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Besuch der Akademie der Bildende Künste - am 5. Juli 2003 |
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Welch spannender, aber auch
ereignisreicher Tag für den Bürgerverein! Zunächst am frühen Nachmittag eine
Führung durch die Akademie der Bildenden Künste und am Abend dann das
alljährliche, diesmal 50. Schlossfest. Das eigentliche spannende Element war
den ganzen Tag über das Wetter! Hatten wir doch viele Sonnentage bisher
genossen, war die Wetterlage heute nicht ganz so eindeutig. Bezogener Himmel,
leichter Regen – das führte auch dazu, dass die Schar der Mögeldorfer
Bürger nicht allzu groß war, die sich der Besichtigung anschlossen. Frau Dr. Gerstl, die
Pressesprecherin der Akademie, hatte netterweise die Führung übernommen und
zeigte uns aus der Jahresausstellung 2003 einige Exponate von Studentinnen und
Studenten der Akademie. Wie immer bei Kunst – und bei moderner Kunst ganz
besonders – gehen die Meinungen bei der Betrachtung der vielfältigen
Kreationen auseinander. Hilfreich kann da auch die eine oder andere Erklärung
des Künstlers zu seinem Werk sein. Wir hatten das Glück, dass wir einige
Studentinnen und Studenten zu ihrem Werk befragen konnten und so einen
besonderen Zugang zu den Ausstellungsbeiträgen bekamen. Die Jahresausstellung wird alljährlich im Sommer durchgeführt und stellt den Höhepunkt des Akademiejahres dar. Verbunden ist das Ganze mit einer Preisverleihung. Die eingereichten Arbeiten dürfen nicht älter als ein halbes Jahr sein. Dieses Jahr haben sich 298 Studentinnen und Studenten – aus den insgesamt 14 Klassen mit 340 eingeschriebenen Studierenden – mit insgesamt 349 Arbeiten beteiligt. Sie stellten ihre Arbeiten in den Pavillons bzw. als Außenarbeiten aus. Die Studierenden streben den Beruf des freien Künstlers, des Kunsterziehers an Gymnasien (Staatsexamen), des Innenarchitekten (Diplom) oder des Grafikdesigners (Diplom) an. In den freien Studiengängen ist als Abschluß der Titel "Meisterschüler" möglich. Neben München hat Nürnberg die einzige Kunstakademie in Bayern. Wer hier angenommen werden will, muss zur Bewerbung eine so genannte "Mappe" mit eigenen Arbeiten einreichen. Besteht man die Aufnahmeprüfung folgt eine Probezeit vor dem Hauptstudiengang. Das Diplom für Innenarchitektur wird es ab dem kommenden Wintersemester nicht mehr geben, der Studiengang wird in einen Masterstudiengang umgewandelt.
Frau Dr. Gerstl hob hervor, dass
die Jahresausstellung mit einer Prämierung verbunden ist. So gibt es einen
Akademiepreis in Höhe von 5.000 Euro und ein Reisestipendium, das die IHK
Nürnberg für Mittelfranken stiftet. In diesem Jahr verlieh die Jury von drei
auswärtigen Kunstexperten zwei erste und einen zweiten Akademiepreis. Einen
ersten Preis errang Carolin Chwalinski für ihre Arbeit "Unsere Akademie
soll schöner werden". Sie hat die betongraue Wand der Ausstellungshalle
der Akademie auf Zeit bunt gemacht: Eine Unmenge von Plastiktüten –
interessanterweise auch von Unternehmen und Geschäften, die in Nürnberg so gar
nicht mehr existieren – hat sie mit Klebeband wie ein riesiges Plakat
zusammengeklebt. Im Eingangsbereich der Akademie sahen wir dann eine Tafel mit
Stecknadeln, d.h. die Stellen, an denen normalerweise an diese als Schwarzes
Brett benutzte Tafel Nachrichten für die Studierenden mit Stecknadeln haften,
hat die Künstlerin mit den Stecknadelköpfen betont. Wir erfuhren, dass die
Studierenden die Kosten für ihre Kunstwerke selbst tragen, d.h. auch immer nach
Sponsoren Ausschau halten. In der Ausstellungshalle, wo die Klasse von Prof.
Hans Peter Reuter ihre Beiträge zeigte, interessierte uns eine Installation von
Pia Zierhut, die im letzten Jahr das Reisestipendium der IHK für eine Reise
nach New York erhielt. Sie zeigte ihren damals preisgekrönten Film integriert
in einer Art überdimensionale Aufklappkarte, so wie man es bei
Glückwunschkarten finden kann. Durch Zufall machten wir auch Bekanntschaft mit
der 1978 geborenen jungen Künstlerin Veronika Scherstnerva. Sie erklärte uns
ihr Doppelbildnis, das den Eindruck erweckt, man sehe in einen Spiegel. Weitere
Kunstwerke waren der gläserne Beichtstuhl oder die Büste einer Frau ganz aus
Glas, die aus Schichten aufgebaut war. Thomas Heilmeier, Jahrgang 1975, sieht
sich ganz in der Tradition Dürers – so kleidet er sich wie der alte Meister
und auch seinen Bildern ist eine Affinität nachzuspüren. Es wird mit den
unterschiedlichsten Materialien gearbeitet, auch mit Wachs, wie es die Arbeiten
von Gabriel Gruß zeigten. Die Arbeiten eines weiteren Preisträgers brachten
unter den Besuchern Diskussionen: Es ging um Lichtinstallationen, besonders um
einen Raum, der mit einer Straßenlampe ausgestattet war. Dies allein wäre noch
nicht diskussionswürdig, aber die Lampe ist scheinbar defekt. Sie summt
unangenehm. Die Besucher, die in dem Teamraum Platz genommen haben, sind
irritiert. Durch die Erklärungen von Frau Gerstl wird klar, dass in diesem
Raum, der hauptsächlich für Seminare genutzt wird, eine Menge Diskussionen
stattfinden. Mit dieser Raumsituation setzte sich der junge Künstler Nadim
Vardag auseinander und erhielt für seine Straßenlampeninstallation ebenfalls
einen ersten Akademiepreis. Der weitere Rundgang führte uns
zu Ausstellungen der Klassen von Prof. Ottmar Hörl, der in diesem Jahr durch
sein Hasenprojekt auf dem Hauptmarkt von sich reden machte, hier fielen uns
verschiedene Videofilme auf, u.a. einer von Christa Schuster, der Wasser in den
verschiedensten Strömungszuständen zeigte. In der Klasse von Prof. Ralph Fleck
sahen wir Landschaftsmalerei. Der Studierende Stephan Heimerl erklärte uns in
der Klasse von Prof. Christine Colditz seine Farbkompositionen. Ein Grottenolm
aus Papier, auf den Blütenblätter von der Decke fallen, fand unser besonderes
Interesse in der Klasse von Professor Rolf-Gunter Dienst. In dem Pavillon, in
dem die Klasse von Prof. Christian Höpfner – dem Bildhauer der Frauenfigur am
Mögeldorfer Plärrer – ausstellte, trafen wir Michael Sikorski, der uns das
Entstehen einer Skulptur anhand einer von ihm modellierten Wachsfigur erklärte.
Zum Abschluss besuchten wir noch die Ausstellungsräume der Klasse für Gold-
und Silberschmieden, die von der Präsidentin der Akademie, Frau Prof. Ulla
Mayer, betreut wird. Ein Teelöffel, in den ein Kugelschreiber integriert war,
begeisterte uns ebenso sehr wie die Tannenzapfen-Broschen – es gab
vielfältige Einblicke. Christoph Straube, der mit seinen Kommilitonen an einer
von der Professorin durchgeführten Studienreise nach Südkorea teilgenommen
hatte, erklärte uns seinen Beitrag zur Jahresausstellung. Frau Dr. Gerstl verabschiedete uns nach diesem Rundgang, nicht ohne uns zur nächsten Jahresausstellung der Akademie der Bildenen Künste im Juli 2004 herzlich einzuladen. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Herr Köhler, bedankte sich im Namen aller Mitbesucher für den informativen Rundgang und so manche Besucherin und Besucher nahm sich vor, sich wieder einmal mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen.
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Letzte Änderung: 30.09.2014 |