Der Bürgerverein hatte zu seiner Jahresfahrt eingeladen, organisiert von Frau
Stadträtin Ulrike Hölldobler-Schäfer. Herr Köhler konnte 50 Teilnehmer begrüßen.
Unser Bus war voll. Nach Heilsbronn, Ansbach und Cadolzburg ging es, auf den
Spuren der Hohenzollern.
Wie das? Die Hohenzollern findet man doch in Berlin: Kurfürsten von Brandenburg,
Preußische Könige, Deutsche Kaiser. Ihren Ursprung haben sie in Schwaben. Alles
stimmt und es ist doch nicht alles. Sie haben auch eine lange fränkische
Geschichte. Bei der Aufreihung ihrer Titel stand immer an erster Stelle:
Burggrafen von Nürnberg.
Das Geschlecht der
Hohenzollern hat seinen Stammsitz auf der Burg Hohenzollern in Württemberg, am
Südrand der Rauen Alb. Da gab es einen Friedrich, der sich um Barbarossa und
dessen Sohn Heinrich IV. verdient machte. Dafür durfte er nach Nürnberg
heiraten. Er bekam die Tochter des dortigen Burggrafen Konrad von Raabs zur
Frau. Erstmals wurde dieser Friedrich I. im Jahr 1192 erwähnt. Der Burggraf zu
Nürnberg war Hüter der kaiserlichen Burg, Stadtkommandant und oberster Richter.
Die fränkischen Hohenzollern trennten sich bald von ihrer schwäbischen
Verwandtschaft, erwarben sich aber in Franken immer größere Besitzungen. Mit der
aufstrebenden Stadt Nürnberg gab es zunehmend Konflikte. Deshalb hatten die
Zollern bereits Mitte des 13. Jh. ihren Sitz nach Cadolzburg verlegt. 1417
wurden die Hohenzollern mit der Mark Brandenburg belehnt. Für den Aufbau Ost
brauchten sie Geld. Also verkauften sie 1427 Teile ihrer Besitzungen an die
Reichsstadt Nürnberg, ausgenommen die Hohe Gerichtsbarkeit und das Jagdrecht in
den Wäldern. Es blieben ihnen auch Güter in den Dörfern um Nürnberg. Die
Hohenzollern saßen ja noch in Ansbach. Weil manche Ansprüche und Rechte
ungeklärt waren, gab es ständig Streitigkeiten zwischen den Markgrafen von
Ansbach und der Stadt Nürnberg. Das führte zu zwei Kriegen, unter denen vor
allem die Dörfer um Nürnberg leiden mussten. Im Ersten Markgrafenkrieg 1449
wurde das Langhaus der Mögeldorfer Kirche durch Feuer zerstört, die Gemeinde
litt unter Raub und Zerstörung. Im Zweiten Markgrafenkrieg lag das Dorf in
Schutt und Asche. Unsere Mögeldorfer Vorfahren standen wohl unter der Herrschaft
der Reichsstadt Nürnberg, waren aber immer auch mit den Brandenburgern
verbunden. Diese waren Lehensherren des Baderschlosses, zweier Wirtschaften und
einiger Bauernhöfe. Das blieb so bis ins 18. Jahrhundert. Aber eines Tages
rückte preußisches Militär in Mögeldorf ein. Als nämlich der Markgraf Alexander
von Ansbach seine Besitzungen an die Hohenzollern in Berlin abtrat, dehnten
diese ihre Ansprüche bis an die Nürnberger Stadtmauern aus. Zehn Jahre, von 1796
– 1806, stand Mögeldorf unter preußischer Herrschaft.
Ist es nach all diesen
historischen Bezügen nicht verständlich, dass unser Geschichtsverein einmal
Spuren der Hohenzollern erkunden wollte?
Unser erstes Ziel war das
Münster von Heilsbronn. Wir wurden von zwei Kirchenführern begrüßt, die uns mit
großem Engagement betreuten. Die Kirche bereitete sich mit Schmuck und Gesang
auf das Erntedankfest vor und wir durften mit dem Lied „Geh aus mein Herz und
suche Freud“ auch selbst die gute Akustik des Raumes erproben. Das Münster ist
eine lebendige Kirche mit einer großen Vergangenheit.
Das Kloster Heilsbronn
wurde 1132 von Bischof Otto I. von Bamberg gegründet und von Zisterzienzern
betrieben. Diese lebten in großer Bescheidenheit von Ackerbau und Fischzucht.
Man gönnte sich im Winter nur die Beheizung der Küche und eines Wärmestübchens.
Die Lebenserwartung der Mönche lag im Schnitt bei 28 Jahren. Zeichen ihrer Demut
war, dass ihre Kirchen nicht mit hohen Kirchtürmen, sondern nur mit kleinen
Dachreitern versehen waren. Das einfache Klosterleben fand die Zuneigung des
Adels. Heilsbronn kam in den Genuss von manchen Schenkungen, so der Grafen von
Heideck und der Abenberger. Den Schutz des Klosters übernahmen bald die
Hohenzollern. Sie erwählten das Münster von Heilsbronn zu ihrer Grablege. Vom
Ende des 13. Jh. bis zum Beginn des 17. Jh. wurden die Hohenzollern im Münster
beigesetzt. Das führte dazu, dass zahlreiche Adelsfamilien ebenfalls Heilsbronn
zu ihrer Grabstätte wählten. Auch Nürnberger Patrizierfamilien waren unter
ihnen. Im südlichen Seitenschiff, dem Mortuarium, sind zahlreiche Grabstätten.
Unter den großen Hochgräbern im Mittelschiff befindet sich die nicht zugängliche
Gruft der Hohenzollern. Etwa 500 Grabstätten wurden im Münster eingerichtet. Man
nennt deshalb das Münster die „Christliche Schlafkammer Frankens.“
Nicht nur eine
Schlafkammer ist das Münster, sondern ein eindrucksvolles bauliches
Gesamtkunstwerk. Die ursprüngliche romanische Basilika erfuhr im Laufe der Zeit
einige An- und Umbauten in Stil der Gotik. Der Kirchenraum ist abwechslungsreich
gegliedert und dadurch sehr lebendig. Altäre, Epitaphien und Skulpturen sind als
Zeichen alter Frömmigkeit von großer Ausdruckskraft. Unsere Gruppe verweilte vor
dem Vierzehn-Nothelfer-Altar, dem Elftausend-Jungfrauen-Altar und dem
Hauptaltar. Nicht übersehen haben wir das Sakramentshaus, das uns stark an unser
Nürnberger Sakramentshaus in der Lorenzkirche erinnert, aber nicht wie das
unsere von Adam Krafft, sondern von einem seiner Schüler stammt.
Angesichts der vielen
Schätze und Ansichten war es ein zwar eindrucksvoller, aber recht kurzer Besuch
des Heilsbronner Münsters.
Unser zweites Ziel war
Ansbach, früher Onoldsbach genannt. 748 gründete Gumbert zwischen dem Onoldsbach
und der Rezat ein Benediktinerkloster, 1221 wurde Ansbach zum erstenmal als
Stadt erwähnt, 1331 den Hohenzollern unterstellt. Als die Hohenzollern zu
Kurfürsten von Brandenburg aufstiegen, wurde Ansbach nicht mit Brandenburg
vereinigt. Es hat sich deshalb eigenständig entwickeln können. Unsere
Reisegruppe startete das Ansbachprogramm in der Orangerie, genauer gesagt im
Restaurant Orangerie, wo eine Mittagsstärkung angesagt war. Danach waren wir
gleich am Ort des Geschehens, im Schlossgarten, der uns in seinem barocken Teil
noch die Pracht der sommerlichen Blumen vorführte. Zum wahren Kunstwerk wird der
Park erst zusammen mit der Kulisse der Orangerie. Wie der Name sagt, war eine
Orangerie im 18. Jahrhundert ursprünglich zur winterlichen Aufbewahrung der
damals so beliebten Orangenbäumchen gedacht, aber schon bald gesellschaftlich
genutzt für Tanz und andere Feste.
Unsere Busgesellschaft
machte nun einen geführten Rundgang durch die mittelfränkische
Regierungshauptstadt, die in ihrer historischen Bauweise durch die Fränkischen
Hohenzollern, die Markgrafen von Ansbach, geprägt ist. Die Straßen zeugen heute
noch vom etwas strengen Markgrafen-Barock. Wir besichtigten die Ansbacher
Synagoge, eine sogenannte tote Synagoge, weil sie von keiner Gemeinde mehr
benützt wird. Sie wurde 1756 erbaut von Leopold Retty (Rettystraße in
Mögeldorf!) und ist eine der fünf noch bestehenden Barocksynagogen in
Deutschland. Am Obermarkt, dem Martin-Luther-Platz, warfen wir einen Blick auf
die St. Johanniskirche, passierten die Markgrafenkanzlei mit ihrer
Sgrafittofassade und verweilten dann länger in der St. Gumbertuskirche, die in
ihrer romanischen Krypta wiederum Hohenzollerngräber birgt. Die Kirche St
Gumbertus war ursprünglich Klosterkirche. Als nach der Reformation das Kloster
aufgelöst wurde, war St. Gumbertus ohne Gemeinde. Später wurde sie zur Hofkirche
ernannt und um 1736 umgestaltet. Sie ist eine typische Markgrafenkirche. Grau
ist die dominierende Farbe. Die Emporen gehen rundum, die Kanzel sitzt über dem
Altar, aus den Emporen hebt sich die markgräfliche Hofloge ab.
Wir beschlossen unseren
Rundgang am Residenzschloss, dem Sitz der Regierung von Mittelfranken.
Ursprünglich stand dort ein Wasserschloss. In der Barockzeit wurde es
umgestaltet, zuerst von Gabriel Gabrieli, dann von Johann Wilhelm und Karl
Friedrich von Zocha, schließlich von Leopold Retty und David Steingruber (alle
Namen bekannt von Mögeldorf-Straßen)
Heute befinden sich im
Schloss die Amtsräume der Regierung von Mittelfranken. Bei der Neubildung der
Rechtsaufsichtsbehörden des Königsreiches Bayern wurden 1810 sieben
Regierungsbezirke gebildet. Ansbach wurde Sitz des damals so genannten
Rednitzkreises.
Unser letztes Ziel war
Cadolzburg. Die Burg wurde schon 1157 erwähnt, der Markt Cadolzburg erst 1388.
Ab 1260 war die Burg Sitz der Burggrafen von Nürnberg. Kurfürst Friedrich I. von
Brandenburg baute die Burg grundlegend um. Durch den Torturm, dem „Brüsela“
erreichten wir von Süden die Vorburg mit Häusern aus dem 17. und 18.
Jahrhundert. Wir standen vor der Hauptburg, im Westen der Alte Bau aus dem 15.
Jh., im Osten der Neue Bau, der in der Renaissance umgestaltet wurde. 1945 wurde
die gesamte Cadolzburg zerstört. Seit 1975 hat man mit dem Wiederaufbau
begonnen, doch ist die Burg noch nicht zur Besichtigung geöffnet. Als wir
abschließend mit dem Bus hinunter ins Tal fuhren, bot sich uns ein
eindrucksvoller Blick: auf die gesamte Burganlage, wie sie sich mächtig aus dem
Farnbachtal erhebt. Über zwei Jahrhunderte beherrschten die Hohenzollern von
hier aus ihr Territorium.
Noch
ein wenig im Banne der Hohenzollern kehren wir mit einigen neuen Eindrücken nach
Mögeldorf zurück. Wir haben ein Stück unserer Heimat und Geschichte näher kennen
gelernt. Nochmals Dank an Frau Hölldobler-Schäfer!
Wer nicht dabei war und
trotzdem bis hierher gelesen hat, der hat vielleicht Lust bekommen zu eigener
Spurensuche. Nur zu!
Elfriede Schaller
|