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Bericht der Polize zur Einbruchsituation in Mögelodorf

 

Heftausgabe August 2015 und Oktober 2015

 

Die Zahl der Einbrüche steigt, in Bayern über 28% in 2014, in Nürnberg über 24%. In Mittelfranken waren es 1.345 Einbrüche im Jahr 2014. „Vor allem professionelle Einbrecherbanden aus Osteuropa lassen die Zahlen so massiv in die Höhe schnellen“, berichtet Ulrike Löw in der NN vom 9.6.2015. Die im Zuge des G7-Gipfels durchgeführten Grenzkontrollen hatten ein immenses Ausmaß an Aufgriffen durch die Polizei zur Folge. Ich halte es für richtig, dass der Bayer. Staatsminister der Finanzen Dr. Markus Söder ein zumindest zeitweises Aussetzen des Schengen-Abkommens überprüfen will. Denn, so Söder in Bild am Sonntag vom 14.6.2015, Freizügigkeit sei zwar ein hohes Gut. Sie dürfe aber den Schutz der Bürger nicht gefährden.

 Am 20. Mai berichteten Herr Hohendorf von der Polizeiinspektion Nürnberg-Ost (Tel. 9195-0) sowie Herr Schiffer von der Innenstadt-„Wache“ im alten Zeughaus über die Einbruchsituation in Mögeldorf und die möglichen Schutzmaßnahmen dagegen. Der Vortrag beim Stamos war sehr gut besucht.

 

Ihre Polizei

Betrug, Diebstahl und Einbruch – diese Delikte sind so alt wie die Menschheit selbst und trotzdem aktuell.

Vor dem Hintergrund von steigenden Einbruchzahlen hat das Thema natürlich eine erhebliche Brisanz. Alle Überlegungen und Maßnahmen sollten mit ruhiger Hand geplant und umgesetzt werden. Herr Schiffer von der Innenstadt-Wache hilft Ihnen im alten Zeughaus, kommt aber auch zur Beratung nach Hause.

Die polizeiliche Erfahrung zeigt, dass es durchaus geeignete und wirksame Gegenmaßnahmen gibt. Um nicht missverstanden zu werden, eine hundertprozentige Sicherheit wird es niemals geben. Es muss heißen: „Machen wir es den Gaunern so schwer wie möglich!

Auch der oft gehörte Satz „Wir sind doch versichert“ erzeugt nur ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Selbst wenn ihnen materielle Schäden mehr oder weniger umfassend ersetzt werden. Das verlorengegangene Sicherheitsgefühl in den eigenen vier Wänden und die ideellen Werte sind nicht oder nur sehr schwer zurück zu bringen.

Es muss zunächst in technische und verhaltensbedingte Maßnahmen unterschieden werden. Beide stehen eigenständig nebeneinander und sollten sich idealerweise ergänzen. Aber ganz ohne mechanischen Schutz geht es doch nicht. Dieser ist natürlich mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden, der sich aber sicherlich lohnt. Für die technischen Maßnahmen gibt es ein umfangreiches Angebot von Produkten und Überlegungen. Es ist zwischen Nachrüstung der vorhandenen Elemente und Neuausstattung zu unterscheiden. Welcher Weg den Vorzug erhält muss individuell festgelegt werden. Häufig ist eine Nachrüstung zwar möglich aber wirtschaftlich eher nicht der vernünftigste Weg. Zu deutsch: „Die Soße wäre teurer als die Fische.“ Die polizeiliche Empfehlungspraxis fußt weitgehend auf Normen (DIN, VdS ...). Hat man sich entsprechend entschieden, kommt der gar nicht so unwesentliche Part des fachgerechten Einbaus dazu. Oftmals wird durch Schlampigkeit oder mangelnden Sachverstand ein an sich gutes Produkt „größtenteils entwertet“. Sprich, seine Eigenschaften können nicht oder nur unzureichend wirken. Der Teufel steckt schließlich häufig im Detail.

 

Stehen Baumaßnahmen und/oder Anschaffungen für Haus, Wohnung, Grundstück etc. an, empfiehlt es sich auch das Thema Sicherheit in die Überlegungen einzubeziehen. Leider schenken selbst erfahrene Architekten diesem Themenbereich oft nicht die ihm gebührende Beachtung. Nur weil etwas neu ist und den Vorgaben und Bestimmungen bezüglich Wärmedämmung, Stil, Gestaltung usw. entspricht, sagt das nur sehr bedingt etwas über den Schutz gegen Einbruch aus. Einbruchschutz ist ein gesondertes Thema. Er muss schon in der Anfangsphase der Planungen mit in die Überlegungen einbezogen werden. Sind Elemente erst einmal bestellt, geliefert oder gar eingebaut, wird eine nachträgliche Um- oder Nachrüstung meist sehr teuer und dann leider unterlassen. Ganz abgesehen davon, dass dabei oftmals Kompromisse eingegangen werden müssen, die leicht zu vermeiden gewesen wären.

 

Bei neuen Elementen – Türen, Fenster, Gittern, Rollladen, ... ist die DIN EN 1627 in der Widerstandklasse (RS) 2 für den normalen „Hausgebrauch“ einschlägig. Genormte Elemente finden sich bei industriell gefertigten Bauteilen. Bei Einzelanfertigungen durch einen Handwerker sollten sie neben einem widerstandsfähigen Grundmaterial tunlichst auf genormte Anbauteile achten. Bei Schließzylindern ist die DIN 18252 in den Angriffswiderstandklassen 1 oder 2, bei Türschutzbeschlägen die DIN 18257 ab Klasse ES 1, zu beachten. Erst die DIN 18251 ab Klasse 4 ist für Türeinsteckschlösser maßgeblich. Die einbruchhemmende Nachrüstung von Fensterbeschlägen ist z. B. in der DIN 18104 Teil 2 geregelt.

   

Weitere Link zum Thema Einbruchschutz - unterstützt von der Polizei:

 


 

Sie müssen sehen, dass z. B. eine Tür, die als Haustür angeboten wird, nicht automatisch und zwangsläufig auch die Kriterien erfüllt, welche momentan als Stand der Technik für einbruchhemmende Haustüren angesehen wird erfüllt. Auch die oftmals gestellte Forderung „Das soll schon eine gute Tür sein, die etwas aushält und wo nicht gleich jeder reinkommt“ ist nur bedingt als Vorgabe und Anforderungsprofil geeignet. Auch der Werkstoff (Holz, Kunststoff, Metall, ...), der Firmenname des Herstellers oder der Preis sollten nicht als alleinige Entscheidungsmerkmale herangezogen werden. Die Erfahrung zeigt, dass die gleichermaßen für handwerklich gefertigte Einzelstücke als auch für Elemente aus industrieller Fertigung gilt.

 An erster Stelle steht immer eine vernünftige mechanische Absicherung. Dies ist der elementare Gedanke beim Einbruchschutz. In manchen Fällen ist es darüber hinaus aber sinnvoll und gelegentlich auch notwendig, sie durch elektronische Maßnahmen zu ergänzen. Einbruch- und Überfallmeldeanlagen sowie Kameratechnik sind als ergänzende Maßnahmen zur mechanischen Absicherung zu sehen. Sie müssen aber den Nutzungsgewohnheiten angepasst, sehr sorgfältig geplant und installiert werden. Die nötige Wartung und eine eventuelle Alarmweiterleitung und gehören dazu. Bei Kameratechnik sind unbedingt datenschutzrechtliche Aspekte einzubeziehen.

 Grundsätzlich besteht die Möglichkeit sich bei der Polizei produkt- und firmenneutral beraten zu lassen. Auch bei Neubauten kann im Vorfeld eine Beratung anhand des Bauplans vorgenommen werden. Eine telefonische Voranmeldung ist unerlässlich. Bedingt durch die sehr hohe Zahl der Anfragen kommt es zu mehrwöchigen Wartezeiten. Für Mieter ist es sehr wichtig, dass sie vor entsprechenden „Umbaumaßnahmen“ ihren Vermieter mit einbeziehen.

 Einige wertvolle Tipps:

  • Verstecken Sie niemals Ihren Haus- oder Wohnschlüssel – Einbrecher kennen einige Verstecke aus Erfahrung.

  • Schließen Sie Fenster, Balkon- oder Terrassentüren auch bei kurzer Abwesenheit. Ein gekipptes Fenster ist leicht zu öffnen.

  • Ziehen Sie Türen nicht nur ins Schloss sondern versperren sie diese. Dies gilt auch für kurze Abwesenheit (Einkauf und Nachbarschaftsgespräch) und nachts.

  •  Lassen Sie bei Türen mit Glasfüllungen niemals den Schlüssel innen stecken. Dies gilt auch für abschließbare Fenstergriffe oder Zusatzsicherungen. Die Täter haben hier leichtes Spiel.

  • Erwecken Sie stets einen bewohnten Eindruck. Vermeiden Sie dauerhaft geschlossene Rollläden. Nutzen Sie Zeitschaltuhren für die Steuerung von z. B. Stehlampen im Hausinneren zu unterschiedlichen Zeiten.

  • Vertrauen Sie bei längerer Abwesenheit Ihre Wohnung oder Ihr Haus einem Nachbarn, Verwandten oder guten Bekannten an. Dieser könnte das Haus „hüten“, z. B. Briefkasten leeren, Rollläden öffnen und schließen, Rasen mähen etc.

  • Achten Sie in Ihrer Nachbarschaft auf verdächtige Situationen (z. B. fahren Fahrzeuge öfter sehr langsam vorbei, beobachten unbekannte Personen auffällig die Umgebung).

  • Notieren Sie sich Kfz-Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge.

  • Verständigen Sie bei verdächtigen Wahrnehmungen und Personen, unverzüglich die Polizei. Ihre Polizei kommt lieber zweimal zuviel als einmal zu spät zu Ihnen.

  • Stellen Sie sich einem vermeintlichen Verdächtigen nicht selbst in den Weg – alarmieren Sie immer zuerst die Polizei.

Weiterführende Hinweise und Wissenwertes finden Sie auch unter den Internetadressen:

www.polizei.bayern.de
und
www.polizei-beratung.de

Anmerkung:

Wie schnell man in eine solche Situation geraten kann, zeigt der Überfall auf die JET-Tankstelle in der Ostendstraße in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2015. Der Täter hatte in der Nähe des Tatorts einen Rucksack, ein Baseballcap und eine graue Kapuzenjacke weggeworfen. Anhand dieser Gegenstände fahndete die Polizei intensiv. Mit einer Hundestaffel nahm sie die Fährte auf. Von der Tankstelle flüchtete der Räuber durch die Unterführung bei der Thusneldaschule in das Wohngebiet zwischen Rettytrasse und Schmausenbuckstraße. Zwischen 1 und 2 Uhr stand der Polizeihubschrauber mit Suchscheinwerfer über dem Wohngebiet, die Polizeieinsatzwagen waren unterwegs, die Polizeihunde suchten in Einzelfällen die Gartengrundstücke ab. Als Bewohner habe ich die Situation natürlich verfolgt und versucht festzustellen, ob eine etwaige Flucht auf mein eigenes Grundstück fortgesetzt wird. Mein Sicherheitsgefühl ist jedenfalls nachhaltig beeinträchtigt worden. Daß dies nicht ganz unberechtigt ist, zeigt ja auch, dass nur unwesentlich später bei unserem Stamos bei Mögeldorf 2000 gleich zweimal eingebrochen wurde.                  

 

| Letzte Änderung: 20.10.2015