Zerzabelshof wird erstmals im ältesten Satzungsbuch der Reichsstadt Nürnberg
erwähnt2. Diese erste
Rechtskodifikation unserer Stadt, angelegt zwischen 1302 und 1315, zeichnet das
damals gültige Ortsrecht der Reichsstadt sowie Amtspflichten, Ordnungen und
Bußen bei Verstößen gegen diese auf. Sie fixiert mehr oder weniger systematisch
in schriftlicher Form also alle wichtigen, rechtsrelevanten Grundlagen für das
Handeln des Inneren Rats3. In
diesem ältesten Satzungsbuch sind auf der ersten Seite unter der Überschrift „Hii
forestarii iuraverunt“ (folgende Förster haben geschworen) die zwölf vereidigten
Erbförster des Lorenzer Reichswaldes im Zeitraum vom 29. August 1309 bis zum 1.
November 1310 aufgelistet und darunter an 10. und 11. Stelle ein „Gotz de
Sternzagelshoue“ und ein „Leovpoldus de Sternzagelshoue“ erwähnt.
Die Erbförster waren
Beamte des Nürnberger Rats, eingesetzt zur Verwaltung sogenannter Forsthuben.
Die beiden großen Wälder rings um Nürnberg waren altes Reichsgut, woher sich
auch ihr Name „Reichswald“ ableitet4.
Sie wurden frühzeitig nach den beiden Nürnberger Hauptkirchen unterschieden. Die
Verwaltung beider Wälder oblag der Reichsstadt, obwohl beide als Reichslehen
zunächst nicht in Nürnberger Hand waren. Im südlichen, Lorenzer Reichswald
hatten die Verwaltung nebeneinander bis 1396 die Stromer, später genannt
Waldstromer, und bis 1372 die Koler, genannt Forstmeister, inne. Die Reichsstadt
konnte diese lebenswichtigen Lehensrechte hier früher erwerben als im
nördlichen, Sebalder Reichswald, zu dem auch das Knoblauchsland gehörte; hier
übten die Burggrafen von Nürnberg bis 1427 das Forstmeisteramt aus. Zur
Verwaltung der Wälder wurden 1489 sechs Waldherren eingesetzt, denen je ein
Waldamtmann aus dem Kreis der ratsfähigen Geschlechter untergeordnet war. Sie
führten die Oberaufsicht über die in zehn bzw. zwölf Forsthuben eingeteilten
Wälder, um den enormen Holzbedarf der Stadt zu steuern (der daraus aber nicht
gedeckt werden konnte). Die Forsthuben wurden jeweils von den sogenannten
Erbförstern verwaltet.
Die Forsthube
Zerzabelshof lag im Goldbachtal und war – wie viele andere Forsthuben des
Reichswaldes auch – mit einem Zeidelgut verbunden, das man vermutlich im Raum
der Endres’schen Gaststätte zu verorten hat5.
Dieses Zeidelgut weist neben der Holznutzung auf eine zweite wichtige
Wirtschaftsquelle der Nürnberger Reichswälder hin, auf die Gewinnung von Honig,
dem bis zur industriellen Produktion von Zucker wichtigsten Süßungsmittel.
Die reichen
Wildbienenschwärme der Reichswälder, die deshalb auch „des Heiligen Römischen
Reichs Bienengarten“ genannt wurden, gehörten rechtlich dem Kaiser
(Bienenregal), der sie durch Zeidler bewirtschaften ließ6.
Diese saßen nach freier Erbleihe auf zahlenmäßig beschränkten, unteilbaren
Zeidelgütern, die sich im Lorenzer
Reichswald zu ganzen Zeideldörfern weiterentwickelten. Es gab schließlich 27
Zeideldörfer mit 92 Zeidelgütern. Kaiser Karl IV. verlieh den Zeidlern 1350
neben über das Bienenregal hinausgehenden Waldnutzungsrechten und Zollfreiheiten
im Honighandel ein eigenes Zeidelgericht in Feucht7,
das aus dem Zeidelmeister (später dem Waldamtmann des Lorenzer Walds) und zwölf
gewählten Schöffen bestand und auch die niedere Gerichtsbarkeit in Feucht
ausübte. Dieses Zeidelgericht hatte bis zum Ende des alten Reichs Bestand; seine
letzte Sitzung fand am 1. Septermber 1779 statt. Die Zeidler des Sebalder
Reichswalds unterstanden dagegen dem Forstgericht des Sebalder Walds. Als
Gegenleistung für ihre privilegierte Stellung leisteten die Zeidler, die seit
1331 Amtsleute des Nürnberger Rats waren, mit sechs Armbrüsten Kriegsdienst und
zahlten dem Rat auch eine Abgabe, das Honiggeld.
Die Zerzabelshofer
Forsthube im Goldbachtal und das zugehörende Zeidelgut kamen neben anderen
Gütern in Reichelsdorf, Eibach und Netzstall 1344 in den Besitz der
Stromer/Waldstromer8, also jener
Familie, die bis 1396 das Reichslehen im Lorenzer Reichswald innehatte. Die
Waldstromer nannten sich sogar nach ihrem Herrensitz „von Zagelshof“9,
man kann also davon ausgehen, dass Zerzabelshof im 14. Jahrhundert eine gewisse
Hauptortfunktion für die Verwaltung des Lorenzer Reichswaldes spielte.
So gehört der
Zerzabelshof zu den über 200 im Umfeld der Reichsstadt Nürnberg liegenden
wehrhaften Herrensitzen10. Diese
sind meist errichtet oder befestigt worden, um einem Feind das Anrücken an die
Stadtmauern zu erschweren. Deshalb sicherte sich der Nürnberger Rat seit dem 14.
Jahrhundert bei vielen Herrensitzen das Öffnungsrecht, weshalb die Herrensitze
zeitgenössisch oft auch Offenhäuser genannt wurden. 1365 verschrieben die
Waldstromer der Reichsstadt die Öffnung ihres Sitzes Zabelshof, und 1427 konnten
die Nürnberger den Sitz von Konrad Waldstromer erwerben, er wurde aber kurze
Zeit später wieder veräußert11.
Das von den Waldstromern verbriefte
Öffnungsrecht wurde vor allem in kriegerischen Auseinandersetzungen bedeutsam.
So war Zerzabelshof ähnlich wie Gleißhammer und Mögeldorf im Ersten
Markgrafenkrieg umkämpft. Dieser militärische Konflikt wurde ausgelöst, als
Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach versuchte, Nürnberg seiner
Hoheitsrechte im weiteren Umkreis sowie auf längere Sicht seiner politischen
Unabhängigkeit zu berauben12.
Hierzu schloss er sich seit 1446 mit den fränkischen Fürsten, Grafen und Rittern
zusammen, während Nürnberg die Unterstützung zahlreicher Städte erlangte. Der
eigentliche militärische Konflikt der Jahre 1449/50 wurde als zermürbender
Kleinkrieg gleichstarker Gegner ohne Entscheidungsschlacht geführt. Auf beiden
Seiten kam es zu massiven Zerstörungen und Plünderungen, so im Oktober und
Dezember 1449 auch in Zerzabelshof13.
Obwohl Nürnberg von seinen Verbündeten nur geringe Unterstützung erhielt, konnte
es dank seiner enormen Finanzkraft alle Attacken abwehren und schließlich im
Laufer Vertrag von 1453 sämtliche Hoheitsrechte gegen den Markgrafen behaupten.
Pfarrechtlich gehörte
Zerzabelshof zu Mögeldorf. Der Versuch, im späten Mittelalter im Schlossgut
Zerzabelshof eine eigene Kapelle zu errichten, wurde auf Betreiben des
Mögeldorfer Pfarrers, der um seine Einnahmen in Zerzabelshof bangte,
unterbunden. Konrad Schütz, der damalige Inhaber des Herrensitzes und Nürnberger
Bürger, verpflichtete sich im Jahr 1500 dem Nürnberger Rat gegenüber, in der
1498 errichteten Kapelle keine Messe lesen zu lassen14,
ein Jahr später verfügte sogar Papst Alexander VI. mit einer päpstlichen Bulle
den Abriss der Kapelle, was jedoch nicht erfolgt ist. Die Kapelle überdauerte
die Reformation 1525 und wurde erst im Zweiten Markgrafenkrieg zerstört und
danach nicht wiedererrichtet15.
Dieser Zweite
Markgrafenkrieg resultierte aus den Plänen des Markgrafen Albrecht Alcibiades
von Brandenburg-Kulmbach, unter Zerstörung der wirtschaftlichen Stellung
Nürnbergs und der Säkularisierung der Hochstifte Würzburg und Bamberg ein
zollerisches Herzogtum Franken zu schaffen16.
1552-1554 verursachte der Markgraf in mehreren grausam geführten Raubzügen
schwere Verwüstungen in den Bistümern Bamberg und Würzburg sowie besonders im
Nürnberger Landgebiet. In diesem Zusammenhang wurden 1552 auch die Forsthube
Zerzabelshof und die meisten der dazugehörenden Güter sowie das Zeidelgut, der
Herrensitz und die Schlosskapelle verwüstet17.
Nürnberg selbst wurde belagert, konnte aber dank seiner nochmals verstärkten
Stadtbefestigung eine Einnahme verhindern. Schließlich gelang es den sich
verbündenden fränkischen Mächten, Albrecht aus dem Land zu drängen.
Bei einer
Bestandsaufnahme nach dem Zweiten Markgrafenkrieg 1555 gehörten zur Forsthube
Zerzabelshof 12 Güter. Vom ehemaligen Zeidelgut ist damals nicht mehr die Rede,
es scheint nach der Zerstörung nicht mehr weiter betrieben worden zu sein18.
1555 wurden auch erstmals alle Feuerrechte in der Forsthube Zerzabelshof
kodifiziert19. Der Herrensitz
Zerzabelshof samt Forsthube ging 1563 in den Besitz der Nürnberger
Patrizierfamilie Loeffelholz über, die Ruinen des Zeidelguts folgten zwei Jahre
später. Den Herrensitz behielten die Loeffelholz bis 183720.
Mit den Loeffelholz gelangte
Zerzabelshof 1563/65 dauerhaft in den Besitz einer der bedeutendsten Nürnberger
Patrizierfamilien21. Dieses
Geschlecht ist im 13. Jahrhundert unter der Ministerialität der Bischöfe von
Bamberg nachzuweisen. Im Zuge der Kämpfe zwischen den Bischöfen und der
Bamberger Bürgerschaft verließen sie Bamberg und wandten sich nach Nürnberg, wo
1420 Burkhard und 1436 Hans als erste Loeffelholz Fuß fassten. Seit 1440
gehörten sie dem Inneren Rat an. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts sind die
Loeffelholz als Kaufleute im Bodenseeraum vertreten. Stammvater der heute noch
blühenden Hauptlinie des Geschlechts war Johann Loeffelholz (1448-1509),
Rechtsgelehrter und Humanist, der als Dichter sich das Pseudonym „Cocles“
zulegte und mit Conrad Celtis befreundet war. Im Landshuter Erbfolgekrieg
1504/05 führte ein Thomas Loeffelholz als Feldhauptmann Truppen Herzog Albrechts
IV. von Bayern(-München), wofür dieser ihm als Anerkennung Schloß Colberg bei
Altötting überließ, nach dem sich die Familie seither nannte. Stammsitze der
Loeffelholz aber waren neben Zerzabelshof Gibitzenhof (seit 1455) und
Heroldsbach westlich von Forchheim (1470-1852); außerdem besaßen sie im 17./18.
Jahrhundert die Sitze Steinach bei Fürth und Malmsbach.
Als Käufer von
Zerzabelshof trat ein Thomas Loeffelholz auf22.
Er wurde am 2. November 1525 als Sohn von Matthias Loeffelholz und Hedwig
Volckamer geboren und starb am 10. Januar 1575 an einem Schlaganfall.
Verheiratet war er seit 1554 mit Apollonia Fütterer. Im selben Jahr wurde er als
Alter Genannter Mitglied des Inneren (patrizischen) Rats der Reichsstadt
Nürnberg. Als Alte Genannte wurden patrizische Neulinge in den Rat aufgenommen
und ihnen amtliche Aufgaben übertragen, ohne dass man ihnen schon die Kompetenz
von Jungen Bürgermeistern geben musste. Sie konnten bzw. mussten sich erst
bewähren, hatten aber schon teil am Stadtregiment. Erwiesen sich die neuen
Ratsmitglieder als ungeeignet, so konnten sie bei der nächsten Ratswahl
zumindest bis zum 17. Jahrhundert leider nicht mehr berücksichtigt werden. Zur
Flexibilität im Rat trug auch die Möglichkeit bei, Ratsmitglieder im Rat sowie
im Ratsausschuss als Alte Genannte zu behalten, ohne dass sie mit der Aufgabe
eines Bürgermeisters belastet waren23.
1558 wurde unser Thomas
Loeffelholz dann Junger Bürgermeister und 1565 Alter Bürgermeister24.
Im Inneren Rat der Reichsstadt Nürnberg gab es 26 Bürgermeister. Diese
unterschied man nach ihren Aufgaben in 13 Bürgermeister (consules) und 13
Schöffen (scabini) und aufgrund ihres Dienstalters und ihrer Aufgaben in 13 Alte
und 13 Junge Bürgermeister, von denen jeweils zwei zusammen 4 Wochen lang im
Jahr die Regierungsgeschäfte ausübten. Damit konnten die Aufgaben des Rats
besser strukturiert werden und man erreichte eine größere Flexibilität bei der
Vergabe von Ratsämtern. In diesen vier Wochen oblag es dem regierenden Alten
Bürgermeister, den Briefeingang an die Reichsstadt
durchzusehen und - gegebenfalls in Absprache mit dem Ratsausschuss - den
verschiedenen Ämtern bzw. Institutionen zuzuweisen (wichtige Sachen gelangten
meist gleich an die Sieben Älteren Herren, die Septemvirn). Weiterhin hatte der
Alte Bürgermeister die Ratssitzungen vorzubereiten, indem er etwa zu den
einzelnen Tagesordnungspunkten die einschlägigen Bittschriften, Berichte,
Gutachten u.a. vorlegen konnte. Bei den Ratssitzungen fragte er nach einer
bestimmten Reihenfolge die Voten der Ratsmitglieder ab. Bei Parität hatte er die
entscheidende Stimme. Der Alte Bürgermeister formulierte dann zum jeweiligen
Tagesordnungspunkt den Beschluss, genannt Ratsverlass, und las ihn im Plenum
vor. Gab es keine Einwände, so war er angenommen. Standen nicht andere
Regelungen dagegen, so repräsentierte der Alte Bürgermeister in seiner
vierwöchigen Amtszeit auch die Reichsstadt nach außen. Mit den Ratsschreibern
und der Ratskanzlei verfügte der Alte Bürgermeister über eine eingespielte
Verwaltung. Der regierende Junge Bürgermeister versah in seiner vierwöchigen
Amtszeit das Bürgermeisteramt, er war somit vor allem Anlaufstelle für
verschiedene Rechtsprobleme unter Nürnberger Bürgern und Einwohnern, aber auch
zwischen diesen und Auswärtigen. Neben dieser schiedsgerichtlichen Tätigkeit
konnte der Junge Bürgermeister bei rechtlich eindeutigen Schuldsachen als
Gerichtsinstanz angerufen werden. Dabei forderte er in der Regel den Schuldner
zur Erfüllung auf bzw. leitete gegen ihn die Zwangsvollstreckung ein. Daneben
stellte er Klagen zu und lud die Parteien vor. War sich der Junge Bürgermeister
in seinen Entscheidungen unsicher, so fragte er den jeweils mitregierenden Alten
Bürgermeister um Rat, wichtige Probleme legte er dem Inneren Rat zur
Entscheidung vor. Als Vollstreckungsbeamte und für sonstige Tätigkeiten waren
dem Jungen Bürgermeister die zwei ältesten Stadtknechte zugeordnet25.
In den Jahren, als
Thomas Loeffelholz die Güter in Zerzabelshof erwarb, war er also zunächst noch
Junger und 1565 Alter Bürgermeister. Erst im Jahre 1570 gelang ihm dann der
Aufstieg ins Führungsgremium der Reichsstadt Nürnberg, in das Septemvirat26.
Dieses, auch „Kollegium der Herren Älteren“ oder „Älterer“ bzw. „Innerer
Geheimer Rat“ genannt, stellte die eigentliche reichsstädtische Regierung dar.
Es war berechtigt und verpflichtet, in Fällen, wo es nötig schien, anstelle des
Inneren Rats zu entscheiden; dies war vor allem in der Außen- und Finanzpolitik
der Fall. Das Septemvirat war – wie der Name sagt - ein siebenköpfiger
Unterausschuss der 13 Alten Bürgermeister bzw. des 17köpfigen Ratsausschusses,
aus dem sich die Neumitglieder des Septemvirats rekrutierten. Drei Septemvirn
waren identisch mit dem Triumvirat der Obersten Hauptleute in ihrer Eigenschaft
als zwei Vorderste Losunger und dem Dritten Obersten Hauptmann; in besonders
wichtigen Fällen, bildeten diese drei die oberste Regierungsbehörde als „Älterer
Kleiner Geheimer Rat“27.
Was wissen wir sonst
noch vom Käufer des Zerzabelshofs? Von seinem Vater erbte Thomas Loeffelholz das
Haus „bei der steinernen Säubrücke“ (Karlstraße 1)28.
Der Rat der Stadt gestattete ihm 1560, bei diesem Haus ein Wasserrad anbringen
zu lassen, um Wasser aus der Pegnitz für seinen Schöpfbrunnen zu gewinnen29.
Zwei Jahre später veräußerte er das direkt an der Pegnitz neben dem alten
Gasthof Zum Bitterholz, dem späteren Bayerischen Hof, liegende Vorderhaus dieses
Gebäudekomplexes30. Daneben
scheint Thomas sich in theologische Streitigkeiten eingemischt zu haben, wie ein
Brief zu den sogenannten Flacianischen Irrtümern, Auseinandersetzungen über das
richtige Verständnis des Abendmahls im Luthertum, belegt, den er im Jahr 1568 an
das reichsstädtische Kirchen- und Vormundamt richtete31.
Doch zurück nach
Zerzabelshof: Um diese Zeit, als die Loeffelholz Zerzabelshof erwarben, gibt es
eine erste verbale Beschreibung von Bonifacius Nöttelein, von Beruf
Landschreiber der Reichsstadt Nürnberg. Der Landschreiber war der wichtigste
Beamte im Landpflegamt, das 1515 als Zentralbehörde für die Verwaltung der
untergeordneten Pflegämter im Nürnberger Landgebiet eingerichtet wurde. Neben
administrativen und finanziellen Aufgaben war das Landpflegamt auch
Gerichtsinstanz in zahlreichen Rechtsfällen. Die Zuständigkeit des
Landpflegamtes umfasste u.a. die Verwaltung der geistlichen Güter auf dem Land
(außer Stiftungsbesitz), die Besteuerung, die Erhebung von Zöllen, die Aufsicht
über Jagd und Fischerei, den Straßenbau, die Bauaufsicht, die Ausübung der
Dorfherrschaft, die Förderung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, die
Visitation der Kirchen und Schulen, die Einziehung von Abgaben aus der
Grundherrschaft (Gülten, Zinsen u.a.), die Einnahme von Zehnten. Außerhalb der
Kompetenz des Landpflegamts lagen die beiden Waldämter, das Amt der Veste und
das Pflegamt Gostenhof32. Und
dennoch beschreibt der Landschreiber Bonifacius Nöttelein um 1565 Zerzabelshof
als einen Weiler „zwischen dem Weyerhauß und Mögeldorff uff der Lorentzer seiten
gelegen, daselbst ein Sitz hinter daß Waldtampt, und dieser Zeit den Herren
Löffelholtz zu Nürnberg gehörig“33.
Die Lage Zerzabelshofs wird also verortet mit dem im Zweiten Weltkrieg
zerstörten sog. Hallerweiherhaus in Gleißhammer zwischen der Regensburger,
Scharrer- und Hainstraße im Südwesten und Mögeldorf im Nordosten, und es wird
nun als Weiler bezeichnet. Der Herrensitz der Loeffelholz wird verwaltungsmäßig
dem Lorenzer Waldamt zugeordnet.
Wie sah der Weiler
Zerzabelshof im 18. Jahrhundert aus? Er umfasste im Jahr 1792 17 Gebäude: Das
Schloss, 6 Güter, 2 Gütlein, 7 Häuser und das Hirtenhaus. Die Dorf- und
Gemeindeherrschaft übten die Schlossgutsbesitzer Loeffelholz aus. Das
Hochgericht wurde von der Reichsstadt Nürnberg über ihr Lorenzer Waldamt
beansprucht, aber vom ansbachischen Oberamt Schwabach und dem bayerischen
Vogtamt Schönberg bestritten34.
Neben Loeffelholz’schen Untertanen gab es in Zerzabelshof solche der Nürnberger
Patrizierfamilie Grundherr35, des
Siechkobels St. Peter und Paul36
und des Waldamtes Laurenzi. Grundherrschaftliche Rechte hatten in Zerzabelshof
neben den Loeffelholz u.a. die Besitzer des Valzner-Hammers37
(dies waren im 16./17. Jahrhundert die Nürnberger Metall-, Gewürze- und
Weinhändlersfamilie Schlaudersbach38),
das Nürnberger Elisabethspital des Deutschen Ordens39
sowie die Siechkobel St. Peter und Paul40
und St. Jobst41. Zu häufigen
Streitigkeiten führten die Wasserbaumaßnahmen und Hochwasserfolgen am Fischbach,
am Agnesgraben sowie an den Gräben oberhalb der Tullnau bzw. Gleißhammer und
Zerzabelshof42. Ebenso häufig
wurde über die Rechte bzw. Anmaßungen der Erbförster (im Falle Zerzabelshofs der
Loeffelholz) mit dem reichsstädtischen Rat gestritten43.
1778 prozessierten die Besitzer der Herrensitze in der Tullnau, in Gleißhammer,
im Veilhof, im Tafelhof, in Steinbühl und in Haimendorf mit dem Siechkobel St.
Peter und Paul wegen des Missbrauchs von Weiderechten der Zerzabelshofer
Untertanen auf den an der Pegnitz gelegenen Wiesen bei der Tullnau vor dem Land-
und Bauerngericht der Reichsstadt44.
Diese Liste der kleinen und großen
Zänkereien um grundherrschaftliche Rechte in Zerzabelshof ließe sich fortsetzen,
doch zurück zu den großen Zügen der Zerzabelshofer Geschichte. 1796 wurde
Zerzabelshof preußisch, als am 4. Juli ca. 2.000 preußische Soldaten in die
Vororte Nürnbergs bis an die Stadtmauern einrückten. Das Königreich Preußen,
seit 1792 im Besitz der ehemaligen Markgraftümer Ansbach und Bayreuth, verlieh
als Rechtsnachfolger im über 200 Jahre währenden Streit um das Nürnberger
Landgebiet der sogenannten Alten Landschaft seinen territorialen Forderungen mit
seiner Militärmacht Nachdruck und dehnte 1796 die preußische Landeshoheit im
umstrittenen Hochgerichtsbezirk um die Reichsstadt bis zum Nürnberger
Stadtgraben aus. Für dieses Gebiet wurde 1797 eine neue Justiz- und
Behördenorganisation aufgebaut bzw. die Kompetenz bestehender Einheiten räumlich
ausgedehnt. Bei den neuen preußischen Unterbehörden wurde mit der Errichtung von
Justiz- und Kammerämtern außerdem eine Trennung von Justiz und Verwaltung
durchgeführt. Im heutigen Nürnberger Stadtgebiet waren fünf bzw. sechs derartige
Unterbehörden vertreten. Das Gebiet südlich der Pegnitz, von der Tullnau bis
etwa St. Peter und schließlich stadtauswärts ungefähr entlang der heutigen
Münchener Straße, also auch Zerzabelshof, gehörte zum Justiz- und Kammeramt
Burgthann, das seinen Sitz in Oberferrieden bzw. seit 1806 in Feucht hatte45.
Das Justiz- und
Kammeramt Burgthann war Teil des preußischen Fürstentums Ansbach und kam mit
diesem 1806 im Hauptlandesvergleich zwischen Bayern und Preußen an das
Königreich Bayern. Dieses löste die Unterbehörde auf und ersetzte sie 1808 durch
das Landgericht (älterer Ordnung) Nürnberg. Dieses war wie sein preußischer
Vorgänger eine kombinierte staatliche Verwaltungs- und Justizbehörde. Erst 1862
erfolgte im Königreich Bayern die Trennung von Justiz und Verwaltung. Nun wurde
das Bezirksamt Nürnberg als reine Verwaltungsbehörde neu gebildet. Das
Landgericht Nürnberg (neuerer Ordnung) bestand mit verkleinertem Sprengel als
untere Justizbehörde bis 1879 fort und ging dann im Amtsgericht Nürnberg auf46.
Das Landgericht Nürnberg (älterer
Ordnung) umfasste 1808 alle Siedlungen im näheren Umkreis außerhalb der
Stadtmauer, also auch Zerzabelshof, und dazu größere Gebiete westlich von Fürth47.
Im Rahmen dieser Verwaltungsreform bildete das Königreich Bayern neue
Steuerdistrikte als Vorläufer der späteren Gemeinden. So wurde 1808 aus
Zerzabelshof, dem Valznerweiher, der schon immer Teil des Forstbezirks
Zerzabelshof war, und dem alten Pfarrdorf Mögeldorf ein Steuerdistrikt48.
Unterhalb der staatlichen Verwaltung blieb aber die alte grundherrschaftliche
bestehen. Jedoch waren teilweise bereits in preußischer Zeit, verstärkt seit
1808 in Fortführung dieser altüberlieferten reichs- bzw. landständischen
Privilegien, die im neuen Bayern meist mit dem Adel verbunden waren,
Patrimonialgerichte als gutsherrliche Untergerichte gebildet worden, deren
Zuständigkeit weitgehend auf die freiwillige Gerichtsbarkeit beschränkt blieb.
Zwischen 1832 und 1848 wurden diese nach und nach an den Staat abgetreten49.
So war aus den alten zerstreuten grundherrschaftlichen Rechten in Zerzabelshof
1801 das Patrimonialgericht der Freiherren von Loeffelholz entstanden, das 1808
auf die freiwillige Gerichtsbarkeit beschränkt und 1819 endgültig mit Sitz in
Nürnberg eingerichtet wurde. Es umfasste Zuständigkeiten in Boxdorf, Gärten
h.d.V., Tennenlohe und Zerzabelshof50.
1818 wurde der 1808
gebildete Steuerdistrikt Mögeldorf-Valznerweiher-Zer-zabelshof in die
eigenständige Gemeinde Mögeldorf umgewandelt51.
Der Gemeindeteil Zerzabelshof zählte 1825 insgesamt 25 Hausnummern52.
Der letzte Besitzer des alten Herrensitzes Zerzabelshof aus dem Geschlecht der
Loeffelholz war Georg Wilhelm Friedrich Frhr. Loeffelholz von Colberg auf
Zerzabelshof53. Er wurde 1775
geboren, und kam noch 1805 als Junger Bürgermeister in den Inneren Rat54,
weshalb er den Titel eines Senators führen durfte. Innerhalb des Patriziats
fungierte er als Archivar des Selekts des Nürnberger Patriziats55.
Dieser stellte ab 1797 eine eigene Interessenvertretung des Nürnberger
Patriziats dar. Ihm ging es um die Kapitalien, die die patrizischen Familien und
ihre Stiftungen der Stadt geliehen hatten, um die Verhinderung eventueller
Benachteiligungen bei der Einführung eines neuen Steuersatzes und um ihre
eigenherrschaftlichen Rechte sowie die Jurisdiktion. Der Selekt vertrat vor
allem das Anliegen der patrizischen Familienstiftungen gegenüber der Reichsstadt
und den kaiserlichen Behörden, ein Anliegen, das sich im Kampf gegen die
Bestimmungen des bayerischen Fideikommissedikts von 1808 fortsetzte und seitdem
ausschließlich auf die Familienstiftungen ausgerichtet blieb56.
So war unser Friedrich von Loeffelholz auch einer der sechs Nürnberger
Bevollmächtigten, die ab 1811 mit den neuen bayerischen Ministerien um die
Anerkennung der Nürnberger Staatsschulden durch den neuen bayerischen Staat
kämpften, um den Gläubigern weiterhin eine gerechte Verzinsung ihrer
Obligationen zu gewährleisten57.
Loeffelholz war auch der einzige Patrizier, der sich kurzzeitig in die neue
bayerische Verwaltung Nürnbergs einbinden ließ. 1810 wurde er in den
Munizipalrat gewählt, war also Mitglied des städtischen Vertretungsorgans nach
dem bayerischen Gemeindeedikt von 1808. Die Wahl erfolgte auf Vorschlag des
staatlichen Polizeidirektors, der den Munizipalrat auch einberief und leitete
sowie seine Beschlüsse genehmigte. Die Zusammenarbeit mit der neuen Regierung
fiel Loeffelholz wie den anderen Mitgliedern des Munizipalrats nicht leicht.
1810 gewählt; erhoben die Gewählten selbst Einwände gegen ihre Wahl. Diese
wurden vom König zurückgewiesen und der Munizipalrat 1811 feierlich installiert.
Ab der ersten Sitzung sabotierte er aber die Zusammenarbeit mit dem
Polizeidirektor Christian Wurm. 1813 suchten sämtliche Mitglieder vergeblich um
ihre Entlassung nach. Mit der turnusmäßigen Neuwahl 1814 schied Loeffelholz aus
dem Amt wieder aus58.
Auch gesellschaftlich
engagierte sich Friedrich von Loeffelholz in dieser Übergangsphase der
Reichsstadt Nürnberg an das Königreich Bayern. Er wurde 1817 erster Direktor der
Gesellschaft zur Beförderung der vaterländischen Industrie, auch Patriotische
Gesellschaft genannt59. Diese war
1792 unter Federführung des Pfarrers und Aufklärers Johann Ferdinand Roth
gegründet worden und stellte eine jener Vereinigungen des deutschen Bürgertums
dar, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts unter dem Einfluss von Ideen der
Spät-aufklärung, der politischen Ökonomie und des „realistischen“
Bildungsgedankens entstanden waren. Ziel der Gesellschaft war die Überwindung
der ökonomisch-sozialen Krise durch Förderung der Gewerbe sowie Erziehung und
praktischer Bildung der unteren Volksschichten60.
Ferner war Friedrich von
Loeffelholz Mitglied des eben erwähnten Selekts des Nürnberger Patriziats und
des Pegnesischen Blumenordens61.
Er verstarb noch verhältnismäßig jung am 6. November 1818 am Gallenfieber. Seine
Witwe Anna Elisa Sophia, geb. König von Königsthal, lebte weiter im Schlossgut
zu Zerzabelshof, trat aber das Loeffelholzsche Patrimonialgericht Zerzabelshof
1835 an den bayerischen Staat ab62
und verkaufte schließlich den Zerzabelshofer Besitz 1837 für 16.000 Gulden an
den Mühlenbesitzer Johann Christoph Schlee. Dessen Besitznachfolger, der
Seifenfabrikant Johann Kraußer, begann 1853, den Schlossbesitz zu zerschlagen63.
Zu jener Zeit war
Zerzabelshof gemeinderechtlich bereits von Mögeldorf losgelöst. Denn mit
Genehmigung der Regierung des Rezatkreises vom 17. Juni 1834 und nicht - wie
bisher in der Literatur behauptet - 184964
war Zerzabelshof zu einer 33 Familien umfassenden selbständigen politischen
Gemeinde geworden65.
Die Zerzabelshofer hatten
sich in Ansbach beschwert, dass keiner von ihnen Mitglied im Mögeldorfer
Gemeinderat (damals: Kollegium der Gemeindebevollmächtigten) war. Der Versuch,
diese Selbständigkeit nochmals aufzuheben und Zerzabelshof mit Gleißhammer zu
einer Gemeinde zusammenzuschließen, scheiterte am Widerstand der Zerzabelshofer66.
In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts veränderte der Ort zunehmend sein Gesicht. Der Südflügel der
alten Schlossanlage wurde 1862 von dem Besitzer Carl Frhr. von Mettingh im Stil
der englischen Romantik umgebaut, die Ortsstraße (Zerzabelshofer Hauptstraße)
1874 gepflastert, 1875 wurde mit der „Linde“ eine zweite Gaststätte eröffnet,
die zur beliebten Brotzeitraststätte für die Kutscher wurde, die den Ort zu den
Steinbrüchen am Schmausenbuck durchqueren mussten67.
1871 erhielt auch Zerzabelshof mit dem Bahnhof Dutzendteich an der neuen
Ostbahnlinie Nürnberg-Neumarkt ein Tor zur großen Welt, der zu Gleißhammer
gehörende Dutzendteich wurde darüber hinaus ab 1882 mit der Pferdebahn und seit
1896 mit der roten Linie der Elektrischen Straßenbahn an Nürnberg angeschlossen68.
Auf dem Schmausenbuck bei Zerzabelshof entstand 1888 der Aussichtsturm69,
1899 wurde unweit der Ortsstraße eine Rohrmattenfabrik errichtet, die zu Beginn
des Ersten Weltkriegs in eine Metallwarenfabrik umgewandelt wurde, 1907/08
folgte nicht weit davon entfernt der Bau der Nürnberger Feilen- und
Werkzeugfabrik Friedrich Max Herberg & Co., 1910 rundeten die Eiswerke Schaller
& Co. im Goldbachgrund die Industrialisierung des Ortes ab. Bereits ein Jahr
später lieferte die Elektrizitäts-Überlandwerkszentrale Hammer bei Nürnberg der
Firma von Forster elektrischen Strom70.
1913 war auf Teilen des
ehemaligen Schlossguts Zerzabelshof der Sportpark des 1. FCN entstanden, der
unter dem Namen „Zabo“ weltbekannt wurde. Der „Club“ war am 4. Mai 1900 im
Gasthaus „Zur Burenhütte“ nahe der Deutschherrnwiese, seinem ersten Spielfeld,
als Rugbyverein gegründet worden. Mangels erreichbarer Gegner wurde 1901 auf
Fußball umgestellt. 1907-1909 holte der Club die Bayerische Meisterschaft, 1916
wurde er zum ersten Mal Süddeutscher Fußballmeister. Damals spielte der Verein
nach Zwischenstationen auf Sportplätzen in Steinbühl und Schweinau bereits im
Sportpark Zabo, wo er auch seine große Zeit als deutscher Fußballmeister der
Zwischenkriegszeit mit den Meisterschaften 1920, 1921, 1924, 1925, 1927 und 1936
und den Pokalgewinnen 1935 und 1939 erlebte. Neben der Fußballabteilung glänzten
mit Welt-, Europa- und deutschen Meisterschaften sowie mit olympischen Medaillen
im Zabo der Zwischen- und Nachkriegszeit die Leichtathleten und
Leichtathletinnen, die Hockey- und die Tennisabteilungen sowie die Rollschuh-
und Eislaufabteilung.
Viele dieser Erfolge
wurden nur möglich durch die vorbildlichen Sportanlagen im Zabo, zu denen auch
ein eigenes Schwimmbad zählte. Als sich die Anlage auf die Dauer als zu klein
erwies, schuf der Verein am Valznerweiher eine der größten vereinseigenen
Anlagen in Deutschland, die 1968 eingeweiht wurde. Auf dem Gelände des
Sportparks baute man dann Hochhäuser71.
Am 1. November 1923 wurde
die politische Gemeinde Zerzabelshof nach Nürnberg eingemeindet, am 26. August
1925 folgten 82,402 ha des Forstbezirks Zerzabelshof72.
Der grundlegende Eingemeindungsvertrag enthält die üblichen Bestimmungen, die
bei Eingemeindungen festgelegt werden, darüber aber hinaus auch Zusagen der
Stadt Nürnberg, dass z. B. die Zerzabelshofer Kirchweih in althergebrachter
Weise erhalten bleibt oder dass die Stadt die Aufstellung einer Glücksbude auf
der Kirchweih fördert. Zur Wahrung der Belange Zerzabelshofs wurde am 11. März
1925 der Vorstadtverein Nürnberg-Zerzabelshof und Umgebung e.V. gegründet.
Mit der Eingemeindung
setzte auch in Zerzabelshof eine rege kommunale und infrastrukturelle
Bautätigkeit ein. Der Omnibusverkehr nach Zerzabelshof wurde aufgenommen und das
Netz des Nürnberger Gaswerks hierher ausgedehnt. 1928 erfolgte der erste
Straßenbahnanschluss. Der Stadtteil wies nun neben den alten Gebäuden um den
historischen Ortskern das Bild eines schnell urbanisierten Stadtteils mit
herrschaftlichen Häusern des 19. Jahrhunderts, Fabriken und Arbeiterreihen- und
-hochhäuser auf. Das Dritte Reich fügte dem noch die KdF-Stadt der Berliner
Olympiade von 1936 hinzu, die in den Bereich Valznerweiher-, Regensburger – und
Waldluststraße als „Vergnügungspark“ für die Besucher der Reichsparteitage nach
Nürnberg transferiert worden war.
Eine wahre Bereicherung
erfuhr Zerzabelshof ebenfalls im Dritten Reich: Um sein Areal in das
Reichsparteitagsgelände einbeziehen zu können, wurde der 1912 gegründete Alte
Tiergarten vom Dutzendteich an den Schmausenbuck verlegt und dort am 5. Mai 1939
eröffnet. Die Entscheidung für den Südhang des Schmausenbucks als neuer Standort
für den Tiergarten fiel erst im Februar 1936. Die Planungen unter der
Federführung der städtischen Baubehörde lagen architektonisch bei Heinz
Schmeißner und Kurt Schneckendorf, für die Landschaftsgestaltung und
gärtnerischen Maßnahmen vor allem bei Alfred Hensel. Die alten, als Freigehege
genutzten Steinbrüche und das abwechslungsreiche Gelände ermöglichten die
Gestaltung eines Landschaftszoos mit ausgeprägter Erholungsfunktion, der bis
heute zu den schönsten derartigen Anlagen über Deutschland hinaus zählt.
Ein erster schwerer
Luftangriff am 29. August 1942 zerstörte die 5 Hallen der KdF-Stadt. In acht
weiteren Luftangriffen 1943-1945 wurde Zerzabelshof stark verwüstet, dabei
wurde 1944 das alte Schloss völlig zerstört, an alter Bausubstanz blieben das
Mettingh-Schloß von 1862 und die Endressche Gastwirtschaft von 1794 erhalten.
1954 wurde in der Bingstraße ein Neubau für die Akademie der Bildenden Künste
errichtet. Der am Rand des Lorenzer Reichswalds gelegene heute industriefreie
Stadtteil ist nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem bevorzugten Wohngebiet
geworden.
1 Erweiterte und
überarbeitete Fassung des Festvortrags zum 80. Geburtstag des
Vorstadtvereins Zabo, gehalten im Naturkundehaus des Tiergartens am 23.
Oktober 2005.
2 Staatsarchiv Nürnberg (im
Weiteren: StAN), Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher, Nr. 228,
fol. 1. Ediert in: Werner Schultheiß (Bearb.): Satzungsbücher und
Satzungen der Reichsstadt Nürnberg aus dem 14. Jahrhundert (Quellen zur
Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 3), Nürnberg 1965, S. 33. Hier
auch die folgenden Zitate.
3 Michael Diefenbacher/Rudolf
Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg, 2. Aufl., Nürnberg 2000, S. 924
(Stichwort Satzungsbücher).
4 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 295 (Stichworte Forstmeister, Forstrechte an den
Reichswäldern), S. 878 f. (Stichwort Reichswald), S. 1154 (Stichworte
Waldämter, Waldherren).
5 Hans Liebel: Zerzabelshof.
Die Geschichte eines Stadtteils, Nürnberg 1993, S. 11.
6 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 1208 (Stichwort Zeidelwesen).
7 Vidimus des Abts Donald
von St. Egidien von 1387 Oktober 9, in StadtAN, A 26 (ehem. Y 956),
Waldamt St. Lorenz, Nr. 1, S. 55-62. Regest in: StadtAN, Datenbank
Urkunden (Stand 24.10. 2005), Objekt Nr. 1034.
8 StAN, Reichsstadt
Nürnberg, Urkunden, Kaiser Ludwigselekt Nr. 952. Regest in: StadtAN,
Datenbank Urkunden (Stand 24.10.2005), Objekt Nr. 733.
9 Liebel, S. 12.
10 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 441 (Stichwort Herrensitze).
11 Liebel, S. 12.
12 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 671 (Stichwort Markgrafenkriege).
13 Gerhard Hirschmann (Bearb.):
Johannes Müllner. Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623. Teil
II: 1351-1469 (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 11),
Nürnberg 1984, S. 446, 448, 450.
14 StadtAN B 1/II Nr.
LXXXII/14. Vgl. auch Michael Diefenbacher (Bearb.): Johannes Müllner.
Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623. Teil III: 1470-1544
(Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg
32), Nürnberg 2003, S. 196.
15 Liebel, S. 18-23.
16 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 671 (Stichwort Markgrafenkriege).
17 Liebel, S. 25.
18 Liebel, S. 27 f.
19 StadtAN D 7 Nr. Sch. X
Nr. 4.
20
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 1210 f. (Stichwort Zerzabelshof),
und Liebel, S. 30 f. Innerhalb der Guts- und Rentenverwaltung der
Zerzabelshofer Besitzungen der Familie Loeffelholz blieben Forsthube und
Zeidelgut aber weiterhin getrennte Besitzungen; vgl. z.B. StadtAN E 17/I
Nr. 69 und 70.
21 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 639 (Stichwort Loeffelholz von Kolberg).
22 Zu ihm vgl. StadtAN
GSI 152 (Datenbank Genannte des Größeren Rats), Objekt Nr. 797 (Stand
24.10.2005).
23
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 62 (Stichwort Alte Genannte).
24 StadtAN GSI 152
(Datenbank Genannte des Größeren Rats), Objekt Nr. 797 (Stand 24.10.
2005).
25 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 62 (Stichwort Alte Bürgermeister), S. 505 f. (Stichwort
Junge Bürgermeister).
26
StadtAN GSI 152 (Datenbank Genannte
des Größeren Rats), Objekt Nr. 797 (Stand 24.10.2005).
27 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 974 (Stichwort Septemvirat).
28 StadtAN F 5 Nr. 317 (Karl
Kohn: Sebalder Häuserbuch).
29 StadtAN A 1, 1560 April
6.
30 StadtAN F 5 Nr. 317
(Karl Kohn: Sebalder Häuserbuch).
31 StadtAN B 5/II Nr. 206.
32 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 609 (Stichwort Landpflegamt).
33 StAN Reichsstadt
Nürnberg, Handschriften Nr. 324, fol. 356v.
34 Hanns Hubert Hofmann:
Historischer Atlas von Bayern, Nürnberg-Fürth, München 1954, S. 190.
35 Vgl. Leumundszeugnis für
den Köbler Paulus Fischer von Zerzabelshof zur Aufnahme in die
Landauersche Zwölfbrüderstiftung von 1760 in StadtAN D 15 Nr. L 1 Nr.
42.
36 StadtAN D 15 Nr. P 7 A
Nr. 115.
37 Vgl. StadtAN A 1, 1556
Juli 14.
38 Zu ihnen vgl.
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 935 (Stichwort Schlaudersbach).
39 StadtAN D 11 Nr. 7.
40 StadtAN D 15 Nr. P 7 A
Nr. 115.
41 StadtAN D 4 Nr. 163
42 Z.B. in den Jahren
1770-1776: StadtAN B 1/II Nr. LXXIIIb/23.
43 So z.B. 1799-1805:
StadtAN B 3 Nr. 618.
44 StadtAN D 7 Nr. Sch. III
Nr. 54.
45 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 841 f. (Stichworte Preußische Behörden 1796-1810,
Preußische Okkupationen). Hofmann: HAB Nürnberg-Fürth, S. 214.
46 Diefenbacher/Endres:
Stadtlexikon, S. 608 f. (Stichworte Landgericht).
47 Hofmann: HAB
Nürnberg-Fürth, S. 222.
48 Hofmann:
HAB Nürnberg-Fürth, S. 242.
52 Liebel, S. 61.
53 Sein Lebenslauf
ist seinem Nachruf entnommen: StadtAN A 31 Nr. 451.
54 StadtAN GSI 152
(Datenbank Genannte des Größeren Rats), Objekt Nr. 9618 (Stand 31.10.
2005).
55 Gerhard
Hirschmann: Das Nürnberger Patriziat im Königreich Bayern 1806-1918
(Nürnberger Forschungen 16), Nürnberg 1971, S. 34.
56
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 973 (Stichwort Selekt des
Nürnberger Patriziats).
57 Hirschmann:
Patriziat, S. 21 f.
58 Hirschmann:
Patriziat, S. 33-35.
59 Hirschmannn:
Patriziat, S. 151.
60
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 355 (Stichwort Gesellschaft zur
Beförderung der vaterländischen Industrie).
61
Nachruf des Pegnesischen Blumenordens auf den Verstorbenen 1819: StadtAN
A 31 Nr. 451. Vgl. hier auch die folgenden Angaben.
62
Hofmann: HAB Nürnberg-Fürth, S. 266
63
Liebel, S. 61 f.
64 Liebel, S. 62.
65 StAN Bezirksamt
Nürnberg Nr. 1083.
66 Liebel, S. 62.
67
Liebel, S. 62-66.
68
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 229 (Stichwort Dutzendteich).
69
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 939 (Stichwort Schmausenbuck).
70
Liebel, S. 80-87, 102.
71
Diefenbacher/Endres: Stadtlexikon, S. 252 f. (Stichwort Erster
Fußballclub Nürnberg).
72
Eingemeindungsverträge s. StadtAN C 7/I Nr. 2355 und 2356. Vgl. hier
auch das Folgende. |
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