Im dörflichen Mögeldorf des 19. Jahrhunderts gab es eine große Zahl
von Vereinen. Einer der ältesten war die
Stahlbogen-Schützen-Gesellschaft, gegründet 1857.
Nach ihren Statuten war der Zweck des Vereins außer der Übung im
Schießen auf dem Stahlbogen auch die gesellige Unterhaltung und
überhaupt „Beförderung des Anstandes und der Sittlichkeit ihrer
Mitglieder“ Auf einem Vereinsbild aus dem Jahr 1895 kann man fast
100 Mitglieder erkennen: Handwerker, Bauern, Arbeiter, und auch ein
Brauereibesitzer.
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Schützenverein Nürnberg |
Ursprünglich befand sich der Schießplatz am Gaisberg, westlich des
neuen Friedhofs. Später wurde er an den Waldsaum östlich vom letzten
Haus der Schmausenbuckstraße verlegt. Nachdem dort im Ersten
Weltkrieg ein Lazarett errichtet wurde, musste der Schießplatz
östlich vom heutigen Storchenweg hinter dem Umspannwerk Rehhof
angelegt werden. Die Schützenbarracke wurde 1943 von Bomben
zerstört. Nach Kriegsende 1945 wurde von der US Militärverwaltung
kein Schützenplatz mehr geduldet.
Die Schnepperschützen waren
allerorts zu finden. In
Nürnberg wurden sie bereits um 1500 genannt. Heute noch erinnert der
Schneppergraben hinter der Burg daran. Die Schnepperer schossen mit
der Armbrust, dem Schnepper, so wie
wir es von Wilhelm Tell kennen. Wie war das nun mit den
Stahlbogenschützen?
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Stahlbogen
etwa ca. 10 Kg schwer, 900 Kg
Spannkraft.
Geschoss 10 cm Rundbolzen mit
Stahlkopf |
Adolf Präg hat sich eine historische Armbrustwaffe ausgeliehen und
beschreibt sie wie im folgenden vereinfacht wiedergegeben. Die
Armbrust war eine ca. 10 kg schwere Waffe mit einem Holzschaft, oben
mit einer Stahlfeder. Als Sehne diente ein gedrehtes, gewickeltes
Stahlseil. Stahlbogen und Sehne waren zur Dämpfung mit einer Schnur
aus Lederteilen umwickelt. Um den Bogen zu spannen war eine enorme
Zugkraft nötig. Dazu brauchte man einen Bogenspanner. Adolf Präg
meint, dass es unmöglich war, den Bogen zu spannen ohne eine
entsprechende Vorrichtung. Er nimmt an, dass am Schützenplatz ein
passender schwerer Spannbock fest montiert war. Der Bogen wurde erst
vor jedem Schuss gespannt und scharf gemacht. Das erklärt auch die
Tatsache, dass bei keiner der bisher überlebten Armbrustwaffen eine
Spannvorrichtung dabei war. Der Vorteil daran war, dass kein
Missbrauch möglich war, keine Gefahr für Kinder, beim Transport war
die Armbrust entschärft, kein Waffenschrank, kein Waffenschein war
nötig. Am Schießplatz aber war der Stahlbogen eine gefährliche
Waffe.
Auf eine umgelegte, etwa 20-30 m hohe Fichtenstange wurde entweder
ein Stern
oder ein Adler aufgebracht und die Stange senkrecht aufgerichtet. In
Mögeldorf war das Adlerschießen besonders beliebt. Der Adler hatte
Flügel aus Holz, die getroffen werden mussten. Das abgeschossene
Holz wurde gesammelt und gewogen. Sieger war der, der das höchste
Gewicht erzielt hatte. Der Schütze stand unten im Anschlag neben dem
Baumstamm, den Armbrustschaft auf der rechten Schulter. Über den
Köpfen der Schützen und Zuschauer war ein Drahtnetz gespannt zum
Schutz vor herabfallendem Holz und Stahlbolzen. Ein kleines
Schussfeld rund um den Baumstamm wurde im Netz freigehalten.
Als Kleinkind mit drei Jahren war Adolf Präg „Zeitzeuge“ auf dem
Schnepperplatz in Mögeldorf, aber mit wenig eigener Erinnerung. Sein
Großvater Konrad Friedrich, von Beruf Elektriker, angestellt bei
Metzger & Böhm, später Noris-Weinbrennerei, war Mitglied des
Schützenvereins und 1910 als Schützenkönig sogar in München
ausgezeichnet worden. Seine Frau war die Vereinswirtin im
Schützenheim. Es waren harte Zeiten für die Familie mit ihren acht
Kindern. Die Versorgung für das Vereinsheim wurde mit dem Handwagen
bewältigt, Holz zum Heizen musste im Wald gesammelt werden. Das Bier
wurde vom Fass gezapft. Schießen macht durstig. Aber manch einer
hielt sich am Anfang mit dem Trinken sehr zurück und hat erst nach
22 Uhr kräftig geschluckt. Zu später Stunde gab es nämlich Freibier,
weil das Bier im geöffneten Fass nicht lagerfähig war. Der Wirt
machte keine großen Verdienste, hatte aber eine lange Arbeitszeit.
Eine Sperrstunde im Wald gab es nicht. Jeder kannte die Mögeldorfer
Polizisten. Die wollten sich nicht unbeliebt machen und haben beim
Freibier als Gäste mitgebechert.
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Die
Mögeldorfer Adlesrschützen. v.l.
Konard, Friedrich,
Hutzler und Schwarz |
Elfriede Schaller
Quellen:
Archivunterlagen;
Bilder und Aufzeichnungen von Adolf
Präg aus Erinnerungen seiner Mutter und Tante.
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