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mit folgenden Themen - Februar 2006
  1. Wasserkraftanlage an der Flussstrasse

  2. Neue Omnibushaltestelle in der Laufamholzstraße

  3. Anwesen Ziegenstraße 20 in der Denkmalschutzliste eingetragen.

  4. Geflügelzuchtverein Hebung Mögeldorf e.V. gegr. 1868.

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Mögeldorf Aktuell
Wasserkraftanlage an der Flussstrasse

Die Verwaltung hat hierzu wie folgt Stellung genommen:

„Das Wasserwirtschaftsamt hat als amtlicher Sachverständiger in mehreren Gutachten zu dem Antrag der Fa. Wasserkraftwerk Franken GmbH & Co KG zur Errichtung und zum Betrieb einer Wasserkraftanlage an der Pegnitz, Flussstraße Stellung genommen. Dabei wurden u.a. die Auswirkungen des Kraftwerks auf den Sandfang eingehend für verschiedene Ausbauvarianten und Wasserabflüsse untersucht. Die Variante mit Erhöhung des Wehres durch ein Schlauchwehr wurde nicht beurteilt, da eine Durchführung aufgrund der negativen Auswirkungen (Rückstau, Grundwasserstand) ausgeschlossen ist. Aufgrund einer Vereinbarung mit der Stadt Nürnberg vom 12.11.1980 ist der Freistaat Bayern für die Räumung des Seebodens, die Wartung des Sandfangs sowie das feste Überfallwehr am Sandfang des Wöhrder Sees unterhaltsverpflichtet.

Zusammenfassend hat das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg festgestellt:

´Durch das Kraftwerk werden zwar keine kritischen Fließgeschwindigkeiten für Erosion oder Suspension von Sedimenten erreicht, wohl aber für bodennahen Transport und Geschiebefracht. Es besteht somit die begründete Befürchtung, dass durch den Kraftwerkseinlauf in verstärktem Maße Sedimente ins Unterwasser verfrachtet werden. Aufgrund der eingangs geschilderten Verpflichtungen des Freistaats Bayern bezüglich des Sandfanges, des festen Wehres und letztendlich des Wöhrder Sees kann die – durch den hydraulischen Nachweis bestätigte – Gefahr einer Beeinträchtigung der Sandfangfunktion nicht hingenommen werden. Die Gewährleistung einer risikolosen Unterhaltung des Sandfanges liegt im öffentlichen Interesse. Der Sandfang muß auf Dauer und in uneingeschränktem Umfang dem Wöhrder See zur Verfügung stehen. Eventuelle spätere Änderungen im See und im Sandfangbereich aus ökologischen oder wirtschaftlichen Gründen wären auf Dauer nicht mehr möglich bzw. nur mit hohen Entschädigungsleistungen durchführbar. Aus den o.a. Gründen kann der Errichtung einer Wasserkraftanlage an diesem Standort nicht zugestimmt werden.

Darüber hinaus ist der Freistaat Bayern – vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg – auch Eigentümer des Gewässers, der Wehranlage und der Ufergrundstücke. Es liegt nicht im Interesse des Freistaats, dass durch eine Sekundärnutzung die gesetzlich und vertraglich festgelegten Unterhaltspflichten erschwert werden. Eine privatrechtliche Genehmigung, die Voraussetzung für die Errichtung einer Wasserkraftanlage ist, kann deshalb ebenso nicht erteilt werden.

Die Ablehnung des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg betrifft diesen Antrag. Damit ist nicht ausgesagt, dass an dem Standort generell eine Wasserkraftnutzung abgelehnt wird. Voraussetzung ist allerdings eine technische Lösung, die insbesondere die Probleme des Sandfangs berücksichtigt. Dem Antrag der Fa. Wasserkraftwerk Franken GmbH & Co KG konnte aufgrund der unbefriedigenden Lösung dieser Probleme nicht zugestimmt werden.

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Neue Omnibushaltestelle in der Laufamholzstraße

Die VAG hat am 25.11.2005 mitgeteilt:

„Sehr geehrte Frau Schaller,

am 12.10.2005 wurde die Haltestelle Ziegenstraße in Betrieb genommen. Am 24.10.2005 haben wir den Betriebsablauf ganztägig detailliert beobachten lassen. Folgendes Bild hat sich ergeben:

30 Aussteiger, 45 Einsteiger (jeweils Summe der Linien 40 und 45), davon 27 Umsteiger von der Linie 40 auf die Linie 45 (= 56% der gezählten Fahrgäste). Davon sind 23 in der morgendlichen Hauptverkehrszeit aufgetreten (=Zielgruppe). 20 davon haben sich auf nur zwei Fahrten zwischen 06.57 Uhr und 7.08 Uhr verteilt. Bei rund 80% der Fahrten sind die Busse an der Haltestelle Ziegenstraße durchgefahren (ganztags). Rückstauprobleme konnten nicht beobachtet werden.

Am 17.11.2005 haben wir nochmals die Betriebsabwicklung in der Hauptverkehrszeit beobachten lassen. Die am 24.10.2005 ermittelten Fahrgastzahlen wurden bestätigt. Die Verkehrsabwicklung funktionierte reibungslos; es waren keine Rückstauprobleme erkennbar. In Einzelfällen warten wenige Pkw für maximal 20 Sekunden hinter dem haltenden Bus.

Bei nur knapp der Hälfte der zwischen 06.30 Uhr und 08.30 Uhr angebotenen Fahrten musste ein Bus anhalten. Die maximal beobachtete Verspätung der Linie 40 betrug 7-8 Minuten. Durch die Errichtung der Haltestelle konnte dennoch ein Umsteigen auf die Buslinie 45 sichergestellt werden. Von den betroffenen Schülern kommt ein Teil aus Schwaig. Dort fährt die Buslinie nur alle 40 Minuten. Ein Ausweichen auf eine frühere Fahrt ist von daher schwer zumutbar.

Außer der Beschwerde einer Anwohnerin bereits vor der Inbetriebnahme der Haltestelle sind keine weiteren Klagen von Betroffenen bei uns eingegangen.

Im Rahmen unserer Jahreszählung werden wir weitere Informationen über die Entwicklung der Nachfrage an der Haltestelle Ziegenstraße gewinnen.“

Die Frage einer Dauereinrichtung wird weiter überprüft.    


Im letzten Heft 6 haben wir über unsere Bemühungen berichtet, die neue Bushaltestelle  Ziegenstrasse zu verlegen. Sie ist nunmehr no der beanstandeten Engstelle ca. 30 m westlich bis zur Einmündung der Ziegenstrasse verändert worden. Hier ist etwas mehr Platz. Wir danken der VAG für ihr Verständnis und Entgegenkommen.

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Anwesen Ziegenstraße 20 in der Denkmalschutzliste eingetragen.

Bei dem Anwesen Ziegenstraße 20 handelt es sich um ein sogenanntes Voitenhaus, ehemals zum Schmausenschloss zugehöriges Verwaltergebäude, erdgeschossiges giebelständiges Wohnhaus, aus Sandsteinquadermauerwerk, mit Eckpilastern, Satteldach und traufseitigem Ökonomieanbau, im Kern 16. Jahrhundert, Umbau um 1680, bez. 1765, mit integriertem Fachwerkpavillon von 1728 (dendrologisch datiert), im Garten Kelleranlage, wohl 16. Jahrhundert und Pumpschwengelbrunnen, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; Nachtrag vom 05.04.2005 MD 45, 45/4

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Geflügelzuchtverein Hebung Mögeldorf e.V. gegr. 1868.

In Rehhof gibt es einen Geflügelzuchtverein. Mitglieder des Vereins werden gebeten, mit dem Bürgerverein Kontakt aufzunehmen.

Wolfgang Köhler

 

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Mittagstisch in der Oase! Ein einmaliges Angebot im Herzen Mögeldorfs

Im Seniorenbegegnungszentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Mögeldorfer OASE in der Ziegenstraße 33 begegnen sich seit vielen Jahren ältere und jüngere Menschen aus Mögeldorf und den angrenzenden Stadtteilen zum Mittagstisch.

Es ist nicht nur das abwechslungsreiche und ausgewogene Mittagessen, das sie dort schätzen. „Neben dem guten Essen brauche ich einfach die Gemeinschaft, die wir dort miteinander haben“, erzählt ein regelmäßiger Gast des Mittagstisches. „Das Essen schmeckt einfach anders“, wird immer wieder gesagt, „wenn ich es mit anderen einnehme, als wenn ich alleine zu Hause esse.“ 

Sieben Tage die Woche – 365 Tage im Jahr!!

Das Besondere am Mögeldorfer Mittagstisch ist, dass hier Menschen sieben Tage die Woche kommen können und das während des ganzen Jahres. Ein „geschlossen wegen Urlaub“ gibt es nicht!

Die Evangelische Kirchengemeinde Mögeldorf wird auch zukünftig dieses einmalige Angebot in Nürnberg Dank Spenden und der Mithilfe von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen aufrecht erhalten.

Weitersagen – empfehlen – helfen

Damit dieses besondere Angebot auch weiterhin in unserem Stadtteil bestehen kann, ist es notwendig den Mittagstisch bekannt zu machen, zu empfehlen und Menschen auf dieses einmalige Angebot in Mögeldorf aufmerksam zu machen. Denn mit jedem neuen Gast wird die Zukunft des Mittagstisches gesichert.

 

Auch sind ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, die sich ab und zu ein 4-stündiges Ehrenamt zutrauen, herzlich willkommen.

Weitere Informationen bei Herrn Diakon Vogel (Tel. 9 95 41-50 oder 9 95 41-51).

Für die evangelische Gemeinde: Pfr. Kuno Hauck

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Mesotherapie – Mikroinjektionstechnik mit langer Tradition

Die Technik wurde erstmals 1952 durch den französischen Arzt Dr. Michael Pistor beschrieben. Die Technik besteht darin, dass kleinste Dosen eines Medikamentes in die Haut injiziert werden. Hierzu verwendet man sehr feine und kurze Nadeln (3 – 13 mm). Auf diese Weise wird das gewünschte Medikament direkt oder in die Nähe des zu behandelnden Areales injiziert.

Schmerzbehandlungen durch oberflächliche Injektionen waren schon früher bekannt. In der Zwischenzeit wird die Behandlungsmethode geschätzt in anderen Ländern Europas, in USA und Kanada.

In der ästhetischen Medizin sind von großer Bedeutung die verwendeten Injektionsmaterialien. Diese bestehen aus Vitaminen, Mineralien, Medikamenten und Aminosäuren sowie Hyaluronsäure. In der Regel wird eine Mischung aus den unterschiedlichen Substanzen verwendet.

Indikationen der Mesotherapie sind z.B. Durchblutungsstörungen, rheumatische Erkrankungen, Gelenkverletzungen, Migräneattacken, chronische Schmerzen. In der ästhetischen Medizin werden Hautverjüngung, Cellulite und Haarausfall behandelt. Bei der Hautverjüngung beispielsweise werden in Abständen von 2 – 3 Wochen in die zu therapierenden Hautareale die obengenannten Mischungen injiziert. Dieses wird 3 – 5 mal, je nach Hautzustand, wiederholt. Teure Cremes können damit ersetzt werden. Die Substanzen gelangen an den Wirkort, wo man sie eigentlich haben will. Dort bauen sie neue, jüngere Hautzellen und Fasern der Lederhaut auf.

Bei Interesse lassen Sie sich gerne einen Beratungstermin geben in der Klinik in Mögeldorf.

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Neues vom Archäologischen Spielplatz

Auf Initiative der Stadträte Prof. Dr. Hartmut Beck und Ulrike Hölldobler-Schäfer lobte der Förderverein Archäologischer Spielplatz die Erstellung einer wissenschaftlich aufbereiteten Dokumentation über Entstehung und pädagogische Erfahrungen mit diesem in Deutschland einzigartigen Spielplatzkonzept aus. So erstellte Alexander Steilers, Student an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Beck die Prüfungsarbeit „Freiwilliges Spielen, Erleben, Arbeiten und Lernen durch vorgeschichtliche Angebote“. Die Arbeit, die mit der Note „sehr gut“ bewertet wurde, liegt künftig an allen Hochschulen als pädagogische Arbeitsgrundlage vor. Ulrike Hölldobler-Schäfer ist es aber auch ein Anliegen, die Entstehungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Spielplatzangebotes dem Stadtarchiv als Part der Stadtgeschichte zur Verfügung zu stellen. In der Vorstandssitzung des Fördervereins hob sie in diesem Zusammenhang nochmals die exzellente Zusammenarbeit mit der Naturhistorischen Gesellschaft (NHG) und dem Jugendamt der Stadt Nürnberg hervor, die das Projekt tragen. Großer Dank gelte dabei Gabriele Prasser (Vorsitzende der NHG) und dem von den Spielplatzkindern heißgeliebten Bernhard Mayer, Leiter und guter Geist des Spielplatzes. „Dass mittlerweile hochangesehene internationale Museumseinrichtungen, wie das Ötzimuseum in Bozen, das Kindermuseum in Wien oder das Archeon in Eindhoven, von den praktischen Erfahrungen am Spielplatz in Rehhof profitieren wollen und den Austausch mit Bernhard Mayer suchen, das spricht für sein Geschick, den Kindern unsere Vor- und Frühgeschichte in kreativem Spiel zu vermitteln“ beschreibt Hölldobler-Schäfer den Erfolg der Einrichtung. Daher wolle man den Spielplatz auch in Zeiten einer leeren Stadtkasse weiter ausbauen und dabei Synergieeffekte , wie z.B., mit der Schreinerklasse der Berufsschule nutzen, die beim Bau eines weiteren Schuppens und einer „Rohbauhütte“ helfen soll. Das Keltenhaus, die Innenausstattung und der weitere Ausbau des Bereiches „Eisenzeit“ würde dann von den Spielplatzkindern in Gruppenarbeit erstellt .Ähnliches gelte für die nötigen Reparaturarbeiten an den bereits bestehenden Hütten, wo man auf die ehrenamtliche Hilfe des Mögeldorfer Architekten Jürgen Frost und ein „Handwerkersponsoring“ setze. Mit dem Hamburger Optikunternehmen Fielmann, das schon im letzten Jahr die Anpflanzung vor- und frühgeschichtlicher Pflanzen und Gehölze übernahm, sei man über die Finanzierung einer weiteren Pflanzaktion im Gespräch, die dringend benötigten Werkzeuge wolle man mit Hilfe der Nürnberger Firma Hoffmann-Werkzeugbau schultern, definierte Ulrike Hölldobler-Schäfer die Aktivitäten des Fördervereins. Zur Finanzierung der weiteren Ausbauarbeiten sei man aber dringend auf weitere Spenden angewiesen und bittet um einen Obulus für die kleinen „Heinrich-Schliemänner“ auf das Konto des Fördervereins Archäologischer Spielplatz bei der Sparkasse Mögeldorf, Kontonummer 2627780, BLZ 760 501 01 gegen Ausstellung einer Spendenquittung.

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Der Ebenseesteg - Von Dr. Horst-Dieter Beyerstedt

Am 15. April 1908 trat die Baufirma Popp und Weisheit, Nürnberg, Fabrikstraße 3, mit einem großherzigen Vorschlag an die Stadt Nürnberg heran: Auf eigene Kosten wollte sie zwischen Erlenstegen und der geplanten Villenkolonie Ebensee einen hochwasserfreien Talübergang schaffen und bat um die wasserpolizeiliche Genehmigung des Projekts. Was steckte hinter dieser Großzügigkeit einer doch auf Gewinn bedachten Privatfirma?

Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert war die große Zeit des Villenbaus am Rande der expandierenden Städte, wo gutbetuchte Bürger - Fabrikanten, Geschäftsleute, Rechtsanwälte, Professoren, Lehrer oder Ärzte – in unmittelbarer Stadtnähe und doch im Grünen die Vorteile des Stadt- und Landlebens zu verbinden suchten. So entstanden auch am Rande des Reichswaldes in Erlenstegen und Mögeldorf um diese Zeit große Villenviertel. Während aber die Villen Erlenstegens durch private Bautätigkeit entstanden, war die gegenüberliegende Villenkolonie Ebensee das Ergebnis kommerzieller Erschließung durch eine Privatfirma. Erst kurz zuvor hatte Popp und Weisheit das Gebiet am Ebensee gekauft, um hier eine große Villenkolonie von 75 Häusern anzulegen, und begann gerade in diesem Jahr 1908 nach den Plänen des Architekten Ludwig Popp mit den Bauarbeiten. Ein Umstand aber drohte das Erfolg versprechende Unternehmen zu beeinträchtigen. Während Erlenstegen gerade damals durch die Fortführung der Straßenbahn bis zur Eichendorfstraße an das städtische Verkehrsnetz angeschlossen wurde (die Einweihung des renovierten Bärenbrunnens am 13.11.1909 war der Dank des Stadtteils hierfür), sollte Mögeldorf erst 1914 von der Straßenbahn erreicht werden; bis dahin stand nur die – von Ebensee doch recht weit entfernte – Bahnstation zur Verfügung. Der Weg von Ebensee über die Heubrücke nach Erlenstegen aber wurde durch jedes Hochwasser unterbrochen. Diesem Zustand wollte Popp und Weisheit abhelfen: Der Ebenseesteg sollte den künftigen Bewohnern ihrer Villenkolonie Ebensee einen hochwasserfreien Übergang über die Pegnitz zur Straßenbahnhaltestelle Eichendorffstraße gewährleisten und damit den Wert der Grundstücke deutlich steigern.

Wie aber konnten die Benutzer des Steges zur Eichendorffstraße gelangen, wenn doch ein hoher Bahndamm Erlenstegen vom Pegnitzgrund trennt? Diese heute schwer vorstellbare Möglichkeit findet ihre Erklärung in den damaligen Wegeverhältnissen. Etwa 120 Meter östlich des Steges, gerade gegenüber der Einmündung der Eichendorffstraße, ermöglichte damals eine Unterführung ein bequemes und gefahrloses passieren des Bahndammes. Heute ist diese Unterführung verfüllt und dem übrigen Bahndamm angeglichen, und man muss schon sehr genau hinsehen, um eine Spur von ihr zu entdecken: Hoch oben am Rand des Bahndamms zeugen die zerbrochenen Reste eines Holzzaunes von dem Geländer, das einst den Südausgang der Unterführung absicherte.

Die weitere Behandlung des Vorschlags durch die Stadtverwaltung lässt sich einem Akt der Hauptregistratur entnehmen, der heute im Stadtarchiv aufbewahrt wird. Nach Anlage des Aktes und Bestimmung der Abteilung B II als zuständigen Sachbearbeiter wurden zunächst drei Seiten Bedingungen und Vorschriften für den „stets widerruflichen“ Bau formuliert; zudem war eine Mitteilung an das königliche Straßen- und Flussbauamt nötig (da noch nicht offiziell feststand, ob die Pegnitz zu den „Privatflüssen mit erheblicher Hochwassergefahr“ gehörte oder nicht) und die Benachrichtigung der Besitzer der Nachbargrundstücke, die durch entsprechende Anschreiben (gegen Empfangsbestätigung) aufgefordert wurden, binnen 14 Tagen ihre Einwendungen zu erheben. Einwendungen blieben aus, doch machten die Wiesenbesitzer zur Bedingung, den Steg hoch genug zu bauen (3,70 Meter), um ihn mit ihren Heuwagen unterqueren zu können. Das Jahrhunderthochwasser der Pegnitz Anfang 1909 führte zu einigen weiteren Planänderungen, dann konnte die Genehmigung erfolgen. Jetzt aber geriet die Baufirma in Verzug. Mehrmals mahnte das Bauamt zur Ausführung rückständiger Arbeiten „innerhalb von 8 Tagen“. Endlich, im Dezember 1909, waren die letzten Mängel beseitigt. Am 15.12.1909 konnte das Bauamt den Vorgang schließen.

Der neuerbaute Steg wurde von der Bevölkerung gerne angenommen. Dies ergibt sich aus einer Reihe von Schreiben, die Popp und Weisheit seit November 1911 an den Magistrat der Stadt Nürnberg richtete: Der Ebenseesteg sei von Popp und Weisheit nicht nur auf eigene Kosten erbaut worden, sondern werde noch immer von der Firma unterhalten. Er werde aber nicht nur von den Bewohnern der Villenkolonie Ebensee eifrig genutzt, sondern von der ganzen Nürnberger Bevölkerung, auch von Arbeitern aus dem östlichen Teil Mögeldorfs und von zahllosen Ausflüglern. Daher bitte Popp und Weisheit um die Anerkennung des Ebenseestegs als „öffentliches Verkehrsmittel“, seine Übernahme durch die Stadt und Rückerstattung der Kosten von 15.426,20 Mark für Grunderwerb und 12.363,38 Mark Baukosten, zusammen 27.789,58 Mark, die sich Popp und Weisheit vorsorglich notariell hatte beglaubigen lassen. Als die Stadt zögerte, der teuren Bitte nachzukommen, schob Popp und Weisheit eine Verkehrszählung nach: Am Dienstag, dem 12.3.1912 hatten von 5.30 Uhr morgens bis 9 Uhr abends 1.532 Personen die Brücke passiert, am Ostermontag – einem Feiertag mit schönem Wetter – waren es allein am Nachmittag sogar 6-7.000 Passanten. Da könne man bestimmt nicht davon sprechen, dass das private Interesse der Firma und ihrer Villenkolonie größer sei als das allgemeine Interesse; zudem käme dieser Verkehr ganz überwiegend der städtischen Straßenbahn zugute. Daher wiederholte Popp und Weisheit dringlich seine Bitte um Kostenerstattung und Übernahme des Steges in städtisches Eigentum.

Die Stadt schwankte. Gegen die Übernahme sprachen die Kosten, dafür die Möglichkeit, künftig als Grundbesitzer ein Mitspracherecht in wichtigen Fragen des oberen Pegnitztals wie z.B. bei der Festsetzung der Hochwassergrenzen zu erlangen. Schließlich übernahm die Stadt den Ebenseesteg gegen eine Abfindung von 16.000 Mark.

Trotz aller Zurückhaltung der Stadtverwaltung: Die Popularität des Ebenseestegs bei der Nürnberger Bevölkerung ist unbestreitbar. Dies zeigt nicht zuletzt das auf Seite 36/37 abgedruckte Bild aus dem Privatbesitz eines unserer Vereinsmitglieder. Von einem Platz am rechten Pegnitzufer etwas oberhalb des Steges, etwa in Höhe der Unterführung, schweift der Blick über die Talaue und den Ebenseesteg hinüber nach Mögeldorf. Noch heute bietet sich dem Spaziergänger ein ähnlicher Anblick. Ähnlich – aber nicht gleich! Der freie Ausblick auf Mögeldorf ist heute durch die hochgewachsenen Bäume des Pegnitzufers verstellt und kann nur noch vom Steg selbst aus genossen werden. Erstaunlicher aber ist die alles beherrschende Größe der Mögeldorfer Kirche, die ihr reales Vorbild, wie man es vom Ebenseesteg aus sehen kann, bei weitem übertrifft. Warum diese augenscheinliche Abweichung von der Wirklichkeit?

Der Maler, Georg Fritz R. Thiermann, wurde am 7.1.1862 in Schwarzenbach geboren und amtierte 1911-1923 als Pfarrer in Mögeldorf; später wirkte er in Obernsees bei Bayreuth. Das vorliegende, auf den 26.7.1921 datierte Gemälde fällt also genau in seine Mögeldorfer Zeit. Dieser Hintergrund erklärt wohl zur Genüge sein besonderes Interesse an „seiner“ Kirche St. Nikolaus und Ulrich. Umso überraschender der Titel des Gemäldes: „Erlenstegen“, nicht „Mögeldorf“, obwohl letzteres den Großteil des Bildes einnimmt. Aber schließlich gehört der Ebenseesteg zu beiden Stadtteilen.

Diesen Beitrag stellte uns freundlicherweise der Bürgerverein Jobst-Erlenstegen zur Verfügung. Wir bedanken uns, besonders aber bei Herrn Dr. Beyerstedt, dem Verfasser des Artikels, und bei Herrn Dr. Rusam für die Genehmigung zum Abdruck der Bilder.


Der Verbindungssteg Erlenstegen-Ebensee, Postkarte um 1920 (Bildwiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. H. Rusam.

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Vorhang auf“ für den Kindergarten St. Karl Borromäus

Ein Puppentheater ist für Kinder das Größte. Das weiß jeder, der schon einmal die leuchtenden Kinderaugen gesehen hat und sich von ihrer Begeisterung anstecken ließ. Leider war bisher der Besuch einer Vorführung für die Kinder des Kindergartens St. Karl Borromäus stets mit einer schwierigen Anreise mit dem Bus verbunden. Umso größer war die Freude bei der Leiterin des katholischen Kindergartens Frau Heidi Kestler bei der Scheckübergabe der Sankt Ulrich Apotheke durch Dr. Werner Vogelhuber. Frau Kestler möchte von dieser Spende gerne eine Vorführung eines Puppentheaters direkt in den Kindergarten holen, so dass es in diesem Jahr heißt „Vorhang auf“.

Als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk übergab Dr. Werner Vogelhuber einen Scheck in Höhe von 150 Euro.  Dieser Betrag kam auf dem 2. Weihnachtsmarkt der Sankt Ulrich Apotheke zusammen. Bei frostigen Temperaturen verkaufte das Team der Apotheke - zusammen mit prominenter Unterstützung von Radio F – unermüdlich Glühwein und Kinderpunsch für den guten Zweck. „Ich kann meine Füße nicht mehr spüren, aber für den guten Zweck friert man gerne mal ein bisschen.“, so Radio F Programmchef Michael Lein und genehmigte sich einen Schluck heißen Glühwein.

Ein Weihnachtsmann, der aus Luftballons Hunde, Bären oder Motorräder zauberte, jonglierte und andere akrobatische Kunststückchen vollführen konnte, verzückte kleine und große Besucher und ließ sie die Kälte vergessen. Aufgrund des großen Zuspruchs wird die Sankt Ulrich Apotheke mit Sicherheit auch in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsmarkt veranstalten.

Ein Weihnachtslied als Dankeschön von den Kindern des katholischen Kindergartens Fr. Kestler und Dr. Werner Vogelhuber bei der Scheckübergabe.
Michael Lein von Radio F und der vielseitige Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann zeigt Kunststückchen

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Neue Raubtiere im Tiergarten Nürnberg

Bereits im Sommer traf ein Buntmarder (Martes flavigula) aus dem Zoo von Novosibirsk im Tiergarten Nürnberg ein. Das Männchen lebte zunächst hinter den Kulissen, da das ehemalige Luchsgehege erst „mardergerecht“ umgestaltet werden musste. Nun wartet dieser Vertreter der größten Marderart noch auf seine Partnerin, die hoffentlich im kommenden Jahr eintreffen wird. Buntmarder zeichnen sich durch ihren kräftig gelb gefärbten Kehl- und Halsbereich aus und stammen aus Indien bis Sibirien, wo sie – besonders im Winter – auch in Familiengruppen jagen. Dabei können sie Huftiere bis Rehgröße oder sogar Dachse erbeuten. Für diese attraktive Tierart wird der Tiergarten eine neue Außenanlage bauen.

Ebenfalls neu sind im Tiergarten die Spanischen Wölfe (Canis lupus signatus), eine stark bedrohte Unterart von der Iberischen Halbinsel. Während vor sieben Jahren noch knapp 2000 Tiere gezählt wurden, geht man heute von maximal 1500 aus. Das Paar im Tiergarten kam aus dem Zoo Münster, der achtjährige Pablo ist ein Findelkind aus Spanien, also ein „Wildfang“, die sechsjährige Cora wurde im Zoo von Barcelona geboren. Die bisher im Tiergarten zu sehenden Timberwölfe sind in ihrer Heimat nicht bedroht und häufig in Zoos und Wildparks zu sehen. Deshalb machte der Tiergarten auf Wunsch der Europäischen Zoogemeinschaft das Gehege zugunsten der bedrohten Unterart frei, für die auch ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm existiert. Die Spanischen Wölfe sind etwas kleiner, zierlicher und erreichen nur ein Gewicht von 30 – 40 kg. Markenzeichen ist der dunkle Strich auf den Vorderbeinen und eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Gesichtszeichnung.                        

Dr. Helmut Mägdefrau, stv. Direktor

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Frage von Emigranten in Amerika

Lieber Herr Schuster,

Mein deutsch ist nicht so gut, aber ich versuche eine Frage zu stellen!

Ich lese das Website http://www.moegeldorf.de/geschichte/grossmutter/grossmutter.html ein bisschen, und ich habe das Wort “Zuckerstuekle” gesehen!  Meine Familie (Meier genannt) kam im 1865 aus Bayern (Neustadt a/d Waldnaab) und wir haben manchmal bei Weihnachten einen kleinen Kuechen gebackt und wir nennen ihn “Zuckerstickel.”   Wir wissen nichts ueber das Geschichte von dieser Rezept, und unsere Rezept ist sehr schwerig:  man muss Butter und Teig draussen im Kalt schlagen, usw.   Es macht man sehr muede!  Und wir wissen nicht mehr wo kommt diese Kuchen oder wie man es buchstabiert! Wissen Sie ob Zuckerstuekle im Moegeldorf ist wie unser Zuckerstickel??  Haben Sie vielleicht ein Rezept fuer Ihr Zuckerstuekle?  Es wurde meine Mutter sehr froh machen, wenn ich die Raetsel von Zuckerstickel loesen!

Mit freundlichen Grüßen, und Frohe Weihnachten

Jeffrey Kurz, J.D. · College Grants Officer

102B College of Public Health Building · Lexington, Kentucky 40536-0003

(859) 257-5678 ext. 82045 · (859) 257-6644 fax

Mein Ur-Ur-Großvater Falix Meier

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Mögeldorf  in alten Ansichtskarten
Vorgestellt aus der Sammlung Uwe von Poblocki Teil 13 – Schmausenbuck I

Nun wenden wir uns dem Schmausenbuck zu, einem der damals beliebtesten Nürnberger Ausflugsziele. Einem geschichtlichen Exkurs hierzu enthalte ich mich, da dies alles sehr schön in „unserem“ Mögeldorfbuch abgehandelt ist.

Hier jedoch stelle ich eine – kleine sensationelle - Neuentdeckung aus letzter Zeit vor: die vermutlich absolut früheste Darstellung des Schmausenbuck-Ensembles auf einer Ansichtskarte! Geschrieben knapp 3 Jahre nach Gründung des „Vereins zur Verschönerung der nächsten Umgebung des Schmausenbuck“ am 12.7.1884 von einem Mitglied der Familie Wünsch, der einer der Mitbegründer des Vereins war. Diese Karte ist deswegen so spektakulär, da man sich vor Augen führen muss, dass die bis dato frühesten Ansichtskarten erst 10 Jahre später, also ab Mitte der 1890er Jahre bekannt sind!

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Ausstellung im Stadtarchiv über Zerstörung und Wiederaufbau Nürnbergs zum 100. Geburtstag von Dr. Ing. Heinz Schmeißner

Mit einer Ausstellung im Stadtarchiv ehrt die Stadt Heinz Schmeißner, Baureferent während der Jahre des Wiederaufbaus, anlässlich seines 100. Geburtstages für seine Leistung beim Aufbau des zerstörten Nürnberg. Aufgrund des großen Publikumsinteresses ist die Jubiläumsausstellung, die nur für einen kurzen Zeitraum im März 2005 in der Ehrenhalle des Rathauses gezeigt wurde, noch bis 18. Dezember in der Eingangshalle des Stadtarchivs Nürnberg in der Norishalle zu sehen.

Heinz Schmeißner wurde in Nürnberg geboren. Er kam aus der „Münchner Schule“ der Professoren Theodor Fischer und German Bestelmeyer. Drei Jahre als Assistent von Professor Robert Vorhölzer bestimmten seine Haltung als Architekt, die dem Traditionalismus verbunden war. Gleichzeitig war er als Stadtplaner vorausschauend und der Zukunft zugewandt. Nach Tätigkeiten im Stadtbauamt München und im Hochbauamt Nürnberg war Heinz Schmeißner 1945 Hochbaudezernent für den Luftschutz und Kunstschutz in Nürnberg. Nach Kriegsende wurde er wegen des Verbergens der Reichsinsignien zu einer 5-jährigen Haftstrafe verurteilt. 1947 begnadigt, gewann er als freier Architekt zusammen mit Wilhelm Schlegtendal den Wettbewerb zum Wiederaufbau der am 2. Januar 1945 völlig zerstörten Stadt. Im Jahr 1948 konnte er wieder in das Hochbauamt eintreten und legte ein Jahr später als Hochbaureferent einen Grundplan zum Wiederaufbau der Altstadt vor. Im Jahr 1952 wurde Heinz Schmeißner zum Baureferenten der Stadt gewählt. Die Aufbauleistung, die das Baureferat unter der Leitung von Heinz Schmeißner zwischen 1948 und 1970 erbrachte, ist beachtlich.

Bereits während seiner Zeit beim Hochbauamt stellte sich für Heinz Schmeißner als eine der ersten großen Aufgaben im Jahr 1936 die Planung des neuen Tiergartens.

Die architektonische Konzeption sah vor, relativ kleinen Baukörper dezentral harmonisch in die Landschaft einzufügen. Dieser landschaftlichen Einbindung diente auch die Verwendung des an Ort und Stelle gebrochenen rötlichen Sandsteins und die Einbindung mit Strohdächern. Auf diese Weise entstanden das Eingangsgebäude, das Menschenaffenhaus, das Flusspferdehaus, das Elefantenhaus, der Wirtschaftshof und die Waldschänke. Das interessanteste Bauwerk bildet das runde Raubtierhaus, das- von außen nicht sichtbar- ganz in das Felsmassiv eingebaut ist und Tageslicht von oben erhält. Bereits im Mai 1939 konnte der Neue Tiergarten eröffnet werden, der von der Bevölkerung sofort als attraktive Erholungslandschaft angenommen wurde. Im 2. Weltkrieg erlitten die meisten Gebäude erhebliche Schäden. Die Wiederherstellung erfolgte in der alten Form. Ergänzende Neubauten, wie das Giraffenhaus und das Delphinarium, entstanden in moderner Form.

Für seine Verdienste um den erfolgreichen Wiederaufbau der Stadt, insbesondere der Altstadt, erfuhr Heinz Schmeißner zahlreiche Ehrungen; Heinz Schmeißner verstarb 1997 im Alter von 92 Jahren in Nürnberg.

In Würdigung der Verdienste Heinz Schmeißners wurde vom Baureferat der Stadt Nürnberg eine reich bebilderte Broschüre herausgegeben: unter dem Titel Stadtentwicklung -Zerstörung –Wiederaufbau werden darin detailliert die Zerstörung Nürnbergs und die große Wiederaufbauleistung aufgezeigt (erhältlich zum Preis von E 7,– in der Eingangshalle des Stadtarchivs, beim Bürgerinformationszentrum, Hauptmarkt 18 und beim Dienstleistungszentrum Bau,  Lorenzerstraße 30). Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Baureferent Dipl. Ing. Wolfgang Baumann für die Genehmigung zum Abdruck dieses Auszuges.        

 

    Ulrike Hölldobler-Schäfer

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Diakonie-Zentrum Nürnberg-Mögeldorf Begegnungsstätte „Oase“ – Ziegenstraße 33

Der andere Malkurs – für ängstliche, Anfänger und Fortgeschrittene

Durch individuelle Förderung können auch Sie zur Bildgestaltung, zum eigenen Bild kommen. – Kein Abmalen!

Hanne Völkel ist seit über 30 Jahren freischaffende Künstlerin und gibt seit 10 Jahren auch Malkurse. Es macht ihr Spaß, zu helfen, eigene Kreativität wieder zu entdecken oder den Fortgeschrittenen auch durch anspruchsvollere Themen weiterzuhelfen.

Kurs I:  jeweils Donnerstag, 16.30 – 18.00 Uhr, 14 Kurstage, bis März 2006

Kurs II: jeweils Donnerstag, 19.00 – 21.00 Uhr, 14 Kurstage, bis März 2006

Kursbeginn: Donnerstag, 17. November 2005

Kurs III bis VII an Samstagen, 9.30 – 12.30 Uhr

am 19.11., 3.12.2005, 4.2. und 18.3.2006.

Beratung und Anmeldung: Hanne Völkel, Atelier und Wohnung Nürnberg-Laufamholz, Tel. 09 11/50 32 16 (Anrufbeantworter)

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In Memoriam Philipp Rapold

Fortsetzung aus Februar

Draußen immer noch, und nun noch viel lauter, das ganze Bombenszenario: Pfeifen – Bumm – Krach! Immer wieder, mal ganz nahe, mal etwas entfernt. Jetzt leuchtet ein Streichholz auf und wird zur Kerze. Aber man sieht nur einen schwachen Schein, der ganze Raum scheint voller Nebel zu sein. Aber es ist Staub und Dreck, der sich auf die Atemwege legt. Alles hustet, noch ein Licht flackert auf, und noch eines. Man ist sprachlos. Dann die ersten Rufe. Die Großeltern tasten sich auf uns zu, hustend und Dreck spuckend – aber man lebt. Die Mutter hat eine tiefe Schramme im Gesicht, ein niederstürzender Balken muß sie schwer erwischt haben. Sie blutet an der rechten Schläfe, auf der Stirn. Alles ist voller Blut, auch ich, sie stand ja schützend über mir. Mit großen Augen werde ich wohl um mich geblickt haben, das alles wohl nicht recht verstehend.

Eine Nachbarsfrau, so merkt man jetzt, liegt unter eingestürzten Balken. Sie scheint schwere Verletzungen an den Füßen zu haben. Sie stöhnt und wird dann bewußtlos. Noch ein Licht wird entzündet und noch eines, aber der Staub will nicht weichen. Und dann nochmals ein Getöse, ein fürchterlicher Schlag. Alle Lichter gehen aus. Wir spüren einen kräftigen Luftsog, eine schützende Mauer muß gebrochen sein und jetzt vernehmen wir ganz deutlich, ganz nah, was sich da draußen alles abspielen muß. Ein Orgeln und Pfeifen liegt in der Luft, als ob hundert Feuerwerke auf einmal abgebrannt werden. Schräg über uns, wo die Hausecke eigentlich sein müßte, klafft ein etwa drei Meter großes Loch in der Decke. Durch das Loch sehen wir den taghell erleuchteten Himmel. Ein Krachen und Heulen, ohrenbetäubend für all unsere Sinne. Schlagartig hat sich der Staub verzogen. Plötzlich wieder ein Bersten und dumpfes Poltern und durch das Loch prasselt Schutt und brennendes Gebälk herunter. Offensichtlich brennt das ganze Haus. Weg, weg, auf die Seite! Jemand trommelt mit den Fäusten gegen die verschlossene Nottür zum Nachbarhaus: „Hilfe, laßt uns raus! Hilfe, helft uns!“ Tatsächlich dreht sich der Sperriegel und mit einigen Schwierigkeiten gelingt es, die Nottür aufzumachen. Im Nachbarhaus scheint sich der Schaden in Grenzen zu halten. Der Luftschutzwart, ein besonnener Mann, scheint die Lage sofort überblickt zu haben und sorgt dafür, daß die Hausbewohner so schnell wie möglich ins Nachbarhaus fliehen können, da jeden Augenblick damit zu rechnen ist, daß das Haus zusammenfällt. Zuerst wird natürlich die erheblich verletzte Frau geborgen und versorgt. Was aus ihr geworden ist, vermag ich nicht zu sagen. Meine Mutter bekommt einen großen Kopfverband im anderen Haus, als Nachbar kennt man sich ja.

Draußen geht immer noch das infernalische Bombardement weiter. Nachdem die Schutztür zu unserem Haus wieder geschlossen war, drängen sich zwei Hausgemeinschaften, so gut es halt möglich ist, in einem viel zu kleinen LSR eng zusammen. Durch das Bombenloch im eigenen Haus war es empfindlich kalt geworden, daß das Angebot des Zusammenrückens dankbar angenommen wird. Die schwerverletzte Frau wimmert hin und wieder vor sich hin, aber vorläufig ist ja an ärztliche Versorgung nicht zu denken. Wir sitzen alle im Bunker fest und es wäre geradezu tödlich, jetzt einen Ausbruchsversuch zu unternehmen. Irgend jemand hat sogar noch wärmenden Tee für die nun insgesamt fünf Kinder, darunter ich, die wir nun eng zusammensitzend eine alte Matratze in Beschlag genommen haben.

Obwohl draußen der Luftangriff weiter tobt, sagt einer der Nachbarn in die Stille des Raumes hinein: „Wenn mier des alles ieberlem, mach iech z’Fouß er Wallfahrd nach Neimargd aafm Mariahilfberch!“ Und im Hintergrund fängt ganz plötzlich eine Frau zu beten an: „Vater unser, der Du bist im Himmel…“ Zögernd und leise mitmurmelnd fallen einige andere ins Gebet ein: „Geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe…“

In dem nun wieder hermetisch abgeschlossenen Luftschutzraum sind immer noch die dumpfen Einschläge der berstenden Bomben zu hören. Das Haus zittert und bebt und stöhnt, aber das Geschehen scheint sich merklich in eine andere, entferntere Richtung zu verlagern. Heute wissen wir, daß das Bombardement nur 25 Minuten dauerte. Gegen 19.40 Uhr kam die ersehnte Entwarnung. Fast hätten wir sie überhört, denn die meisten Sirenen waren bei dem Luftangriff zerstört worden.

Unter den Betroffenen gab es auch einige beherzte Frauen und Männer, die, nachdem das Schlimmste überstanden war, die Übersicht behielten und den verängstigten Leuten auch wieder das Selbstvertrauen zurückgaben. Ein Kundschafter wurde ausgesandt und als er nach einer halben Ewigkeit zurückkam, schien es, daß er das, was er gesehen hatte, gar nicht fassen konnte: „Alles ist hin“, erklärte er, nachdem man aus ihm nichts Konkretes herausbringen konnte. „Unser Haus steht noch, eures ist noch zur Hälfte da.“ Sonst sähe er weit und breit nur Feuer, Rauch und Schutt. „Es ist einfach nichts mehr da“, würgte er schluchzend hervor und weinte dann fassungslos und schüttelte dabei nur immer wieder den Kopf. Nun galt es, mehrere Entscheidungen zu treffen. Obwohl man es uns anbot, wir mußten für meine Mutter eine ärztliche Betreuung für ihre Kopfverletzung finden, und so schlugen die Großeltern und meine Mutter das Angebot ab, im Haus zu bleiben.

Es wurde beschlossen, die uns bekannte Verbandstelle und Rotkreuzstation im Bunker des Bismarck-Schulhauses aufzusuchen. Mit einigen anderen Bewohnern und herzlichen Verabschidungen verließen wir zögernd und ängstlich über das Treppenhaus den LSR des Nachbarhauses und traten ganz vorsichtig auf die Straße hinaus. Straße? Wo war eigentlich die Straße? Vor uns, neben uns Berge von Schutt. Die Häuser, vielmehr, das was noch irgendwie als Gebäude erkennbar war, stand hell in Flammen. Eigentlich war stockfinstere Nacht, aber das Flammenmeer machte diese Nacht zum hellichten Tag. Schnell bewegten wir uns vom Haus weg, da überall brennendes Gebälk herunter stürzte und die Gefahr bestand, nach der wundersamen Rettung durch Unachtsamkeit das Leben doch noch zu verlieren. Und dann sahen wir erst unser eigenes Haus. Von den fünf Stockwerken standen nur noch drei und die ganze Eckfront des Hauses, worunter sich der zweite Luftschutzraum befand, war einfach nicht mehr da. Eine Sprengbombe hatte offensichtlich alles zerfetzt. Keine Maus wäre aus dem nicht benutzten LSR herausgekommen, falls sich die Hausbewohner anders entschieden hätten. Unsere Wohnung, so meinten wir, sei rein äußerlich noch intakt, bis auf das letzte Zimmer, das auf die Hausecke zuging, das war verschwunden. Natürlich alle Fenster vom Luftdruck der Minen zersplittert und mehr als die Hälfte des Hauses ein einziges Trümmermeer. Das Nachbarhaus, das uns den Überlebensschutz gewährt hatte, stand tatsächlich als einziges noch fast völlig ungeschoren da. Später erfuhren wir, daß im übernächsten Haus elf Tote zu beklagen waren. In unserem gesamten Wohnblock hatte es annähernd 30 Tote gegeben. Großvater wollte noch versuchen, einen Blick auf sein Hab und Gut zu werfen. Aber schon der Zugang im Treppenhaus war total verschüttet, außerdem stand zu befürchten, daß herabstürzende Balken Schlimmes anrichten könnten.

So wandte sich die Familie mit dem bescheidenen verbliebenen Gepäck in Richtung Rotkreuzstation. Unvergeßlich für mich als kleiner Bub das vorsichtige Tasten durch den Schutt und über noch glimmende Holzteile durch die brennende Welserstraße. Da konnte es vielleicht noch intakte Zeitzünderbomben geben, die mit Verzögerung zur Detonation kamen. Bei den vorhergehenden Angriffen waren viele Menschen dadurch noch zu Tode gekommen. Überall sahen wir nun Menschen, die sich aus den verschütteten Bunkern selbst herausgruben und so konnten wir über unser eigenes Schicksal noch einigermaßen zufrieden sein. Von einem noch nicht lang angelegten Löschteich schöpften etliche Menschen Wasser, aber es war nicht ersichtlich, wo man mit dem Brändelöschen anfangen sollte. Feuerwehren waren nicht auszumachen. Die Feuerwache Ost war, wir erfuhren es erst später, ebenfalls ein Opfer des Angriffs geworden. Erst bei der nicht mehr vorhandenen Straßenkreuzung Bismarkstr./Welserstr. empfanden wir das ganze Ausmaß der Zerstörung:

Nürnberg war innerhalb von knapp einer Stunde ausgelöscht worden, es lag in Schutt und Asche.

Nach langem Stehen und Warten fanden wir endlich Aufnahme in den umfangreichen Bunkeranlagen unter dem relativ gut erhalten gebliebenen massiven Bismarck-Schulhaus. Meine Mutter wurde ärztlich versorgt und die Familie fand ein Plätzchen, wo man zunächst die restliche Nacht bleiben konnte.

Sobald es möglich war, erkundete der Großvater, was aus unserem Hab und Gut geworden war. Das in der Wohnung verbliebene Mobiliar war weitestgehend zerstört. Einige spärliche Habseligkeiten konnten aus den Trümmern geborgen werden. Anderes hatte man durch vorzeitige Auslagerung retten können. Der für uns so wichtige Garten des Großvaters war durch einen direkten Bombentreffer dem Erdboden gleichgemacht worden. Der kostbarste Besitz, die Haustiere und Lebensmittelvorräte schienen sich einfach in Nichts aufgelöst zu haben, denn dort wo sonst die Stallungen standen, gab es nur einen mehrere Meter tiefen Graben und ein noch tieferes Loch, in welchem allerlei Gerümpel herumlag.

Auch mich hatte es besonders getroffen. Mit meinem im Gartenhaus aufbewahrten neuen Leiterwagen war auch meine Eisenbahn verschwunden. Ich besaß eine weitläufige Eisenbahnanlage aus Blech, Marke Bing, welche heute eine kostbare Rarität wäre. Die Lok setzte Spiritus und Dampf in Bewegung. Etliche Anhänger beförderten allerlei unsinniges Zeug im Garten herum. Ich liebt sie heiß und wurde von meinen Spielkameraden glühend darum beneidet. Im Umkreis von über 50 Metern lagen die zerfetzten Gleise, vom rollenden Material keine Spur mehr. Ich war fassungslos.

Eine Zusammenfassung über die Geschehnisse dieses schlimmsten Tages unserer Stadtgeschichte und der folgenden Ereignisse lasse ich nachfolgen, wobei ich mehrere authentische Quellen nutzen konnte.

Bei dem Luftangriff am 2. Januar 1945 der englischen und amerikanischen Bombergeschwader der alliierten Luftwaffe starben 1.794 Menschen, es gab 4.000 Schwerverletzte, 6.000 Verschüttete konnten lebend geborgen werden, manche erst nach Tagen. 95% der historischen Altstadt wurde entweder zerstört oder schwer beschädigt.

Vieles war unwiederbringlich verloren, obwohl die Bürger dieser Stadt eine beispiellose Wiederaufbauleistung erbracht haben.

Denken wir aber auch noch an den 13./14. Februar 1945, also kaum mehr als vier Wochen nach dem Untergang Nürnbergs, als man Dresden, eines der herrlichsten Kleinode unseres Landes im Bombenhagel untergehen ließ. Aber noch viel schlimmer war, daß in dieser Stadt tausende von schutzsuchenden Flüchtlingen umkamen.

Auch noch am 20./21. Februar 1945 wurde Nürnberg nochmals durch Bombardements schwer heimgesucht. Der noch heil gebliebene Nürnberger Süden und Westen und große Teile unserer Nachbarstadt Fürth, überwiegend Wohngebäude, gingen in der Zerstörung unter. Selbst die nicht mehr existierende Altstadt mußten die Alliierten nochmals umpflügen, damit im sich abzeichnenden Frühjahr frisch angesät werden konnte…

Aber für welchen Preis?

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