war von 1883 – 1893
Pfarrer in Mögeldorf und schrieb das erste Buch über unseren Ortsteil
unter dem Titel „Mögeldorf sonst und jetzt„. Nachdem dieses Büchlein
vergriffen ist, möchten wir in den nächsten Ausgaben von „UNSER
MÖGELDORF„ etliche Kapitel aus dem weltlichen Teil veröffentlichen.
Manches, was er über
die frühere Geschichte schreibt, ist durch Forschungen des 20.
Jahrhunderts überholt.
Trotzdem gilt Herrmann durch seine
aktuellen Schilderungen über Ereignisse seiner Zeit sowohl in seinem
weltlichen als auch kirchlichen Teil als wertvoller Zeitzeuge.
„Mögeldorf sonst und jetzt„
Pfarrer Herrmann
schreibt die erste Ortsgeschichte.
Dieser erste Artikel
soll Sie etwas einführen in die Zeit der Veröffentlichung, um manches im
richtigen Lichte zu sehen: Was war los in Mögeldorf, als Herrmann diese
erste Ortschronik schrieb? Wie kann ein Pfarrer der ca. 3000 Seelen
betreuen musste, noch Geschichtsforschungen betreiben und was war
Pfarrer Herrmann für eine Persönlichkeit?
Es war das letzte
Jahrzehnt vor der Eingemeindung von Mögeldorf als Herrmann von 1883 bis
1893 hier als einziger Pfarrer wirkte. Sein Nachfolger Johann Friedrich
Ludwig Lauter, von dem wir auch noch etwas hören werden, erlebte dann in
seiner Amtszeit (1894-1910) die Einverleibung nach Nürnberg.
Das Dorf bekam 1882
endlich in der Ziegenstraße die neue Schule und kurz darauf entstand
neben dran der neue Friedhof. In Bürgermeister Johann Stieglers letzter
Amtszeit (1887 – 1899) wurde das neue Mögeldorfer Rathaus in der
Freiligrathstraße gebaut. Die Industrialisierung wurde fortgesetzt.
Die
Bevölkerungsstruktur änderte sich: Zu den Bauern, Händlern und
Handwerkern kamen die Fabrikarbeiter. Ein Wandel, der sich natürlich
auch im kirchlichen Raum auswirkte.
Um nur einiges aus
den Kirchenjahresberichten 1887-1890 von Pfarrer Herrmann und 1891-1894
von Pfarrer Lauter aufzuzählen:
„Im Jahre 1895
bestand die Gemeinde Mögeldorf aus 2018 Seelen, dazu kam noch
Laufamholz, Hammer, Unter- und Oberbürg, Malmsbach, Schwaig und Zabo,
insgesamt 3355 Seelen. Dazu kommen noch 200 Katholiken, teils in
gemischten Ehen. Konfessionslose sind nicht vorhanden, eine
Methodistenfamilie wieder nach Nürnberg zurückgekehrt. Pfarrvermögen ist
nicht vorhanden, der ganz geringe Grundbesitz unverändert.
Da die Dorf-Gemeinde
einen eigenen Gemeindeschreiber nicht besitzt, nachdem der Bürgermeister
einen solchen nicht beansprucht, so ist der Pfarrer durch Schreibereien
aller Art ohne Entlohnung und oft in recht lästiger Weise in Anspruch
genommen.„
„Die Kirchengemeinde
ist nicht anders geworden. Mehrere hiesige Fabriken stehen still. Dafür
sind in und bei der Stadt arbeitende Fabrikarbeiter der freundlicheren
und billigeren Wohnungen wegen hierher gezogen wie auch mehrere Rentner
und Rentnerinnen dieserhalb hier leben. Die größere Hälfte der
Kirchengemeinde besteht aus Arbeiterfamilien, die kleinere aus Bauern,
Händlern, Kaufleuten, Handwerkern, Rentnern und Stadtbediensteten.
Die Schule in
Mögeldorf besteht aus 5, in Laufamholz aus 2 Klassen, an welchen
durchwegs fleißige, tüchtige, wohlgesittete und kirchlich gesinnte
Lehrkräfte wirken.
Die seit 40 Jahren
bestehende Kleinkinderbewahranstalt ist in jeder Weise ungenügend.
Durchschnitt
unehelich zu ehelichen Geburten: 1891 1:6,3, 1893 1: 8,4
Kirche und Pfarrhaus
haben mancherlei notwendige und zweckdienliche Verbesserungen empfangen.
Im Herbst 1890 wurde
eine neue, von dem Orgelbaumeister Johann Strobel, Nürnberg gebaute
Orgel aufgestellt. Sie enthält 13 Register, 3 Koppelzüge und 2 Manuale.
Anschaffungskosten M. 4240.-
Das Hauptportal der
Kirche haben einige Nürnberger Kunstfreunde als ein Meisterwerk erkannt
und wollen es mit dem Betrag einer Sammlung restaurieren lassen.„
Geht nun der Bericht
auf die inneren Verhältnisse der Kirchengemeinde über, so muß man
zunächst die alte Klage über den zu geringen Besuch der Gottesdienste
nennen.
„Schmerzlich hat den
Lokalpatriotismus die Tatsache berührt, dass ein der Gemeinde Mögeldorf
zugehöriger junger Mann in Humbug, Raub und Mord begangen und dafür die
Todesstrafe erlitten hat.
Sozialdemokraten
heißen hier alle, die dem Reichstagsabgeordneten Grillenberger in
Nürnberg gewogen sind, aber es ist nicht wahr, dass sie alle in keiner
Verbindung zu Glauben und Gott stehen. -
Nur ein
Ehescheidungsfall ist vorgekommen!
Etliche unter den
Privatiern und Fabrikbesitzern mit ihren Familien sind gesellschaftlich
sehr freundlich und wohlwollend gegen dem Pfarrer und seinen
Angehörigen, aber die kirchlichen Gnadenmittel zu begehren hindert ihr
Liberalismus und der „feinere Ton„ der ihnen und ihren Geistesverwandten
eigen ist.
Die eigentlichen
Bürger, seien es bessere Arbeiter, Handwerker, Krämer und Bauern halten
sich nicht zur Kirche und ihren Gnadenmitteln. Aber die Pfarrer dürfen
sie nicht vor den Kopf stoßen, sondern muss sie lieb und fein behandeln.
Vielfach hindert sie tatsächlich die Sorge um das tägliche Brot oder dem
Erwerb an der wirklichen regelmäßigen Bestätigung ihres kirchlichen
Sinnes.
Es steht zu hoffen,
dass auch die Instandsetzung der Kirche auf das religiöse Gemeindeleben
wesentlich befruchtend wirken wird.
Im Allgemeinen ist
der religiöse sittliche Stand der Pfarrgemeinde Mögeldorf nicht durchweg
schlechter, sondern in mancher Hinsicht sogar besser als z.B. vor 50
Jahren, wo relativ mehr verspielt, vertrunken, verhurt und viel mehr
gerauft worden ist als zur jetzigen Zeit.
Um dem
entgegenzuwirken ist der Pfarrer zu sehr allein und gerade an den
Feiertagen mit Amtsgeschäften aller Art zu sehr überladen. Auch ist es
nicht ganz unbedenklich, zu den vielen hiesigen Sonntagsvereinen einen
neuen, wenn auch kirchlichen, der bei der Beschränktheit des Pfarrhofes
doch auf ein Wirtshauslokal angewiesen wäre, hinzuzufügen.
Gott sei Dank dass
die Pfarrgemeinde Mögeldorf doch noch besser ist als ihr Ruf„. (Lauter)
Zurück zur Person
von Pfarrer Herrmann, der mit Katharina Herrmann verheiratet war und
acht Kinder hatte, die ausnahmslos den Pfarrer- und den Lehrerberuf
erwählten.
Nach seiner
Pensionierung kauften Herrmanns das Haus Mögeldorfer Hauptstr.5 (Haus
Nr.80 alt), wo Pfarrer H. im August 1893 kurz darauf starb.
Seine Tochter Anna
hat noch lange als energische und beliebte Lehrerin in Mögeldorf
unterrichtet.
Im
Kirchenvisitationsbericht von 1890 wird Pfarrer Herrmann wie folgt
beurteilt:„Pfarrer Herrmann, ein Mann von geradem Charakter, der seiner
Gemeinde als Prediger und Seelsorger zu dienen ernstlich bemüht ist.
Etwas mehr Sinn für Form wäre ihm zu wünschen„.
Sein Nachfolger,
Pfarrer Lauter schilderte ihn so:
Er war ein gerader,
charaktervoller Mann, ausgestattet mit guten Kenntnissen und erfüllt von
dem ernsten Willen, das Reich Gottes in der hiesigen Gemeinde zu bauen
und das Heil der ihm anvertrauten Seelen zu fördern. Aber er verstand es
nicht, sich die Sympathien seiner Gemeinde zu erwerben und erlitt
zufolge dessen manche Enttäuschung und Kränkung. An sich gutmütig und in
gewissem Maße reformwillig, nahm er zu wenig Rücksicht auf die Eigenart
der hiesigen Leute und behandelte sie zuweilen je nach seiner Laune
kurz und schroff. Seine Sprache wurde mit zunehmendem Alter immer
undeutlicher. Man hätte längst um einen Vikar bitten müssen. Der
beleibte Mann hatte immer mehr asthmatische und andere körperliche
Beschwerden zu erdulden bis er am 17.8.93 an seinem Lungen- und
Herzleiden verstarb. Sein Leitspruch:
„Treu sein, in
dem was wir tun sollen, mehr wird von einem nicht verlangt.
Doch die Hilfe
kommt von oben.„
F. Schaller
Quellen:
Die ersten Kapitel dieses Buches Band
289 Visitationen; Landeskirchliches Archiv, Dekanat Nürnberg folgen im
Dezember-Heft von „Unser Mögeldorf„; Band 249 Jahresbericht Mögeldorf,
Pfarrer Herrmann; Band 250 Jahresbericht Mögeldorf, Pfarrer Lauter |