Pfarrer
Friedrich Bernhard Hermann, der erste Geschichtsschreiber über Mögeldorf
– wir veröffentlichen derzeit verschiedene Kapitel aus seinem
vergriffenen Büchlein „Mögeldorf sonst und jetzt“ – starb am 15. August
1893 an einem Lungen- und Herzleiden.
An der Westseite der Mögeldorfer Kirche,
nahe der Mauer, finden wir seine und seiner Frau Ruhestätte. Pfarrer
Hermann wurde dort im August 1893 von seinem damaligen Kollegen aus
Jobst beerdigt. Seinen Lebensbericht hatte er selbst geschrieben. Dieser
wurde von seinem Sohn am Grabe verlesen.
1. Geschichtliche Quellen
In einer geschichtlichen Darstellung denkwürdiger Ortsverhältnisse
gehören selbstverständlich urkundliche Quellen, welchen über alles was
Gegenstand der Beschreibung sein soll, zuverlässige Nachrichten
entnommen werden können. In diesem Maße, in welchem an solchen Quellen
Mangel vorhanden ist, muß die Beschreibung unerwünschte Lücken bieten.
Die Wahrheit dieser Bemerkung macht sich leider bei der hier
unternommenen geschichtlichen Beschreibung des Ortes Mögeldorf geltend.
Für die nur 5 Kilometer entfernte Stadt Nürnberg gingen die wichtigsten
Urkunden jederlei Art damals verloren, als Heinrich V. im Kriege wider
seinen, von den Bürgern Nürnbergs unterstützten Vater, den Kaiser
Heinrich IV. (1056 bis 1106), vor die Stadt zog und sie bis auf das
Schloß fast ganz zerstörte: Mit diesem Verlust der städtischen Urkunden
gingen aber auch für die Geschichte Mögeldorfs die ältesten Quellen
verloren. Denn bei den leicht begreiflichen vielfachen Berührungen der
Stadt mit ihrer Umgebung konnte in ihren Urkunden die Bezugnahme auf
denkwürdige Begebenheiten in den nächst gelegenen Ortschaften nicht
fehlen.
Ob in Mögeldorf selber bis auf den Ursprung des
Ortes zurückreichende Urkunden je vorhanden gewesen sind, kann mit
Bestimmtheit nicht behauptet werden; doch ist die Annahme begründet,
dass manches wichtige Schriftstück teils in Kriegszeiten durch Raub und
Brand, teils durch Nachlässigkeit und Untreue einzelner zur Hut des
Ortseigentums verpflichtet gewesener Persönlichkeiten in Abgang gekommen
ist. Nachweisbar sind Kirche und Pfarrhaus im dreißigjährigen Kriege
mehrmals einer ausgedehnten Plünderung ausgesetzt gewesen; es ist
begreiflich, dass dadurch auch für den Ort wichtige Urkunden zerstört
worden sind. Indes scheint auch in späteren Zeiten noch eine Plünderung
der Urkunden stattgehabt zu haben.
2. Entstehung des Namens Mögeldorf
Welchem Umstand der Ort seinen Namen „Mögeldorf„ zu verdanken hat,
darüber ist in keiner Urkunde eine bestimmte Aussage gemacht. In einem
Schriftstück aus dem Jahre 1203 heißt der Ort Meglindorf (Urkunde des
Kaisers Philipp, in welchem von einem officcatus (Beamten) de Meglindorf
die Rede ist ) und in einem anderen aus dem Jahre 1341 Megelndorf. In
einer Gotteshausrechnung vom Jahre 1436 wird einmal Meglendorf und ein
andermal Megeldorf geschrieben. In noch späterer Zeit kommt Egeldorf
vor; in einer Unterbürg betreffenden Urkunde ist nämlich gesagt: Kaiser
Friedrich verlieh den Gebrüdern Anthoin und Leslau Derrer im Jahre 1482
zu Wien das Haus Pürglas ob Egeldorf. Vielleicht ist Egeldorf der
ursprüngliche Name und vielleicht hängt der mit der sonst von Mögeldorf
in der Richtung nach Unterbürg hin vorhanden gewesenen Eichenwaldung
zusammen. An vielen Orten nennt man heute noch die Frucht des
Eichenbaumes Echelstatt Eichel; möglich, dass unser Ort diesem
Sprachgebrauch gemäß bei seiner Entstehung Dorf in Echeln (auch Egeln)
genannt wurde und aus dieser Benennung Egeldorf, Megeldorf, Mögeldorf
entstand. Den Anfangsbuchstaben M hätte der Name dann aus demselben
Sprachgebrauch empfangen, aus welchem Almsbach Malmsbach genannt wurde,
aus Ehrendorf Möhrendorf geworden sein soll.
Anmerkung: Man nimmt heute eher an, dass der Name Mögeldorf in seinem
ersten Teil auf eine Person hinweist, auf einen Megilo oder Migilo.
Dieser Name war im 8. und 9. Jahrhundert sehr verbreitet. Das Grundwort
„dorf„ hat in damaliger Zeit nicht unbedingt eine Ansammlung von
mehreren Häusern bedeutet, sondern eher einen einzelnen Hof. Das würde
heißen, dass der Ort Mögeldorf aus einem Hof des Megilo hervorgegangen
ist.
Mögeldorf soll nach seiner Entstehung der größte unter allen Nürnberg
nahe gelegenen Orten gewesen sein. Wie wohl auch er in den letzten
Jahrzehnten eine nicht unbedeutende Ausdehnung gewonnen hat, so haben
sich andere nahe gelegenen Orte doch noch mehr vergrößert und eine
höhere Einwohnerzahl erlangt. Vor 30 Jahren zählte er bei 75 Häusern 620
Einwohner. Es waren damals 6 Herrenhäuser und eine Papiermühle
vorhanden. Heute zählt der Ort 1975 Einwohner, und es sind an größeren
Gebäuden vorhanden: 1 Kunstmühle, 1 Dampfbrauerei, 1 Fabrik für
Knochenpräperate, 1 Dampfziegelfabrik, 1 Farbenfabrik. Die 6
Herrenhäuser sind auch heute noch vorhanden; es prangen mehrere von
ihnen zur Zierde des Ortes im Schmuck neuzeitlicher Verschönerung, aber
zu ihrem ursprünglichen Zweck, Landsitze für Städter zu sein, wird zur
Zeit nur das der Kirche gegenüberstehende schöne Schlösschen des Herrn
Landesgerichtsrates Dr.Cnopf benützt.
3. Lage des Ortes
Mögeldorf ist wie Nürnberg fast ebenso weit vom hohen deutschen wie vom
mittelländischen Meere entfernt und liegt fast in der Mitte des
deutschen Vaterlandes. Über dem ersteren Meere beträgt seine Lage:
317,45 m. Das Dorf ist längs des aus Sand bestehenden linken Uferns der
Pegnitz hingebaut.
Dieser unweit Creussen entspringende und aus 2 Quellen kommende Fluß,
slavisch pagenza genannt, verstärkt sich und seinen Lauf bis zu unserem
Dorf durch mehrere Bäche und Bächlein. Nennenswert von ihnen sind rechts
der Schedelbach und der Rötenbach, links das Heidelbächlein und der
Ursprung. Oberhalb Mögeldorf geht er in 2 Arme auseinander und leistet
mit jedem derselben den Triebwerken je eines industriellen Geschäftes
vorzügliche Dienste. Er hatte sich sonst bei unserem Dorfe in gar zu
auffallender Weise gekrümmt und gewunden; wegen der dadurch verursachten
Wasserstauungen und Überschwemmungen zu gewissen Zeiten hat er sich
gefallen müssen, dass seine Arme einen geraden und beschleunigten Lauf
bekamen.
Sein linker Uferrand ist großenteils von einem Föhrenwäldchen
eingesäumt. Wachsen nirgends die Bäume in den Himmel, so haben die Bäume
dieses Wäldchens zu einem solchen Wachstum gar keine Eile; sie wollen
unserem Ort zuliebe Zwerge bleiben. Dadurch ermöglichen sie ihm einen
gar schönen Blick hinein in und hinüber über das Pegnitztal. Dem
Aufwachsen der Bäume wehrt ein Insekt: Hylesinus (Waldverwüster)
genannt; es frißt die jungen Triebe ab.
Wie durch diesen freien Ausblick, so ist die Lage des Ortes auch durch
seine übrige Umgebung nicht ohne Reize. Westwärts wird das Auge von dem
sich wundervoll ausdehnenden Nürnberg gefesselt: Es hat vor sich seine
altehrwürdige, über Felsen aufgebaute Burg mit ihrem runden und dicken
Turm, die spitzigen und die gekuppelten Türme seiner Gotteshäuser, die
alte Stadtmauer vor manchem altergrauten Gebäude und viele neue
Dampfschlöte an jungen Fabriken. Ostwärts erhebt sich hochanstrebend
über Laufamholz der Moritzberg mit dem schon von ansehnlicher Höhe auf
das Pegnitztal herabschauende Haimendorf, zu seiner linken Seite grüßt
uns ein Turm auf der sogenannten Ludwigslust. Nach Süden wird der Ort
durch eine von Waldausrodung entstandene fruchtbare Aue und den daran
sich anschließenden Reichswald der Lorenzer Seite begrenzt, nach Norden
hin sieht man außer dem Pegnitztal das jenseits gelegene Dörfchen St.
Jobst mit dem baumgeschmückten Rechenberg zu seiner Rechten, dem in eine
Mulde gebauten, von einigen Landhäusern gezierten Weiler Erlenstegen zu
seiner Linken, und dem mäßig ansteigenden Thumenberg mit einem gar
niedlichen Schlosse im Hintergrund. Zwei schienenbelegte Eisenbahndämme,
eine Eisenbahnbrücke, zwei Flussbrücken, einige kleine Seen, mehrere
Gärten und das aus dem Wald herauslugende Reservoir der Wasserleitung
für die Stadt Nürnberg machen außerdem noch die Lage unseres Ortes
anmutig und anziehend. Nicht lange, und zu dem Allen wird noch ein
Aussichtsturm auf der Kritz des Schmausenbucks die Schönheiten dieser
Lage krönen.
4. Bodenbeschaffenheit
Der Boden in und um Mögeldorf enthält ganz vorzugsweise Sand. Soweit
dieser nicht angeschwemmt ist, besteht er aus Teilen des sogenannten
Burgsandsteines, wie er an der Burg in Nürnberg, am Burgberg in
Erlangen, auf dem Schmausenbuck und im Reichswald ansteht. Hie und da
sind dem Sande abgerollte Steinbrocken, welche als Hornsteinknollen und
Kalksteingerölle aus dem Jura erkannt wurden, beigemengt. Stellen mit
solchen Steinbrocken werden Steinplatten genannt. Außer in Mögeldorf
selber findet sich eine solche auf der Hammerhöhe bei Hammer und in der
Nähe des Plattner-(Thumen-) berges.
Die Bodenprodukte: Korn, Hafer, Kartoffel, Hopfen und einiges Gemüse
gedeihen in mäßiger Üppigkeit. Die Blumenzucht ist lohnend. Obstbäume
haben ein kurzes Leben. Seltene Gewächse sind nicht vorhanden, wenn man
nicht etwa zu ihnen die in einem Weiher bei Unterbürg wachsende
Wasserpflanze trapa natans, dann die auf einer Wiese bei Zerzabelshof
wachsende fridilaria meliagris (Schachtblume) und die nahe am
Pfälzerweiher sich findende calla palustris rechnen will. Auch die
Tierwelt ist spärlich vertreten. Es ist keine Art derselben ihrer
Seltenheit oder einer anderen Ursache wegen nennenswert. Man findet auch
nur wenige Versteinerungen. Vorhanden sind: Starkgerippte Ammoniten, oft
mit Stacheln an den Rückenkanten versehen.
Das Klima ist der Gesundheit im hohen Grade zuträglich. Wirkt zwar hier
an Sommertagen die Hitze empfindlicher auf die menschlichen Nerven als
an vielen anderen Orten, so geniest man doch gar manche, anderswo
entbehrte Annehmlichkeiten: Die Luft ist meist rein und wird nach heißen
Tagen vom rasch hinfließenden Flusswasser abgekühlt, die Gewitter haben
selten eine große Heftigkeit, der nahe Wald verbreitet würzigen Duft und
bietet Sauerstoff in reicher Menge
5. Entstehungszeit
Nach Inhalt der Pfarrbeschreibung für Mögeldorf war in einer vorhanden
gewesenen aber leider schon vor längerer Zeit verloren gegangenen
pfarrlichen Urkunde berichtet, dass Kaiser Konrad II.(1024-1039) im
Jahre 1025 am 6. Mai auf einem Zug von Regensburg nach Bamberg über
Schwarzenbruck nach Mögeldorf kam. Daraus, dass man nichts von seiner
Anwesenheit in Nürnberg bei Gelegenheit dieser Reise weiß, hat man den
Schluß ziehen wollen, Mögeldorf sei vor Nürnberg entstanden oder
wenigstens zu damaliger Zeit ein bedeutenderer Ort als Nürnberg gewesen.
Dieser Schluss ist aber aus mehrfachen Gründen unhaltbar. Zunächst
nämlich ist nachweisbar (Regesten des Ritters v.Lang 1822) dass Heinrich
III, der Sohn des oben genannten Kaisers (1039-1056) im Jahre 1050 zur
Abhaltung eines Reichstages nach Nürnberg gekommen war: Wer wollte denn
da glauben, dass innerhalb 25 Jahren damals hätte eine Stadt entstehen
können, groß und bedeutend genug für die Abhaltung eines Reichstages?
Ferner wäre es ja möglich, dass Konrad II. von hier nach Nürnberg
gekommen wäre, und dass man von seiner Anwesenheit daselbst nur keine
geschichtliche Überlieferung mehr hätte, weil die Urkunden der Stadt bei
der oben erwähnten Zerstörung derselben durch Heinrich V. größtenteils
verloren gegangen sind. Konrad II. soll am 10. Mai erst in Bamberg
angekommen sein. Wäre er am 6. Mai von hier aus noch nach Nürnberg
gekommen, so hätte er nach einem eintägigen Aufenthalt daselbst noch
immer drei Tage zu seiner Reise nach Bamberg aufgewendet, -eine auch für
jene Zeit nicht allzu große Leistung.
Mag es sich indessen mit dieser Kaiserreise verhalten wie es will, so
sprechen noch andere Gründe dagegen, dass Mögeldorf je bedeutender
gewesen oder gar, dass es früher als Nürnberg entstanden wäre. Ansiedler
in Nürnberg hatten Schutz vor feindlichen Überfällen durch den Fluss,
den Berg und das auf demselben erbaute Schloss. Die Lage Mögeldorfs
hatte, den Fluss ausgenommen, keinen derartigen Schutz; es ist darum
nicht wahrscheinlicher, als dass der Ort erst nach Besserung seiner Lage
durch den von Nürnberg her zu erwartenden Schutz entstanden und bei
seiner Abhängigkeit von ersterem Ort niemals ansehnlicher als jener
geworden ist. Hierzu kommt, dass das erste Haus in Mögeldorf, das Haus
mit der Nummer 1, die Wohnung eines Wildmeisters war.
Wird denn aber nicht selbstverständlich vor Errichtung dieser Wohnung
eine Herrschaft bestanden haben, welche den Wildmeister anstellte ?
Nachweislich hießen schon um 1187 die zwei Wälder bei Nürnberg der
Reichsboden und waren mit den in ihnen gelegenen Forst- und
Zeidlergerichten ein Bestandteil der Zugehörungen zu der Reichsfeste in
Nürnberg; ebenso nachweisbar war der Wildbann und das Jägermeisteramt
vor der Verleihung desselben 1223 durch Kaiser Friedrich II. an die
Brüder Waldstromer Lehen der Reichsvogtei in Nürnberg; ebendeshalb ist
es wohl unbestreitbar, dass der Wildmeister von der Reichsvogtei hier
bestellt wurde, und dass also das erste Haus oder der Anfang des
hiesigen Dorfes in eine Zeit zurückzuversetzen ist, in welcher Nürnberg
schon als Stadt bestanden hat. Diese Annahme wird noch durch eine andere
Tatsache bestätigt. Es kam nämlich schon in sehr alter Zeit vor, dass
viele hervorragende Persönlichkeiten vom Land in die Stadt gezogen sind,
um sich an glänzende Rüstungen zu gewöhnen und durch Auszeichnungen
hierbei dem Adel gleichgeachtet zu werden. Da war es dann Gebrauch, dass
diese Persönlichkeiten bei ihren Unterschriften den Vornamen und die
Namen der Dörfer, aus welchen sie gekommen waren, nicht aber einen
anderen Beinamen hinzufügten. Während es nun Herrn von Laufenholz (Laufenholzer),
Peringersdorf und Rückersdorf gab, so begegnet man in der Geschichte
Nürnbergs keinem Herrn von Egeldorf oder Megeldorf. Und doch müssen die
meisten Schlösser des hiesigen Dorfes aus der Zeit seiner Entstehung
stammen, weil sie fast alle hohe Hausnummern haben, eines in der Nähe
des Wildmeisterhauses hat sogar die Nr.2-4. Es liegt in dieser Tatsache
ein Beweis dafür, dass die ersten Besitzer dieser Schlösser nicht
Ansiedler oder Einwohner des Dorfes, sondern Herren aus der nahen Stadt
waren und dass somit die Stadt vor unserem Dorfe schon bestand. Es waren
auch die Namen der ältesten Besitzer nur städtischen Geschlechtern
angehörige Namen. (Nach ihren adeligen Besitzern hießen die ältesten
Schlösser sonst: Oehlhafen’sches Nr.2-4 war am längsten im adeligen
Besitz; Imhof’sches Nr.14-15; Haller’sches Nr.30-31, ein sogenannter
Freihof, weil er frei von Abgaben war. Dazu kamen in späterer Zeit: Das
Scheidling’sche Nr.42-45; das Pfinzing’sche Nr.66, das Holzschuher’sche
(Jagd-) Schloss.

6. Urbewohner
Welchem Volke die Urbewohner unseres Dorfes angehört haben, lässt sich
kaum mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen. Möglich, dass sie demselben
Volke angehörten, von welchem die Ansiedler in Nürnberg hergekommen
waren. Unverkennbar haben die sesshaften, den ältesten Geschlechtern des
Ortes angehörigen Einwohner in jeder Beziehung Ähnlichkeit mit
städtischen Einwohnern aus alten bürgerlichen Geschlechtern. Es liegt
nahe, dass sie von den ersten städtischen Schlossbesitzern hierher
gesetzt worden sind und als deren Lehensleute das Land urbar gemacht
haben. Wenigstens weisen die vielen mit den Schlössern verbundenen
kleinen Wohnungen und Gebäude auf eine größere Anzahl von Leuten hin,
welche von Anfang an in Zusammenhang mit den Schloßbesitzern standen.
Ob nun die Urbewohner dem gutmütigen deutschen Volksstamme der
Hermunduren angehörten, oder ob sie Slaven waren, oder ob sie aus einem
Gemische von mehreren Völkerschaften, Von Slaven, Bayern, Franken z.B.
bestanden – das lässt sich nicht entscheiden. Für Hermunduren wurden sie
deshalb gehalten, weil bei Rasch deutsche Totenhügel aufgefunden wurden;
für Slaven, weil einzelne heute noch vorhandene Bezeichnungen auf Worte
slavischen Stammes hinweisen, und weil man darum die Annahme für
begründet hielt, dass Slaven zur Ausreutung des Waldes und zur
Urbarmachung des Bodens diesseits und jenseits der Pegnitz in die Gegend
gekommen seien.
Gehörten die Ureinwohner nicht von Anfang an verschiedenen Völkern an,
so ist das gewiss, dass schon seit lange von verschiedenen
Himmelsgegenden her Leute hier Wohnung genommen haben.
Waren die Urbewohner Landbebauer, so gesellten sich ihnen schon bald
Einwohner bei, welche eine andere Beschäftigung trieben. Das muss man
annehmen im Hinblick auf die Tatsache, dass der Reichswald noch im
vorigen Jahrhundert sich ganz nahe bis an das Dorf her erstreckt hat,
dass also das Dorf nicht reich an eigenem Landbesitz gewesen sein könne
und doch schon früh alls ein bevölkerter Ort galt. Ohne Zweifel haben
bald schon hier Waldarbeiter, Steinbrecher, Maurer und andere in der
nahen Stadt beschäftigte Handwerker Wohnung genommen. So war Mögeldorf
von Anfang an, was es heute noch ist: ein Wohnort nicht nur für die
Bebauer des Bodens um Mögeldorf her, sondern auch für viele Arbeiter
anderer Berufsarten.
Anmerkungen:
Bezüglich der Urkunde irrte Pfarrer Hermann. Sie befindet sich im
Bayerischen Staatsarchiv, ausgefertigt von Konrad II. am 6. Mai 1025.
Hier taucht zum ersten Mal der Name „Megelendorf“ auf.
Hermanns Spekulationen über eine damals bereits bestehende Stadt
Nürnberg sind durch nichts bewiesen. Fest steht, dass der Name Nürnbergs
25 Jahre später erstmals erwähnt wird und zwar in der bekannten Sigena-Urkunde
von 1050.
Weiter irrte Hermann bezüglich des Wildmeisterhauses als des ältesten
Hauses wegen der ursprünglichen Hausnummer 1. Diese Nummerierung
erfolgte nämlich erst während der 10-jährigen preußischen Herrschaft in
Mögeldorf (1796 –1806). Man gab dem ersten Haus von Nürnberg her auf der
linken Seite die Nummer Eins, dem nächsten die Zwei. So nummerierte man
um die Kirche herum und auf der rechten Seite zurück. Die damaligen
Hausnummern hatten also nichts mit dem Alter der Häuser zu tun.

8. Feste
Über besondere Lebensgewohnheiten und Sitten der Ortseinwohner ist aus
keiner Zeit etwas Nennenswertes bekannt. Der Mangel an Mitteln wird sie
wohl gezwungen haben, von dem sich nur wenig anzueignen, was sie in den
Sitten der im Ganzen sehr reichen städtischen Bürger zur Zeit des
Mittelalters sahen.

Stahlbogengesellschaft 1857
Frühzeitig scheint eine Art männlicher Volksbelustigung am
Schnepperschießen aufgekommen zu sein. In der Nürnberger Geschichte
werden schon im Jahre 1512 die Armbrust- oder Handbogenschützen im
Schneppergraben erwähnt. Ihnen nachahmend hat man hier an einem nahen
Orte des Reichswaldes einen Schießstand errichtet. Noch heute besteht
ein Verein von Schützen, welche an jenem Orte Übungen und alljährlich
ein Schützenfest abhalten.
Wie es mit den häuslichen Festen, insbesondere der Hochzeitsfeier,
gehalten wurde, auch darüber ist nichts bekannt, was irgend einen
besonderen Gebrauch vermuten ließe. Es wird vielfach dem Gebrauch der
Stadt gemäß nicht an den Persönlichkeiten gefehlt haben, welche bei
Hochzeiten zur Erhöhung der Feierlichkeit und zur Bewirkung der
„Kurzweil„ geschäftig sein mussten: An dem Tanzlader mit dem Hengelein –
Lobsprecher, an Spielleuten und zuweilen auch an einem Lotterer-
Lustigmacher.
In neuerer Zeit blüht hier ziemlich üppig das Vereinsleben, und dem
Bedürfnis des Vergnügens wird jetzt mehr als genügend durch dasselbe
Befriedigung bereitet. Einer der ältesten Vereine, von dem Schulgehilfen
Dewald ins Leben gerufen, ist der Singverein. Er feiert im Juli dieses
Jahres sein 50-jähriges Bestehen und genießt wegen seines Zweckes und
seiner vortrefflichen Leistungen mit Recht ein großes Ansehen.
10. Verkehrs- und Sicherheitsmittel
Das Bedürfnis guter Straßen und fahrbarer Verbindungswege war in alter
Zeit nicht so groß wie in unserer; man begnügte sich mit den
notwendigsten Wegen und fragte nicht viel darnach, mit welchen
Mühseligkeiten man zu Fuß oder Wagen weiter käme. Auch von Mögeldorf
zogen einige Straßen nach den verschiedenen Himmelsgegenden hin, aber es
bedarf ihre wahrscheinliche Beschaffenheit ebenso wenig als die
Schwierigkeit der Fortbewegung auf ihrem sandigen Grund einer besonderen
Schilderung. Von Südost her führte eine Straße von Regensburg über
Mögeldorf nach Bamberg, so dass man von unserem Orte aus nach Süden und
Norden zu eine Straße hatte. Auch von Osten und Westen hatte man eine
solche, da von Lauf her eine Straße über Mögeldorf nach Nürnberg führte.
Im Lauf der Zeit wurden nun zwar die beiden Straßen von Mögeldorf
wegverlegt, aber dagegen hat die Neuzeit andere Verkehrswege gebracht,
durch welche dieser Verlust leicht erträglich wurde.
Nachdem die Straße von Regensburg her längst durch eine am Dutzendteich
vorüberführende Kunststraße in Verfall gekommen war, wurde auch eine
neue und schöne Verkehrsstraße von Hersbruck über Behringersdorf und
Jobst hergestellt. Mit ihrer Vollendung im Jahre 1820 hat die seit 1770
bestandene über Mögeldorf führende Heerstraße von Osten und Westen ihre
Bedeutung verloren. Sie geriet mehr und mehr in einen unbrauchbaren
Zustand, weshalb in den letzten Jahrzehnten die Straße nach Laufamholz
und Hammer mit einem namhaften Kostenaufwand wieder hergestellt werden
musste (1878). Die Verlängerung dieser Straße in der Richtung nach
Leinburg ist ein unabweisbares Bedürfnis geworden und wird wohl in den
nächsten Jahren zur Ausführung kommen.

Übergang nach Jost
Nach Nürnberg führen nunmehr zwei Straßen: Eine zur Sebalder Seite, welche
sich mit der von Lauf herkommenden nahe am Rechenberg vereinigt und die
alte näher am Fluß gelegene überflüssig gemacht hat; die andere zur
Lorenzer Seite, welche weniger kunstmäßig gebaut ist und über Tullnau
führt. (1875) Längs derselben ist vom Nürnberger Verschönerungsverein
ein baumbepflanzter schöner Fußweg hergestellt worden.
Auch auf den Schmausenbuck wurde eine gute Straße gebaut (1865), für
welche der Besitzer desselben und der Eigentümer eines daselbst
vorhandenen großen Felsenkellers bedeutende Opfer gebracht haben.
Nicht nur gute Straßen, sondern auch sonstige Verkehrsmittel haben einen
erleichterten Verkehr unseres Ortes mit der nahe und fern gelegenen Welt
bewirkt. Eine von einer Aktiengesellschaft ins Dasein gerufene Eisenbahn
von Nürnberg nach Weiden - Eger hat eine mit einer Postexpedition
verbundene Bahnstation hierher gebracht. Nach Auflösung der
Aktiengesellschaft ist die Bahn Staatseigentum geworden.
Auf der nördlichen Seite läuft, 10 Minuten von hier entfernt, eine
Eisenbahn nach dem Fichtelgebirge und nach Bayreuth zu. Auch dort ist
eine Eisenbahnstation errichtet, sonst Jobst, neuerlich Ostbahnhof
benannt. In 24 Minuten erreicht man von jedem Punkt des Ortes aus seit
1883 eine von Nürnberg in der Richtung nach Jobst herführende
Straßenbahn; man kann in ihren Wagen von früh 8 Uhr bis abends 8 Uhr
nach und von Nürnberg kommen, ausgenommen Wintertage, an welchen
Schneemassen diesen Verkehr Tage lang bisweilen unterbrechen.
Auch Telegrafen und Telefonverbindungen bestehen hier.
Gegen die Störung des Verkehrs zwischen hier und Nürnberg in der
Richtung nach Jobst durch Hochwasser wurde in den Jahren 1835 und 1836
eine Pegnitzkorrektur ausgeführt, wobei der sogenannte Glockensee
trocken gelegt wurde. Über die nun vorhandenen zwei Pegnitzarme führen
zwei hölzerne Brücken, deren Unterhaltung dem Staate obliegt. Zu der
ersteren, am Ausgang von Mögeldorf befindlichen, leistet indessen die
Gemeinde daselbst Hand- und Spanndienste. Merkwürdiges ist von keiner
dieser Brücken zu sagen, wenn nicht etwa das, dass die an Mögeldorf
befindliche auf der nördlichen Seite rechts und links zur Zeit noch bei
nächtlicher Finsternis Passanten zu Wagen und zu Fuß Gelegenheit zu
einem jähen Hinabsturz in den Fluß lässt.

Bahnhof in
Mögeldorf
Innerhalb des Ortes wurde im Jahre 1863 die nahezu vollendete Pflasterung
der Straßen begonnen. Im Jahre 1876 wurde nächtliche Straßenbeleuchtung
eingeführt und seitdem vielfach vervollkommnet.
Zur Aufbringung der Mittel, durch welche die Kosten für die Herstellung
der Verkehrsmittel und anderer Erfordernisse der Neuzeit bestritten
werden können, wurde außer dem Pflasterzoll ein Aufschlag für
Lebensmittel (Mehl, Brot, Fleisch) und im Jahre 1878 ein Malz- und
Bieraufschlag für das hier zu verzapfende Bier eingeführt.
Zum Schutz des Ortes in Feuersgefahr besteht eine Feuerwehr, welche mit
zweckmäßigen Löschmitteln ausreichend versehen ist. Diese sind in einem
1884 erbauten Requisitionshaus aufbewahrt. Zu demselben hat Herr
Baumeister Gebhard in Nürnberg den Bauplatz geschenkt; die Baukosten
wurden mit der von der Stadt Nürnberg gezahlten 3000 Mark betragenden
Summe für das Recht, die Entleerungsrohre des Wasserreservoirs hinter
dem Schmausenbuck durch Gemeindebezirk und Ort Mögeldorf zu legen,
bestritten. In dem hierüber bestehenden Vertrag ist der Gemeinde die
Erlaubnis eingeräumt, das gemeindliche Überwasser dem Entleerungsrohre
an 4 Punkten zufließen zu lassen.
11. Landschaftliche Umgebung im Bilde
der Vergangenheit und Gegenwart
Nahe bei dem Valznerweiher liegt nordöstlich der Schmausenbuck. Diesen
Namen führt die Anhöhe, welche als letzte Abdachung der westlichen
Verzweigung des Fichtelgebirges gilt. Ihr ältester Name war Reuhellberg,
in einer bauamtlichen Urkunde Rewhellperg geschrieben; später wurde sie
Rebhalsperg genannt. Der Name Schmausenbuck stammt aus dem 17.
Jahrhundert und kam ursprünglich nur dem vorderen, gegen Abend
gelegenen, sonst Sandbühl benannten Teil des Hügels zu. Hier waren
Vogelherde, welche von dem Rotbierbrauer Georg Schmaus in Nürnberg um 70
fl. zum Eigentum im Jahre 1630 erworben worden waren. Es befand sich
hier als an der Grenzscheide zwischen dem wilden Walde und den bebauten
Feldern der Sammelplatz einer unzähligen Menge von Vögeln. Nicht allein
aber hier, sondern auch an anderen Orten des Reichswaldes gab es
Vogelherde; einer war noch am Ende des vorigen Jahrhunderts da, wo jetzt
das blecherne Häuschen, auch Rehhof geheißen, steht. Der Buck hatte
früher auch den Namen Gritz und ein Teil desselben, die Spitze, führt
ihn heute noch. Halten einige diesen Namen für einen echt deutschen, so
leiten ihn andere aus dem Slavischen ab, wie auch die Endung iz auch in
den Flussnamen Pegnitz, Rednitz usw. auf diesen Namen hinweist. Nach
deren Meinung hinge Griz zusammen mit Goriza und Horliza, Deminutiven
von gora oder hora: Höhe, Berg. Gritz wäre Verstümmelung der
Deminutiven. Die Behauptung deutschen Ursprungs für Gritz stützt sich
darauf, dass im Gotischen das Wort grozan, d.i. kleinstoßen oder hauen
dem Worte nahe verwandt sei, und dass in unserer Sprache der Grotzen,
die Grötzen, das Grütze, die Grütz eine mit Gestrüpp bedeckte, meist mit
magerem Boden versehene Waldgegend bedeute.
Seit alten Zeiten diente der Buck teils dem Bauhandwerke, teils dem
Vergnügen. Ersterem zu Nutz wurden hier Steinbrüche eröffnet, und
Jahrhunderte lang wurden aus ihnen die meisten Steine für die Häuser und
Kirchen, auch für das von 1487 bis 1521 erbaute Heiliggeistspital der
Stadt Nürnberg gewonnen. Die Arbeiter in den Steinbrüchen, die
Steinbrecher, bildeten sonst wie anderswärts auch in Mögeldorf eine
besondere Zunft. Sie hatten ihre eigenen Gesetze, die Steine mussten sie
selber an die Baustelle schaffen. In Nürnberg bekamen sie für einen 3
Schuh dicken und hohen Quader 4 Pfennig für den Bruch, 7-8 Pfennig für
die Fuhr, für ein Pfeilerstück wurden Bruch und Fuhre mitgerechnet, 24
Pfennig, für einen 6 Fuß langen, 1 Schuh dicken, 2 Schuh breiten Sturz
wurden 30 bis 32 Pfennig, für sonstige größere Quadersteine wurden 11-12
Pfennige, incl. Bruch und Fuhre, gezahlt. Schon 1512 lobt Joh. Cochläus
in einem Buche (Pomponius Mela) die Güte der gebrochenen Steine. Er
sagt, sie seien weich und leicht zu verarbeiten, durch Sonnenhitze und
Wind würden sie so hart, als wären sie gebrannt, grau geworden könnten
sie an ihrer Außenseite leicht erneuert werden.

Die Buchenklinge, Stich von 1615
Auch dem Vergnügen diente der Buck seit alten Zeiten, und zwar sowohl dem
stillen als dem geräuschvollen. Für das stille und beschauliche
Vergnügen dienten je und je und dienen heute noch mehr als sonst die von
dichten Bäumen hervorgerufenen, dunklen Plätzchen, aber auch die freien
Stellen, welche uns bei ihrer hohen Lage über die Erde und ihr Geräusch
erhoben fühlen lassen oder auch unseren Augen den fast zauberhaften
Anblick einer weiten Landschaft mit ihren großen und kleinen Gebilden in
Stadt und Land, mit den verblassten Schöpfungen der vergangenen, und den
im frischen Glanze leuchtenden der neuen Zeit, mit ihrem Wechsel von
Höhen und Tälern, von Wasser und Land, von Feldern und Wiesen gewähren.
Von ausgebauten Steinbrüchen herrührende Felsengruppen, Klüfte und
Schluchten schaffen die lauschigen Orte, welche dem Ruhebedürfnis aller
unter Arbeit oder Sorgen sei es aufgeregt, sei es matt gewordener Herzen
so eigentümlich entgegenkommen. Hat man sonst dieses Bedürfnis nur
befriedigen können, niedergestreckt auf den Boden oder angelehnt an
einen Baum oder sitzend auf einem Steine, so laden heute von einem
Verschönerungsverein angebrachte Ruhesitze die Schmausenbuckbesucher zu
bequemen Niedersitzen ein.
Schade, dass man nicht mehr das Rieseln eines sonst vorhanden gewesenen
Bächleins vernimmt, weil seine Quelle versiegt oder versandet ist.
Nicht wenige große Männer haben zu verschiedenen Zeiten sich auf dem
Schmausenbuck wohlgefühlt. So wissen wir, dass zur Reformationszeit der
Professor der Dichtkunst am Gymnasium in Nürnberg Eobanus dort – und
zwar in der sogenannten Buchenklinge – seinen von Luther gerühmten
lateinischen Psalter dichtete, und dass deshalb diese Klinge fons Eobani
genannt wurde; wir wissen ferner, dass Albrecht Dürer gerne den
Schmausenbuck heimsuchte, und man will in einigen seiner Bilder von dort
hinweggetragene Eindrücke erkennen; auch der Theologe und Dichter
Witschel hielt sich gerne da auf, und lange Zeit hieß eine Eiche auf dem
Weg zur Gritz die Witscheleiche.
Aber nicht bloß zu stillem Vergnügen und notwendiger Sammlung, sondern
auch zu offenen und geräuschvollen Lustbarkeiten hat der Schmausenbuck
zu allen Zeiten bis auf den heutigen Tag Gelegenheit schaffen müssen.
Vor einem halben Jahrtausend scheint man in Nürnberg gar keinen
erwünschteren Ort zur Veranstaltung von Lustbarkeiten als ihn gekannt zu
haben, nur hatte man hierzu nicht den vorderen Teil, sondern die
hochgelegene Gritz und die tiefer gelegene Buchenklinge gewählt. Der
Hauptvergnügungsplatz befand sich damals an einer jetzt fast gänzlich
versiegten Quelle am südlichen Bergabhang. Die Lustbarkeiten haben bis
zum 30-jährigen Kriege angehalten; öfter hat die Stadtgemeinde nach
Ausweis der Rechnungen aus den Jahren 1372 bis 1615 den Vergnügungsplatz
auf ihre Kosten unterhalten und verschönern lassen. Ein Kupferstich aus
dem Jahre 1615 gewährt ein erheiterndes Bild von der Art vergnüglichen
Treibens in jener Zeit auf dem Buck.
Nach Jahrhunderte andauernder Unterbrechung haben einige Vereine auf dem
alten Platze Waldfeste abgehalten, aber er hatte seine Anziehungskraft
verloren und man erheiterte sich jetzt lieber auf den vorderen Räumen
des Buckes.

Neue Ära am Schmausenbuck: Christianens
Platz
Es begann jetzt eine neue Ära und zwar begann sie mit seinen Übergang aus
den Händen der von Scheidlinschen Familie in die Hände des anno 1845 in
Wien verstorbenen Kaufmanns Johann Albert Kramer von Nürnberg. Derselbe
erweiterte das Areal des alten Vogelherdes durch den Ankauf einer 26
Tagwerk umfassenden Staatswaldfläche. Das alte Vogelstellerhaus wurde
jetzt erweitert und erhielt den Namen Geierhaus. Von 1830 – 1833 wurden
schöne, vielfach mit Laubbäumen gezierte Anlagen hergestellt. Der wilde
Talgrund wurde mit unsäglicher Mühe geebnet und gangbar gemacht. Was
alles auf Romantik verwendet worden ist, mag aus der Benennung
nachfolgender, größtenteils nicht mehr vorhandener Schöpfungen ersehen
werden. Es entstanden neben dem Geiershaus (von einem Pächter
sogenannt), an dessen Stelle sich heute das Hauptrestaurationsgebäude
befindet, ein mit einem Uhrtürmchen und Strohdach versehener offener
Baumsaal (jetzt der bedeckte alte Saal), die Waldhalle, eine Einsiedelei
mit Bethalle, ein Schweizerhäuschen, Felsentor, Teufelssteg,
Schießstätte, Ludwigshöhe, Friedrichsrunde, Stadt- und Landbank,
Karusellplatz, Gewächshaus, Wolfschlucht, zum Augenblick (nach
Schiller’s Werke:
Der mächtigste von allen Herrschern ist der
Augenblick), Elfenbad und Wasserplätze, Gesellschaftslaube, Mooslaube,
Baumannsbrunnen. Neben den neuen Anlagen sah man ober dem Felsentor eine
alte Burgruine, deren kümmerliche Überreste demnächst zu verschwinden
scheinen.
In dieser Verfassung war der ganze Schmausenbuck nicht dem allgemeinen
Vergnügen und der Erholung in der Natur zugänglich. Zwar wurde im
Geierhaus Bier geschenkt, und es hatten dort sonst die Steinbrecher von
Mögeldorf ihre Niederlage; auch andere Besucher kamen von daher und
ihnen galten die über einem langen Tisch angebrachten Worte: Dem
Abendsitz der guten Nachbarn von Mögeldorf gewidmet; aber der Besuch der
Wirtschaft berechtigte niemanden zum freien Besuch irgend welcher
Anlagen. Indessen wurde noch unter Kramer dem größeren Publikum der
Zutritt zu den Anlagen dadurch ermöglicht, dass sie dreimal im Jahre
allgemeiner Beschauung offen standen: Im Frühjahr zum Willkomm, im
Sommer zum Wiedersehen, im Herbst zum Lebewohl.
Nachdem diese weithin berühmt gewordenen Anlagen in Verfall zu geraten
begonnen hatten, kam der Schmausenbuck vom Jahre 1849 an wieder in ein
neues Aufleben. Er war nach Kramers Tod an den Wirt im Valznerweiher
Keilholz um 8000 fl. übergegangen. Derselbe erwarb eine Bier- und
Kaffeeschenkgerechtigkeit: Damit war der Weg zu einem größeren Besuch
des Ortes gebahnt. Jetzt sammeln sich dort auch gerne größere Vereine.
Insbesondere wurden da von 1856 bis 1859 großartige Künstlerfeste
abgehalten.
Unter den jetzigen Besitzern Fikentscher und Keilholz wurden in 2
stattlichen Gebäuden eine größere Anzahl von Zimmern für
Sommerfrischlinge eingerichtet und durch den Ankauf einer neuen
namhaften Waldfläche die Möglichkeit einer bedeutenden Ausdehnung der
Erholungsanlagen gewonnen. Bereits erkennen viele Familien aus Nürnberg
und aus weiter Ferne den jetzigen Schmausenbuck als einen zur Erholung
von Arbeit und Plage, wie zur Stärkung einer angegriffenen Gesundheit
vorzüglich geeigneten Ort. Vermehrte Räumlichkeiten werden wohl bald
diesem Zwecke noch mehr dienen müssen.

Luftkurort Schmausenbuck um 1900
Mag, wer über Geld, Zeit und Gesundheit zur Genüge verfügt in die ferne
Welt schweifen: In die großen Weltstädte, zu den Bergriesen im Süden,
unter Italiens blauen Himmel, in die Luftgebiete der Schweiz, in den
Schwarzwald, an den Rhein, oder an die Nord- und Ostsee – gewiss, die
Welt ist überall schön, aber wer dahin nicht reisen kann oder will und
doch in der Nähe auf kürzere oder längere Zeit einen luftreinen
Aufenthalt zu einem geruhigen und gesunden Dasein sucht, der nehme sich
Mögeldorf mit seinem 24 Minuten entfernt gelegenen Schmausenbuck zum
Aufenthalt und er wird nicht unbefriedigt von hinnen gehen. Die nahe
Stadt mit ihrem Reichtum an Sehenswürdigkeiten, der leichte Verkehr mit
der Welt nach allen Seiten hin, reizende Umgebungspunkte, mäßige Preise
für jedes Bedürfnis, - das alles macht Mögeldorf und den Schmausenbuck
zu weiter beachtungswerten Kurorten.
Freud- und leidvolle Zeiten des Ortes
An Freud und Leid der Stadt nahm Mögeldorf bei seiner Nähe von jeher
teil – und das will viel sagen, weil sich in der Stadt und ihrer
Umgebung ein gut Teil der Geschichte unseres Volkes abgespielt hat.
Was ersteres, die freudigen Ereignisse betrifft, so sei nur daran
erinnert, dass die deutschen Kaiser nicht nur zu den Reichstagen,
sondern auch zu anderen Zeiten sich dort aufgehalten haben. Im Jahre
1361 z.B. wurde da die Taufe des Sohnes Karl IV. gefeiert, und es wurden
zur Erhöhung der Festlichkeiten die Heiligtümer und Reichskleinodien,
nämlich: Ornat und Schmuck bei der Krönung eines Kaisers, Reichsapfel,
Schwert Karl des Großen, Schwert des hl. Mauritius, die beiden
Unterkleider (Dalmatiken von roter Seide), Alba (weißseidenes Kleid)
usw. von dem sogenannten Umgang an der Frauenkirche herab gezeigt; 1424
wurden die Reichskleinodien und Heiligtümer in feierlichem Zuge zu
ewiger Verwahrung in Nürnberg eingebracht und in der Heilig Geistkirche
aufbewahrt; wer wollte glauben, dass an solchen Festlichkeiten sich
nicht die Bewohner unseres Dorfes auch so viel als möglich beteiligt
hätten? Bisweilen haben sie Fürsten, welche ihr Aufenthalt in Nürnberg
auch hierher geführt hat, selber mit festlicher Freude begrüßt. Dies war
im Jahre 1704 der Fall, als der römische Kaiser am 11. September hin
nach Nürnberg und am 11. Dezember von da zurückreiste. Es war wieder der
Fall, als die bayerischen Könige Ludwig I. und Max II. von Nürnberg aus
den Schmausenbuck besuchten.
Anlangend leidvolle Ereignisse, welche sich in der Stadt zutrugen oder
um ihretwillen veranlasst waren, wollen wir nur einiger der
bedeutendsten Kämpfe mit inneren und äußeren Feinden Deutschlands, bei
welchen unser Mögeldorf in Mitleidenschaft gezogen war, gedenken.
Die umliegenden Schlösser und Besitzungen der Nürnberger Bürger suchte
der Rat der Stadt im 14. Jahrhundert dadurch zu schützen, dass Schlösser
und Ortschaften jederzeit für Nürnbergische Besatzung offen gehalten
werden mussten. Mögeldorf hat zum Schutz seiner Schlösser seinen
Kirchhof befestigen wollen, was aber der Rat als überflüssig oder
vielleicht auch als zweckwidrig nicht zugelassen hat.
Ohne Zweifel hat sich in jener Zeit auch gar mancher Mögeldorfer den
Streitern Nürnbergs in dessen Kampf mit diesen inneren Feinden des
Landes angeschlossen und mancher trauriger Tag wird damals auch über
unseren Ort gekommen sein.
Ein hartes Los teilte er mit der Stadt in der nicht minder
trübsalreichen Zeit, in welcher sie Jahrhunderte lang mit den Markgrafen
in heftiger Fehde lag. Einmal, am 4. September 1775 kam es zwischen den
beiderseitigen Truppen sogar bei Mögeldorf zu einem ordentlichen
Gefecht, in welchem beide Teile Verluste an Toten und Verwundeten
erlitten. Der sogenannte Bauernkrieg, welcher zur Zeit der Reformation
ausbrach und in manchen Gegenden Frankens gräuliche Spuren hinterließ,
ist an Mögeldorf schreckenlos vorübergegangen.
Die größte Bedrängnis von Freund und Feind, von Deutschen und
Ausländern, erlitt Mögeldorf im dreißigjährigen Krieg. Er begann
ebenfalls in Böhmen. Am 23. Mai 1618 zogen in Prag die Protestanten nach
mancherlei erlittenen Bedrückungen unter Anführung des Grafen Thure aufs
Rathaus und warfen zwei kaiserliche Räte nebst einem Sekretär aus dem
Fenster, jedoch ohne dass sie an ihrem Leben besonders geschädigt worden
waren. Nach dem Tode des Kaisers Mathias 1619 wollten die Böhmen den
Protestantenfeind Ferdinand II. als dessen Nachfolger nicht anerkennen,
sondern wählten zu ihrem König den Pfalzgrafen Friedrich V. Dieser wurde
jedoch in einer Schlacht am weißen Berg geschlagen und floh.
Nachdem auch der dänische König Christian IV. von den kaiserlichen
Generälen Tilly und Wallenstein gezwungen war, die Sache seiner
böhmischen Glaubensbrüder, denen er beigestanden hatte, aufzugeben und
die Protestanten mit Gewalt in den Schoß der päpstlichen Kirche
zurückgetrieben werden sollten, zog der Schwedenkönig Gustav Adolf den
Bedrängten zur Hilfe. Als er im Laufe des Krieges aus Altbayern nach
Nürnberg mit 20.000 Mann gekommen war, hat er Mögeldorf gegenüber auf
dem Thumenberg die Abgeordneten der Stadt empfangen.
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Thumenberg |
Im Sturm war ihm der eben wieder an die Spitze des kaiserlichen Heeres
gestellte Wallenstein nach seiner Vereinigung mit dem bayerischen Heere
hierher nachgezogen und hatte sich auf dem alten Berge (alte Veste) in
einem verschanzten Lager niedergelassen. So standen die größten Helden
jener Zeit sich 9 Wochen lang gegenüber. Gustav Adolf zu schwach, um
Wallenstein dieser zu vorsichtig, vielleicht auch zu ängstlich, um jenen
anzugreifen. In beiden Lagern brach bald Mangel, besonders an
Pferdefutter aus, und alles musste mit Blut erkauft werden, da sich die
fouragierenden Truppen beider Heere gewöhnlich begegneten und einander
das Gewonnene abjagten. Die Hitze des Sommers verursachte pestartige
Krankheiten und die Bande der Ordnung lösten sich dergestalt auch in dem
schwedisch-deutschen Heere auf, dass Gustav Adolf eines Morgens alle
Offiziere versammelte und ihnen mit Schmerz und Zorn die Unordnungen
vorhielt, die von den Soldaten, vorab von den deutschen, begangen
wurden. Nach erlangter Verstärkung beschloss er, dem Jammer dieser
Kriegsführung ein Ende zu machen und griff nachts vom 23. auf den 24.
August 1632 das Lager Wallensteins an. Er konnte ihn aber aus demselben
trotz des heißesten Kampfes nicht heraustreiben. Da zog er nach
Zurücklassung einer starken Besatzung in Nürnberg an Wallensteins Lager
vorüber südlich ins Bayerische hinein. In der Zeit nun, in welcher die
Heere beider Teile in und um Nürnberg ihren Stand hatten, hat Mögeldorf
entsetzliche Drangsale über sich ergehen lassen müssen. Das mögen
nachstehend verzeichnete Notizen bestätigen. Am 23. Sonntag nach dem
Trinitatisfest 1631 wurde die Kirche von den Kaiserlichen, welche 3.000
Mann stark Nürnberg belagerten und zumeist in Mögeldorf, Laufamholz und
Erlenstegen lagen, gebrandschatzt. Von da an diente 2 Monate lang die
Kirche als Pferdestallung; auch Häuser wurden geplündert und teilweise
zerstört.
1632 lag in der Fastenzeit die Tilly’sche Armee hier und in der
Umgebung. 5Monate lang blieb die Kirche geschlossen.
1633, 10. Juli, haben die Kaiserlichen im ganzen Dorf, insbesondere in
der Kirche und im Pfarrhofe, großen Schaden angerichtet.
1634, Sonntag nach Neujahr, sind kaiserliche Dragoner, 60 – 80 Mann
stark, von Bamberg herkommend ins Dorf eingefallen und haben den
Feldwebel der Dorfwacht mit anderen Soldaten niedergemacht, wurden aber
von 16 zum Quartiermachen hier gewesenen schottischen Soldaten zum Teil
gefangen, zum Teil ins Wasser gesprengt und zurückgeschlagen.
Am zweiten Pfingstfesttag hat das Sattlerische Regiment die Kirche
geplündert. 8 Tage darnach haben die Kaiserlichen, 4.000 Mann zu Pferd
und zu Fuß, von Forchheim aus hier einen Überfall gemacht und den
Pfarrer Stefan seines Vermögens beraubt.
1635 lag Land und Gotteshaus wüste und wegen des beständigen Streifens
und Überfallens des Feindes von Forchheim und Rothenberg aus war niemand
seines Lebens sicher. Im Sommer kamen 5 – 6 Tausend Polen ins Land,
schlugen hier ihr Hauptquartier auf und versursachten viel Elend.
1636 und 1637 litt der Ort unter der Einquartierung der Reiterei des
Piccolomini und der Regimenter Buttler, Gallstein, Harras, Götz,
Forgatsch usw.
1639 lagen wieder die Truppen des Piccolomini nahe zwei Monate lang
hier.
Vom zweiten Advent 1640 bis Oculi 1641 zogen die Kaiserlichen und
Schweden im Lande hin und her, streiften und plünderten, und überall war
die höchste Gefahr und Unsicherheit. Die Leute waren geflohen, die
Kirche war geschlossen.
1643, vom 2. Advent an, waren die Leute wieder meistenteils geflohen,
wegen der Hatzfeldischen Völker.
1644 vom Christabend an bis Dienstag nach Ostern war der Gottesdienst
wegen Einquartierung zweier 4.000 Mann starker bayerischer Regimenter
und ihrer Bagage gehindert.
1645 waren die Einwohner größtenteils wegen beständiger Durchzüge und
Einquartierungen von ihren Wohnungen abwesend.
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Thumenberg |
1646, XIV. und XV. p.Ts., sind die kaiserlichen und bayerischen Armeen
durch das Land gezogen und haben großen Schaden angerichtet. – Nach
Aufzählung dieser Drangsalzeiten soll hier noch einem Irrtum begegnet
werden. In dem hier vorhandenen Brauhause ist ein Gelasse da, welches
das Schwedenstübchen genannt wird. Aus dieser Benennung schließt man auf
einen Aufenthalt Gustav Adolfs im hiesigen Orte. Es ist aber ein solcher
nicht nachweisbar und nicht wahrscheinlich. Möglich, dass eine
schwedische Einquartierung daselbst kurze Zeit sich aufgehalten hat.
Geradezu unmöglich ist die auch vernehmbare Ansicht, dass nicht Gustav
Adolf, sondern der schwedische König Karl XII. †1718 hier gewesen sei.
In den lange andauernden Kriegen Deutschlands mit Frankreichs zu Ende
des vorigen und zu Anfang des laufenden Jahrhunderts scheint sich nichts
den hiesigen Ort Berührendes und der Aufzeichnung wertes ereignet zu
haben. In dem kurzen Krieg des Jahes 1866, welcher damit endigte, dass
Preußen die Oberherrschaft in Deutschland zufiel und Österreich aus
Deutschland ausscheiden musste, wurde Nürnberg von dem II. Reservecorps
Preußens besetzt. In Mögeldorf lagen während der Occupation Dessauer und
Braunschweiger. Nennenswerte Ereignisse kamen auch damals hier nicht
vor.
An anderen beugenden Ereignissen als den durch Kriegsunruhen
hervorgerufenen hat es hier zu keiner Zeit gefehlt. Doch finden sich
über solche nur spärliche Aufzeichnungen vor. Von 1561 – 1564 wütete
hier die Pest und verschlang 200 Personen, wie damals auch in Jobst
(wahrscheinlich im sogenannten Siechenkobel, einem Krankenspital) 100
Personen starben. Im Jahre 1584 verlangte dieselbe Krankheit wieder
viele Menschenopfer, unter anderen auch starben der damalige Pfarrer und
seine Ehefrau.
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