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Geschichte |
Balthasar Neumann als Fürstlicher Baumeister von Stefan Kummer |
Als Architekt in hochfürstlich-würzburgischen Diensten hatte
Balthasar Neumann ein großes, viele Bereiche des
Bauens umschließendes Aufgabengebiet zu
überblicken und im wahrsten Sinne des Wortes zu
„beherrschen“. Dem „Belvedere“, das sich der
vielgesuchte und vielerfahrene Baumeister auf
seinem Wohnhaus, dem Hof Oberfrankfurt in der
Franziskanergasse zu Würzburg errichten ließ,
dichtete der Volksmund vielleicht deshalb die
Aufgabe an, es habe Neumann als Ausguck gedient,
um von hier aus all seine Baustellen in Würzburg
im Auge zu behalten.1) Denn dem hochfürstlichen Ingenieurhauptmann war
de facto seit 1720 und de jure seit 1721/22 die
Aufgabe zugefallen, das gesamte Bauwesen in
Würzburg planerisch zu lenken und das
Baugeschehen zu leisten, nachdem Fürstbischof
Johann Philipp Franz von Schönborn eine
Bauverordnung und schließlich ein „Baumandat“
erlassen hatte, um der baulichen
Weiterentwicklung seiner „Haupt- und
Residenzstadt“ im Sinne der barocken
Stadtbaukunst den Weg zu weisen.2) Aufgaben wie diese waren allerdings, obwohl sie
vom Landesherrn, dem Fürstbischof, veranlaßt
wurden, nur zum kleineren Teil Aufgaben eines
Fürstlichen Baumeisters.
Die Würzburger Bautätigkeit lenkte Neumann eher in der Funktion
eines „Stadtbaumeisters“, um eine Formulierung
Max Hermann von Freedens aufzugreifen und
zugleich an dessen bahnbrechende Arbeit über
Neumanns städtebauliches Wirken zu erinnern. In
der Bezeichnung „Stadtbaumeister“ kommt zum
Ausdruck, daß Neumann städtebauliches Wirken in
Würzburg großteils eine kommunale Angelegenheit
war. Hierunter fallen zum Beispiel der Bau eines
Wasserleitungssystems und von Brunnenanlagen zur
innerstädtischen Wasserversorgung, eines
Kanalsystems zur Entwässerung, die Arbeiten zur
baulichen Regulierung und Verbesserung des
Oberen und Unteren Marktplatzes sowie Neumanns
vielfältige stadtbaukünstlerische Eingriffe zur
Gestaltung des Straßenbildes. Freilich gab es
durchaus Überschneidungen der
stadtbaumeisterlichen Aufgaben mit denen des
Fürstlichen Baumeisters, wie noch zu
demonstrieren ist. Zu betonen ist jedoch, dass
Neumann nur die Funktionen eines
Stadtbaumeisters ausübte, aber nicht ein solches
Amt bekleidete. Dasselbe gilt für seine
Tätigkeit als „Landbaumeister“: Wiederum ohne
ein solches Amt innezuhaben, entfaltete Neumann
auch auf dem Lande eine umfassende
architektonische Tätigkeit, da er als
verantwortlicher Leiter für die Errichtung der
„herrschaftlichen“, d.h. der staatlichen, Bauten
sowie als „Inspector“ für das kirchliche
Bauwesen im gesamten Hochstift Würzburg
zuständig war,3) worauf hier nicht näher eingegangen werden kann. Vielmehr wird im folgenden der speziellen Frage nachgegangen, inwiefern Balthasar Neumann ein genuin Fürstlicher Baumeister war und durch welche Eigenschaften und Tätigkeiten er sich in dieser Eigenschaft auszeichnete. Wieder ist zunächst dem möglichen Mißverständnis vorzubeugen, dass Neumann ein Amt bekleidet habe, das mit einer solchen oder einer ähnlichen Titulatur, wie Hofarchitekt, Hofbaudirektor usw., versehen wurde. Dem ist keineswegs so. Obwohl Neumann als Baumeister im Dienst des Fürstbischofs und des Hochstifts ein gewaltiges Arbeitsgebiet zu bewältigen hatte, nahm er all diese Aufgaben nicht eigentlich ex officio wahr. Die Position eines Stiftsbaumeisters oder eines Fürstlichen Baumeisters, geschweige denn eines Hof-architekten, war im Hochstift Würzburg überhaupt nicht zu vergeben. Neumanns dienstliche Stellung war keineswegs vergleichbar mit dem Amt eines Kurfürstlichen bzw. Königlichen Schlossbaudirektors, wie es der Erbauer des Berliner Schlosses, Andreas Schlüter, bekleidete, oder gar mit der Position eines premier architecte du roi, wie sie Robert de Cotte am französischen Hof einnahm.4)
Der Würzburger Baumeister war vielmehr von Beginn seiner architektonichen Laufbahn an bis zu seinem Lebensende in dienstlicher Hinsicht stets ein Ingenieroffizier, d.h. ein Militärarchitekt, geblieben. Als solcher wurde er, sozusagen im Nebenamt, auch für das gesamte zivile hochfürstlich-würzburgische Bauwesen einschließlich des Residenzbaus herangezogen.5) Es leuchtet ein, dass Neumann wegen seiner militärischen Position in besonderer Weise zum Gehorsam verpflichtet war. In den ersten Jahren seines architektonischen Schaffens, als er noch nicht, wie später, mit privaten Aufträgen überhäuft war, hat ihn seine dienstliche Stellung weder in beruflicher und finanzieller noch in gesellschaftlicher Hinsicht zufriedengestellt. Dies geht aus einem Bittschreiben Neumanns an den Würzburger Fürstbischof hervor, das er im Zeitraum um 1722/24 verfasste. In seinem Gesuch umreißt der Baumeister sein vielfältiges, auf umfassenden architektonischen und mathematischen Kenntnissen beruhendes Aufgabengebiet. Er schildert, dass die Einhaltung teilweise umständlicher bürokratischer Prozeduren, wie sie die Hofkammer (d.h., die für die Staatsfinanzen und das Bauwesen des Hochstifts entscheidende Regierungsinstanz) von ihm erwarte, und die erforderliche schnelle Erledigung, der an ihn ergangenen Befehle des Fürstbischofs oft nicht unter einen Hut zu bringen seien. Für seine Zivilbautätigkeit im Dienste des Fürsten, insbesondere für seine Arbeiten an der Residenz erhalte er „keinen kreitzer extra“ mehr an Gehalt. Im Hinblick auf die von ihm angestrebte Verehelichung, die ihm seine Stellung als Ingenieuroffizier nicht erlaube, und auf den Rat guter Freunde hin wende er sich an Seine Hochfürstlichen Gnaden mit der Bitte, ihn zum Kammerrat zu ernennen. Als Mitglied der Hofkammer könne er nicht nur seine dienstlichen Aufgaben effizienter erfüllen, sondern es würden sich auch allgemein seine Lebensumstände verbessern.6)
Obwohl diesem Gesuch nicht entsprochen wurde, fand sich Neumann im Laufe seines Schaffens mit seiner Stellung als Ingenieur- bzw. Militärarchitekt ab, zumal er für seine Tätigkeit als inoffizieller Zivilbaumeister des Hochstifts zwar keine Gehaltserhöhung, aber teilweise reichliche Gehaltszulagen erhielt und sich schließlich auch seine Besoldung deutlich verbesserte, nachdem er 1729 Obristleutnant und 1741 Obrist des Fränkischen Kreises geworden war. Als solcher nahm er selbstverständlich bei Hofe eine angesehene Stellung ein.7) ------------------- Zudem wurde ihm auf Veranlassung Friedrich Karls von Schönborn im Jahre 1729 zusätzlich zu seinen identischen Aufgaben im Hochstift Würzburg die Aufsicht über das Militär- und vielleicht auch über das Zivilbauwesen im Hochstift Bamberg übertragen.8) Zum Wohlstand Neumanns trugen mit Sicherheit auch die erwähnten zahlreichen Privataufträge bei, die er seit der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre erhielt. Seit dieser Zeit bezeichnete sich Neumann ungeachtet fehlenden offiziellen Titels und offensichtlich mit Duldung des Landesherrn als „Seiner Hochfürstlichen Gnaden Obristwachtmeister bzw. Artillerie-Obrist, Ingenieur bzw. Ersterem Ingenieur, und Architect“. Zu dieser Selbsttitulatur durfte er sich auch deswegen als berechtigt ansehen, da er seit 1718 ein sogenannten „gebrödeter“, d.h. zum Hofstaat gehörender, Bediensteter war.9) Seine Dienstherren betrachteten indessen den Architekten Neumann wegen seiner militärischen Position nicht als autonome Künstlerpersönlichkeit, sondern als Untergebenen und somit als Vollzugsorgan des fürstlichen Bauherrn. In überaus drastischer Art und Weise bringt dies die folgende Episode zum Ausdruck:
Anlässlich des Richtfestes der Würzburger Residenz am 30. Dezember 1744 wurde vom Zimmermann ein Denkspruch aufgesagt, der auf einem Flugblatt gedruckt worden war und den Neumann am selben Tage dem in Würzburg nicht anwesenden Bauherrn, Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, zusandte. 10) Nach dem Empfang des Blattes und sicherlich zum Zwecke späterer Publikationen unterzog der Fürst den Richtspruch einer durchgreifenden Überarbeitung. In unserem Zusammenhang ist vor allem die Redaktion jeder Passage von großem Interesse, die sich auf Balthasar Neumanns Rolle als verantwortlicher Architekt des Residenzbaus bezieht. In der am 30. Dezember aufgesagten Fassung hatte es noch folgendermaßen geheißen:
„O Welt=erschollenes Werck! Ein Wunder unserer Zeiten, An dem Kunst und Natur sich um den Vorzug neyden, Thürn, Kuppel, Babionen (Pavillons) hier zeigen ihren Stoltz, Mit vieler Müh aufgeführt aus Rauh= gehau’nem Holtz, Dort Kunst=verdruckte G’wölber, so ausser Zirckel gehen, Bald flach, bald hoch gesprengt, wohl aufeinander stehn, Hier steht aus rauhen Stein von Göttern ein Figur, Dort schwebt ein Anmuths=Engel aus g’schliefffener Stucatur, Hier von des Wirckers Händ man Wunder= Stuck erblickt, Dort ein geschickter Pensel das Aug mit Farb erquickt, So gar das harte Eisen muß unterm Hammer liegen, Und sich nur nach Gefallen des Künstlers lassen biegen, Es braucht darzu kein Zeugnuß, wir hab’n sichtbare Proben, Das gantze Werck an sich thut seinen Meister loben, Und wer mag diesen seyn? ein Neu= berühmter Mann, Der Künstler und Werck=Leuth sorgfältigst gewiesen an, Nach grosser Fürsten=Sinn, die Selbst mit eingesehen, Wie diese Residentz in allem mögt bestehen, Nach ihrem Grund und Riß, nach Theihlung Maaß und Zoll, Wie es die Bau=Kunst lehrt, das Ordnung stehen soll.“ 11)
Nach der handschriftlichen Umarbeitung durch den Fürstbischof lautete der auf Neumann bezügliche Passus indessen folgendermaßen:
„Doch braucht all dieses nicht von mehrer Zeugnuß proben, dann That und ganze Werck thun ihren Meister loben, doch wunder nicht zu viel mein wehrter wanders-Mann, dann Künstler und werckleuth hat hier gewiesen an Ein grosser Fürsten-Sinn, der selbst mit eingesehen, Wie all gemachlichkeit, nebst zierd und kunst bestehen, Nach ihrem grund und riss, nach Theilung Maas und zoll, Wie die erfahrnus lehrt, das ordnung stehen soll, dem kame ferne zu, ein Obrist, haischt Neumann, der jedermann belehret, was jeder wer recht will, auch solches thuen kann.“ 12)
Das war eine harsche Korrektur, die der Fürstbischof sicherlich cum ira et studio hingeworfen hat. Der Zimmermannsspruch dürfte ihn ziemlich verstimmt haben, weil darin die Rolle des Bauherrn im Vergleich zu der des Architekten marginalisiert worden war. Sicherlich – und vermutlich zu recht – hat Friedrich Karl in Neumann den spiritus rector des Textes13) zu erkennen geglaubt, woraus erklärlich würde, daß er die außerordentlichen Verdienste seines Baumeisters um die Residenz in verletzender Weise herabsetzte. Nachdem sein erster Zorn verraucht war, unterzog Fürstbischof Friedrich Karl selbst oder ein von ihm beauftragter Literat den Richtspruch einer erneuten Überarbeitung, bevor er 1745 in der anläßlich der Einweihung der Würzburger Hofkirche erschienen Festschrift publiziert wurde.14) In dieser letztgültigen Fassung, in welcher Neumanns Leistung wenigstens partiell gewürdigt wird, gelange der Zimmermannsspruch schließlich in Ignaz Gropps „Wirtzburger Chronick deren letzteren Zeiten“ von 1748/50: 15)
„Es braucht darzu kein Zeugnus, wir hab’n sichtbare Proben, das gantze Werk an sich thut seinen Meister loben. Doch wund’re nicht zu viel, mein werther Wanders Mann! Dann Künstler und Werck=Leuth hat hier gewiesen an Ein grosser Fürsten=Sinn, der selbst mit eingesehen, Wie all Gemächlichkeit, nebst Zierd und Kunst bestehen, Nach ihrem Grund und Riß, nach Theilung, Maas und Zoll, wie es die Bau=Kunst lehrt, das Ordnung stehen soll. Dem kame ferner zu ein Obrist, heist Neumann, Der kunstreich hat vollstreckt, was war gewiesen an.“16)
In den unterschiedlichen Fassungen des Denkspruches begegnen dem Historiker zwei nahezu diametral einander gegenüber stehende Auffassungen von dem Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und damit von der Urheberschaft an den Kunstwerken allgemein. Der ursprüngliche, am 30. Dezember 1744 vom Zimmermann deklamierte Richtspruch, an dessen Abfassung Neumann wie dargelegt, sicherlich nicht ganz unbeteiligt war, bringt wohl nicht nur dessen eigene Meinung über die Autorschaft, am Residenzbau, sondern auch die aller, an dem großen Werk beteiligten Künstler zum Ausdruck: Denn hier erscheint die Künstlerschaft allgemein als Schöpfer des Bauwerks und der Architekt insbesondere als der Mann, welcher die Arbeit aller an der Entstehung des Bauwerks beteiligten Künstler lenkte und koordinierte. Die Mitwirkung der Bauherrschaft indessen, selbstverständlich nicht unerwähnt blieb, wird auf die Unterstützung des Architekten durch fürstliche Baugesinnung und Einsichtnahme in die Planungen beschränkt.
In gerade schroffem Gegensatz dazu stand Friedrich Karls von Schönborn Auffassung vom fürstlichen Auftraggeber und seinem Architekten. Er vertrat eine Position, die nicht nur als standestypisch erscheint, sondern für ein Mitglied des vom „bauwurmb“ heimgesuchten Hauses Schönborn geradezu selbstverständlich gewesen sein dürfte. Nahezu in Bausch und Bogen weist Friedrich Karl den Anspruch des Architekten auf eine Führungsrolle beim Residenzbau und damit auf dessen Urheberschaft zurück. Diesem wird lediglich bescheinigt, ein lebendes Exempel der alten Volksweisheit zu sein: daß nämlich ein jeder das kann, was er auch wirklich will. Um seinen Baumeister in die Schranken zu weisen, läßt Friedrich Karl in der ersten Korrekturfassung des Zimmermannsspruches selbst die Baukunst und ihre Prinzipien nicht als Richtschnur für die Erbauung der Residenz gelten, sondern allein die „Erfahrung“ in der Baupraxis, die der Bauherr zweifellos in besonderem Maße besaß. Künstler und Werkleute hat nach Meinung Fürstbischof Friedrich Karls nicht der Baumeister, sondern „ein grosser Fürsten-Sinn“ angewiesen, womit sich der Bauherr zum Schöpfer der Residenz erklärte. Dieser bezeichnet Balthasar Neumann bewußt nicht als Architekten oder Baumeister, sondern tituliert ihn als „Obristen“, der lediglich „dazu kam“ und entweder, wie noch in der ersten Korrekturfassung des Spruches, als Exempel für Willenstärke, oder, wie dann schließlich in der publizierten Endfassung des Textes konzediert wird, als immerhin „kunstreicher“ Vollstrecker des fürstlichen Willens apostrophiert wird.
Es ist hier nicht der Ort, die weit auseinanderklaffenden Auffassungen des Bauherrn und des Architekten über die Verdienste eines jeden von beiden bei der Entstehung der Residenz ausführlich zu diskutieren.
Nicht zu bestreiten ist freilich, daß auch der
beste und einsichtigste Bauherr nichts ohne
seinen Architekten vermag und dieser wiederum
selbst seine schönsten Entwürfe nicht
verwirklichen kann, wenn er keinen Bauherrn
findet, den er von seinen Ideen überzeugt und
der die Finanzierung auf den Weg bringt Einem
nüchternen Praktiker wie Balthasar Neumann war
dies vollkommen klar, weshalb er sieh ganz
bewußt als
„Seiner Hochfürstlichen Gnaden […] Ingenieur und
Architect“
bezeichnete. Hierdurch gelangte
umnißverständlich zum Ausdruck, daß sich Neumann
auch ohne entsprechendes Amt und ohne
offiziellen Titel als
Fürstlichen Baumeister
betrachtete. Zweifellos erblickte er in dieser
Position den Gipfelpunkt der Reputation, auf den
ein Architekt gelangen konnte. Seinen Anspruch
unterstreicht auf dem bekannten, von Markus
Friedrich Kleinert gemalten Bildnis der
Zeigegestus Neumanns, mit dem er auf die
Residenz als sein Werk deutet und hiermit
zugleich seine Position als Hofbaumeister zum
Ausdruck bringt Das Porträt läßt vermuten, daß
sich Neumanns Vorstellung vom
Fürstlichen Baumeister
an dem berühmten gleichnamigen Traktat Paul
Deckers orientierte, der sich in seiner
Bibliothek befand.17)
In diesem weitverbreiteten, mit
prachtvollen Kupferstichen ausgestatteten Werk
war der Schloßbau als ein Höhepunkt der Baukunst
herausgestellt worden.18)
Neumann teilte gewiß diese
Ansicht, und Kleinert, der Maler seines
Bildnisses, brachte dies zum Ausdruck, indem er
die Rechte des Baumeisters mit der Papierrolle,
auf der Namen und Titulatur stehen („Seiner
Hochfürstlichen Gnaden Ingenieur und Architect“),
und dessen auf die Residenz, sein bedeutendstes
Werk in fürstlichen Diensten, weisende linke
Hand kompositorisch verknüpfte.19)
Mit der Errichtung der Würzburger Residenz
statuierte Balthasar Neumann ein eindrucksvolles
Exempel seiner Auffassung vom Fürstlichen
Baumeister, die freilich keineswegs eine
exklusive war, sondern sich danach richtete, was
man im Spätbarock von einem solchen Architekten
erwartete. Dies hatte Paul Decker in Wort und
vor allem im Bild, nämlich mit Hilfe der
großformatigen Stiche seines Werkes vorgeführt
Die vornehmste Aufgabe fürstlichen Bauens war
laut Decker und anderen Architekturtheoretikern
selbstverständlich die Errichtung eines
fürstlichen Schlosses. Der gebürtige Nürnberger,
der ein Schüler des großen Andreas Schlüter war,
führte in seinem Werk sehr anschaulich vor
Augen, welch umfassende Kenntnisse in der
Baukunst und in den bildenden Künsten dazu als
nötig erachtet wurden. Es genügte keineswegs,
sich auf die zur Errichtung eines Bauwerks
nötigen technischen Arbeiten sowie die korrekte
Anordnung der zeitüblichen Bauzierrate an den
Fassaden zu beschränken, sondern von einem
fürstlichen Baumeister wurden auch umfassende
Kenntnisse über die möglichst prächtige
Ausgestaltung und die Dekoration des
Gebäudeinneren erwartet. Damit aber nicht genug:
Das größte Kunststück, welches ein
Residenzbaumeister zu vollbringen hatte, war es,
eine Balance zwischen Form und Funktion zu
finden und herzustellen. Hierüber teilt Decker
so gut wie nichts mit, weil sich dies für ihn
wohl von selbst verstand. Wir Heutigen indessen
ahnen kaum noch, wie komplex und kompliziert
zugleich ein spätbarockes Residenzschloß in
funktionaler sowie in formaler Hinsicht
strukturiert war. Während die Schloßbaukunst
noch im 16. und in der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts weitgehend einfachen, herkömmlichen
Mustern verpflichtet war,20)
wurde sie seit dem Ausbau des Versailler
Schlosses durch König Ludwig XIV. von Frankreich
von einem mächtigen Innovationsschub erfaßt, der
dank einer in ganz Europa gesteigerten
Bautätigkeit eine Fülle neuartiger Baulösungen
zur Folge hatte. Dies war den Zeitgenossen sehr
wohl bewußt. So heißt es z.B. in der 1733
erschienenen Ausgabe der von Julius von Rohr
verfassten
„Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der
grossen Herren“:
„Wie der Staat
[hier i.S. von „Aufwand“, „Pracht“ gemeint]
allenthalben in gantz Teutschland von ein 50. b3
60. Jahren her
[d.h.: seit 50/60 Jahren]
gewaltig zugenommen; also haben sich von dieser
Zeit an auf den Fürstlichen Schlössern, so wohl
in Ansehung des Bauens als des Ausmeublirens,
gewaltige Veränderungen ereignet.“
21)
Nahezu am Ende dieser Periode der Umwälzungen im
Schlossbau entstand die Würzburger Residenz, zu
deren Errichtung deshalb von einem Architekten
umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der
neuesten Schloss- bzw. Residenzbaukunst erwartet
werden durften. Kein anderer Baumeister im
Hochstift Würzburg war für diese schwierige
Aufgabe so gut gerüstet, wie der gelernte
Geschützgießer Balthasar Neumann, der im Alter
von 25/26 Jahren, 1712/13, dank mehrerer, von
seiner Vaterstadt Eger gewährter Darlehen die
Gelegenheit zu einem weitgehend autodidaktischen
Architekturstudium unter der Anleitung des
Ingenieurhauptmannes Andreas Müller erhalten
hatte; hinzu kam der Besuch der
Artillerieschule, nachdem er als Fähnrich in das
Würzburger Militär eingetreten war.22)
Von Neumanns Wissensdurst zeugt auch seine
architektonische Fachbibliothek, die damals kaum
ihresgleichen in Würzburg besessen haben dürfte.23)
Schon als Student begann er sich
Architekturlehrbücher anzuschaffen.24)
Hinzu kamen die damals gängigen
Kupferstichpublikationen, in denen die
wichtigsten Gebäude Italiens und anderer Länder
Europas abgebildet waren.25)
Dieses Rüstzeug war notwendig, um den hohen
architektonischen Ansprüchen eines fürstlichen
Bauherrn zu genügen. Meist waren diese in ihrer
Jugendzeit auf sogenannten Kavalierstouren weit
in der Welt herumgekommen; man denke nur an die
Bauherren der Würzburger Residenz, Johann
Philipp Franz und Friedrich Karl von Schönborn,
die in jungen Jahren in Rom gelebt hatten und
die wichtigsten Länder und Städte Europas aus
eigener Anschauung kannten.26)
Dementsprechend fein entwickelt und
anspruchsvoll war ihr architektonischer
Geschmack. Für einen Ingenieurarchitekten, wie
Neumann, der bisher nur Teile von Böhmen sowie
von Franken und von der großen Welt nur Wien und
Mailand gesehen hatte,27)
war es zunächst sicherlich nicht leicht, solchen
Ansprüchen zu genügen, als er 1719, bald nach
der Wahl Johann Philipp Franz‘ von Schönborn zum
Fürstbischof, zur Planung und Errichtung einer
neuen Residenz in Würzburg herangezogen wurde.28)
Seine fehlende Weltläufigkeit
und seine noch mangelnde praktische Erfahrung
als Architekt hatte Neumann indessen mit Hilfe
fleißigen Studiums, vor allem so wichtiger
Literatur, wie des genannten Werkes von Decker
und anderer Architekturtheoretiker, erfolgreich
auszugleichen verstanden. Ungeachtet
beträchtlicher Konkurrenz durch andere
Architekten der Schönborn-Familie, die in die
Planungen einbezogen wurden, behauptete sich der
Würzburger Ingenieur mit seinen für das
Bauprojekt grundlegenden Ideen und stieg
schließlich zum entscheidenden Baumeister des
neuen, aufsehenerregenden Schlosses auf29)
Dies spricht für eine eminente, wenn nicht gar
geniale Begabung Neumanns.
Was wurde konkret von einem fürstlichen
Baumeister, mithin von Balthasar Neumann als dem
Architekten der Residenz erwartet? Zunächst
einmal mußte er eine genaue Kenntnis von den
Funktionen und Aufgaben eines fürstlichen
Schlosses30)
haben. Ein Residenzschloß nahm
meist nicht nur den Fürsten selbst, sondern in
der Regel einen ansehnlichen Hofstaat auf, der
aus einer Vielzahl von Personen zum Teil sehr
unterschiedlichen Ranges bestand. Für die
Bedürfnisse des am Hofe verkehrenden Adels sowie
der Inhaber hoher und höchster Hofämter war, was
Kost und Logis anbelangt, ebenso
zufriedenstellend zu sorgen, wie für die
Versorgung und Unterbringung eines Heeres
subalterner Bediensteter. Ferner waren häufig
Dienststellen des Staates im Schlosse
unterzubringen: in der Würzburg Residenz
beispielsweise die Hofkammer, der Kriegsrat und
der Geistliche Rat
Nicht zuletzt musste reichlich Raum geschaffen werden für die
standesgemäße Unterbringung hoher und
gelegentlich höchster Gäste. Alle diese Menschen
waren täglich zu versorgen, wofür
dementsprechende Einrichtungen, wie ausgedehnte
Vorratsräume und eine Vielzahl von Küchen samt
Speisesälen, benötigt wurden. Für die vielen,
teils sehr heterogenen Funktionsabläufe in einer
fürstlichen Residenz hatte der Architekt ein
Raumprogramm aufzustellen, das nicht nur all
diesen Bedürfnissen Rechnung trug, sondern vor
allem ein würdiges Hofleben sowie einen
reibungslosen, möglichst geräuscharmen Betrieb
der Staatsgeschäfte gewährleistete.
Selbstverständlich war an einem barocken
Fürstenhof das allgegenwärtige und das gesamte
Hofleben streng regulierende Zeremoniell zu
berücksichtigen und zu wahren, woraus sich eine
Fülle baulicher Probleme ergab: Je nach Stand
einer Person war das Logis im Gebäude zu
lokalisieren, zu bemessen und einzurichten.
Außerdem gab es zwingende Abläufe im
Zeremoniell, die auf die Raumeinteilung
Auswirkungen hatten. Ein Architekt mußte sehr
genaue Kenntnis von den zahllosen und noch dazu
je nach Hof auch unterschiedlich gehandhabten
Regeln des fürstlichen Zeremoniells besitzen, um
eine funktionsgerechte Residenz planen und
errichten zu können. Aber auch für
commodité,
für den Komfort des Wohnens, war zu sorgen: Das
begann mit der frühzeitigen, genauen Planung der
Wasserzufuhr und der Abwässerableitung. Eng
verbunden war damit die Anlage der zahlreichen
Sanitäranlagen, der sog.
Priveter,
die den Bedürfnissen von Hunderten von Menschen
zu entsprechen hatten. Der Residenzbau in
Würzburg beispielsweise begann, wie aus den
Baurechnungen hervorgeht,31)
mit Wasserbau und
Priveterkästen in den Kellern; erst dann wuchsen
die schönen Fassaden aus dem Boden. Im
Zusammenhang damit und auch mit den
Kelteranlagen im Keller war für
Belüftungsschächte zu sorgen sowie für unzählige
Heizanlagen und eine Fülle von Kaminen (die an
der Würzburger Residenz heute fast alle
verschwunden sind). Für den ungestörten Verkehr
mußten viele Treppenanlagen unterschiedlicher
Form und Größe sorgen.
Alle bisher genannten Aufgaben, denen ein
Fürstlicher Baumeister zu genügen hatte, setzten
vor allem umfassenden Verstand, großes
technisches Verständnis und überragende
Organisationsfähigkeiten voraus. Aber damit war
es noch lange nicht genug. Paul Decker hatte in
den schönen Kupferstichen seines
Fürstlichen Baumeisters
veranschaulicht, daß von einem solchen
Architekten darüber hinaus - und zwar in
besonderem Maße - die Beherrschung der hohen
ästhetischen Standards der Baukunst gefordert
wurde, wobei deren Spektrum groß war. Die
‚richtige‘ Proportionierung und die angemessene
Gliederung der Schloßfassaden gemäß den in der
Architekturtheorie aufgestellten Regeln der
Säulenordnungen sowie die dem jeweiligen Zweck
des Schlosses als auch dem allgemeinen
Schönheitssinn der Epoche entsprechende Wahl der
Dekorationselemente wurde als selbstverständlich
betrachtet.
Auch in ikonographischer Hinsicht32)
wurde vom Baumeister Einiges
erwartet: Er musste sich beispielsweise ebenso
darin auskennen, welcher plastisch-figürliche
Schmuck für ein Stadtschloß und welcher sich für
ein Sommer- oder ein Jagdschloß geziemte. Nicht
zuletzt wurden vom Fürstlichen Baumeister auch
Kenntnisse in der Kunst der ornamentalen
Ausschmückung der Räume sowie ihrer Gestaltung
mit Malerei und Bildwerken erwartet Aus all dem
resultiert, daß der Architekt eines Schlosses
ein Heer von Bauleuten und Künstlern zu
dirigieren verstehen mußte, und zwar gemäß einer
durchgängigen Vorstellung von dem
Erscheinungsbild des Äußeren wie des Inneren
eines solchen Bauwerks.
Meines Erachtens liegt Neumanns größte Leistung
in seiner überragenden Fähigkeit als Dirigent
aller an dem Bau beteiligten Künste, wodurch die
vielgerühmte, vollkommene Einheitlichkeit
entstand, die Architektur und Dekor der
Würzburger Residenz bilden: Wohin das Auge
blickt, erkennt man dieselbe Handschrift,
ungeachtet der Tatsache, daß Neumann keineswegs
jedes Detail selbst erfunden hat33)
Aber er hat sämtliche Gliederungen und
Schmuckelemente der Residenz seinem Ordnungssinn
unterworfen und damit erreicht, daß das Bauwerk
samt seinem Dekor wie aus einem Gusse erscheint.
Hierdurch übertrifft die Residenz alle Schlösser
der Epoche und hierdurch verkörperte sich in
Balthasar Neumann geradezu das Ideal des
Fürstlichen Baumeisters.
Daß diesem die erreichte Einheitlichkeit gelang,
setzte jenseits überragenden technischen und
künstlerischen Könnens auch immensen Fleiß
voraus. Es gab kein Detail an diesem Bau, das
Neumann zu gering war, als daß er ihm nicht
seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Dies geht
in eindrucksvoller Weise aus den vielen Briefen
des Architekten an Friedrich Karl von Schönborn
hervor, in denen er dem häufig abwesenden
Bauherrn vom Fortschritt der Arbeiten an der
Residenz berichtete.34)
Keiner der an der Ausschmückung des Bauwerks
tätigen Künstler war sich selbst überlassen,
sondern alle waren der Aufsicht des Architekten
unterworfen. Hieraus resultiert nicht zuletzt
auch der einheitliche Stil der Paradezimmer und
der großen Säle, die in den Jahren zwischen 1738
und 1753 ausgestattet wurden.35)
Auch die Umgebung des Schlosses hatte der
Fürstliche Baumeister in seine planerischen
Überlegungen einzubeziehen und mit zu gestalten.
Auf Balthasar Neumann geht in den Grundgedanken
die Anlage des Hofgartens der Würzburger
Residenz zurück, wenn auch die gärtnerischen
Anlagen in den Jahrzehnten und Jahrhunderten
nach ihm immer wieder erneuert wurden.36)
Die
weitausgreifenden Pläne des Architekten, welche
die vorgesehenen ausgedehnten Wirtschaftsbauten
im Südwesten des Residenzgebäudes betrafen,
wurden indessen wohl aus finanziellen Gründen
nicht verwirklicht. Dafür gelang Neumann die
Einbindung des Schlosses in das Straßennetz der
Altstadt, teils durch Verbreiterung und
Neugestaltung schon vorhandener Straßen, teils
durch Neuanlage von Straßen.37)
Hierdurch wurde die etwas exponierte Lage der
Residenz abgemildert, zugleich aber das
fürstliche Schloß als das neben dem Dom
wichtigste Gebäude der Stadt herausgehoben.
Diese stadtplanerischen Maßnahmen überschnitten
sich mit den eingangs erwähnten Aufgaben
Neumanns als Würzburger ,,Stadtbaumeister“.
Zuletzt sei noch, ohne näher darauf eingehen zu
können, Balthasar Neumanns Tätigkeit als Erbauer
fürstlicher Gebäude außerhalb der Haupt- und
Residenzstadt, auf dem Lande, erwähnt. Die in
dieser Hinsicht bedeutendste Aufgabe, die er zu
bewältigen hatte, waren die Errichtung des
fürstbischöflichen Sommerschlosses zu Werneck in
den Jahren 1732-174438)
und der Umbau des Sommerschlosses zu
Veitshöchheim von 1749 bis 1753.39)
Die erwähnten Briefe Balthasar Neumanns an
Friedrich Karl von Schönborn,40)
jenen Fürst, dem er die längste Zeit, nämlich 17
Jahre, diente, geben zu erkennen, daß „Seiner
Hochjuirstlichen Gnaden Ingenieur und Architect“
nicht nur in fachlicher, sondern auch in
menschlicher Hinsicht ein idealer Fürstlicher
Baumeister war: Geschmeidig in der Form, wie es
für einen Untergebenen zu damaliger Zeit
selbstverständlich bzw. höchst ratsam war,
vertrat er doch mit dem ausgeprägten
Selbstbewußtsein des bürgerlichen Fachmanns
seinen jeweiligen Standpunkt, und dies meist so
überzeugend, daß der Fürst seinen Baumeister
gewähren ließ. Das überaus gedeihliche
Zusammenwirken von Baumeister und Bauherrn ist
letzten Endes der ausschlaggebende Grund dafür
gewesen, daß Balthasar Neumann als Fürstlicher
Baumeister so Außerordentliches leisten konnte.
Anmerkungen: 1) Zu dem „Belvedere“ s. Max H. von Freeden: Balthasar Neumann. Leben und Werk. 2. Aufl. (1. Aufl. 1953) München 1963, S. 26; Hans Reuther: Balthasar Neumann. Der mainfränkische Barockbaumeister. München 1983, S. 234. (zurück zu Text) 2) Grundlegend hierfür und das Folgende nach wie vor: Max H. von Freeden: Balthasar Neumann als Stadtbaumeister. Berlin 1937 (Nachdruck Würzburg 1978), S. 11–20. Siehe ferner: Hans-Peter Trenschel: Würzburg. Denkschrift zur städtebaulichen Enwicklung, in: Aus Balthasar Neumanns Baubüro. Pläne der Sammlung Eckert. Zu Bauten des großen Barockarchitekten. Sonderausstellung aus Anlass der 300. Wiederkehr des Geburtstages Balthasar Neumanns. Mainfränkisches Museum Würzburg, 16. Mai – 19. Juli 1987. Würzburg 1987, S. 114, Kat. Nr. 18; ders.: Würzburg. Mandat zur Gestaltung des bürgerlischen Bauwesens, in: ebd., S. 115, Kat. Nr. 19; Annegret v. Lüde: Studien zum Bauwesen in Würzburg 1720 bis 1750 (Mainfränkische Studien 40). Würzburg 1987, S. 43–51, 84-86, 94-145; Johannes Süßmann. Vergemeinschaftung durch B auen. Würzburgs Aufbruch unter den Fürstbischöfen aus dem Hause Schönborn (Historische Forschungen 86). Berlin 2007, S. 268ff.; ders.: Balthasar Neumann als fürstbischöflicher Baukommissar, in: Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst. Untersuchungen zu Mäzenatentum und Kulturpatronage. Hg. v. Ulrich Oevermann, Johannes Süßmann u. Christine Tauber (Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 20). Berlin 2007, S. 223-239. (zurück zu Text) 3) Siehe hierzu insbesondere v. Lüde: Bauwesen (wie Anm. 2), S. 109-112, 122. (zurück zu Text) 4) Guido Hinterkeuser: Das Berliner Schloss. Der Umbau durch Andreas Schlüter. Berlin 2003, S. 111; Robert Neumann: Robert de Cotte und the Perfection of Architecture in Eighteenth-Century France. Chicago (u.a.) 1994. (zurück zu Text) 5) Vgl. v. Lüde: Bauwesen (wie Anm. 2), S. 46ff. Sie-he hierzu auch: Wolfgang Bühling: Balthasar Neumann als Soldat, in: Frankenland 55 (2003), S. 255-285. (zurück zu Text) 6) Staatsarchiv Würzburg (im folgenden abgekürzt: StAWü), Bausachen 355, Bd. I/1, f. 18-21; vgl. Quellen zur Geschichte des Barocks in Franken unter dem Einfluss des Hauses Schönborn. 1. Teil (1693–1729), 2. Halbband, unter Mitverwendung der Vorarbeiten v. P. Hugo Hantsch, Andreas Scherf † u. Anton Chroust † bearb. v. Max H. v. Freeden (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte VIII/1, 1, 2). Würzburg 1955, S. 973-976, Nr. 1266. Von Freeden hält es für möglich, dass die undatierte Bewerbung Neumanns sowohl noch zur Zeit Johann Philipp Franz’ von Schönborn († 1724) als auch erst in der Amtszeit Fürstbischof Christoph Franz’ von Hutten (seit 1724) abgefasst worden sein könnte. – Die fehlende Besoldung für seine Zivilbautätigkeit erwähnt Neumann auch am 27. Dezember 1730 in einem Brief an Friedrich Karl von Schönborn (StAWü, Bausachen 355, Bd. I/2, 91. Prod., fol. 225r–228v; s.u. vgl. Karl Lohmeyer: Die Briefe Balthasar Neumann an Friedrich Karl von Schönborn, Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, und Dokumene aus den ersten Baujahren der Würzburger Residenz (Das rheinisch-fränkische Barock. Hg. v. Karl Koetschau u. Karl Lohmeyer 1). Saarbrücken-Berlin-Leipzig-Stuttgart 1921. S. 23; s. dazu v. Lüde: Bauwesen (wie Anm. 2), S. 46f., 136 ff., 162, Anm. 163. (zurück zu Text) 7) Zur Dienstlaufbahn Neumanns s. vor allem Bühling: Neumann (wie Anm. 5), passim. Zur Besoldung Neumanns und seiner Stellung bei hofe s.v. Lüde: Bauwesen (wie Anm. 2), S. 46, 136-142, 142-145 und Bühling: Neumann (wie Anm. 5), S. 275. (zurück zu Text) 8) Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf e. V.Joseph Keller: Baithasar Neumann. Artillerie- und Ingenieur-Obrist, fürstlich bambergischer und Würzburger Oberarchitekt und Bau-direktor. Eine Studie zur Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts. Würzburg 1896, 5. 19. (zurück zu Text) 9) Siehe z.B. das 1727 von Markus Friedrich Kleinert gemalte Porträt Neumanns, das folgende Beschriftung aufweist: „Seiner Hochfiirstl. / Gnaden zu Würtz / burg Obrist. Wacht. /Meister der Artillerie / Ingenieur, und Architect / Balthasar Neumann“ usw. (Aus Balthasar Neumanns Baubüro [wie Anm. 2], 5. 19 [Abb.] u. 5. 96-97). - S. ferner die zur Einweihung der Hofkirche von Balthasar Neumann herausgegebene Festschrift: Die Lieb zur Zierd des Hauß Gottes Dem Ost=Francken zur ohnvergeßlichen Erinnerung hinterlassen, Als Der Hochwürdigste des Heil. Römischen Reichs Fürst und Herr Herr Friderich Carl Bischoff zu Bamberg und Wirtzburg auch Hertzog zu Francken, usw., In Dero neu=aufgeführtem und nun verfertigtem Wirtzburgischen Bischoff= und Fürsten=Sitz Die prächtigst erbaute und kostbarst ausgezierte Bischoff=Fürstliche Hof=Kirch An dem 15. Sonntag nach Pfingsten, den 15. Sept. 1743, Mit denen gewöhnlichen Heiligen Alt=Christ= Katholischen Kirchen= Ceremonien, Höchst= feyerlich einzuweihen geruhet haben, [etc. I In öffentlichen Druck herausgegeben von Balthasar Neuman, Sr. Hochfürstl. Gnaden zu Bamberg und Wirtzburg, auch des Hochlöbl. Fräricki schen Crayßes Artillerie=Obristen, Ersterem Ingenieur, und Architecten, von welchem diese Hochfürstl. Residenz und Hof= Kirch ist angefangen, und vollendet worden. Würzburg 1745, Titelblatt. -Zum Status Neumanns als eines „gebrödeten“ Hofbediensteten siehe v. Lüde: Bauwesen (wie Anm. 2), 5. 142ff. (zurück zu Text) 10) StAWu, Bausachen 355, 514. Prod. fol. 223r224r; Lohmeyer. Briefe (wie Anm. 6), S. 153: Hans-Peter Trenschel: Würzburg. Residenz Denkspruch zum Richtfest, in: Aus Baithasar Neumanns Baubüro. Katalog (wie Anm. 2), S. 181, Nr. 82. (zurück zu Text) 11) Aus Balthasar Neumanns Baubüro. Katalog (wie Anm. 2), 5. 183, Abb. (Katalog-Nr 82). (zurück zu Text) 12) Zitiert nach Trenschel: Denkspruch (wie Anm. 10), 5. 181. Siehe hierzu auch Michael Renner: Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn und die Entstehungsgeschichte der Gedichte für das Richtfest der Residenz in Würzburg 1744, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 17 (1965), S. 4453. (zurück zu Text) 13) Hierfür spricht der in dem Denkspruch sich manifestierende souveräne Überblick über die einzelnen an der Errichtung des Bauwerks und seiner Ausstattung beteiligten Künste und vor allem einige von besonderem architektonischen Fachverstand zeugende Formulierungen, so wie etwa der folgende Passus: „Dort Kunst=verdruckte G ‚wölber so ausser Zirckel gehen“ (siehe: Aus Balthasar Neumanns Baubüro. Katalog [wie Anm. 2], S. 183, Abb. [Katalog-Nr. 82]). Vgl. Neumanns Charakterisierung der Wölbung des Gartensaals der Residenz in einem Brief an Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn vom 15. März 1744: „da mir [d.h.: wir] in der einristung des curiosen gewöhlms der sala terrena begrifen seindt, so hat es doch alle tag ahnfragspuncten gegeben, nunmehro aber; vndt, wie ich glaube, alle zweifel aufgelöst undt ins werck gesetzt, daß ich abkommen kan“ (StAWü, Bausachen 355, 485. Prod. fol. 156r-157r; vgl. Lohmeyer: Briefe [wie Anm. 6], 5. 138; s. hierzu auch v. Lüde: Bauwesen (wie Anm. 2), S. 105. (zurück zu Text) 14) Die Lieb zur Zierd (wie Anm. 9), S. 55-57. Der Denkspruch bis „Das gantze Werck an sich thut seinen Meister loben:“ mit Ausnahme des Doppelpunktes ist identisch mit dem Text vom 30. 12. 1744. In der nächsten Zeile fährt der Text folgendermaßen fort: „Doch wundre nicht zuviel, mein werther Wanders=Mann! Dann Künstler und Werck=Leuth, hat liter gewiesen an Ein grosser Fürsten =Sinn, der Selbst mit eingesehen, Wie all Gemächlichkeit, nebst Zierd und Kunst bestehen, nach ihrem Grund und RUJ, nach Theilung, Maas und Zoll, wie es die Bau=Kunst lehrt das Ordnung stehen soll. Dem kame ferner zu ein Obrist, heist Neumann, Der Kunstreich hat vollstreckt, was war gewiesen an. Der Bau ward angefangen, vor vier und zwantzig Jahr, Anjetzo ausgeführt durch G ‚brüdertes Fürsten =Paar, „etc. Paraphrasiert wurde der Denkspruch in der am Einweihungstage der Kirche von dem Hochfürstl. Geistlichen Rat und Kanoniker von Stift Haug Dr. Caspar Arnold Baum gehaltenen Ansprache (S 17-38) auf S. 30. (zurück zu Text) 15) Trenschel: Denkspruch (wie Anm. 10), S. 181. (zurück zu Text) 16) Ignatius Gropp: Wirtzburgische Chronick deren letzteren Zeiten, oder ordentliche Erzehlung deren Geschichten, Begebenheit= und Denckwürdigkeiten, welche in denen dreyen letzteren Hundert Jahr=Lauffen, das ist von dem Jahr 1500. bis anhero in dem Hoch=Stifft Wirtzburg und Franckenland bey Geistlich= 2( und Weltlichen Weesen sich zugetragen. Bd. 2: Anderer Theil von dem Jahr 1642 biß 1750. Würzburg 1750, 5. 584; s. auch: Würzburger Chronik. Bd. 2: Geschichte, Namen, Geschlecht, Leben, Thaten und Absterben der Bischöfe von Würzburg und Herzoge zu Franken, auch was während der Regierung jedes Einzelnen derselben Merkwürdiges sich ereignet hat, bearbeitet nach Gropp und anderen Quellen. Würzburg 1963, S. 366. (zurück zu Text) |
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17) S. den Versteigerungskatalog der Bibliothek
Balthasar Neumanns und seines Sohnes Franz Ignaz: Verzeichniss der
Bücher, Kupferstiche und Handzeichnungen aus der Verlassenschaft des
Fürstl. Würzburg Herrn Artillerie-Obersten und berühmten Architekten
Franz Michael Ignaz von Neumann, welche zu Würzburg im Gasthofe zum
Eichhorn den l8ten Junius und folgenden Tage 1804, jedes Mahl
Nachmittags von 2-6 Uhr öffentlich versteigert werden. Würzburg
1804, 5. 32, Nr. 581-82. Franz Ignaz Neumann hatte bekanntlich die
Bibliothek und die Plansammlung seines Vaters geerbt, so dass ein
großer Teil der Versteigerungsmasse aus Balthasar Neumanns Besitz
stammte (s. Hanswernfried Muth: Die „Sammlung Ekkert“ des
Mainfränkischen Museums Würzburg in: Aus Balthasar Neumanns Baubüro.
Katalog [wie Anm. 21, 5. 87-90, hier: 5. 87). Obwohl nicht
ausgeschlossen werden kann, daß erst Franz Ignaz (von) Neumann das
Werk Deckers für seine Bibliothek erwarb, erscheint dies als
unwahrscheinlich, da der Fürstliche Baumeister zur Schaffenszeit des
jüngeren Neumann sicherlich als völlig veraltetes Werk galt.
18) Paul Decker: Fürstlicher Baumeister, Oder
Architectura Civilis: Wie Grosser Fürsten und Herren Palläste, mit
ihren Höfen, Lusthäusern, Garten, Grotten, Orangerien, und anderen
darzugehörigen Gebäuden füglich anzulegen, und nach heutiger Art
auszuzieren. Bd. 1. Augsburg 1711, S. V. - Vgl. mit Paul Deckers
Auffassungen: Nikolaus Goldmann-Leonhard Christoph Sturm: Nicolai
Goldmanns vollständige Anweisung zu der Civil-Bau-Kunst Braunschweig
1699, 5. 146. - Zu Paul Deckers ‚,Fürstlichem Baumeister“ s. Barbara
Kutscher: Paul Deckers „Fürstlicher Baumeister“ (1711. 16).
Untersuchungen zu Bedingungen und Quellen eines Stichwerks. Mit
einem Werkverzeichnis. Frankfurt Main (u. a) 1995.
19) S. o. Anm. 9.
20) Vgl. dazu Ulrich Schütte: Die Lehre von den
Gebäudetypen, in: Architekt und Ingenieur. Baumeister in Krieg und
Frieden (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek Nr. 42).
Wolfenbüttel 1984, 5. 189-191.
21) Julius Bernhard von Rohr: Einleitung zur
Ceremoniel-Wissenschafft der grossen Herren. Neue Auflage (1. Aufl.:
1729). Berlin 1733 (Neudruck Hg. und kommentiert v. Monika
Schlechte. Leipzig-Weinheim 1990), 5. 79.
22) Max H. von Freeden: Balthasar Neumanns
Lehrjahre. Das Bruchstück einer Lebensbeschreibung aus
Familienbesitz im Vergleich mit Quellen und Überlieferung, in:
Archiv des Historischen Vereins von Mainfranken 71 (1937 38), 5.
1-18, hier: 5. 6-7, 11, 16; zu Neumanns militärischer Laufbahn s.
insbesondere Bühling. Neumann (wie Anm. 5), 5. 255ff.
23) S. o. Anm. 17.
24) S. Neumanns Gesuch an den Rat der Stadt Eger um ein
Darlehen vom März 1712 bei v. Freeden: Lehrjahre (wie Anm. 22), 5.
6.
25) S. dazu das „Verzeichnis“ der Neumannschen
Bibliothek (wie Anm. 17), 5. 23ff u. insbes. S.30-49.
26) Max Domarus: Würzburger Kirchenfürsten aus dem
Hause Schönborn: Gerolzhofen 1951, 5. 109-115, 158-162.
27) Zu Neumanns Vita s. Max H. von Freeden
Hans-Peter Trenschel: Daten zum Leben und Werk Balthasar Neumann,
in: Aus Balthasar Neumanns Baubüro. Katalog (wie Anm. 2), 5. 31-85,
hier: 5. 31-33.
28) S. hierzu zuletzt u. vorläufig: Stefan Kummer:
Balthasar Neumann und die frühe Planungsphase der Würzburger
Residenz, in: Balthasar Neumann Kunstgeschichtliche Beiträge zum
Jubiläumsjahr 1987. Hg v. Thomas Korth u. Joachim Poeschke. München
1987, 5. 79-91.
29) Kummer: Planungsphase (wie Anm. 28).
30) Schütte: Gebäudetypen (wie Anm. 20), 5.
189-204.
31) Diese Erkenntnis und alle folgenden auf die
Würzburger Residenz bezüglichen Mitteilungen gründen sich auf ein
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefordertes Projekt zur
Erforschung der „Genese der Würzburger Residenz“ am Institut für
Kunstgeschichte der Universität Würzburg (Prof. Dr. Stefan Kummer,
Dr. Verena Friedrich, Dr. Michaela Neubert). Die Publikation der
Forschungsergebnisse ist in Vorbereitung.
32) Gemeint ist der Inhalt aller gemalten und
plastischen figürlichen Darstellungen, wie z.B. der Ausmalungen, des
Statuenschmucks usw.
33) Vgl. dagegen noch Keller: Neumann (wie Anm.
8), 5. 29.
34) Lohmeyer: Briefe (wie Anm. 6), passim.
35) S. hierzu: Verena Friedrich: Rokoko in der
Residenz Würzburg. Studien zu Ornament und Dekoration des Rokoko in
der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz zu Würzburg (Bayerische
Schlösserverwaltung: Forschungen zur Kunst- und Kulturgeschichte 9).
München 2004.
36) S. hierzu zuletzt: Stefan Kummer: Johann
Prokop Mayers Planungen für den Würzburger Hofgarten, in: Verena
Friedrich (u. a.), Pomona Franconica - Früchte für den Fürstbischof.
Begleitbuch zur Ausstellung der Universitätsbibliothek Würzburg.
Würzburg 2007, 5. 227236, hier 5. 228-230.
37) v. Freeden: Stadtbaumeister (wie Anm. 2), S.
44ff, 79; Jörg Lusin: Die städtebauliche Entwicklung, in: Geschichte
der Stadt Würzburg. Hg. v. Ulrich Wagner. Bd. 2: Vom Bauernkrieg
1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Stuttgart 2004,
5. 264290, hier: 5. 284-287; Stefan Kummer: Das Würzburger Stadtbild
im Wandel, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 56
(2004), 5. 112-129, hier: 5. 122-124.
38) Erich Schneider: Die ehemalige Sommerresidenz
der Würzburger Fürstbischöfe in Werneck (Veröffentlichungen der
Gesellschaft für Fränkische Geschichte, 8. Reihe: Quellen und
Darstellungen zur Fränkischen Kunstgeschichte 14). Neustadt: Aisch
2003.
39) Veitshöchheim. Schloß und Garten. Bearb. v.
Walter Tunk u. Burkard von Roda, 4. Aufl. (Veröffentlichungen der
Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen).
München 1982.
40) Lohmever:
Briefe (wie Anm. 6). |
Heftausgabe August, Oktober und Dezember 2010 | Geschichte |
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