zurückzurück 


Auf den Spuren der alten Königstraße

Regensburg – Forchheim im Bereich von Mögeldorf

Dieter Lauer (1996)

Die geschichtlichen Überlieferungen

Des Königs Etapenziel, das Hallerschloss auf dem Kirchberg

Der Nürnberger Ortsteil Mögeldorf tritt am 6. Mai des Jahres 1025 in die beschriebene Geschichte ein. König Konrad II, der Salier, (1024-1039) siegelte in  „Megelendorf“ eine Urkunde, mit der dem Kloster St. Quirin am Tegernsee ein Besitztum bestätigt wurde.

Da Konrad II kurz vorher auch Urkunden in Beratzhausen und Schwarzenbruck unterzeichnete, lässt sich eine Alt- und Königsstraße von Regensburg, über Beratzhausen, Parsberg, Neumarkt, Schwarzenbruck, Mögeldorf, zur Pfalz in Forchheim vermuten. Im näheren Bereich Nürnbergs werden die annehmbaren Stationen mit Schwarzenbruck, Fischbach, Schüsselstein, Schmausenbuck, Buchenklinge, Mögeldorfer Kirchenberg und Pegnitz-Furt angegeben.

Nördlich der Pegnitz teilte sich diese Straße dann mehrmals auf, nach Westen Richtung Nürnberg und Fürth, nach Norden durch die Regnitzfurche oder über den Rücken bei Kalchreuth nach Forchheim, und nach Osten zur Straße nach Sulzbach. Dass sich die auch heute noch im Landschaftsbild dominierende Mögeldorfer Kirche, mit dem Hallerschloss, hoch über dem Pegnitzübergang am Platz einer alten, königlichen Rast- und Herbergsstätte befindet, darüber gibt es wohl keinen Zweifel.

In der folgenden Untersuchung soll versucht werden, den alten Straßenverlauf von Fischbach aus, über die Mögeldorfer Furt zu rekonstruieren; besonders im Bereich der im 19. und 20. Jahrhundert durchgeführten Überbauungen zwischen dem Reichswald und dem Rennweg.

 

Altstraßen

Der Begriff „Altstraßen“ umreißt alle Straßen, die nicht mehr dem ortsverbindenden oder überregionalen Verkehr dienen. Diese können jedoch als Wald-, Feld-, Forst- oder Hohlwege noch in ihrem Trassenverlauf bestehen. Oft sind sie aber durch Flurbereinigungen oder Siedlungsüberbauungen ganz und für immer aus der Landschaft verschwunden.

Altstraßen sind aber auch nicht so zu verstehen, dass ein einmal festgelegter Verlauf festen Bestand hatte, so wie unsere Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, sondern es gab jahreszeitliche und witterungsbedingte Verschiebungen. Die im Mittelalter kaum befestigten Straßen, Wege oder Pfade konnten nicht immer beritten, beschritten oder gar befahren werden. War ein Teilstück unwegbar, so wichen die Reisenden auf ein paralleles Stück aus, oder sie wählten sogar einen Umweg.

Ein Beispiel aus dem 18. Jahrhundert mag dies verdeutlichen: Zur Krönung Kaiser Karls VI (1711-1740) sollten die Reichskleinodien von Nürnberg nach Frankfurt gebracht werden. Mitte September 1711 war die Reichsstraße Nürnberg-Frankfurt jedoch bei Neustadt an der Aisch in einem solch schlechten Zustand, dass der Geleitzug bei Riedfeld (Ortsteil von Neustadt a.d.A.) die Steige hinauf musste, Diebach zur linken Hand in der Tiefe liegen ließ und erst bei Langenfeld wieder den normalen Verlauf seines Weges fortsetzen  konnte.

Wenn nun eine der Haupt- und Fernstraßen des Reiches im 18. Jahrhundert schon in einem so schlechten Zustand war, dann kann davon ausgegangen werden, dass Reit- und Saumwege früherer Zeiten auch oft nur eingeschränkt nutzbar waren.

Bei Altstraßen wird es wohl meistens mehrere Trassen als Verbindung zwischen festen Punkten gegeben haben. Während Trockenzeiten werden oft die bequemen Talwege genutzt worden sein, die außerdem meistens noch den natürlichen Wassern folgten. Versumpften diese Auenpfade, so wählte man die beschwerlichere, aber trockenere, oft auch kürzere Überquerung der Bergrücken. Zwischen Fischbach und der Mögeldorfer Furt ist daher als Altstraße auch der Weg um den Schmausenbuck herum denkbar. Im Bereich der heutigen Tiergartenweiher wird sich aber auch schon früher eine sumpfige Talaue befunden haben. 

Die Wegweiser

Wer könnte sich unser Nah- und Fernstraßensystem ohne die gelben oder blauen Hinweisschilder denken ? Selbst auf unbekannten Straßen geben uns in kurzen Abständen Pfeile oder Schilder Auskunft darüber, wo wir uns befinden, wann wir abbiegen müssen usw. Auch unser Wanderwegenetz ist so gut ausgemarkt; dass sich kaum noch jemand verlaufen kann, überhaupt, wenn noch gute Kartenunterlagen verfügbar sind.

Zu früheren Zeiten war dies nicht so. Die Reisenden brauchten einen guten, ortskundigen Führer, oder sie wurden von Einheimischen auf markante Merkmale am und in der Nähe des Weges hingewiesen. Diese Land- und Wegemarken konnten alleinstehende Bäume gewesen sein, Wasserflächen oder Bachläufe, Bodenerhebungen, aus dem Gelände ragende Felspartien u.v.a.m.  Wichtig waren dabei besonders Wasserstellen, da hier Pferde, Reiter und Fußvolk rasten oder sich stärken konnten.

Auf der Suche nach untergegangenen Altstraßen wird man sich deshalb auch an diesen eventuell noch vorhandenen, typischen Wegweispunkten orientieren können. Sicher, alte Bäume werden längst vermodert sein, aber Felsen oder Quellen, die lassen sich oft noch finden.

 

Von Fischbach durch den Reichswald

Zu König Konrads Ritt im Jahre 1025 zum Mögeldorfer Kirchenberg soll versucht werden, den Weg in etwa so nachzuvollziehen, wie er in „Alt-Mögeldorf“ beschrieben ist.

Soweit dies aus den heute noch vorhandenen, verfügbaren Quellen entnehmbar ist, siegelte der König am 4. Mai 1025 eine Urkunde in Regensburg, am 5. Mai eine in Beratzhausen, am 6. Mai je eine in Schwarzenbruck und Mögeldorf sowie am 10. Mai eine in Bamberg. Geht man davon aus, dass Konrad die Urkunde in Regensburg unterzeichnete, bevor er sich auf die Reise begab, dann benötigte er für die rund 95 Kilometer bis nach Mögeldorf drei Tage. Das zweite Signum wird jedoch bereits nach einem Tag im 26 Kilometer entfernten Beratzhausen genannt, d.h., für die Reststrecke bis Mögeldorf verblieben 69 Kilometer, die in zwei Tagen zu bewältigen waren.

Sucht man nach einem Herbergsort auf halbem Wege, dann müsste in der Gegend von Neumarkt das königliche Nachtlager aufgeschlagen worden sein, auch wenn dies heute keine Urkunde beweisen kann. Schwarzenbruck, das nur rund 16 Kilometer von Mögeldorf entfernt liegt, dürfte deshalb kein Herbergsort, sondern ein Halteplatz gewesen sein, wo der König die Mittagsrast zum signieren einer Urkunde nutzte.

Beim Abschnitt zwischen Schwarzenbruck, mit seinem Petzenschloss, und dem Sitz über der Mögeldorfer Pegnitzquere dürfte es sich um eine Halbtagesetappe für einen Königszug mit großem Gefolge gehandelt haben. In der Literatur wird zwar nur eine Entfernung von rund 20 Kilometern pro Tag für den Abstand zwischen Herbergen im Zusammenhang mit der menschlichen und tierischen Leistungsfähigkeit genannt, aber unter der Voraussetzung, dass in König Konrads Zug kein Fußvolk mitlief, dann konnte wohl auch bisweilen der doppelte Weg bewältigt werden.

Vom Petzenschloss in Schwarzenbruck bis zum Pellerschloss am Fischbach sind es rund 8,8 Kilometer, also eine annehmbare Vierteltagesetappe. Vom Fischbach bis zum Mögeldorfer Kirchenberg sind es dann noch weitere 7,3 Kilometer. Der Gesamtabstand von 16,1 Kilometer wird wohl auch mit der Lage der beiden Flussquerungen über die Schwarzach und über die Pegnitz im Zusammenhang gestanden haben.

War der Fischbach im Bereich des Pellerschlosses erreicht, so wurde hier wohl eine Zwischenrast eingelegt, die Pferde konnten getränkt werden, der König und sein Tross sich stärken, vielleicht wurde auch Proviant bei den Ansässigen aufgenommen.

Nach dem Aufbruch wurde der Fischbach überquert und nach rund 480 Metern der Augraben. Hier verließ der Zug dann das freie Feld und wechselte von der Aue in den Waldbereich hinein. Nachdem eine weitere Strecke von 1480 Metern zurückgelegt worden war, zeigte der Schüsselstein, ein bekannter Sandsteinmonolith, den Reisenden, dass sie am rechten Weg waren.

Vom Schüsselstein bis zum Hartgraben, bis zu der Stelle, die heute mit Amtmannsbrünnlein benannt ist, waren wieder 530 Meter zurückzulegen. Hier befand sich eine feuchte Waldaue, bei der einige hundert Meter weiter auch noch der Brandgraben zu queren war. Es ist anzunehmen, dass in diesem Bereich der Weg und die Furten mit Knüppeldämmen oder Steinen befestigt waren. Hier musste auch entschieden werden, ob der Weg über die Höhe gewählt wurde, oder der im Tal um den Schmausenbuck herum.

Bei der Wahl des Höhenweges wurde vom Amtmannsbrünnlein aus dann nach 1310 Metern der Westrand der Alten Steinbrüche erreicht. Hier könnte es möglich gewesen sein, dass dort, wo jetzt ausgebrochene Vertiefungen im Gelände sind, einst eine sichtbare Felsenpartie als Wegmarke stand. Der Weg knickt von hier aus nach Nordwesten ab und erreicht nach einem weiteren Kilometer den Sattel zwischen Schmausenbuck und Klingenberg. Oberhalb der Buchenklinge befindet sich auch heute noch ein im Wald versteckter Sandsteinfelsen, der  bei einem etwas mehr ausgelichteten Wald als weiterer Wegweiser gedient haben könnte.

Vom Sattel des Höhenrückens aus waren es dann noch rund 200 Meter bis zur Buchenklinge, einer seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesenen, gefassten Quelle, aus der auch heute noch, nicht viel, aber ständig Wasser quillt.

Diesen Platz kann man sich als Rast oder Sammelplatz für den Tross vorstellen, um dann möglichst geschlossen dem Sitz in Mögeldorf entgegen zu ziehen.

Von der Buchenklinge aus ging es über den heutigen Klingenweg weiter, der allerdings nicht immer so schnurgerade verlaufen sein dürfte wie die jetzt ausgebaute Forststraße. Nach rund einem Kilometer war dann der Waldrand und die offene Mögeldorfer Flur erreicht. Von Fischbach bis hierher hatte der Königszug nun sechs Kilometer zurückgelegt, weitere 1,3 Kilometer waren bis zum Kirchenberg noch zu bewältigen.

Dieser im Versuch nachvollzogene Weg vom Pellerschloss zum Waldrand an der Hersbrucker Straße, bzw. am Ibisweg, kann heute noch leicht gefunden werden. Zwischen Amtmannsbrücklein und Fischbach ist er sogar ein Teilstück eines mit Blaupunkt ausmarkierten Wanderweges. Allerdings gilt bei allem die Einschränkung, dass die Altstraßen-Trassen nicht so stabil festlagen wie die heutigen Straßen und Forstwege.

 

Vom Reichswald bis zum Mögeldorfer Kirchenberg

Lässt sich der Abschnitt vom Fischbach bis zum Waldrand bei Mögeldorf noch einigermaßen an bestehenden Wegen nachvollziehen, so ist die Fortsetzung bis zum Park des Schmausenschlosses an der Waldstraße restlos aus dem Stadtbild verschwunden. Allerdings gibt es auch hier noch eine Möglichkeit, um den einstigen Verlauf verfolgen zu können.

Als Grundlage dieses Rekonstruktionsversuches dient der bayerische Uraufnahme-Kataster aus dem Jahre 1821. Diese Kartengrundlage wurde noch vor der ersten großen Störung der Altmögeldorfer Landschaft, vor dem Bau der Bahnlinie Nürnberg-Amberg, der Bayerischen Ostbahn, geschaffen. Da es sich bei dieser Kartengrundlage um ziemlich maßstabsgetreue Aufnahmen der Landesvermessung handelt, lassen sich Wege- und Grabenverläufe anhand von festen Punkten gut in heutige Stadtkarten übertragen.

Da es sich bei der Verbindung zwischen dem Waldrand und dem Mögeldorfer Ortskern um einen direkten, zwar leicht kurvigen Wegverlauf handelt, wird dieser wohl nur wenig von dem Pfad abweichen, den König Konrad im Jahre 1025 mit seinem Geleit geritten ist.

Vom Waldrand aus verlief der Weg diagonal über das Grundstück Hersbrucker Straße 104, berührte das Haus Nr. 102 a, querte den Wendeplatz und führte etwa über folgende Grundstücke an der Hersbrucker Straße weiter: Haus Nr.132, 130, 152, 176, 174, 196, 194 und 216. Von hier aus kreuzte er langgezogen die Hersbrucker Straße bis zu deren Einmündung in die Balthasar-Neumann-Straße.

Dieses Wegestück war vor 1970, bevor die Reihenhäuser entstanden, noch vorhanden.   Von der Balthasar-Neumann-Straße aus knickte damals der Weg nach Osten ab und führte über eine Rampe hinauf zur Prutzstraßenbrücke, die vor 1859 im Zuge des Eisenbahnbaues als Verbindung zwischen den zerstückelten Landschaftsteilen gebaut worden war. Diese Rampe wurde vor 1970 für den Bau der Häuser am Häherweg beseitigt und, nach Osten versetzt, als geradlinige Verlängerung der Prutzbrücke neugebaut.

Die ursprüngliche Altstraße verlief von der heutigen Balthasar-Neumann-Straße aus allerdings in nordwestliche Richtung weiter, sie berührte das Grundstück Häherweg 1, dann die Grundstücke Balthasar-Neumann-Straße 103, 105, 97, 99 und 101. Nach der Kreuzung mit dem Bussardweg werden dessen Anliegergrundstücke Nr. 5, 7, 9, 11 und der Garagenhof gequert.

Im Bereich des südlich der Bahnanlagen liegenden Gewerbe- und Gartengebietes musste der Grübengraben überschritten werden. Dieser ehemalige Bachlauf ist nur noch in Teilstücken sichtbar vorhanden. Er kam ursprünglich aus Richtung Laufamholz und floss zum Zeltnerweiher hin ab. Heute ist er weitgehend verrohrt und an mehreren Stellen an den Stadtentwässerungskanal angebunden, so im Bereich des S-Bahnhofs Rehhof, an der Prutzbrücke und schließlich endgültig an der Schmausenbuckstraße. Sein weiterer Verlauf, an der Blütenstraße, der Effnerstraße usw., ist längst überbaut und vergessen.

Ein weiterer verschwundener Graben verlief von der Farnstraße, über die Dientzenhoferstraße, längs der Balthasar-Neumann-Straße von Westen nach Osten, gegenläufig zum Grübengraben, und mündete an der vermuteten Altstraße in diesen ein. Nach der Überquerung des Grübengrabens kreuzte die Altstraßen-Trasse die Bahnanlagen, das Parkhaus eines Großverbrauchermarktes und traf im Bereich der Kreuzung Laufamholzstraße/Laubestraße/Waldstraße auf das noch bestehende Mögeldorfer Straßensystem.

Die Laufamholzstraße selbst wurde vermutlich erst später angelegt, um mit Fuhrwerken besser die Mögeldorfer Furt erreichen zu können. Ursprünglich wird die Altstraße in den alten Ortskern hineingeführt haben, allerdings nicht unter der heutigen Waldstraße, sondern längs der Mauer des Schmausenschlossparkes, über die Grundstücke Waldstraße 9 und Ziegenstraße 28.

Der weitere Verlauf bis zur Kirche und den Herrensitzanlagen war deckungsgleich mit der Ziegenstraße. Der Abritt zur Furt ist längs des Link‘schen Schlosses nachvollziehbar. Fuhrwerke mussten aber wohl erst vor zur Laufamholzstraße und dann hinab zur Flussstraße.

 

Der Mögeldorfer Pegnitzübergang

Oberhalb von Mögeldorf teilte sich die Pegnitz in mehrere Arme auf und bildete damit die Voraussetzung für einen weniger tiefen Wasserstand und somit auch günstige Verhältnisse für eine Furt.  1821 sind zwei Arme verkartet, während auf einer Karte von 1563 drei überbrückte Arme dargestellt sind. Diese Unterschiede sind dadurch zu erklären, dass ungebändigte Flüsse jährlich, oder nach jedem Hochwasser, ihren Lauf veränderten.  Altarme wurden verlegt, neue brachen sich ein eigenes Bett. Die Ansitzer auf dem Mögeldorfer Kirchenberg werden ihre Furt gut beobachtet und die jeweils günstigste Route für Querungen abgesteckt haben.

Mit der Zeit wurden Stege gebaut, um trockenen Fußes das andere Ufer erreichen zu können. Die heutige Flussstraßenbrücke entstand in den Jahren 1972-74 mit der Anlage des Wöhrder Sees.

König Konrad wird 1025 nach der Pegnitzquerung den Straßenverlauf des heutigen Flussstraßenteilstückes, zwischen Thumenberger Weg und Weißer Weg, geritten sein. Die Bahnanlagen verbergen im Bereich des Ostbahnhofes den ehemaligen, weiterführenden Verlauf, aber im Stadtplan und auf Karten ist dieser noch eindeutig erkennbar: Flussstraße, Teilstück der Straße „Am Ostbahnhof“ und Bismarckstraße bilden bis zur Einmündung der Rechenbergallee und des Steinplattenweges eine fast gerade Linie.

Hier endet der Umfang dieser Untersuchung, der weitere Weg nach Forchheim und Bamberg wird sich aber in ähnlicher Form finden lassen.

  

Heftausgabe 04.2007

Mögeldorf als Straßenknotenpunkt

Folgt man der Wittmann‘schen Altstraßenkarte, so bildete die Mögeldorfer Pegnitzquere einen Knotenpunkt an dem mehrere Straßen zusammenkamen und sich wieder teilten. Vor der Schaffung eines eigenen Flußüberganges zwischen den Alt-Nürnberger Stadtteilen St. Lorenz und St. Sebald bildete die Mögeldorfer Furt die einzige Überschreitungsstelle der Pegnitz im hiesigen Raum. Nächste Möglichkeiten scheint es nur bei Hersbruck und bei Fürth gegeben zu haben.

Neben der Nord-Süd-Straße von Bamberg nach Regensburg lief durch Mögeldorf auch eine Ost-West-Straße. Aus dem Hersbrucker Raum kommend nahm diese einen Verlauf über Ottensoos, Mögeldorf, St. Peter, St. Leonhard, querte die Rednitz bei Altenberg und führte auf dem Höhenrücken südlich der Bibert bis zum Wasserscheiden-Kreisel bei Markt Bergel. Von hieraus konnte der Weg mehreren Flussleiten folgend fortgesetzt werden, z.B. zum Main nach Würzburg, oder der Tauber entlang Richtung Frankfurt.

Auch aus dem Südosten richtete sich eine Straße nach Mögeldorf, sie kam aus der Gegend von Lauterhofen und berührte wohl Leinburg, Diepersdorf und Schwaig.

Nördlich der Pegnitz, nach der Furtüberschreitung, fächerten sich einige Wege in verschiedenen Richtungen auf. Die Hauptrichtung bildete die schon beschriebene Achse zur heutigen Bismarckstraße. Hier traf der Weg mit der Altstraße rechts der Pegnitz zusammen, die von Erlenstegen über den Steinplattenweg, den Rennweg und die Veillodterstraße zur Langen Gasse in den Nürnberger Altstadtbereich führte, und von hieraus weiter in Richtung Fürth. Die heutige Sulzbacher Straße bekam ihren Verlauf erst im 13. Jahrhundert.

Von der Mögeldorfer Furt aus richtete sich auch ein Talweg nach Osten, um auf bequemere Weise die alte Fernstraße bei Erlenstegen zu erreichen. Ebenso dürfte es wohl einen westlich gerichteten Auenweg nach Wöhrd gegeben haben.

Weitere, auf die Pegnitzquere bezogene Straßen zeigt die Wittmann‘sche Karte aus Stein kommend über Altenfurt nach Fischbach, und von Lauterhofen über Altdorf nach Fischbach,  mit Anbindung an den Weg durch den Reichswald.

Mögeldorf blieb trotz aller Veränderungen immer ein Straßenknotenpunkt, da die Flussstraßenbrücke bis heute eine wichtige Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südosten Nürnbergs bildet. Vor dem Bau der Bahnlinie Nürnberg-Bayreuth, um 1877, verband die Nürnberger Altstadt vom Laufertor kommend eine Hauptstraße mit Mögeldorf, die bei St. Jobst von der Sulzbacher Straße abbog und zu den Pegnitzbrücken führte. Eine zweite Hauptstraße kam vom Königstor aus links der Pegnitz in den Vorrort, ähnlich der heute wichtigsten Verbindung Mögeldorfs mit dem Stadtzentrum. 

Weitere alte Straßen in Mögeldorf

Der Uraufnahme-Kataster von 1821 zeigt in Alt-Mögeldorf auch noch einige alte Straßen, die größtenteils heute noch bestehen. So führte auf der Trasse der Schmausenbuckstraße ein Weg in den Reichswald, der sich an der Einmündung zur jetzigen Siedlerstraße gabelte und wohl eine Anbindung an die Regensburger Straße hatte.

Im Ortskern von Mögeldorf selbst, dort wo sich heute das  Diakonie-Zentrum befindet, stieß die von Regensburg kommende Altstraße, etwas westlich der heutigen Waldstraße, auf den Bürgweg und die Ziegenstraße. Die Ziegenstraße war wohl früher ein Hutweg zu den Weiden längs der Pegnitz; der Bürgweg führte nach Unterbürg und wohl einst auch nach Laufamholz. Noch in den siebziger Jahren gab es einen Verbindungsweg zwischen Bürgweg Hs.-Nr.30 und der Laufamholzstraße Hs.-.Nr.75; mit dem Bau einer Wohnanlage wurde auch dieses Wegestück eingezogen, sein Verlauf ist aber an den Grundstücksgrenzen noch nachvollziehbar. Dieser verschwundene Verbindungsweg fand in der heutigen Föhrenstraße seine Fortsetzung, der weitere Verlauf nach Laufamholz ist im Gewerbegebiet untergegangen.

An der Föhrenstraße kündet der Totenraststein noch von einem alten Wegegeleitbrauch. Hier holte der Mögeldorfer Pfarrer die Verstorbenen aus Laufamholz ab und geleitete sie zur letzten Ruhe auf dem Mögeldorfer Friedhof. 

Bedeutung der alten, über Mögeldorf verlaufenden Königsstraße

Die alte, um das Jahr 1000 entstandene Straße von Regensburg über die Mögeldorfer Furt wird bald ihre Bedeutung wieder verloren haben, und zwar dann, als der Brückenschlag über die Pegnitz zwischen den Nürnberger Stadthälften St. Lorenz und St. Sebald gelungen war. Das ab 1050 an Wichtigkeit zunehmende Nürnberg wird bald auch den Nord-Süd-Verkehr an sich gezogen haben, eine Ost-West-Route gab es ja schon früher. Die Verbindung Fischbach-Mögeldorf verblieb bestenfalls als Teilstück des Forstwegenetzes, während dann eine „Neue Regensburger Straße“ vom Königstor aus über St. Peter und Altenfurt nach Feucht führte, deren Verlauf aber auch schon mehrmals verändert wurde.

Mögeldorf blieb aber noch über Jahrhunderte ein Ort, durch den Könige und Kaiser gezogen sind, wenn sie von Böhmen kommend oder auf dem Weg dorthin, ihre Reichsstadt Nürnberg besuchten. In der Regel nahm der Königszug hier den Weg links der Pegnitz zwischen Königstor und Lauf an der Pegnitz. Bei Mögeldorf befand sich die Stelle, wo das Geleit der Nürnberger Patrizier begann oder endete und in den Mögeldorfer Wirtshäusern wird an solchen Tagen der Umsatz mit der Stärkung Wartender, Neugieriger oder Durchziehender gestiegen sein.

 

Der Königsweg zwischen Fischbach und dem Mögeldorfer Kirchenberg

Zusammenfassung

Der Rekonstruktionsversuch einer geschichtlich nicht unbedeutenden Altstraße im überbauten Bereich des Nürnberger Ortsteiles Mögeldorf zeigt, dass den Spuren längst vergangener Wege auch dann gefolgt werden kann, wenn keine sichtbaren Stellen mehr vorhanden sind. Kartenbelege, Wegemarken und logische Zusammenhänge bieten die Möglichkeit, die Trassenverläufe einstiger Straßenverbindungen nachzuvollziehen, auch wenn diese nicht metergenau stimmen müssen. Beweise für die rekonstruierten Straßenlagen könnten nur noch durch Grabungen erbracht werden, soweit Altstraßen überhaupt archäologisch ergiebig wären.

Aber vielleicht ist mancher Mögeldorfer, wenn er in seinem Garten einmal tiefer gegraben hat, schon auf Steine oder andere Bodenstörungen gestoßen, die nicht gleich erklärbar waren. Dann könnte dies, nichts ist unmöglich, ein Stück jenes Weges gewesen sein, das Konrad II, der Salier, im Jahre 1025 als König und im Jahr 1030 noch einmal, dann schon als Kaiser, auf einigen der vielen Züge durch die Länder seines Reiches geritten ist.

Literatur: Leo Bayer (verschiedene Bücher), Franz Flierl, Mögeldorf seine Geschichte, seine Straßen, Hermann Rusam (verschiedene Bücher und Beiträge), Leonhard Wittmann, Fränkische Altstraßen vor dem Jahr 1000

Ein Original dieser Abhandlung mit Fußnoten und genaueren Quellen befindet sich in unserem Vereins-Archiv und kann ausgeliehen werden.

Auch der Autor Herr Dieter Lauer, ein Mitglied unseres Bürgervereins, stellt gerne ein komplettes Manuskript zur Verfügung. Seine Adresse in Nürnberg, Schweppermannstr. 22, Ruf 54 13 18.

 

letzte Änderung: 27.12.13

Seiteanfang