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 Johann Kreutzfelder (Nürnberg 1577-1632 Nürnberg),
Bildnis des Bartholomäus Viatis (Venedig 1538 – 1624 Nürnberg),
Ölgemälde auf Leinwand, 1614, 130 x 107,5 cm

Heftausgabe Juni 2016

Sehr geehrter Herr Köhler,

 

im Oktober fand ich in meinem Briefkasten die aktuelle Ausgabe von „Unser Mögeldorf“ vor, in dem sich ein Bericht mit Abbildung zu unserer Neuerwerbung „Bildnis Bartholomäus Viatis“ befindet. Vielen Dank, dass Sie diesem sehr schönen Gemälde so breiten Raum eingeräumt haben.

 

Mittlerweile haben wir durch weitere Forschungen neue Erkenntnisse zu diesem Gemälde ermitteln können und ich würde mich freuen, wenn Sie diese Ihren Vereinsmitgliedern noch mitteilen könnten.

 

Das Gemälde wurde in der Zwischenzeit aufwändig gereinigt, anschließend konnten mehrere Schichten von alten Firnissen entfernt werden, so dass sich der Gesamteindruck des Gemäldes im Vergleich zu der Abbildung in Ihrem Heft deutlich geändert hat. Im Bereich des Gesichtes und der Hände ist das Inkarnat nun wesentlich frischer und detaillierter, die Blutadern und weitere Einzelheiten der Hände sind nun deutlich zu erkennen. Die weißen Spitzen am Kragen und an den Ärmelaufschlägen leuchten noch deutlicher hervor. Die feine Haarstruktur des wertvollen Pelzes und die Verzierungen an den Kanten sind nun als mit feinstem Pinsel ausgeführt zu erkennen. Insgesamt wirkt das Gemälde dadurch noch prunkvoller und künstlerisch wertvoll, als man es bereits vor der Restaurierung erahnt hat.

 

Jetzt sieht man auch, dass sich Bartholomäus Viatis in einem geschlossenen Raum mit dunkler Holzvertäfelung aufhält. Der Nagel, an dem das Wappen hängt und der im neckischen Trompe-l‘œil-Effekt ausgeführt wurde, ist jetzt überhaupt erst als solcher zu erkennen. Weitere Details des Wappenringes an der linken Hand sind nun entzifferbar.

Ganz wichtig ist aber, dass wir bei der Firnisabnahme links oben unterhalb des Wappens verborgen unter mehreren Schichten Firnis eine äußerst schwer erkennbare Signatur gefunden haben. Sie ist mit sehr dunkler, fast schwarzer Farbe auf sehr dunklem Grund ausgeführt und nur die Tatsache, dass die Schrift einen anderen Glanz aufweist, lässt die Inschrift erkennen.

 

Der Text der Signatur lautet: „Johan[n]es Creutzfelder Nornberg Pinxit“. Dies ist nach aktuellem Wissensstand der erste nachweisbare Beleg einer ausgeführten Signatur von Johann Kreutzfelder.

 

Johann Kreutzfelder wird bei Georg Kaspar Nagler und in der aktuellen Literatur als Monogrammist mit den Initialen „JC“ geführt. Auch diese Monogramme (manchmal verbunden mit einer Jahreszahl) sind sehr schwer zu erkennen, da auch diese sehr dunkel auf dunklem Grund ausgeführt wurden.

 

Eine gesicherte Zuschreibung eines Kunstwerkes zu einem Künstler steigert natürlich dessen Wert ernorm. Und das Wissen, dass es sich hier tatsächlich um ein Gemälde von Johann Kreutzfelder handelt, ist für die weitere Einschätzung des Gemäldes sehr wichtig.

 

Angesichts der Bedeutung Bartholomäus Viatis‘ als einer der erfolgreichsten Kaufleute um 1600 in Süddeutschland und seinem entscheidenden Beitrag, den er zur Einführung des Banco Publico in Nürnberg geleistet hat, haben wir uns dazu entschlossen, das Gemälde nicht in der Nähe des „Schönen Zimmers“ des Pellerhauses im Stadtmuseum Fembohaus auszustellen, - wie Sie in Ihrem Bericht schreiben – sondern wir präsentieren das Gemälde inm dritten Stock des Stadtmuseums Fembohaus in Zusammenhang mit „Fernhandel“ und „Nürnberger Münzwesen“.

 

Anbei habe ich Ihnen auch ein aktuelles Foto des nun neu erstrahlten Gemäldes beigefügt und würde mich freuen, wenn Sie Gelegenheit fänden, sich dieses herrliche Meisterwerk Nürnberger Malerkunst direkt vor Ort im Stadtmuseum Fembohaus anzusehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ursula Kubach-Reutter, M.A.

Leiterin der Gemälde- und Skulpturensammlung

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Letzte Änderung: 22.07.2016