Eine davon gehörte einer Dame, die in die USA ausgewandert
war. Diese Wohnung wurde ... übernommen. Ich bekam ein eigenes Zimmer.
Der Umzug erfolgte Ende 1940. Der sehr große Garten war ein richtiger
Wald. Mein Großvater wurde Holzfäller. Er rodete etwa 500m2 für den
Gemüsegarten. Das Gemüse und die Kartoffeln bewahrten uns auch in der
schlechtesten Zeit vor Hunger. Die Großmutter hielt in einer anderen
Ecke Hühner, sowie einige Gänse und Enten. Manchmal holte der Habicht
ein Küken. Die Gänse und Enten schwammen in der Pegnitz, kehrten aber
immer wieder zurück. Fast eine ldylle.
In der Nachbarschaft, hinter dem Karg’schen Haus, war auf halber Höhe
zum Pegnitzgrund ein größeres Gartenhaus, das von einem alleinstehenden
älteren Herren bewohnt wurde. Er ernährte sich vorwiegend von den
Früchten seines großen Gartens und seinen Tieren. Mit seinen Hühnern,
Gänsen, Enten und Kaninchen hatte er einen sehr engen Kontakt. Besonders
seine Hühner standen ihm sehr nahe, sie lebten mit ihm in dem Raum, den
man gemeinhin als Wohnraum bezeichnen würde. Als mein Vater mal ein Huhn
auf seinem Tisch sah, wo es die Reste einer Mahlzeit aufpickte, fragte
er ihn, ob er denn nicht besorgt wäre, dass so ein Huhn etwas auf seinem
Tisch fallen ließe, erhielt er die Antwort: ‘J waas gor net wosd willsd,
i waas doch wos gfressn hom".
Gelegentlich gab es in der Nacht Fliegeralarm, dann begann der
Unterricht anderntags eine oder zwei Stunden später. Einmal wurden wir
vom Jungvolk aus zum Hopfenzupfen eingesetzt. Bei Spalt war ein großes
Zeltlager aufgebaut worden. Für einen Korb voller gepflückter
Hopfenblüten bekam man 50 Pfennige. Früher sind die ärmeren Nürnberger
regelmäßig zum Hopfenzupfen gefahren, um einige Pfennige
hinzuzuverdienen. Jetzt im Krieg wurden diese Arbeiten von der HJ und
dem BDM übernommen. Eines Tages kam von meinen Eltern ein Telegramm, ich
solle sofort kommen, weil wir nach einem Fliegerangriff räumen müssten.
Ich durfte sofort nach Hause fahren. Es war aber nur die Scheune
beschädigt. Eine morsche Wand war teilweise eingestürzt. Die Reparatur
war in wenigen Tagen ausgeführt. Die sonstigen Schäden auf dem Dach
haben wir selbst repariert.
Im Zuge der Kriegswirtschaft mussten auch die Frauen arbeiten. Meine
Mutter arbeitete eine Zeitlang als Helfer bei meinem Vater mit, im
Wesentlichen war sie als Schwesternhelferin beim Deutschen Roten Kreuz.
Dem DRK oblag die Betreuung der Soldaten auf den Bahnhöfen. Verwundete
mussten versorgt werden und die Verpflegung für die Truppentransporte
ausgegeben werden. Die Betreuung erfolgte rund um die Uhr in drei
Schichten an sieben Tagen in der Woche. Meine Mutter hatte mehrmals in
der Woche Dienst am Hauptbahnhof in Nürnberg.
Die Fertigung in den Betrieben, insbesondere der Rüstungsbetriebe konnte
nur aufrechterhalten werden durch den Einsatz von Frauen, Fremdarbeitern
und Kriegsgefangenen. Nach dem Polen- und Frankreichfeldzug kamen
Franzosen. Die waren untergebracht in der Gastwirtschaft ‘Zur
Friedenslinde’. Es waren sehr freundliche Männer, ich habe mich manchmal
mit ihnen unterhalten, aber was soll man schon mit einem 12-jährigen
Buben im feindlichen Ausland besprechen? Unterhalb des Holweghofes,
schräg gegenüber der ‘Friedenslinde" war eine Sandsteinmauer. Auf ihr
war eine kommunistische Parole gepinselt. Das war bis dahin das einzige,
wenig beachtete Zeichen eines Widerstandes. Gelegentliche
Fliegerangriffe ließen bei uns Fensterscheiben zu Bruch gehen. Mal kam
auch der Putz von der Decke. Einige wenige Familien waren obdachlos
geworden. Für sie wurden Behelfsheime errichtet.
Merkwürdigerweise habe ich an das erste Halbjahr 1941 kaum Erinnerungen,
es war eine ruhige, stille Zeit. Die militärischen Erfolge in Polen und
Frankreich wurden wie eine kleine Gehaltserhöhung zur Kenntnis genommen.
Die häufigen Sondermeldungen verloren langsam ihre Wirksamkeit, man
gewöhnte sich daran. ...
Der Ausbruch des Krieges mit Russland im Sommer 1941 war ein
schockierender Einschnitt. Die Propagandamaschine lief auf vollen
Touren. Die Bolschewisten wurden wieder Untermenschen. Auf Plakaten
wurden diese nur fratzenhaft menschenähnlichen Wesen gezeigt. Es
tauchten auch die ersten russischen Kriegsgefangenen auf. Sie waren
stark mitgenommen. Sie machten nicht den besten Eindruck. Aber sie waren
weit entfernt von dem Bild, das unsere Propaganda von den Russen
entworfen hatte. Es wurde gesagt, die richtigen Untermenschen hätte man
direkt bei der Gefangennahme erschossen. Die Russen wurden hauptsächlich
in den Rüstungsbetrieben eingesetzt ... . Dort kamen die Leute mit ihnen
in Kontakt. Manche brachten den hungernden Russen etwas Essen mit. Das
war jedoch verboten. Es sollen Leute deswegen bestraft worden sein.
Später, als die Schäden durch die Luftangriffe umfangreicher wurden, hat
man die kriegsgefangenen Russen auch zu Aufräumungs- und Aufbauarbeiten
eingesetzt. Dadurch erhöhten sich die Kontakte zur Bevölkerung. Die
Russen bastelten Holzschachteln und Holzvasen, bemalten sie und klebten
hübsche Muster aus Stroh darauf. Mein Vater, als Handwerksmeister ,
beschäftigte auch zeitweise einige Russen. Einer hieß Wassili, auch
Wasga genannt, dann war noch der Stjepan und der Piotr da. Mit guten
Beziehungen zum Leiter des Gefangenenlagers, konnte man sich Russen am
Wochenende ausleihen. Es waren durchwegs handwerklich sehr geschickte
Leute. Sie gruben den Garten um oder besserten die Schäden des letzten
Luftangriffes aus oder machten sonst etwas. Für ein paar Kartoffeln oder
einen Laib Brot waren sie die willigsten Arbeiter. Sie machten keinerlei
Schwierigkeiten. Als Dreizehnjähriger holte ich sie von ihrem Lager ab
und brachte sie auch wieder zurück. Die drei Russen, die öfter bei uns
waren, brachten mir auch etwas Russisch bei. Die russischen Flüche sind
sehr eindrucksvoll. Wenn die Russen unter meiner Eskorte auf der Strasse
marschierten, dann hoben sie auch die Zigarettenkippen auf, denn zu
rauchen bekamen sie nichts. Manche Leute wollten die Russen demütigen
und warfen ihnen die Kippen vor die Füße. In meiner Empörung ließ ich
die Russen sich nicht mehr bücken, die Kippen hob ich für sie auf. Die
Demütigung dieses Vorgangs empfand ich zutiefst
Einmal war bei einem Luftangriff die Weinbrennerei getroffen worden. Zu
den Aufräumungsarbeiten wurden die Russen eingesetzt. Auf dem
beschädigten Dach war ein luftgekühlter Kondensator der
Destillationsanlage. Unsere Russen entdeckten auch den zugehörigen Hahn.
Fast alle waren voll. Wir mußten sie regelrecht einfangen. Aber die
Kerle waren ja gutmütig. Einige waren stocksteif betrunken. Auf dem
Handwagen haben wir sie in unsere Werkstatt geschafft. Dort konnten sie
ihren Rausch ausschlafen. Der Lagerleiter war zufrieden, da keiner
verloren gegangen war. Einmal hatten sich die Russen einen Hasen
erarbeitet. Den briet meine Mutter. Aber weil ich nicht aufgepasst
hatte, verbrannte er völlig. Dann musste ich einen von meinen Hasen
opfern.
Im Herbst 1941 kamen auch die ersten dienstverpflichteten Ukrainerinnen
nach Nürnberg. .... Sie wurden in den Betrieben beschäftigt. In
bevorzugten Familien waren sie als Haushaltshilfen tätig. So auch bei
einem meiner Schulkameraden. Es waren zwei liebe zuvorkommende Mädchen.
Das Kriegsjahr 1941 endete mit einem Paukenschlag. Am 11. Dezember
erklärte das Deutsche Reich den Vereinigten Staaten von Amerika den
Krieg. Viele Leute wurden langsam besorgt, denn im Westen lief der Krieg
auch nicht mehr optimal. Meinen Vater fragte ich nach seiner Meinung, ob
Deutschland diesen Krieg gewinnen wird. Die Situation steht noch lebhaft
vor meinen Augen. Ich weiß noch, wo mein Vater im Wohnzimmer stand und
wo ich. Er meinte ich solle doch ‘nouchschaua wöivül döi senn und wöivül
mir senn, und wöivül döi hom und wöivül mir hom’. (Sieh nach, wieviele
die sind und wieviele wir sind, und wieviel wir haben und wieviel die
anderen haben!). Als ich herausgefunden hatte, dass die ‘Anderen’ etwa
fünf mal so viel Menschen haben wie ‘Wir’, und die Stahlproduktion in
einem ähnlichen Verhältnis steht, sagte ich das meinem Vater. Er
bemerkte nur : ‘Und öitz hältst dei Maul !’ (Sprich nicht darüber!).Ich
war zutiefst erschüttert und betrachtete die Welt mit neuen Augen. ...
|