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Mögeldorf sonst und jetzt

Ausschnitte aus dem Buch von Pfarrer Herrmann: Erschienen 1887

  

Pfarrer Friedrich Bernhard Hermann, der erste Geschichtsschreiber über Mögeldorf – wir veröffentlichen derzeit verschiedene Kapitel aus seinem vergriffenen Büchlein „Mögeldorf sonst und jetzt“ – starb am 15. August 1893 an einem Lungen- und Herzleiden.

An der Westseite der Mögeldorfer Kirche, nahe der Mauer, finden wir seine und seiner Frau Ruhestätte. Pfarrer Hermann wurde dort im August 1893 von seinem damaligen Kollegen aus Jobst beerdigt. Seinen Lebensbericht hatte er selbst geschrieben. Dieser wurde von seinem Sohn am Grabe verlesen. 

1. Geschichtliche Quellen

In einer geschichtlichen Darstellung denkwürdiger Ortsverhältnisse gehören selbstverständlich urkundliche Quellen, welchen über alles was Gegenstand der Beschreibung sein soll, zuverlässige Nachrichten entnommen werden können. In diesem Maße, in welchem an solchen Quellen Mangel vorhanden ist, muß die Beschreibung unerwünschte Lücken bieten.

Die Wahrheit dieser Bemerkung macht sich leider bei der hier unternommenen geschichtlichen Beschreibung des Ortes Mögeldorf geltend. Für die nur 5 Kilometer entfernte Stadt Nürnberg gingen die wichtigsten Urkunden jederlei Art damals verloren, als Heinrich V. im Kriege wider seinen, von den Bürgern Nürnbergs unterstützten Vater, den Kaiser Heinrich IV. (1056 bis 1106), vor die Stadt zog und sie bis auf das Schloß fast ganz zerstörte: Mit diesem Verlust der städtischen Urkunden gingen aber auch für die Geschichte Mögeldorfs die ältesten Quellen verloren. Denn bei den leicht begreiflichen vielfachen Berührungen der Stadt mit ihrer Umgebung konnte in ihren Urkunden die Bezugnahme auf denkwürdige Begebenheiten in den nächst gelegenen Ortschaften nicht fehlen.


Ob in Mögeldorf selber bis auf den Ursprung des Ortes zurückreichende Urkunden je vorhanden gewesen sind, kann mit Bestimmtheit nicht behauptet werden; doch ist die Annahme begründet, dass manches wichtige Schriftstück teils in Kriegszeiten durch Raub und Brand, teils durch Nachlässigkeit und Untreue einzelner zur Hut des Ortseigentums verpflichtet gewesener Persönlichkeiten in Abgang gekommen ist. Nachweisbar sind Kirche und Pfarrhaus im dreißigjährigen Kriege mehrmals einer ausgedehnten Plünderung ausgesetzt gewesen; es ist begreiflich, dass dadurch auch für den Ort wichtige Urkunden zerstört worden sind. Indes scheint auch in späteren Zeiten noch eine Plünderung der Urkunden stattgehabt zu haben.

2. Entstehung des Namens Mögeldorf

Welchem Umstand der Ort seinen Namen „Mögeldorf„ zu verdanken hat, darüber ist in keiner Urkunde eine bestimmte Aussage gemacht. In einem Schriftstück aus dem Jahre 1203 heißt der Ort Meglindorf (Urkunde des Kaisers Philipp, in welchem von einem officcatus (Beamten) de Meglindorf die Rede ist ) und in einem anderen aus dem Jahre 1341 Megelndorf. In einer Gotteshausrechnung vom Jahre 1436 wird einmal Meglendorf und ein andermal Megeldorf geschrieben. In noch späterer Zeit kommt Egeldorf vor; in einer Unterbürg betreffenden Urkunde ist nämlich gesagt: Kaiser Friedrich verlieh den Gebrüdern Anthoin und Leslau Derrer im Jahre 1482 zu Wien das Haus Pürglas ob Egeldorf. Vielleicht ist Egeldorf der ursprüngliche Name und vielleicht hängt der mit der sonst von Mögeldorf in der Richtung nach Unterbürg hin vorhanden gewesenen Eichenwaldung zusammen. An vielen Orten nennt man heute noch die Frucht des Eichenbaumes Echelstatt Eichel; möglich, dass unser Ort diesem Sprachgebrauch gemäß bei seiner Entstehung Dorf in Echeln (auch Egeln) genannt wurde und aus dieser Benennung Egeldorf, Megeldorf, Mögeldorf entstand. Den Anfangsbuchstaben M hätte der Name dann aus demselben Sprachgebrauch empfangen, aus welchem Almsbach Malmsbach genannt wurde, aus Ehrendorf Möhrendorf geworden sein soll.

Anmerkung: Man nimmt heute eher an, dass der Name Mögeldorf in seinem ersten Teil auf eine Person hinweist, auf einen Megilo oder Migilo. Dieser Name war im 8. und 9. Jahrhundert sehr verbreitet. Das Grundwort „dorf„ hat in damaliger Zeit nicht unbedingt eine Ansammlung von mehreren Häusern bedeutet, sondern eher einen einzelnen Hof. Das würde heißen, dass der Ort Mögeldorf aus einem Hof des Megilo hervorgegangen ist.

Mögeldorf soll nach seiner Entstehung der größte unter allen Nürnberg nahe gelegenen Orten gewesen sein. Wie wohl auch er in den letzten Jahrzehnten eine nicht unbedeutende Ausdehnung gewonnen hat, so haben sich andere nahe gelegenen Orte doch noch mehr vergrößert und eine höhere Einwohnerzahl erlangt. Vor 30 Jahren zählte er bei 75 Häusern 620 Einwohner. Es waren damals 6 Herrenhäuser und eine Papiermühle vorhanden. Heute zählt der Ort 1975 Einwohner, und es sind an größeren Gebäuden vorhanden: 1 Kunstmühle, 1 Dampfbrauerei, 1 Fabrik für Knochenpräperate, 1 Dampfziegelfabrik, 1 Farbenfabrik. Die 6 Herrenhäuser sind auch heute noch vorhanden; es prangen mehrere von ihnen zur Zierde des Ortes im Schmuck neuzeitlicher Verschönerung, aber zu ihrem ursprünglichen Zweck, Landsitze für Städter zu sein, wird zur Zeit nur das der Kirche gegenüberstehende schöne Schlösschen des Herrn Landesgerichtsrates Dr.Cnopf benützt.

3. Lage des Ortes

Mögeldorf ist wie Nürnberg fast ebenso weit vom hohen deutschen wie vom mittelländischen Meere entfernt und liegt fast in der Mitte des deutschen Vaterlandes. Über dem ersteren Meere beträgt seine Lage: 317,45 m. Das Dorf ist längs des aus Sand bestehenden linken Uferns der Pegnitz hingebaut.

Dieser unweit Creussen entspringende und aus 2 Quellen kommende Fluß, slavisch pagenza genannt, verstärkt sich und seinen Lauf bis zu unserem Dorf durch mehrere Bäche und Bächlein. Nennenswert von ihnen sind rechts der Schedelbach und der Rötenbach, links das Heidelbächlein und der Ursprung. Oberhalb Mögeldorf geht er in 2 Arme auseinander und leistet mit jedem derselben den Triebwerken je eines industriellen Geschäftes vorzügliche Dienste. Er hatte sich sonst bei unserem Dorfe in gar zu auffallender Weise gekrümmt und gewunden; wegen der dadurch verursachten Wasserstauungen und Überschwemmungen zu gewissen Zeiten hat er sich gefallen müssen, dass seine Arme einen geraden und beschleunigten Lauf bekamen.

Sein linker Uferrand ist großenteils von einem Föhrenwäldchen eingesäumt. Wachsen nirgends die Bäume in den Himmel, so haben die Bäume dieses Wäldchens zu einem solchen Wachstum gar keine Eile; sie wollen unserem Ort zuliebe Zwerge bleiben. Dadurch ermöglichen sie ihm einen gar schönen Blick hinein in und hinüber über das Pegnitztal. Dem Aufwachsen der Bäume wehrt ein Insekt: Hylesinus (Waldverwüster) genannt; es frißt die jungen Triebe ab.

 

Wie durch diesen freien Ausblick, so ist die Lage des Ortes auch durch seine übrige Umgebung nicht ohne Reize. Westwärts wird das Auge von dem sich wundervoll ausdehnenden Nürnberg gefesselt: Es hat vor sich seine altehrwürdige, über Felsen aufgebaute Burg mit ihrem runden und dicken Turm, die spitzigen und die gekuppelten Türme seiner Gotteshäuser, die alte Stadtmauer vor manchem altergrauten Gebäude und viele neue Dampfschlöte an jungen Fabriken. Ostwärts erhebt sich hochanstrebend über Laufamholz der Moritzberg mit dem schon von ansehnlicher Höhe auf das Pegnitztal herabschauende Haimendorf, zu seiner linken Seite grüßt uns ein Turm auf der sogenannten Ludwigslust. Nach Süden wird der Ort durch eine von Waldausrodung entstandene fruchtbare Aue und den daran sich anschließenden Reichswald der Lorenzer Seite begrenzt, nach Norden hin sieht man außer dem Pegnitztal das jenseits gelegene Dörfchen St. Jobst mit dem baumgeschmückten Rechenberg zu seiner Rechten, dem in eine Mulde gebauten, von einigen Landhäusern gezierten Weiler Erlenstegen zu seiner Linken, und dem mäßig ansteigenden Thumenberg mit einem gar niedlichen Schlosse im Hintergrund. Zwei schienenbelegte Eisenbahndämme, eine Eisenbahnbrücke, zwei Flussbrücken, einige kleine Seen, mehrere Gärten und das aus dem Wald herauslugende Reservoir der Wasserleitung für die Stadt Nürnberg machen außerdem noch die Lage unseres Ortes anmutig und anziehend. Nicht lange, und zu dem Allen wird noch ein Aussichtsturm auf der Kritz des Schmausenbucks die Schönheiten dieser Lage krönen.

4. Bodenbeschaffenheit

Der Boden in und um Mögeldorf enthält ganz vorzugsweise Sand. Soweit dieser nicht angeschwemmt ist, besteht er aus Teilen des sogenannten Burgsandsteines, wie er an der Burg in Nürnberg, am Burgberg in Erlangen, auf dem Schmausenbuck und im Reichswald ansteht. Hie und da sind dem Sande abgerollte Steinbrocken, welche als Hornsteinknollen und Kalksteingerölle aus dem Jura erkannt wurden, beigemengt. Stellen mit solchen Steinbrocken werden Steinplatten genannt. Außer in Mögeldorf selber findet sich eine solche auf der Hammerhöhe bei Hammer und in der Nähe des Plattner-(Thumen-) berges.

Die Bodenprodukte: Korn, Hafer, Kartoffel, Hopfen und einiges Gemüse gedeihen in mäßiger Üppigkeit. Die Blumenzucht ist lohnend. Obstbäume haben ein kurzes Leben. Seltene Gewächse sind nicht vorhanden, wenn man nicht etwa zu ihnen die in einem Weiher bei Unterbürg wachsende Wasserpflanze trapa natans, dann die auf einer Wiese bei Zerzabelshof wachsende fridilaria meliagris (Schachtblume) und die nahe am Pfälzerweiher sich findende calla palustris rechnen will. Auch die Tierwelt ist spärlich vertreten. Es ist keine Art derselben ihrer Seltenheit oder einer anderen Ursache wegen nennenswert. Man findet auch nur wenige Versteinerungen. Vorhanden sind: Starkgerippte Ammoniten, oft mit Stacheln an den Rückenkanten versehen.

Das Klima ist der Gesundheit im hohen Grade zuträglich. Wirkt zwar hier an Sommertagen die Hitze empfindlicher auf die menschlichen Nerven als an vielen anderen Orten, so geniest man doch gar manche, anderswo entbehrte Annehmlichkeiten: Die Luft ist meist rein und wird nach heißen Tagen vom rasch hinfließenden Flusswasser abgekühlt, die Gewitter haben selten eine große Heftigkeit, der nahe Wald verbreitet würzigen Duft und bietet Sauerstoff in reicher Menge

5. Entstehungszeit

Nach Inhalt der Pfarrbeschreibung für Mögeldorf war in einer vorhanden gewesenen aber leider schon vor längerer Zeit verloren gegangenen pfarrlichen Urkunde berichtet, dass Kaiser Konrad II.(1024-1039) im Jahre 1025 am 6. Mai auf einem Zug von Regensburg nach Bamberg über Schwarzenbruck nach Mögeldorf kam. Daraus, dass man nichts von seiner Anwesenheit in Nürnberg bei Gelegenheit dieser Reise weiß, hat man den Schluß ziehen wollen, Mögeldorf sei vor Nürnberg entstanden oder wenigstens zu damaliger Zeit ein bedeutenderer Ort als Nürnberg gewesen. Dieser Schluss ist aber aus mehrfachen Gründen unhaltbar. Zunächst nämlich ist nachweisbar (Regesten des Ritters v.Lang 1822) dass Heinrich III, der Sohn des oben genannten Kaisers (1039-1056) im Jahre 1050 zur Abhaltung eines Reichstages nach Nürnberg gekommen war: Wer wollte denn da glauben, dass innerhalb 25 Jahren damals hätte eine Stadt entstehen können, groß und bedeutend genug für die Abhaltung eines Reichstages? Ferner wäre es ja möglich, dass Konrad II. von hier nach Nürnberg gekommen wäre, und dass man von seiner Anwesenheit daselbst nur keine geschichtliche Überlieferung mehr hätte, weil die Urkunden der Stadt bei der oben erwähnten Zerstörung derselben durch Heinrich V. größtenteils verloren gegangen sind. Konrad II. soll am 10. Mai erst in Bamberg angekommen sein. Wäre er am 6. Mai von hier aus noch nach Nürnberg gekommen, so hätte er nach einem eintägigen Aufenthalt daselbst noch immer drei Tage zu seiner Reise nach Bamberg aufgewendet, -eine auch für jene Zeit nicht allzu große Leistung.

Mag es sich indessen mit dieser Kaiserreise verhalten wie es will, so sprechen noch andere Gründe dagegen, dass Mögeldorf je bedeutender gewesen oder gar, dass es früher als Nürnberg entstanden wäre. Ansiedler in Nürnberg hatten Schutz vor feindlichen Überfällen durch den Fluss, den Berg und das auf demselben erbaute Schloss. Die Lage Mögeldorfs hatte, den Fluss ausgenommen, keinen derartigen Schutz; es ist darum nicht wahrscheinlicher, als dass der Ort erst nach Besserung seiner Lage durch den von Nürnberg her zu erwartenden Schutz entstanden und bei seiner Abhängigkeit von ersterem Ort niemals ansehnlicher als jener geworden ist. Hierzu kommt, dass das erste Haus in Mögeldorf, das Haus mit der Nummer 1, die Wohnung eines Wildmeisters war.


Wird denn aber nicht selbstverständlich vor Errichtung dieser Wohnung eine Herrschaft bestanden haben, welche den Wildmeister anstellte ? Nachweislich hießen schon um 1187 die zwei Wälder bei Nürnberg der Reichsboden und waren mit den in ihnen gelegenen Forst- und Zeidlergerichten ein Bestandteil der Zugehörungen zu der Reichsfeste in Nürnberg; ebenso nachweisbar war der Wildbann und das Jägermeisteramt vor der Verleihung desselben 1223 durch Kaiser Friedrich II. an die Brüder Waldstromer Lehen der Reichsvogtei in Nürnberg; ebendeshalb ist es wohl unbestreitbar, dass der Wildmeister von der Reichsvogtei hier bestellt wurde, und dass also das erste Haus oder der Anfang des hiesigen Dorfes in eine Zeit zurückzuversetzen ist, in welcher Nürnberg schon als Stadt bestanden hat. Diese Annahme wird noch durch eine andere Tatsache bestätigt. Es kam nämlich schon in sehr alter Zeit vor, dass viele hervorragende Persönlichkeiten vom Land in die Stadt gezogen sind, um sich an glänzende Rüstungen zu gewöhnen und durch Auszeichnungen hierbei dem Adel gleichgeachtet zu werden. Da war es dann Gebrauch, dass diese Persönlichkeiten bei ihren Unterschriften den Vornamen und die Namen der Dörfer, aus welchen sie gekommen waren, nicht aber einen anderen Beinamen hinzufügten. Während es nun Herrn von Laufenholz (Laufenholzer), Peringersdorf und Rückersdorf gab, so begegnet man in der Geschichte Nürnbergs keinem Herrn von Egeldorf oder Megeldorf. Und doch müssen die meisten Schlösser des hiesigen Dorfes aus der Zeit seiner Entstehung stammen, weil sie fast alle hohe Hausnummern haben, eines in der Nähe des Wildmeisterhauses hat sogar die Nr.2-4. Es liegt in dieser Tatsache ein Beweis dafür, dass die ersten Besitzer dieser Schlösser nicht Ansiedler oder Einwohner des Dorfes, sondern Herren aus der nahen Stadt waren und dass somit die Stadt vor unserem Dorfe schon bestand. Es waren auch die Namen der ältesten Besitzer nur städtischen Geschlechtern angehörige Namen. (Nach ihren adeligen Besitzern hießen die ältesten Schlösser sonst: Oehlhafen’sches Nr.2-4 war am längsten im adeligen Besitz; Imhof’sches Nr.14-15; Haller’sches Nr.30-31, ein sogenannter Freihof, weil er frei von Abgaben war. Dazu kamen in späterer Zeit: Das Scheidling’sche Nr.42-45; das Pfinzing’sche Nr.66, das Holzschuher’sche (Jagd-) Schloss.



6. Urbewohner

Welchem Volke die Urbewohner unseres Dorfes angehört haben, lässt sich kaum mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen. Möglich, dass sie demselben Volke angehörten, von welchem die Ansiedler in Nürnberg hergekommen waren. Unverkennbar haben die sesshaften, den ältesten Geschlechtern des Ortes angehörigen Einwohner in jeder Beziehung Ähnlichkeit mit städtischen Einwohnern aus alten bürgerlichen Geschlechtern. Es liegt nahe, dass sie von den ersten städtischen Schlossbesitzern hierher gesetzt worden sind und als deren Lehensleute das Land urbar gemacht haben. Wenigstens weisen die vielen mit den Schlössern verbundenen kleinen Wohnungen und Gebäude auf eine größere Anzahl von Leuten hin, welche von Anfang an in Zusammenhang mit den Schloßbesitzern standen.

Ob nun die Urbewohner dem gutmütigen deutschen Volksstamme der Hermunduren angehörten, oder ob sie Slaven waren, oder ob sie aus einem Gemische von mehreren Völkerschaften, Von Slaven, Bayern, Franken z.B. bestanden – das lässt sich nicht entscheiden. Für Hermunduren wurden sie deshalb gehalten, weil bei Rasch deutsche Totenhügel aufgefunden wurden; für Slaven, weil einzelne heute noch vorhandene Bezeichnungen auf Worte slavischen Stammes hinweisen, und weil man darum die Annahme für begründet hielt, dass Slaven zur Ausreutung des Waldes und zur Urbarmachung des Bodens diesseits und jenseits der Pegnitz in die Gegend gekommen seien.

Gehörten die Ureinwohner nicht von Anfang an verschiedenen Völkern an, so ist das gewiss, dass schon seit lange von verschiedenen Himmelsgegenden her Leute hier Wohnung genommen haben.

Waren die Urbewohner Landbebauer, so gesellten sich ihnen schon bald Einwohner bei, welche eine andere Beschäftigung trieben. Das muss man annehmen im Hinblick auf die Tatsache, dass der Reichswald noch im vorigen Jahrhundert sich ganz nahe bis an das Dorf her erstreckt hat, dass also das Dorf nicht reich an eigenem Landbesitz gewesen sein könne und doch schon früh alls ein bevölkerter Ort galt. Ohne Zweifel haben bald schon hier Waldarbeiter, Steinbrecher, Maurer und andere in der nahen Stadt beschäftigte Handwerker Wohnung genommen. So war Mögeldorf von Anfang an, was es heute noch ist: ein Wohnort nicht nur für die Bebauer des Bodens um Mögeldorf her, sondern auch für viele Arbeiter anderer Berufsarten.

Anmerkungen:
Bezüglich der Urkunde irrte Pfarrer Hermann. Sie befindet sich im Bayerischen Staatsarchiv, ausgefertigt von Konrad II. am 6. Mai 1025. Hier taucht zum ersten Mal der Name „Megelendorf“ auf.
Hermanns Spekulationen über eine damals bereits bestehende Stadt Nürnberg sind durch nichts bewiesen. Fest steht, dass der Name Nürnbergs 25 Jahre später erstmals erwähnt wird und zwar in der bekannten Sigena-Urkunde von 1050.

Weiter irrte Hermann bezüglich des Wildmeisterhauses als des ältesten Hauses wegen der ursprünglichen Hausnummer 1. Diese Nummerierung erfolgte nämlich erst während der 10-jährigen preußischen Herrschaft in Mögeldorf (1796 –1806). Man gab dem ersten Haus von Nürnberg her auf der linken Seite die Nummer Eins, dem nächsten die Zwei. So nummerierte man um die Kirche herum und auf der rechten Seite zurück. Die damaligen Hausnummern hatten also nichts mit dem Alter der Häuser zu tun.


8. Feste

Über besondere Lebensgewohnheiten und Sitten der Ortseinwohner ist aus keiner Zeit etwas Nennenswertes bekannt. Der Mangel an Mitteln wird sie wohl gezwungen haben, von dem sich nur wenig anzueignen, was sie in den Sitten der im Ganzen sehr reichen städtischen Bürger zur Zeit des Mittelalters sahen.



Stahlbogengesellschaft 1857

Frühzeitig scheint eine Art männlicher Volksbelustigung am Schnepperschießen aufgekommen zu sein. In der Nürnberger Geschichte werden schon im Jahre 1512 die Armbrust- oder Handbogenschützen im Schneppergraben erwähnt. Ihnen nachahmend hat man hier an einem nahen Orte des Reichswaldes einen Schießstand errichtet. Noch heute besteht ein Verein von Schützen, welche an jenem Orte Übungen und alljährlich ein Schützenfest abhalten.

Wie es mit den häuslichen Festen, insbesondere der Hochzeitsfeier, gehalten wurde, auch darüber ist nichts bekannt, was irgend einen besonderen Gebrauch vermuten ließe. Es wird vielfach dem Gebrauch der Stadt gemäß nicht an den Persönlichkeiten gefehlt haben, welche bei Hochzeiten zur Erhöhung der Feierlichkeit und zur Bewirkung der „Kurzweil„ geschäftig sein mussten: An dem Tanzlader mit dem Hengelein – Lobsprecher, an Spielleuten und zuweilen auch an einem Lotterer- Lustigmacher.

In neuerer Zeit blüht hier ziemlich üppig das Vereinsleben, und dem Bedürfnis des Vergnügens wird jetzt mehr als genügend durch dasselbe Befriedigung bereitet. Einer der ältesten Vereine, von dem Schulgehilfen Dewald ins Leben gerufen, ist der Singverein. Er feiert im Juli dieses Jahres sein 50-jähriges Bestehen und genießt wegen seines Zweckes und seiner vortrefflichen Leistungen mit Recht ein großes Ansehen.

10. Verkehrs- und Sicherheitsmittel

Das Bedürfnis guter Straßen und fahrbarer Verbindungswege war in alter Zeit nicht so groß wie in unserer; man begnügte sich mit den notwendigsten Wegen und fragte nicht viel darnach, mit welchen Mühseligkeiten man zu Fuß oder Wagen weiter käme. Auch von Mögeldorf zogen einige Straßen nach den verschiedenen Himmelsgegenden hin, aber es bedarf ihre wahrscheinliche Beschaffenheit ebenso wenig als die Schwierigkeit der Fortbewegung auf ihrem sandigen Grund einer besonderen Schilderung. Von Südost her führte eine Straße von Regensburg über Mögeldorf nach Bamberg, so dass man von unserem Orte aus nach Süden und Norden zu eine Straße hatte. Auch von Osten und Westen hatte man eine solche, da von Lauf her eine Straße über Mögeldorf nach Nürnberg führte.

Im Lauf der Zeit wurden nun zwar die beiden Straßen von Mögeldorf wegverlegt, aber dagegen hat die Neuzeit andere Verkehrswege gebracht, durch welche dieser Verlust leicht erträglich wurde.

Nachdem die Straße von Regensburg her längst durch eine am Dutzendteich vorüberführende Kunststraße in Verfall gekommen war, wurde auch eine neue und schöne Verkehrsstraße von Hersbruck über Behringersdorf und Jobst hergestellt. Mit ihrer Vollendung im Jahre 1820 hat die seit 1770 bestandene über Mögeldorf führende Heerstraße von Osten und Westen ihre Bedeutung verloren. Sie geriet mehr und mehr in einen unbrauchbaren Zustand, weshalb in den letzten Jahrzehnten die Straße nach Laufamholz und Hammer mit einem namhaften Kostenaufwand wieder hergestellt werden musste (1878). Die Verlängerung dieser Straße in der Richtung nach Leinburg ist ein unabweisbares Bedürfnis geworden und wird wohl in den nächsten Jahren zur Ausführung kommen.


Übergang nach Jost

Nach Nürnberg führen nunmehr zwei Straßen: Eine zur Sebalder Seite, welche sich mit der von Lauf herkommenden nahe am Rechenberg vereinigt und die alte näher am Fluß gelegene überflüssig gemacht hat; die andere zur Lorenzer Seite, welche weniger kunstmäßig gebaut ist und über Tullnau führt. (1875) Längs derselben ist vom Nürnberger Verschönerungsverein ein baumbepflanzter schöner Fußweg hergestellt worden.

Auch auf den Schmausenbuck wurde eine gute Straße gebaut (1865), für welche der Besitzer desselben und der Eigentümer eines daselbst vorhandenen großen Felsenkellers bedeutende Opfer gebracht haben.

Nicht nur gute Straßen, sondern auch sonstige Verkehrsmittel haben einen erleichterten Verkehr unseres Ortes mit der nahe und fern gelegenen Welt bewirkt. Eine von einer Aktiengesellschaft ins Dasein gerufene Eisenbahn von Nürnberg nach Weiden - Eger hat eine mit einer Postexpedition verbundene Bahnstation hierher gebracht. Nach Auflösung der Aktiengesellschaft ist die Bahn Staatseigentum geworden.

Auf der nördlichen Seite läuft, 10 Minuten von hier entfernt, eine Eisenbahn nach dem Fichtelgebirge und nach Bayreuth zu. Auch dort ist eine Eisenbahnstation errichtet, sonst Jobst, neuerlich Ostbahnhof benannt. In 24 Minuten erreicht man von jedem Punkt des Ortes aus seit 1883 eine von Nürnberg in der Richtung nach Jobst herführende Straßenbahn; man kann in ihren Wagen von früh 8 Uhr bis abends 8 Uhr nach und von Nürnberg kommen, ausgenommen Wintertage, an welchen Schneemassen diesen Verkehr Tage lang bisweilen unterbrechen.

Auch Telegrafen und Telefonverbindungen bestehen hier.

Gegen die Störung des Verkehrs zwischen hier und Nürnberg in der Richtung nach Jobst durch Hochwasser wurde in den Jahren 1835 und 1836 eine Pegnitzkorrektur ausgeführt, wobei der sogenannte Glockensee trocken gelegt wurde. Über die nun vorhandenen zwei Pegnitzarme führen zwei hölzerne Brücken, deren Unterhaltung dem Staate obliegt. Zu der ersteren, am Ausgang von Mögeldorf befindlichen, leistet indessen die Gemeinde daselbst Hand- und Spanndienste. Merkwürdiges ist von keiner dieser Brücken zu sagen, wenn nicht etwa das, dass die an Mögeldorf befindliche auf der nördlichen Seite rechts und links zur Zeit noch bei nächtlicher Finsternis Passanten zu Wagen und zu Fuß Gelegenheit zu einem jähen Hinabsturz in den Fluß lässt.



Bahnhof in Mögeldorf

Innerhalb des Ortes wurde im Jahre 1863 die nahezu vollendete Pflasterung der Straßen begonnen. Im Jahre 1876 wurde nächtliche Straßenbeleuchtung eingeführt und seitdem vielfach vervollkommnet.

Zur Aufbringung der Mittel, durch welche die Kosten für die Herstellung der Verkehrsmittel und anderer Erfordernisse der Neuzeit bestritten werden können, wurde außer dem Pflasterzoll ein Aufschlag für Lebensmittel (Mehl, Brot, Fleisch) und im Jahre 1878 ein Malz- und Bieraufschlag für das hier zu verzapfende Bier eingeführt.

Zum Schutz des Ortes in Feuersgefahr besteht eine Feuerwehr, welche mit zweckmäßigen Löschmitteln ausreichend versehen ist. Diese sind in einem 1884 erbauten Requisitionshaus aufbewahrt. Zu demselben hat Herr Baumeister Gebhard in Nürnberg den Bauplatz geschenkt; die Baukosten wurden mit der von der Stadt Nürnberg gezahlten 3000 Mark betragenden Summe für das Recht, die Entleerungsrohre des Wasserreservoirs hinter dem Schmausenbuck durch Gemeindebezirk und Ort Mögeldorf zu legen, bestritten. In dem hierüber bestehenden Vertrag ist der Gemeinde die Erlaubnis eingeräumt, das gemeindliche Überwasser dem Entleerungsrohre an 4 Punkten zufließen zu lassen.

11. Landschaftliche Umgebung im Bilde der Vergangenheit und Gegenwart

Nahe bei dem Valznerweiher liegt nordöstlich der Schmausenbuck. Diesen Namen führt die Anhöhe, welche als letzte Abdachung der westlichen Verzweigung des Fichtelgebirges gilt. Ihr ältester Name war Reuhellberg, in einer bauamtlichen Urkunde Rewhellperg geschrieben; später wurde sie Rebhalsperg genannt. Der Name Schmausenbuck stammt aus dem 17. Jahrhundert und kam ursprünglich nur dem vorderen, gegen Abend gelegenen, sonst Sandbühl benannten Teil des Hügels zu. Hier waren Vogelherde, welche von dem Rotbierbrauer Georg Schmaus in Nürnberg um 70 fl. zum Eigentum im Jahre 1630 erworben worden waren. Es befand sich hier als an der Grenzscheide zwischen dem wilden Walde und den bebauten Feldern der Sammelplatz einer unzähligen Menge von Vögeln. Nicht allein aber hier, sondern auch an anderen Orten des Reichswaldes gab es Vogelherde; einer war noch am Ende des vorigen Jahrhunderts da, wo jetzt das blecherne Häuschen, auch Rehhof geheißen, steht. Der Buck hatte früher auch den Namen Gritz und ein Teil desselben, die Spitze, führt ihn heute noch. Halten einige diesen Namen für einen echt deutschen, so leiten ihn andere aus dem Slavischen ab, wie auch die Endung iz auch in den Flussnamen Pegnitz, Rednitz usw. auf diesen Namen hinweist. Nach deren Meinung hinge Griz zusammen mit Goriza und Horliza, Deminutiven von gora oder hora: Höhe, Berg. Gritz wäre Verstümmelung der Deminutiven. Die Behauptung deutschen Ursprungs für Gritz stützt sich darauf, dass im Gotischen das Wort grozan, d.i. kleinstoßen oder hauen dem Worte nahe verwandt sei, und dass in unserer Sprache der Grotzen, die Grötzen, das Grütze, die Grütz eine mit Gestrüpp bedeckte, meist mit magerem Boden versehene Waldgegend bedeute.

Seit alten Zeiten diente der Buck teils dem Bauhandwerke, teils dem Vergnügen. Ersterem zu Nutz wurden hier Steinbrüche eröffnet, und Jahrhunderte lang wurden aus ihnen die meisten Steine für die Häuser und Kirchen, auch für das von 1487 bis 1521 erbaute Heiliggeistspital der Stadt Nürnberg gewonnen. Die Arbeiter in den Steinbrüchen, die Steinbrecher, bildeten sonst wie anderswärts auch in Mögeldorf eine besondere Zunft. Sie hatten ihre eigenen Gesetze, die Steine mussten sie selber an die Baustelle schaffen. In Nürnberg bekamen sie für einen 3 Schuh dicken und hohen Quader 4 Pfennig für den Bruch, 7-8 Pfennig für die Fuhr, für ein Pfeilerstück wurden Bruch und Fuhre mitgerechnet, 24 Pfennig, für einen 6 Fuß langen, 1 Schuh dicken, 2 Schuh breiten Sturz wurden 30 bis 32 Pfennig, für sonstige größere Quadersteine wurden 11-12 Pfennige, incl. Bruch und Fuhre, gezahlt. Schon 1512 lobt Joh. Cochläus in einem Buche (Pomponius Mela) die Güte der gebrochenen Steine. Er sagt, sie seien weich und leicht zu verarbeiten, durch Sonnenhitze und Wind würden sie so hart, als wären sie gebrannt, grau geworden könnten sie an ihrer Außenseite leicht erneuert werden.

Die Buchenklinge, Stich von 1615

Auch dem Vergnügen diente der Buck seit alten Zeiten, und zwar sowohl dem stillen als dem geräuschvollen. Für das stille und beschauliche Vergnügen dienten je und je und dienen heute noch mehr als sonst die von dichten Bäumen hervorgerufenen, dunklen Plätzchen, aber auch die freien Stellen, welche uns bei ihrer hohen Lage über die Erde und ihr Geräusch erhoben fühlen lassen oder auch unseren Augen den fast zauberhaften Anblick einer weiten Landschaft mit ihren großen und kleinen Gebilden in Stadt und Land, mit den verblassten Schöpfungen der vergangenen, und den im frischen Glanze leuchtenden der neuen Zeit, mit ihrem Wechsel von Höhen und Tälern, von Wasser und Land, von Feldern und Wiesen gewähren. Von ausgebauten Steinbrüchen herrührende Felsengruppen, Klüfte und Schluchten schaffen die lauschigen Orte, welche dem Ruhebedürfnis aller unter Arbeit oder Sorgen sei es aufgeregt, sei es matt gewordener Herzen so eigentümlich entgegenkommen. Hat man sonst dieses Bedürfnis nur befriedigen können, niedergestreckt auf den Boden oder angelehnt an einen Baum oder sitzend auf einem Steine, so laden heute von einem Verschönerungsverein angebrachte Ruhesitze die Schmausenbuckbesucher zu bequemen Niedersitzen ein.

Schade, dass man nicht mehr das Rieseln eines sonst vorhanden gewesenen Bächleins vernimmt, weil seine Quelle versiegt oder versandet ist.

Nicht wenige große Männer haben zu verschiedenen Zeiten sich auf dem Schmausenbuck wohlgefühlt. So wissen wir, dass zur Reformationszeit der Professor der Dichtkunst am Gymnasium in Nürnberg Eobanus dort – und zwar in der sogenannten Buchenklinge – seinen von Luther gerühmten lateinischen Psalter dichtete, und dass deshalb diese Klinge fons Eobani genannt wurde; wir wissen ferner, dass Albrecht Dürer gerne den Schmausenbuck heimsuchte, und man will in einigen seiner Bilder von dort hinweggetragene Eindrücke erkennen; auch der Theologe und Dichter Witschel hielt sich gerne da auf, und lange Zeit hieß eine Eiche auf dem Weg zur Gritz die Witscheleiche.

Aber nicht bloß zu stillem Vergnügen und notwendiger Sammlung, sondern auch zu offenen und geräuschvollen Lustbarkeiten hat der Schmausenbuck zu allen Zeiten bis auf den heutigen Tag Gelegenheit schaffen müssen. Vor einem halben Jahrtausend scheint man in Nürnberg gar keinen erwünschteren Ort zur Veranstaltung von Lustbarkeiten als ihn gekannt zu haben, nur hatte man hierzu nicht den vorderen Teil, sondern die hochgelegene Gritz und die tiefer gelegene Buchenklinge gewählt. Der Hauptvergnügungsplatz befand sich damals an einer jetzt fast gänzlich versiegten Quelle am südlichen Bergabhang. Die Lustbarkeiten haben bis zum 30-jährigen Kriege angehalten; öfter hat die Stadtgemeinde nach Ausweis der Rechnungen aus den Jahren 1372 bis 1615 den Vergnügungsplatz auf ihre Kosten unterhalten und verschönern lassen. Ein Kupferstich aus dem Jahre 1615 gewährt ein erheiterndes Bild von der Art vergnüglichen Treibens in jener Zeit auf dem Buck.

Nach Jahrhunderte andauernder Unterbrechung haben einige Vereine auf dem alten Platze Waldfeste abgehalten, aber er hatte seine Anziehungskraft verloren und man erheiterte sich jetzt lieber auf den vorderen Räumen des Buckes. 


Neue Ära am Schmausenbuck: Christianens Platz

Es begann jetzt eine neue Ära und zwar begann sie mit seinen Übergang aus den Händen der von Scheidlinschen Familie in die Hände des anno 1845 in Wien verstorbenen Kaufmanns Johann Albert Kramer von Nürnberg. Derselbe erweiterte das Areal des alten Vogelherdes durch den Ankauf einer 26 Tagwerk umfassenden Staatswaldfläche. Das alte Vogelstellerhaus wurde jetzt erweitert und erhielt den Namen Geierhaus. Von 1830 – 1833 wurden schöne, vielfach mit Laubbäumen gezierte Anlagen hergestellt. Der wilde Talgrund wurde mit unsäglicher Mühe geebnet und gangbar gemacht. Was alles auf Romantik verwendet worden ist, mag aus der Benennung nachfolgender, größtenteils nicht mehr vorhandener Schöpfungen ersehen werden. Es entstanden neben dem Geiershaus (von einem Pächter sogenannt), an dessen Stelle sich heute das Hauptrestaurationsgebäude befindet, ein mit einem Uhrtürmchen und Strohdach versehener offener Baumsaal (jetzt der bedeckte alte Saal), die Waldhalle, eine Einsiedelei mit Bethalle, ein Schweizerhäuschen, Felsentor, Teufelssteg, Schießstätte, Ludwigshöhe, Friedrichsrunde, Stadt- und Landbank, Karusellplatz, Gewächshaus, Wolfschlucht, zum Augenblick (nach Schiller’s Werke:

Der mächtigste von allen Herrschern ist der Augenblick), Elfenbad und Wasserplätze, Gesellschaftslaube, Mooslaube, Baumannsbrunnen. Neben den neuen Anlagen sah man ober dem Felsentor eine alte Burgruine, deren kümmerliche Überreste demnächst zu verschwinden scheinen.

In dieser Verfassung war der ganze Schmausenbuck nicht dem allgemeinen Vergnügen und der Erholung in der Natur zugänglich. Zwar wurde im Geierhaus Bier geschenkt, und es hatten dort sonst die Steinbrecher von Mögeldorf ihre Niederlage; auch andere Besucher kamen von daher und ihnen galten die über einem langen Tisch angebrachten Worte: Dem Abendsitz der guten Nachbarn von Mögeldorf gewidmet; aber der Besuch der Wirtschaft berechtigte niemanden zum freien Besuch irgend welcher Anlagen. Indessen wurde noch unter Kramer dem größeren Publikum der Zutritt zu den Anlagen dadurch ermöglicht, dass sie dreimal im Jahre allgemeiner Beschauung offen standen: Im Frühjahr zum Willkomm, im Sommer zum Wiedersehen, im Herbst zum Lebewohl.

Nachdem diese weithin berühmt gewordenen Anlagen in Verfall zu geraten begonnen hatten, kam der Schmausenbuck vom Jahre 1849 an wieder in ein neues Aufleben. Er war nach Kramers Tod an den Wirt im Valznerweiher Keilholz um 8000 fl. übergegangen. Derselbe erwarb eine Bier- und Kaffeeschenkgerechtigkeit: Damit war der Weg zu einem größeren Besuch des Ortes gebahnt. Jetzt sammeln sich dort auch gerne größere Vereine. Insbesondere wurden da von 1856 bis 1859 großartige Künstlerfeste abgehalten.

Unter den jetzigen Besitzern Fikentscher und Keilholz wurden in 2 stattlichen Gebäuden eine größere Anzahl von Zimmern für Sommerfrischlinge eingerichtet und durch den Ankauf einer neuen namhaften Waldfläche die Möglichkeit einer bedeutenden Ausdehnung der Erholungsanlagen gewonnen. Bereits erkennen viele Familien aus Nürnberg und aus weiter Ferne den jetzigen Schmausenbuck als einen zur Erholung von Arbeit und Plage, wie zur Stärkung einer angegriffenen Gesundheit vorzüglich geeigneten Ort. Vermehrte Räumlichkeiten werden wohl bald diesem Zwecke noch mehr dienen müssen.


Luftkurort Schmausenbuck um 1900

Mag, wer über Geld, Zeit und Gesundheit zur Genüge verfügt in die ferne Welt schweifen: In die großen Weltstädte, zu den Bergriesen im Süden, unter Italiens blauen Himmel, in die Luftgebiete der Schweiz, in den Schwarzwald, an den Rhein, oder an die Nord- und Ostsee – gewiss, die Welt ist überall schön, aber wer dahin nicht reisen kann oder will und doch in der Nähe auf kürzere oder längere Zeit einen luftreinen Aufenthalt zu einem geruhigen und gesunden Dasein sucht, der nehme sich Mögeldorf mit seinem 24 Minuten entfernt gelegenen Schmausenbuck zum Aufenthalt und er wird nicht unbefriedigt von hinnen gehen. Die nahe Stadt mit ihrem Reichtum an Sehenswürdigkeiten, der leichte Verkehr mit der Welt nach allen Seiten hin, reizende Umgebungspunkte, mäßige Preise für jedes Bedürfnis, - das alles macht Mögeldorf und den Schmausenbuck zu weiter beachtungswerten Kurorten.


Freud- und leidvolle Zeiten des Ortes

An Freud und Leid der Stadt nahm Mögeldorf bei seiner Nähe von jeher teil – und das will viel sagen, weil sich in der Stadt und ihrer Umgebung ein gut Teil der Geschichte unseres Volkes abgespielt hat.

Was ersteres, die freudigen Ereignisse betrifft, so sei nur daran erinnert, dass die deutschen Kaiser nicht nur zu den Reichstagen, sondern auch zu anderen Zeiten sich dort aufgehalten haben. Im Jahre 1361 z.B. wurde da die Taufe des Sohnes Karl IV. gefeiert, und es wurden zur Erhöhung der Festlichkeiten die Heiligtümer und Reichskleinodien, nämlich: Ornat und Schmuck bei der Krönung eines Kaisers, Reichsapfel, Schwert Karl des Großen, Schwert des hl. Mauritius, die beiden Unterkleider (Dalmatiken von roter Seide), Alba (weißseidenes Kleid) usw. von dem sogenannten Umgang an der Frauenkirche herab gezeigt; 1424 wurden die Reichskleinodien und Heiligtümer in feierlichem Zuge zu ewiger Verwahrung in Nürnberg eingebracht und in der Heilig Geistkirche aufbewahrt; wer wollte glauben, dass an solchen Festlichkeiten sich nicht die Bewohner unseres Dorfes auch so viel als möglich beteiligt hätten? Bisweilen haben sie Fürsten, welche ihr Aufenthalt in Nürnberg auch hierher geführt hat, selber mit festlicher Freude begrüßt. Dies war im Jahre 1704 der Fall, als der römische Kaiser am 11. September hin nach Nürnberg und am 11. Dezember von da zurückreiste. Es war wieder der Fall, als die bayerischen Könige Ludwig I. und Max II. von Nürnberg aus den Schmausenbuck besuchten.

Anlangend leidvolle Ereignisse, welche sich in der Stadt zutrugen oder um ihretwillen veranlasst waren, wollen wir nur einiger der bedeutendsten Kämpfe mit inneren und äußeren Feinden Deutschlands, bei welchen unser Mögeldorf in Mitleidenschaft gezogen war, gedenken.

Die umliegenden Schlösser und Besitzungen der Nürnberger Bürger suchte der Rat der Stadt im 14. Jahrhundert dadurch zu schützen, dass Schlösser und Ortschaften jederzeit für Nürnbergische Besatzung offen gehalten werden mussten. Mögeldorf hat zum Schutz seiner Schlösser seinen Kirchhof befestigen wollen, was aber der Rat als überflüssig oder vielleicht auch als zweckwidrig nicht zugelassen hat.

Ohne Zweifel hat sich in jener Zeit auch gar mancher Mögeldorfer den Streitern Nürnbergs in dessen Kampf mit diesen inneren Feinden des Landes angeschlossen und mancher trauriger Tag wird damals auch über unseren Ort gekommen sein.

Ein hartes Los teilte er mit der Stadt in der nicht minder trübsalreichen Zeit, in welcher sie Jahrhunderte lang mit den Markgrafen in heftiger Fehde lag. Einmal, am 4. September 1775 kam es zwischen den beiderseitigen Truppen sogar bei Mögeldorf zu einem ordentlichen Gefecht, in welchem beide Teile Verluste an Toten und Verwundeten erlitten. Der sogenannte Bauernkrieg, welcher zur Zeit der Reformation ausbrach und in manchen Gegenden Frankens gräuliche Spuren hinterließ, ist an Mögeldorf schreckenlos vorübergegangen.

Die größte Bedrängnis von Freund und Feind, von Deutschen und Ausländern, erlitt Mögeldorf im dreißigjährigen Krieg. Er begann ebenfalls in Böhmen. Am 23. Mai 1618 zogen in Prag die Protestanten nach mancherlei erlittenen Bedrückungen unter Anführung des Grafen Thure aufs Rathaus und warfen zwei kaiserliche Räte nebst einem Sekretär aus dem Fenster, jedoch ohne dass sie an ihrem Leben besonders geschädigt worden waren. Nach dem Tode des Kaisers Mathias 1619 wollten die Böhmen den Protestantenfeind Ferdinand II. als dessen Nachfolger nicht anerkennen, sondern wählten zu ihrem König den Pfalzgrafen Friedrich V. Dieser wurde jedoch in einer Schlacht am weißen Berg geschlagen und floh.

Nachdem auch der dänische König Christian IV. von den kaiserlichen Generälen Tilly und Wallenstein gezwungen war, die Sache seiner böhmischen Glaubensbrüder, denen er beigestanden hatte, aufzugeben und die Protestanten mit Gewalt in den Schoß der päpstlichen Kirche zurückgetrieben werden sollten, zog der Schwedenkönig Gustav Adolf den Bedrängten zur Hilfe. Als er im Laufe des Krieges aus Altbayern nach Nürnberg mit 20.000 Mann gekommen war, hat er Mögeldorf gegenüber auf dem Thumenberg die Abgeordneten der Stadt empfangen.
Thumenberg

Im Sturm war ihm der eben wieder an die Spitze des kaiserlichen Heeres gestellte Wallenstein nach seiner Vereinigung mit dem bayerischen Heere hierher nachgezogen und hatte sich auf dem alten Berge (alte Veste) in einem verschanzten Lager niedergelassen. So standen die größten Helden jener Zeit sich 9 Wochen lang gegenüber. Gustav Adolf zu schwach, um Wallenstein dieser zu vorsichtig, vielleicht auch zu ängstlich, um jenen anzugreifen. In beiden Lagern brach bald Mangel, besonders an Pferdefutter aus, und alles musste mit Blut erkauft werden, da sich die fouragierenden Truppen beider Heere gewöhnlich begegneten und einander das Gewonnene abjagten. Die Hitze des Sommers verursachte pestartige Krankheiten und die Bande der Ordnung lösten sich dergestalt auch in dem schwedisch-deutschen Heere auf, dass Gustav Adolf eines Morgens alle Offiziere versammelte und ihnen mit Schmerz und Zorn die Unordnungen vorhielt, die von den Soldaten, vorab von den deutschen, begangen wurden. Nach erlangter Verstärkung beschloss er, dem Jammer dieser Kriegsführung ein Ende zu machen und griff nachts vom 23. auf den 24. August 1632 das Lager Wallensteins an. Er konnte ihn aber aus demselben trotz des heißesten Kampfes nicht heraustreiben. Da zog er nach Zurücklassung einer starken Besatzung in Nürnberg an Wallensteins Lager vorüber südlich ins Bayerische hinein. In der Zeit nun, in welcher die Heere beider Teile in und um Nürnberg ihren Stand hatten, hat Mögeldorf entsetzliche Drangsale über sich ergehen lassen müssen. Das mögen nachstehend verzeichnete Notizen bestätigen. Am 23. Sonntag nach dem Trinitatisfest 1631 wurde die Kirche von den Kaiserlichen, welche 3.000 Mann stark Nürnberg belagerten und zumeist in Mögeldorf, Laufamholz und Erlenstegen lagen, gebrandschatzt. Von da an diente 2 Monate lang die Kirche als Pferdestallung; auch Häuser wurden geplündert und teilweise zerstört.

1632 lag in der Fastenzeit die Tilly’sche Armee hier und in der Umgebung. 5Monate lang blieb die Kirche geschlossen.

1633, 10. Juli, haben die Kaiserlichen im ganzen Dorf, insbesondere in der Kirche und im Pfarrhofe, großen Schaden angerichtet.

1634, Sonntag nach Neujahr, sind kaiserliche Dragoner, 60 – 80 Mann stark, von Bamberg herkommend ins Dorf eingefallen und haben den Feldwebel der Dorfwacht mit anderen Soldaten niedergemacht, wurden aber von 16 zum Quartiermachen hier gewesenen schottischen Soldaten zum Teil gefangen, zum Teil ins Wasser gesprengt und zurückgeschlagen.

Am zweiten Pfingstfesttag hat das Sattlerische Regiment die Kirche geplündert. 8 Tage darnach haben die Kaiserlichen, 4.000 Mann zu Pferd und zu Fuß, von Forchheim aus hier einen Überfall gemacht und den Pfarrer Stefan seines Vermögens beraubt.

1635 lag Land und Gotteshaus wüste und wegen des beständigen Streifens und Überfallens des Feindes von Forchheim und Rothenberg aus war niemand seines Lebens sicher. Im Sommer kamen 5 – 6 Tausend Polen ins Land, schlugen hier ihr Hauptquartier auf und versursachten viel Elend.

1636 und 1637 litt der Ort unter der Einquartierung der Reiterei des Piccolomini und der Regimenter Buttler, Gallstein, Harras, Götz, Forgatsch usw.

1639 lagen wieder die Truppen des Piccolomini nahe zwei Monate lang hier.

Vom zweiten Advent 1640 bis Oculi 1641 zogen die Kaiserlichen und Schweden im Lande hin und her, streiften und plünderten, und überall war die höchste Gefahr und Unsicherheit. Die Leute waren geflohen, die Kirche war geschlossen.

1643, vom 2. Advent an, waren die Leute wieder meistenteils geflohen, wegen der Hatzfeldischen Völker.

1644 vom Christabend an bis Dienstag nach Ostern war der Gottesdienst wegen Einquartierung zweier 4.000 Mann starker bayerischer Regimenter und ihrer Bagage gehindert.

1645 waren die Einwohner größtenteils wegen beständiger Durchzüge und Einquartierungen von ihren Wohnungen abwesend.

Thumenberg

1646, XIV. und XV. p.Ts., sind die kaiserlichen und bayerischen Armeen durch das Land gezogen und haben großen Schaden angerichtet. – Nach Aufzählung dieser Drangsalzeiten soll hier noch einem Irrtum begegnet werden. In dem hier vorhandenen Brauhause ist ein Gelasse da, welches das Schwedenstübchen genannt wird. Aus dieser Benennung schließt man auf einen Aufenthalt Gustav Adolfs im hiesigen Orte. Es ist aber ein solcher nicht nachweisbar und nicht wahrscheinlich. Möglich, dass eine schwedische Einquartierung daselbst kurze Zeit sich aufgehalten hat.

Geradezu unmöglich ist die auch vernehmbare Ansicht, dass nicht Gustav Adolf, sondern der schwedische König Karl XII. †1718 hier gewesen sei. In den lange andauernden Kriegen Deutschlands mit Frankreichs zu Ende des vorigen und zu Anfang des laufenden Jahrhunderts scheint sich nichts den hiesigen Ort Berührendes und der Aufzeichnung wertes ereignet zu haben. In dem kurzen Krieg des Jahes 1866, welcher damit endigte, dass Preußen die Oberherrschaft in Deutschland zufiel und Österreich aus Deutschland ausscheiden musste, wurde Nürnberg von dem II. Reservecorps Preußens besetzt. In Mögeldorf lagen während der Occupation Dessauer und Braunschweiger. Nennenswerte Ereignisse kamen auch damals hier nicht vor.

An anderen beugenden Ereignissen als den durch Kriegsunruhen hervorgerufenen hat es hier zu keiner Zeit gefehlt. Doch finden sich über solche nur spärliche Aufzeichnungen vor. Von 1561 – 1564 wütete hier die Pest und verschlang 200 Personen, wie damals auch in Jobst (wahrscheinlich im sogenannten Siechenkobel, einem Krankenspital) 100 Personen starben. Im Jahre 1584 verlangte dieselbe Krankheit wieder viele Menschenopfer, unter anderen auch starben der damalige Pfarrer und seine Ehefrau.

 

 Letzte Änderung | 25.06.2019